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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

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Nr. 11 - Nr. 20 (13.Januar - 24. Januar )
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Nummer 17. LL. Jahrgang.


Samstag, LS. Januar 18S4.


für Heidelberg und Umgegend
(Würger-Zeitung).

Jnsertionspreisr
die Ispaltige Petitzeilc oder deren Raum S Pfg.,
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holung entsprechender Rabatt.

Expedition: Hauptstraße Mr. 26.

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vierteljährlich 1 Mark ohne Bestellgeld.
-- l
Expedition: Aanptltratze Mr. 26.

GeLesenftes Matt in Stadt rr. Anrt Heidet^e^g nird Ltnrgegeird. Gvötztev Lvfolg füv Inserate.

SkSK" Telephon-AnfchUch Nr. 162.

Fsvtwähvett-
b:Nden von allen Postanstalten, Landbriefträgem,
Unseren Agenten unv Trägerinnen Abonnements
entgegengenommen.

LandwirthschafLskammern.
Aus Berlin wird geschrieben: Die preußische
Thronrede kündigt nur eine einzige Vorlage von
größerer Bedeutung an, die über die Errichtung
bon Landwirthschastskammcrn. Die Art und
Weise, wie dieser Gesetzentwurf vor das Land ge-
bracht wird, rechtsertigt das Nrthcil, daß mau es
hier mit einer der entscheidendsten Reformen zu
thun haben wird, zu deren Durchsetzung jemals
sine Volksvertretung berufen worden ist. Mit
schwerer Sorge erfüllt den König die schwierige
^age der Landwirthschast. Eine neue Gestaltung
der Rechtsverhältnisse des ländlichen Besitzes wird
^gestrebt, die ihn in den Stand setzt, auch un-
günstige Zeiten zu überwinden. Auch wenn
die sofort nachfolgende Erläuterung es nicht sagte,
müßte man aus dieser Ankündigung schon Her-
Auslesen, daß ein umsangreiches und tiefgehendes
^hstem korporativer Gestaltung einschneidend in
die bisherigen Formen der Rechts- und Kredit-
derhältnisfe eingefügt und diese Formen an be-
deutsamen Stellen geradezu sprengen soll.
, , Man wird bis auf Weiteres annehmen dürfen,
daß die neue Berufsorganisation der Landwirth-
Ichast einen Zwangscharaktcr tragen soll. Ohne
diesen Charakter und beiin Prinzip freiwilligen
Beitritts könnte sie unmöglich die wichtigen Auf-
gaben erfüllen, die die Thronrede den Landwirth-
ichaftskammern zuweist. „Gemeinsame Einrich-
tungen" sollen von den Kammern zur Hebung
der Landwirthschast betrieben werden. Nachdem
Putzer schon offiziös das Beispiel der Taaffe'schen
Hinterlassenschaft eines österreichischen Agrar-
gesetzes als vorbildlich für den preußischen Ent-
wurf der Landwirthschastskammcrn herangezogen
Garden ist, wird die Vermuthung wohl gcrecht-
sertigt sein, daß die in jenem österreichischen Ge-
setzentwurf vorgesehenen Zwecke auch für die
s^eußischen Landwirthschaftskammern maßgebend
'M sollen. Im österreichischen Entwurf wird
g- A. der genossenschaftliche Betrieb des Einkaufs
?vn Saatgetreide und Zuchtvieh, wie namentlich
bf genossenschaftlichen Produkte bestimmt. Das
Mt aber an Wichtigkeit noch zurück hinter die
dxr Thronrede angekündigte „Verbesserung
Kreditwesens und Beseitigung der Uebelstände,
auf der übermäßigen Verschuldung des
Grundbesitzes und den ungeeigneten Formen der-
sMen. beruhen." Die Umwandlung der Hypo-

oder
Auf dunklen Wegen.
Roman von Dr. Vd. Wagner.
(Fortsetzung.)
„Mr. Orrin, der Landverwalter," flüsterte
,"s. Jngestre Alexa zu, dem Mann nachsehend,
er durch die Halle schritt. „Er ist so nnbe-
,srbt unter den Pächtern, wie der Marquis be-
Mt ist. Ex ist schon lange in der Familie ge-
. rsen und Jedermann mochte ihn auch gern, als
M frühere Marquis noch lebte, aber er hat jetzt
strenge Anordnungen getroffen. Sie klagen
.ft Lord Montheron über ihn, aber dieser weigert
LN, ihn zu entlassen, weil er so lange in der
Mnnlie gewesen ist und für deren Interessen
I'Mt. Aber alle Vorstellungen und Verweise
Men bei Mr. Orrin gar keinen Erfolg. Kein
"Zunder also, daß ihn die Leute hassen!"
>. Alexa konnte diese Beschreibung mit dem ehr-
'wen, bekümmerten Gesicht des alten Mannes
nicht in Einklang bringen.
i r "3ch habe nun den Landverwalter gesehen,"
suchte fix, „und auch er scheint mir unfähig,
' Mn Mord begehen zu können. Ich glaube, daß
sowohl, wie Puffet, durchaus unschuldig au
Verbrechen ist. Der Kreis, in welchem ich
M Frage, wer den Mord begangen hat, er-
Mrn muß, zieht sich immer enger zusammen
-Zd zsigt mir eine Spur, welche mein Herz mit
schrecken erfüllt."

thekenschulden in amortisirbare Genossenschafts-
schulden wird event. beabsichtigt.
Eine Staatsregierung, die eine dermaßen
weitausschauende gesetzgeberische Umwälzung unter-
nimmt, muß sich über die Einzelheiten ihres
Planes, der naturgemäß erst nach langen Jahren
Wirklichkeit werden kann, sehr genau klar ge-
worden sein, wenn sie sich nicht dem Verdachte
aussctzen will, zur Beschwichtigung einer vorüber-
gehenden Unzufriedenheit eine Politik der bloßen
Versprechungen zu treiben. Das Abgeordneten-
haus wird verlangen dürfen, daß die Negierung
auch diejenigen Einzelheiten des Resormwerkes,
die für jetzt noch nicht in Angriff genommen
werden können, wenigstens in den leitenden Grund-
zügen entwickelt.
Deutsches Reich.
Berlin, 19. Januar.
— Während in früheren Jahren die Blätter
regelmäßig allerlei Mittheilungen über den Inhalt
der Neujahrsansprache des Kaisers an
die kommandirenden Generäle zu machen
wußten, wurde heute nicht einmal eine Vermuthung,
geschweige denn eine bestimmte Nachricht laut. Nun-
mehr aber bricht die „Tägl. Rundschau" da« Still-
schweigen und behauptet, der Kaiser habe über den
Spielerprozeß inHannover gesprochen und
besondere Vorsicht in der Auswahl der zur Reit-
schule nach Hannover zu kommandirenden Offiziere
empfohlen. Ferner äußerle der Kaiser, wie das
genannte Blatt behauptet, den Wunsch, daß in der
BcseitigungderModethorheiten in der
Armee fortgefahren werde, und schließlich
befahl er, daß ihm von jeder Svldaten-
Mißhandlung vom betreffenden Vorgesetzten
sogleich noch vor Einleitung der Untersuchung tele-
graphische Meldung gemacht werde. — Es ist nicht
unmöglich, daß der Kaiser diese Gegenstände mit
den Korpskommandeuren besprochen hat, eine Be-
stätigung der Meldung des Berliner Blattes liegt
aber nirgendwo vor, sodaß eö sich ebensogut um
ein Erzeugniß geschickter Kombination handeln kann.
— JnderBesprechung der preußischen
Thronrede äußern liberale Blätter ihr Erstaunen
darüber, daß darin nur von der Aothlage derLand-
wirthschaft und kein Wort vom Handel, Gewerbe
und der Industrie gesprochen werde, als obs in
Deutschland nur Agrarier gäbe. Die „Börsenztg."
sagt: „Gestern noch Agrardemagogie, heute Werth-
schätzung der Grundfesten des Staatswohls. Ein
schroffer Gegensatz der leitenden Stellen im Reiche
und in Preußen trete zu Tage. In Preußen sollen
die Konservativen als Regierungspartei festgehalten
und gepflegt werden. Von dieser Stunde ab sei
es unzweifelhaft, daß. wenn im Reiche die brennenden
Fragen nicht gütlich und gemeinschaftlich mit den

34. Kapitel.
In den Ruinen von Montheron.
Als Lord Kingscourt in das Gesellschafts-
zimmer zu Mont Heron trat, war er ebenso er-
freut wie überrascht, Alexa daselbst in Nirs.
Jngestre's Gesellschaft anzutreffen.
Der Graf hatte kaum Zeit, einige Worte
mit seiner Geliebten zu wechseln und seine Freude
über ihr Hiersein auszusprechen, als der Marquis
von Mont Heron erschien. Dieser war unge-
wöhnlich still und machte auf Alexa den Ein-
druck, als sei ihm ihre Anwesenheit im Schloß
nicht angenehm, jedoch wurde sdiese Befürch-
tung durch seine Freundlichkeit gegen sie ver-
scheucht.
Lord Kingscourt führte Alexa zu Tisch
und der Marquis bot seiner Schwägerin den
Arm. Die Herren erzählten von ihrer Wasser-
fahrt und begaben sich nach dem Essen mit den
Damen ins Familienzimmer. Auf Ersuchen
spielte und sang Alexa und wurde in einer Arie
von Lord Kingscourt begleitet. Nach dieser
Unterhaltung wurde ein Besuch des Wintergartens
und der Gewächshäuser unternommen. Der
Abend verging für Alexa sehr angenehm. Es
war Niemand hier von dem sie gekränkt worden
wäre. Mrs. Jngestre sah sie für die Freundin
der Lady Wolga an und das war genügend,
um sie anzusporuen, alles zur Unterhaltung
des Mädchens aufzubieten, bis sie von Müdig-
keit übermannt wurde und in ihrem Lehnstuhl ein-
schlummerte.
Lord Montheron zog sich in sein Zimmer

Konservativen gelöst werden, die Fortjüdrung des
neuen Kurses durch die gegenwärtig amtirenden
Männer ihre Begrenzung in absehbarer Zeit haben
muß."
— Betreffs der nächsten geschäftlichen Dis-
positionen des Reichstages besteht die Absicht,
nach Beendigung der Weinsteuerdebatte zunächst
die noch rückständige Erledigung verschiedener Gesetz-
entwürfe vorzunehmen, nach diesen die Finanz-
reformvorlage und später den Etat zu berathen.
— Der Abschluß der russisch-deutschen Zollver-
trags-Verhandlungen, die von konservativ-
agrarischer Seite fortgesetzt energisch bekämpft werden,
und die Ueberweisung der Handelsvertragsvorlage
an den Reichstag wird innerhalb der nächsten
Wochen erwartet.
— Nach der „Voss. Ztg." forderte der Bund der
Landwirthe den ReichSlagsabgeordneten v. Un-
ruhe-Bombst auf, sein Mandat niederzulegen, weil
er für den rumänischen Handelsvertrag gestimmt habe.
— Wegen Herbeiführung einer Vereinigung
zwischen der freisinnigen Vereinigung und der
freisinnigen Volkspartei fand gestern Abend in
Anwesenheit verschiedener Abgeordneten eine liberale
Versammlung statt, welche kein endgültiges Ergebniß
hatte. Weitere Versammlungen werden einberufen.
Neue liberale Vereine sollen gebildet werden.
— Viel Aufhebens wird jetzt gemacht von dem
„Nothruf", der von den Vorständen von 42
Gemeinden in der Umgebung von Dresden an die
sächsische erste Kammer gelangt ist über ungebühr-
liches Treiben der Sozialisten in der Umgebung
von Dresden. Die Petition verlangt vor allem,
daß die Reichsregierung ihre zuwarteude, passt e
Haltung im Interesse der bürgerlichen Gesellschaft
aufgeben und „die erforderlichen gesetzgeberischen
Maßregeln ergreifen werde." — Wenn alles das wahr
ist, was in dem „Nothruf" aufgeführt wird, so kommen
in der Umgegend Dresdens schwere Zuwiderhandlungen
gegen die geltenden allgemeinen Gesetze über die Ord-
nung auf öffentlichen Straßen und in den Wirths-
häusernseitens derSozialisten vor. Solche Unordnungen
abzustellen, reichen aber die vorhandenen Gesetz-
bestimmungen vollständig aus, vorausgesetzt, daß
die dazu berufenen Organe nicht völlig unfähig
sind, dieselben zu gebrauchen. Wäre dies aber der
Fall, so helfen auch neue Strafparagraphen nicht
das Mindeste.
Ausland.
Budapest, 19. Jan. Im Abgeordnetenhause
wird die Berathung der Gesetzes-Vorlage über die
Zivil-Ehe Anfangs nächster Woche beginnen.
Madrid, 19. Jan. Aus Melilla wird ge-
meldet, daß Marschall Martinez Eambos sich nach
Magazan begab.
Rio de Janeiro, 19. Jan. Bei Nicthero»
fand zwischen den Schiffen der Aufständischen und

zurück und so blieben die Liebenden sich allein
überlassen. Der Graf benutzte die Gelegenheit,
zu versuchen, Alexa zu einer baldigen Heirath
zu bewegen. Er sagte ihr, daß er auf seinen
Brief an ihren Vater noch keine Antwort erhalten
habe, daß er aber hoffe, dieser werde seinen
Wünschen nichts mehr entgegenstellen. Seine
Vorstellungen und Bitten waren jedoch vergebens,
denn Alexa erklärte, daß sie nicht heirathen
werde, selbst wenn ihr Vater eine Einwilligung
geben sollte, so lange noch jenes Hindernis; vor-
handen sei.
Der Abend war zu kurz für die Liebenden.
Halb elf Uhr erwachte Mrs. Jngestre, und da
dies die Zeit war, wo sie zur Ruhe zu gehen
pflegte, verließ sie das Zimmer und nahm Alexa,
mit sich.
Als sie durch die Halle schritten, begegneten
sie Pierre Renard, welcher auf dem Wege zu
seinem Herrn war. Der Diener blieb stehen wie
vom Blitz getroffen, und schaute ihr furchtsam
nach, als sie die Treppe hinaufstieg. Die Aehn-
lichkeit, welche er in ihren blauen Augen und
dem blonden Haar mit dem verurtheilten und
verschollenen Lord Stratford Heron erkannt hatte,
siel ihm wieder auf und zwar noch mehr als bei
ihrem ersten Besuch im Schlosse.
„Sie sieht den Herons von Mont Heron
ähnlich genug, daß sie eine Tochter^ des Hauses
sein könnte," murmelte er. „Wer ist sie? Wenn
die kleine Lady Constanze am Leben geblieben
wäre, würde sie gewiß gerade so aussehen,
wie diese Miß Strange. Aber das Kind ist
todt und begraben, darüber kann kein Zweifel

den Strandbatterien der Regierungstruppen aber
mals ein heftiges Feuer statt. Es sollen 50
Mann gefallen sein, ohne daß eine Entscheidung
herbeigeführt wurde.
Deutscher Reichstag.
Berlin, 19. Januar.
Weinsteuer. Abg. Baron Z o l l v. Bulach
bekämpft die Vorlage im Interesse Süddeutschlands,
wo der Wein Nationalgetränk sei. In Elsaß-
Lothringen sei die gegenwärtige Besteuerung bereits
sehr bedeutend. Die Kontrole würde den Klein-
betrieb weit mehr belästigen, als den Großbetrieb.
Die vorgeschlagene Form der Besteuerung würde
zahllose Prozesse berbeiführen. Der finanzielle Erfolg
des Gesetzes würde den Belästigungen keineswegs
entsprechen.
Abg. Köpp (freis. Ver.) führt aus, wenn ein
Notbstand für die Landwirthschast anzuerkennen sei,
so gelte derselbe vor Allem für den Weinbau. Die
Winzer wünschten keine Liebesgabe, aber auch keine
neue Steuer.
Direktor des Neichsschatzamts Dr. Aschen-
born erklärt, die Befürchtung, daß die Winzer
durch die Steuer belastet würden, beruhe auf einem
Mißverständniß. Befreit blieben alle, welche nur
einen Haustrunk producirten, ferner alle, deren
Produkte unter der Werthgrenze von 50 Mk. stünden,
insgesammt 55 Prozent aller Producenten. Nur
die Winzer, welche zugleich Kleinhändler seien, be-
zahlten Steuern, brächten dieselbe jedoch beim
Kleinhandel wieder ein. Die bisherigen Erfahrungen
lehrten, daß eine mäßige Weinsteuer keinen Consum-
rückgang herbeiführe.
Abg. Gamp (Reichsp.) befürwortet die Vor-
lage. Die Winzer würden nicht leiden, weil das
Gesetz das Bestreben fördere, bei dem Producentsn
zu kaufen. Die Kontrolmaßregeln seien verbesserungs-
fähig.
Abg. Simonis (Elsässer) hält Kommissions-
beralhung für zwecklos. Zu Gunsten des Gesetzes
sei fast nichts vvrgebracht. Die Steuervvrlagen seien
ohne Sachverständige von Steuertechnikern aus-
gearbeitet. Der Weinbau solle immer das Aschen-
brödel sein; er könne nur noch unter ganz günstigen
Verhältnissen erfolgreich betrieben werden. Man
möge die Weinbauer nicht zur Verzweiflung treiben.
Nächste Sitzung morgen. Fortsetzung der heutigen
Beratbung. _ _
Aus Wcch und Jern.
* Karlsruhe, IS. Jan. Nach einer Mittheilung
des Kaiserlichen Reich-Postamtes an das großh.
Ministerium des Innern haben sich eine größere
Anzahl G en darin erie b e d i e nstete bei der
Ueberwachung der Posten des Großherzog-
rhums Baden während des Jahres 1893 besonders
sein — und doch warte ich mit Ungeduld auf
Nachrichten."
Ungeachtet der Ereignisse des Tages, ihrer
Unterredung mit ihrem Geliebten, ihres Begegnens
mit zwei Männern, welche möglicherweise den
Mord verübt haben konnten, wegen dessen ihr
Vater zum Tode verurtheilt worden war, —
schlief Alexa doch bald ein, nachdem sie sich nieder-
gelegt hatte. Die Schlaflosigkeit in der ver-
gangenen Nacht und die Aufregung des vorher-
gehenden Abends hatten sie so abgespannt, daß
sich ihre Gedanken nicht mit den Erlebnissen dieses
Tages beschäftigen konnten.
Am andern Morgen nach dem Frühstück
bat Mrs. Jngestre den jungen Grasen, Alexa
die Sehenswürdigkeiten des Schlosses zu zeigen,
da sie heftigen Kopfwehes halber nicht im
Stande sei, als Führerin zu dienen. Es be-
darf wohl kaum erwähnt zu werden, daß Lord
Kingscourt sich mit Freuden dieser Ausgabe
unterzog.
Die Ruinen bestanden in einem Theil des
Schlosses, welcher Jahrhunderte älter war, als
der jetzt in Benutzung stehende Theil. Die
schmalen, spitzzulaufenden Fensteröffnungen, die
massiven Mauern und Zinnen, zum größten
Theil mit Epheu umrankt, der große viereckige
Thurm, stellten ein malerisches Ganzes dar,
welches zwar noch stark genug, aber nicht mehr
bewohnbar war und doch einen so großen histo-
rischen Werth besaß, daß man es als ein Ver-
brechen würde angesehen haben, hätte man es zer-
stören wollen.
Hier waren große Zimmer mit Fußböden
 
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