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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

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Nr. 101 - Nr. 110 (1. Mai - 12. Mai)
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Nummer 198. H. Jahrgang.


Donnerstag, 19. Mai 18S4.


General

für Heidelberg und Umgegend

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Telephon-Anschlutz Nr. 102. ^VSS

Fortwährend
werden von allen Postanstalten, Landbriefträgern
unseren Agenten und Trägerinnen Abonnements
entgegengenommen.

Tie Neutralität der Schweiz.
Ueber diese Frage ließ Bundesrath Frey, Chef
des Militärdepartements, von Alt-Nationalrath
Dr. Kaiser eine staatsrechtliche Denkschrift aus-
arbeiten. Wir sind in der Lage, aus derselben
die nachstehenden Mittheilungen zu machen. Auch
Völkerrechtslehrer nehmen bisweilen an, die Neu-
tralität sei der Schweiz von den europäischen
Staaten völkerrechtlich auferlegt worden. That-
iächlich ist aber die Neutralität als eine Eigen-
schaft der staatlichen Unabhängkeit anzusehen. Be-
sitzt ein Staat das Recht zur Neutralität nicht
ohne Weiteres, so steht er eben in einem Vasallen-,
Schutz- oder Bundesverhältniß. Findet die Schweiz
sür gut, bei Kriegen benachbarter Staaten neutral
M bleiben, so handelte sie aus eigener Macht-
vollkommenheit und nicht etwa nach einem Gebot,
das ihr von den Wiener Verträgen auferlegt
Worden wäre. Kraft ihrer Unabhängigkeit braucht
die schweizerische Eidgenossenschaft nicht neutral zu
sein. Sie besitzt, wie Dr. Kaiser ausführt, ein
Unbeschränktes Kriegs- und Bündnißrecht und ist
berechtigt, gegen jeden anderen Staat als krieg-
sührend aufzutreten, wenn es ihre Rechte und
Interessen erheischen. Ich füge bei, daß Bundes-
präsident Frey diese Ansicht theilt. Der Verfasser
weint, die Schweiz sollte an den Friedensunter-
handlungen der benachbarten Staaten theilnehmen
können, da jeder Krieg der Nachbarländer sie zu
Truppenaufgeboten und andern Opfern nöthige.
Ter Schweiz, als einem neutralen Staate, könne
vuch nicht gleichgiltig sein, wie infolge eines Krieges
die Grenzen geändert werden, da ja nach Um-
händen dadurch die Verteidigung der schweizeri-
schen Neutralität erschwert werden könne. Gerade
Wim Friedensschluß von Frankfurt a. M. nach
dem deutsch-französischen Krieg hätte die Grenze
der Schweiz besser berücksichtigt werden sollen. Der
Verfasser hält eine Maßregel zu Gunsten der
'wmerwährend neutralen Staaten als im Interesse
oller Staaten liegend. In der Schweiz sei man
zwar den Kongressen nicht sympathisch gesinnt.
Mein es sei auch nicht klug, die Neutralität von
Vordsavoyen ungeordnet zu lassen. Bekanntlich
leit 1860, als das neutralisirte Gebiet Savoyens
vn Frankreich überging, zwischen der Schweiz und

Das Gespenst der Marquise.
Roman von Hermine Frankenstein.
26) (Fortsetzung.)
. Tempest's Worte waren ungemein traurig, aber
hslle Stimme klang hart und kalt und sein Wesen
wws jede Theilnahme zurück.
„Sie sind nicht wie andere Menschen, Herr
^empcst," sagte Lady Diana voll Bewunderung.
!'>fch bitte Sie, mir zu verzeihen, daß ich eine so
Lsche Wunde berührte, aber ich gestehe, daß ich
M nicht begreife. Wenn Sie eine Familie hatten,
welche Sie liebten, warum haben Sie sie ver-
tuen? Und wie kommt es, daß Sie von dem
p-ode Ihrer Frau und Kinder erst heute erfahren
voben? Sind dieselben erst kürzlich gestorben?"
. Sie stellte diese Fragen in sanftem Tone, voll
Veyndschaftlichem Interesse, das nicht zurückzu-
wwsen war.
, „Meine Wanderschaft und unstäte Ruhelosig-
waren vielleicht stärker als mein Pflichtgefühl ?"
wgte Tempest mit einiger Bitterkeit. „Ich hörte
rh heute von dem Tode meiner Lieben, weil ich
meinen Angehörigen in keinem Verkehr stand.
sgvs ist Alles. Aber trotzdem ich erst heute die
hNchricht von dem Tode meiner Lieben erhalten,
sv ich jetzt dennoch hier mit ebenso heiterer Miene
alle Anderen — vielleicht auch ebenso leichten
Atzens. Wir tragen Alle Masken, Lady Diana,
verbergen unsere Leiden hinter lächelnden
reiH en- S^bst Sie, Lady Diana, jung, schön,
K bewundert, umgeben von Verehrern und
Werbern — selbst Sie tragen wahrscheinlich eine

Frankreich über die Modalitäten des der Schweiz
zustehenden Okkupationsrechtes niemals eine Ver-
ständigung stattgefunden.
Deutsches Reich.
Berlin, 9. Mai.
— In einem Artikel über die letzte Rede
Crispi's, der die hohe staatsmännis'be Weisheit
Crispi's anerkennt, schreibt die „Nordd. Allgem.
Ztg." : Es war ein echt staatsmännischer Gedanke,
und die Idee eines Mannes, der seine Zeit von
Grund aus versteht, wenn Crispi das Nationali-
tätenprinzip nicht mehr als ausschlaggebend für
die Führung der auswärtigen Politik bezeichnete.
Angesichts der Haltung der italienischen Radikalen
mußte Crispi den Schwerpunkt seiner Darlegungen
darauf legen, daß ein vom Dreibund losgelöstes
Italien gegen die Möglichkeit, in einen Krieg ver-
wickelt zu werden, viel weniger gesichert sei, als
jetzt, wo der Dreibund ein starkes Gewicht zu
Gunsten der Erhaltung des Friedens in die Wag-
schale wirft. Das eminent wahrhafte Wort Crispi's,
daß das abgerüstete Italien am Tage eines euro-
päischen Konflikts wie ehemals die Kosten bezahlen
müßte, konnte eines bedeutenden Eindrucks auf die
Hörer nicht verlustig gehen. Crispi stellte die Be-
rechtigung der nationalen Ideale nicht in Abrede,
beleuchtete aber überzeugend die großen Vortheile,
durch welche die thatsächliche Gestaltung der Ver-
hältnisse den Verzicht auf die nationalen Jugend-
träume für das italienische Volk als ungleich größeren
Gewinn erscheinen läßt. Eine Mißdeutung seiner
Worte braucht Crispi umsoweniger zu besorgen,
je bereitwilliger überall, wo man die Wohlfahrt
Italiens aufrichtig wünscht, auch die Schwierig-
keiten gewürdigt werden, mit denen der Lenker einer
von Gefühlsimpulsen mehr als ein anderes Volk
beeinflußten Nation rechnen muß. Die Freunde
und Landesgenvssen Italiens werden sich vielmehr
des Eindrucks freuen, welchen die Rede Crispis
dahin machte, daß sich eine große kompakte Mehrheit
um das Banner oer Regierung schaarte und da-
mit die Zuversicht vermehrte, Italien unter der
Aufrechthaltung seiner vollen Bedeutung in der
politischen Gruppirung der Mächte durch die ver-
einte Arbeit aller staatserhaltenden Faktoren auch der
wirthschaftlichen Schwierigkeiten Herr werdenzu sehen.
— Die deutschen Eisenbahntechniker, die im
verflossenen Jahre die Weltausstellung inChicago
im Auftrage ihrer Regierung besucht haben, sind
im Januar und März d. I. zu einer Besprechung
über ihre Wahrnehmungen auf dem Gebiete des
nordamerikanischen Eisenbahnwesens im Reichs-
Eisenbahnamt zu Berlin zusammengetreten. Der
„Reichs- und Staats-A." veröffentlicht jetzt einen
längeren Bericht über diese Verhandlungen.

Maske wie alle Andern hier, selbst Sie werden
Ihre trüben, schmerzlichen und bitteren Augen-
blicke haben. Jst's nicht so?"
Lady Diana lachte.
„Mit der letzten Anwendung Ihrer Theorie
sind Sie im Jrrthum, Mr. Tempest," sagte sie,
„ich allein von allen diesen Leuten trage keinen
Schmerz, keine Sorge, keinen Kummer. Wie
sollte ich ihn auch haben? Wie Sie sagen, bin
ich jung, reich und bewundert, ja noch mehr, ich
genieße eine fast unbeschränkte Freiheit. Wer in
der Gesellschaft lebt, kann dies eigentlich nicht von
sich sagen; aber ich glaube, eine Wittwe ist in
dieser Beziehung noch am besten daran, es ist der
glücklichste Stand. Erschrecke ich Sie, Herr
Tempest? Ich glaube, Sie halten mich sür herz-
los, und Sie haben recht, denn ich bin es wirk-
lich. Alle Welt wird Ihnen das sagen. Aber
unser Gespräch hat für eine so kurze Bekanntschaft
eine sonderbare Wendung genommen. Haben wir
unsere Masken — ah, ich vergesse, daß ich keine
trage — einen Augenblick lang fallen lassen?"
„Lord Tentamour's Maske scheint auch zu
fallen," - sagte Tempest in spöttischer Weise, „ich
sehe, daß er voll Eifersucht auf uns herüberschaut."
Baronin Diana's Gesicht erröthete. Sie warf
Lord Tentamour einen trotzigen, koketten Blick zu
und zog Tempest dann wie unbewußt durch eine
offene Thür in eine kleine anstoßende Orangerie
hinein.
Es war ein lauschiges, allerliebstes Plätzchen,
wie geschaffen zum traulichen Zwiegespräch. Baronin
Diana führte ihren Begleiter zu einem Ruhesitz
in einer Nische.

— Um den Landwirthen Elsaß-Lothringens,
welche in Folge der vorjährigen Futtern oth
ihren Vichstand zu vermindern gezwungen waren,
dessen Wiederergänzung zu erleichtern, ist, wie die
„Straßb. Kcrr." mittheilt, die Staatsdeposttenver-
waltung angewiesen worden, bis auf Weiteres den
öffentlichen Vorschußkassen gegen einen Zins von
2 vom Hundert die Betriebsmittel, welche zur Ge-
währung von Darlehen an kleinere Landwirthe für
die Beschaffung von Rindvieh behufs Ergänzung
des Viehbestandes erforderlich sind, innerhalb des
durch das Htatsgesetz festgestellten Gesammtbetrags
zu verabfolgen.
Karlsruhe, 8. Mai. Die Kommissionen der
zweiten Kammer sind in der gegenwärtigen
Woche fleißig bei der Arbeit. Es ist danach zu
erwarten, daß mit Beginn der Plenarsitzungen nach
Pfingsten das Ende der Kammersesston in 4—5
Wochen erfolgen wird. Die Kommission für Ein-
führung des direkten Wahlrechts wird dieser
Tage erstmals mit der Regierung zusammentreten;
ob dabei etwas herauskommen wird, erscheint vor-
erst mindestens zweifelhaft. Gespannt darf man
auch auf die Erklärungen der Negierung zu den
kirchenpolitischen Anträgen des Zentrums sein. Die
Beamtengesetzkommission wird diese Woche
gleichfalls ihre Arbeiten beenden und der Abg.
Wilckens den sckriftlichen Bericht erstatten. In der
Buvgetkommission wird die Novelle zum
Einkommensteuergesetz berathen, betr. die Ein-
führung von progressiven Sätzen bei den Steuer-
anschlägen von 25000 Mk. an. Wäbrmd die
Regierung bei Steueranschlägen von 200 000 Mk.
an eine Erhöhung um 40 pCt. in Vorschlag ge-
bracht hat, hat Abg. Dreesbach (Soz.) eine
Erhöhung um 50 pCt. beantragt, die allerdings
von der Mehrheit der Kommission mit der Moti-
virung bekämpft wird, es würden dadurch die
kapitalkräftigen Leute „aus dem Land getrieben."
Andererseits glaubt die Regierung, über die preu-
ßischen Sätze nicht hinausgehen zu sollen. Die
Furcht vor der kapitalkräftigen „Fremdenauswan-
derung" erscheint uns übertrieben. Zum Mindesten
sind die preußischen Städte mit ihren exorbitanten
Gemeindeumlagen für Steuerflüchtlinge noch weniger
lockend, als die in dieser Beziehung viel beschei-
deneren der badischen Orte.
Kassel, 6. Mai. Das hiesige Amtsgericht
macht bekannt, das es den Prinzen Ferdinand
Alexander zu Hohenlohe-Oehringen entmündigt
hat. Prinz Ferdinand Alerander, der im Jahre
1871 geboren ist und sich zur Zeit in einer Heil-
anstalt zu Wilhelmshöhe befindet, ist der jüngere
Sohn des Prinzen Felir zu Hohenlohe-Oehringen
und der Prinzessin Alexandrine, geborenen Prin-
zessin von Hanau. Er ist demnach ein Neffe des

„Ein köstlich stiller Platz," sagte sie, mit ihrem
blitzenden Armbande spielend. „Man könnte sich
mit einiger Phantasie fast in die Wälder der Vor-
zeiten versetzt glauben, nur daß die reißenden
Thiere, die dort hausten, und die wir kaum dem
Namen nach kennen, hier fehlen."
„Wir haben dieselben Thiere auch heutzutage
noch, Lady Diana, nur in veränderter Gestalt,"
erwiderte Tempest trocken. „Wenn wir der bunten
Menge dort die Larven abreißen, werden wir
Schlangen und Alligatoren genug finden, dessen
bin ich sicher. In jenen Tagen haben sich die
Thiere gegenseitig zerfleischt, heute zerfleischen sich
die Menschen gegenseitig."
Lady Diana gab eine halb ausweichende Ant-
wort. Tempest's Bitterkeit erhöhte ihr Interesse
für ihn. Er war so verschieden von ihren anderen
Bewunderern, daß sie es als einen Triumph er-
achtete, ihn in sich verliebt zu machen. Aber es
war ein gewagtes Spiel mit zweifelhaftem Aus-
gange.
Neugierig war sie darauf, wie er seine Liebe
wohl erklären würde — ob er der Lieb fähig sei
— und wie er ihre Zurückweisung annehmen
würde. Sie bemühte sich daher, auf alle mög-
liche Art ihn zu fesseln und für sich zu gewinnen.
Tempest las in ihrem Innern wie in einem
aufgeschlagenen Buche und er lächelte finster bei
der Idee, daß alle ihre Künste an ihm verloren
gehen sollten; denn er dachte nicht daran, das
Opfer eine Sirene zu werden.
„Die Lady beabsichtigt, mich in ihren Netzen
zu fangen," dachte er. „Ich bin bereit, ihr eme
kleine Unterhaltung zu bieten; aber am Ende soll

Herzogs von Ujest und ein Enkel des letzten Kur-
fürsten von Hessen.
Ausland.
Klausenburg, 8. Mai. (Memorandum-
Prozeß.) Ein durch den Angeklagten Ratio
herbeigeführter Gerichtsbeschluß gestattet den angeblich
der ungarischen Sprache nicht mächtigen Angeklag-
ten, sich in rumänischer Sprache zu vertheidigem
Da der Vorsitzende eine Gegenrede Ratiu's nicht
zugibt, melden sämmtliche Vertheidiger die Nichtig-
keitsbeschwerde an. Bei dem Verhör lehnen die
Angeklagten demonstrativ die Beantwortung der
Frage ab, ob sie schon bestraft seien. Nach dem
Schluß der Vormittagsverhandlung wurde die vor
dem Gerichtsgebäude angesammelte Menschenmenge
polizeilich zerstreut. Zu der Nachmittagsverhand-
lung müssen die Angeklagten Albini und Lucaciu,
die wegen angeblicher Jnsultirung auf dem Heim-
wege fehlten, vorgeführt werden.
Pest, 8. Mai. Die Civilehe-Vorlage wird
vom Magnatenhause zweifellos abgelehnt werden.
Die Erregung über die klerikalen Jntriguen, die
von Wien aus unterstützt werden, haben emen
bedrohenden Grad erreicht. In parlamentarischen
Kreisen wird die Nothwendigkeit einer Reform
des Magnatenhauses betont. Man glaubt, daß
das Ministerium im Falle der Ablehnung der
Vorlage demissioniren würde, um ein Ein-
schreiten gegen die intriguirenden Wiener Hofkrcise
zu veranlassen.
Paris, 9. Mai. Die Kammer ist stark be-
sucht, es herrscht lebhafte Bewegung. Bei der Be-
ratung über die Einleitung des gerichtlichen Ver-
fahrens gegen den Abg. Toussaint legt Millerand
die Gründe der Kommission zu Gunsten der Ab-
lehnung der Verfolgung dar. Der Ministerpräsident
führt aus: Die öffentliche Meinung verurtheile
die Abgeordneten, welche die Streiks schürten. Man
sei ihr Genugthuung schuldig. Die Ablehnung
der Verfolgung werde die Agitation nur ermuthigen.
Die Kammer wird beweisen, daß Alle vor dem
Gesetze gleich sind. Die Kammer lehnte mit 291
gegen 220 Stimmen den Antrag des Bericht-
erstatters Millerand ab und genehmigte somit die
Verfolgung Toussaint's.
Rom, 8. Mai. Die ersten 10 Monate des
Finanzjahres ergaben 27 Millionen Minderertrag
aus den Zöllen. — In Folge der Vorkommnisse
in Mailand am letzten Sonntag hat der Quästor
seine Entlassung erbeten und es erhält der Präfekt
eine andere Bestimmung.
Brüssel, 8. Mai. Der Arbeitsminister
empfing heute das Mitglied des Ausschusses des
Verbandes deutscher Berufsgenossenschaften, Han-
delsrichter Emil Jakob aus Berlin, in längerer
Audienz, um erläuternde Mittheilungen über die

sie finden, daß ich mit mir nicht spaßen lasse
Als ob ich irgend einem Weibe so leicht zu Füßen
fallen könnte! Morgen will ich sie besuchen, da sie
mich eingeladen hat."
29. Kapitel.
In Todesgefahr.
In Chetwynd-Park herrschte der Lärm groß-
artiger Vorbereitungen. Die Ankündigung von
Lord Chetwynd's Verlobung mit Sylvia Monk
war überall bekannt gemacht worden und in den
Zeitungen erschienen. Die Hochzeit sollte in der
dritten Juniwoche stattfinden und jetzt war es
Anfangs April. Sowohl der Marquis als Fräu-
lein Monk wurden mit Glückwünschen völlig über-
schwemmt. Alle Grafschastsfamilien hatten Gratu-
lationsbesuche abgestattet und es war klar, daß
diese neue Heirath des Marquis viel passender
gefunden wurde, als die vorige; alle Welt schien
zufrieden damit zu sein, daß sich die Dinge so
gefügt hatten.
Im Parke selbst war Sylvia die wichtigste
Person — die Sonne, um die sich Alles drehte.
In ihrer unersättlichen Sucht nach Glanz und
Pracht ließ sie ihre Ausstattung wie für eine
Prinzessin ansertigen, und es war im Schlosse
ein beständiges Kommen und Gehen von Arbeits-
leuten und Lieferanten.
Sylvia brachte alle ihre Morgenstunden mit
Ihnen zu, um sich in ihrem Glücke ganz sicher
zu fühlen. Ihre Verlobung war veröffentlicht
worden, und was konnte geschehen, um ihre Hei-
rath wieder rückgängig zu" machen?
 
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