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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (8) — 1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.42423#0301

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Orr Neckar» Sott crschcink
ipöchrntlich zwrimat, Dirnstaqs
u Frkiinq» Der Sivonnrincius-
Pin» venögi für ein I^I>r i ft-
ttz kr., für cm halbe» Jahr 5/,
k>,, stn ein Lirrrrljahr so kr.


Die Einrlickuna-gcdühr für sic
.ocspalicnr Zelle oder drrra
dtaum biträgl 2 kr. Bei An-
zciqrn, woiüber dir Erpcdiliau
liurkunft cilhell!, 3 kr.

Freitag, den 30. August 1844.


Buntes ml§ der Wert.
Mebemet AU scheint sich doch eines Anderen, Bes-
seren besonnen zu buben. Vor derHand ist er wenig-
stens wieder nach Aterandrien zm lickgekehrt, und wird
auch, obgleich er noch immer Ni-manden vor sich !äft,
die Regierung wieder übernehmen.
In Eartsriibe Huk ein Engländer, der mit einem
Beamten in einem Hause znsammenwcbnke, und dessen
Kinder Ine des Beamten fortwährend mißhandelten, was
zu schriftlichen Erklärungen zwischen Beiden führte,
dem Beaiiiien Henn N'aelstwüsegehrn aufgepaßt und seine
Pistolen auf ihn abgcschoffen. G listlie! er..e;se hat kein
Schuß getroffen.
Eine telegraphische Depesche des Marschall Bageand
dringt die Nachricht, daß die französische Armee ans
7000 Mann Infanterie und j^OO Mann Eavallerie
bestehend, von 20,600 Mauren angegriffen und um-
ringt worden sei. Die Depesche konnte wegen des Ne-
bels von den Telegraphen nicht weiter befördert wer-
den. Sic schließt mit den Woiten: der vollständigste
Sieg bat unö....
(Schluß der telegraphischen Depesche, f Der vollstän-
digste Sieg ist uns geblieben. Unsere Infanterie, die
fest zusammcnlsteit und etwas späier auch unsere (Zaval-
lerie, haben Wunder von Tapferkeit gethar. Wir ha-
den nacheinander alle Pager (der Maroccaner), die einen
Raum von mehr als einer Reue bedeckten, genommen.
Elf Geschützstücke, sechzehn Fahnen, tausend bis zwötf-
bunderr Zelle, worunter das des SobneS des Kaisers,
sein Sonnenschirm, bei den Maroccanern der Eomman-
dostab, sein ganzes, ibm persönlich zngcbörendcS Gc-
päcre, eine große Menge Kriegsmunition und eine un-
ermeßliche Berste sind in unserer Gewalt geblieben. Der
Feind hat etwa achthundert Totste auf dem Schlacht-
feld gelassen. Unser Ve.lnst, obschon empfindlich, ist
gering zu rechnen für eine Schlacht, der wir den Na-
men »Schlacht am Isly-> geben wcrcen.
In Warschau sind kürzlich 60 Schüler des Nachts
aus ihren Wohnungen geholt und auf die dortige (Zi-
tadelle gebracht worden.
Einige englische Seeoffiziere haben Briefe geschrie-
ben , die in der Times veröffentlicht sind, und worin
das Benehmen des Prinzen Ioinville sehr getadelt wird.
Wenn das ewige Schüren und Aufreizen solcher ein-
flußreichen Zeitungen nicht aufbvrt, die aufgeregten
Genn'fther zu erhitzen, ist kaum abznsebeu, wie ein
Krieg zwischen England und Frankreich vermieden wer-
den soll.

Freudenreich und Dolorosus.
iZottscpum;.)
lluleidest 'er Marchese über Ludw'gs Verderben
brütete, weifte dieser sorglos bei Terefina. In wo-
uigen Wochen sollte die Vermahlung vollzogen und
so Beider Wunsch befriedigt werden. Noch einen

Aussing, wenn auch nicht so weit, wie der, welcher
ibn aus der Heimat entführte/wollte er machen.
Der Vesuv, dessen Haupt er nun schon jeden Tag
in der Ferne crlchaut, zog ihn, wie jeden Feem den
an. Dem Marchese, den er noch am heutigen Aben-
de traf, ibeitle er seinen Plan mit und dieser war
nut Deuten cebolig, sein Gefährte zu sein.
— Wir haben ja schon eine größere Reise recht
sreh mit einander gemacht, sprach er, ich führte Euch
in das Land, wo Euch des Glückes Stern erglänzt,
drum wild auch vielleicht jetzt meine Führung Euch
zu eiwas Gutem teilen.
— Es bleibt dabei! antwortete Ludwig, und
man beschloß, am fnötigen Mittage bei Tercsina
zusammenzulressen und von dort die Reise anzulre-
ten. - Mi! heimlicher Schadenfreude, die sich aus
seinem Antlitze spiegelte, ging der Marchese in sei-
nem Zimmer ans und ab. — Du hass Dir, deut-
scher Gefährte.' sprach er lach.lud, Dein Grab selbst
ausel sehen! Wo 'Andere sich mit einem Hügel be-
gnügen, wählst Du Dir einen Riekenbera. Ich
aonne ihn Dir, bald schläfst Du in seinem tobenden
Innen n ruhig und sanft und störst mich und meine
Liebe nicht mehr! — Jsi er fort, wird Terefina
meinen Wünschen sich wohl geschmeidiger zeigen,
denn auch von ihr gilt ja unser Sprichwort: Eon-
tniio (!n»>j cwefti, uontnno dal uiioia! aus den
Augen, aus dem Sinn! — Für Dich, Du kecker
Deal scher! steigt morgen die Sonne zum letzten
Male auf, die folgende besirahlt schon Dein Grab!
Wahrend er so dem Vorsätze, der in seiner Brust
gereist, Worte lieh, pochte es leise an die Thüre.
Schauernd fuhr er zusammen und fragte zitternd:
Wer ist's, der noch in später Nacht meine Ruhe
stört?
—- Macht auf, Signor! antwortete leise eine un-
brlannle Stimme, macht auf! dringende Nachricht
bringe ich Euch
Rasch griff Cassini nach der geladenen Pistole
und öffnete. Emc lange Mannsgestalt, tief in den
weiten Mantel gehüllt, den großen Hat ins Gesicht
gedrückt, trat herein und übergab ihm einen Bries.
— Nehmt und befolgt seinen Inhalt! sprach leise
der Unbekannte und entfernte sich rasch. Erstaunt
sah ihm der Marcbrse »ach — Sonderbar! mur-
melte er, und erbrach den Brief, dessen Inhalt al-
les Blut aus seinen Wangen jagte. Er lautete:
Nene, gewichtige Anzeigen Eurer Anstiftungen
und Theilnabme bei den letzten S-aatsunruben find
bei der Vicaria einqclanfcu. Euer Korf bat noch
nie so wenig fest auf den Schullern gesessen, w r
,letz', darum sucht ihn in Sicherheit zu bringen.
 
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