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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

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Nr. 131 - Nr. 140 (8. Juni - 19. Juni)
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Äummer M3.

LL. Jahrgang.


Montag, LI. Jmü 1894.



für Heidelberg «nd Umgegend


Expedition: Lxrnptttrnße Mr. 2S.

Expedition: Knuptstratze Mr. L5.

Geleseirstes Blatt in Stadt u. Anrt Heidelbe^s aad Llnrsegeird. Gvstztev Erfolg für? Insevate.

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mit Sseitigem illugrirtem SountagSblatt: monatlich
40 Pfennig frei in's Haus, durch die Post bezogen
vierteljährlich 1 Mark ohne Bestellgeld.

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die Ispaltige Petttzeile oder deren Raum 8 Pf-.,
für auswärtige Inserate 10 Pfg., bei öfterer Wieder-
holung entsprechender Rabatt-



«M- Telephon-Arrfchlutz Nr. 102.

Fsrtrvähveird
werden von allen Postanstalten, Landbriefträgern
unseren Agenten und Trägerinnen Abonnements
entgegengenommen.

Laßt das Geld nicht in das Aus-
land wandern!
Sonderbar, daß es noch Leute genug gibt, die
sich von den zuweilen fabelhaften Reklamen auslän-
discher „Welthäuser" bestechen lassen und in den
Meisten Fällen ihr Geld für eine Schundwaare
hingeben, statt aus ihrem Platze, im eigenen Be-
zirke oder Lande, für denselben Betrag oder etliche
Pfennige mehr etwas Solides, Gediegenes zu er-
werben.
Je näher der Kauflustige einem Geschäfte
wohnt, das seine Waare zu einem sehr billigen,
ungewohnten Preise anbietet, desto schneller und
besser wird das Geschäftsgebahren einer unreellen
Firma durchschaut und entdeckt. Diese Erfahrung
wissen sich geriebene Jndustrieritter trefflich zu
Nutze zu machen, indem sie — von der Schuß-
linie weit entfernt — ihre Maaren an Leute
anzubringen suchen, die bekanntlich nie alle
werden. . .
Was weit herkommt, ist nach der Ansicht ge-
wisser Kreise stets besser, als was man in der
nächsten Nähe aus bekannten Kreisen erhält; deß-
halb empfehlen diese Jndustrieritter ihre Maaren
ausschließlich in Zeitungen, deren Leser nicht in
der Lage sind, sich durch den Augenschein an der
Richtigkeit des Angebotes zu überzeugen.
Auf Wiederverkäufer reflektiren solche Geschäfte
nicht, sondern nur auf den Einzelabsatz im Kleinen
bei Privaten, und speziell bei den weniger Ur-
theilsfähigen, die von Zeit zu Zeit über baares
Geld verfügen.
Das höchste in dieser Beziehung leisten aus-
ländische „Häuser", namentlich solche, welche in
Neusilber re. „arbeiten". In den Anzeigen wird
verkündet, daß ein riesiges „Konkurslager" schnell
und um jeden Preis ausverkauft werden muß,
Um ein Drittel des Preises, vielleicht auch nur
gegen Erstattung der Portoauslagen. Da werden
„Garnituren" aufgezählt, Dutzende werthvolle
Gegenstände, die für etliche Mark zu haben sind,
Und — was dem Angebote den Schein vollster
Recllität verleiht — unter langjähriger schriftlicher
Garantie.
Wer sich verlocken läßt, diese „werthvollen
Gegenstände" kommen zu lassen, der erhält ein

Postpacketchen, worüber er sehr enttäuscht ist, wenn
er den Bettel auskramt. Die versprochenen Dinge
sind zwar sämmtlich vorhanden, aber die Gegen-
stände erweisen sich als Kinderspielzeug die ver-
goldeten, gutgehenden Uhren als ein Humbug, die
schwer vergoldeten Uhrketten und mit Brillanten
besetzten Ringe als eitler Flittertand.
Wollte der Empfänger gegen den Abfender
eine Klage anstrengen, müßte er zunächst einen
drei- bis zehnfachen Betrag auslegcn, als die
Sachen überhaupt Werth sind, und dann hütet sich
jeder Hereingefallene sehr, zum Schaden auch noch
den Spott davonzutragen.
Uebrigens wechseln die „Lager" und „Welt-
häuser" jede paar Monate ihren Inhaber, wobei
der Vormann die Aktiva und Passiva für sich
behält, so daß der neue „Besitzer" jeden Be-
schwerdeführer einfach auf diesen verweist, mit dem
Beifügen, diese Sache gehe ihn nichts an.
Wer sein sauer verdientes Geld zu schützen
weiß, der kaufe dort, wo er weiß, daß er reelle
Waare erhält; dann bleiben ihm unangenehme
Enttäuschungen erspart!
Handelsvertrag mit Spanien.
Die an den Handelsvertrag mit Deutschland
anknüpfenden Vorgänge in Spanien spitzen sich
immer kritischer zu. Zunächst erscheint ein bal-
diger Ministerwechse! unvermeidlich. Der Minister-
präsident Sagasta sowohl als auch der Minister
des Auswärtigen, Moret, haben sich dieser Tage
im Senat noch einmal bemüht, die Obstruktion
gegen den Vertrag zu brechen; sie haben in durch-
aus loyaler und offener Weise anerkannt, daß
Deutschland allen Grund habe, sich durch das
Verfahren des spanischen Parlaments verletzt zu
fühlen und dasselbe als einen Mangel selbst an
äußerer Rücksicht und Höflichkeit zu empfinden.
Ablehnen könne man den Vortrag, aber die Ent-
scheidung immerhin hinausschieben, müsse ver-
letzend wirken. Keine ernstliche Nation würde
künftig mehr mit Spanien verhandeln wollen.
Zugleich weisen die Minister nach, daß Spanien
größere Vortheile von dem Vertrage habe als
Deutschland. Gegen die harten Köpfe der spa-
nischen Konservativen half das aber Alles nichts.
Es stellt sich überhaupt immer deutlicher heraus,
daß der Handelsvertrag nur das Werkzeug ist,
um die liberale Regierung zu Fall zu bringen.
Inzwischen wird von verschiedenen Seiten berichtet,
daß sich die Folgen des Zollkriegs für Spanien
bereits in sehr empfindlicher Weise bemerkbar
machen. Die Ausfuhr von Wein und von Pro-
dukten der Kolonien, Kaffee, Tabak, hat eine
fühlbare Störung und Einschränkung erfahren.

Tas Gespenst der Marquise.
Roman von Hermine Frankenstein.
6ü)*j (Fortsetzung.)
Bisset ließ sich nicht wieder sehen, bis er beim
Gabelfrühstück mit den Anderen zusammentraf, und
da war er ziemlich schweigsam. Herr Tempest trug die
Kosten der Unterhaltung, indem er von seinen Reisen
Und Abenteuern erzählte, und Lord Chetwind be-
mühte sich, gegen seine Gäste möglichst artig zu sein
Und seinen Kummer zu vergessen.
Nach dem zweiten Frühstück sprach Bisset seine
Absicht aus, sich sofort nach London zu begeben.
Er ließ sich nicht länger bewegen, länger zu
bleiben und bat den Marquis, ihm zu tele-
graphieren, wenn das Gespenst sich wieder sehen
sieße. Er ließ sich Fisine's Adresse geben und empfahl
ßch bald darauf, um nach London abzureisen.
Ragen hatte unter hundert Flüchen ihrer
iungen Herrin die Unterredung mit dem Detektiv
Ufitgetheilt.
„Bisset wird Bernice finden, so gewiß sie
lebt," sagte Fräulein Monk. „Du mußt sie zu-
ftst finden, Ragen, und sie umbringen. Und
leb glaube — der Gedanke durchzuckt mich eben
daß sie vielleicht bei ihrer Dienerin Fisine
M. Sie kennt sonst Niemanden in London, und
bat Zuflucht bei ihr gesucht. Du mußt morgen
"ach London zu Fisine gehen. Ist Bernice
"scht bei ihr, so findest Du vielleicht anderswo
Me Spur."
,, *i Die vorhergehende 59. Fortsetzung ist irrthüm-
"H mit 60. bezeichnet worden.

46. Kapitel.
Abermals auf der Flucht.
Am Tage nach Bisscts Abreise in die Stadt,
ging die alte Ragen angeblich mit einem Auf-
trage für Sylvia ebenfalls nach London. Sie
blieb einen Tag und eine Nacht aus, und kehrte
dann ziemlich enttäuscht nach Chetwynd-Park zu-
rück. Sie hatte in London wohl Fisine's Eltern
ausgesucht, hatte es aber nicht gewagt, ihre Er-
kundigungen einzuziehen. Sie hatte gefragt, ob
sie Miethsleute und ob sie gegenwärtig ihre Zimmer
vermiethet hätten. Diese Fragen wurden verneint,
und obwohl Ragen den ganzen Tag in der Nähe
des Kuchenbäckerladens von Fisine's Vater auf der
Lauer blieb, bemerkte sie doch nichts und kehrte
am Abend nach Sussex zurück, keineswegs über-
zeugt, daß Bernice nicht in London sei. Herr
Tempest blieb noch einige Tage bei Lord Chet-
wynd und ging nach London zurück, ohne das
Geheimniß seiner Verwandtschaft mit Bernice zu
verrathen.
Lord Chetwhnd wollte sich wieder mit vielem
Eifer der Einrichtung der Schule zuwenden, war
aber in einer so gedrückten, ruhelosen Stimmung,
daß er sich selbst dieser Aufgabe nicht gewachsen
fühlte.
Während jeder Einzelne in Chetwynd-Park
seiner gewohnten Beschäftigung nachging, befand
sich Gilbert Monk in einer beängstigenden Lage.
„Bisset ist ein vollständiger Spürhund," dachte
er. „Er erwartet, daß ich nach London reise.
Er ist nur von hier weggegangen, um mich sorg-
los zu machen. Ich werde aber dennoch nach

Deutsches Reich.
Berlin, 10. Juni.
— Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht das
Gesetz betreffend die Deckung der Ausgaben für
das Rechnungsjahr 1892/93, ferner das Gesetz zur
Abänderung und Ergänzung der Gesetze vom 25.
Mai 1874 betreffend die evangelische Kirchenge-
meinde- und Synoldalordnung und vom 10.
September 1873 für die Provinzen Preußen,
Brandenburg, Pommern, Posen, Schlesien, Sachsen
und das vom 3. Juli 1876 betreffend die evan-
gelische Kirchenverfassung in den acht alten Pro-
vinzen der Monarchie, endlich das Gesetz betreffend
die Regelung der Verhältnisse der bei der Um-
gestaltung der Eisenbahnbehörden nicht zur Ver-
wendung gelangenden Beamten.
— Der „Reichsanz." schreibt: Die Reichs-
einnahmen im Jahre 1893/94 aus den Zöllen
betrugen 364,430,353 gegen das Vorjahr
13,486,775 weniger. Die Tabaksteuer brachte
11,788,650 (m. 3639), die Zuckersteuer 79,567,692
(m. 5,606,908), die Branntweinmaterialsteuer
284,650,768 (m. 352,824), die Brausteuer
26,648,065 (M.84AI24), in Summa 671,192,651
(m. 53,776,238), ferner ergab die Post- und Tele-
graphenverwaltung 256,466,748 (m. 9,880,307),
der Stempel für Werthpapiere 4,166,208 (m.
515,290), für Kauf- 'und Anschaffungsgeschäfte
8,164,790 (m. 1,155,477).
— Das Reichs-Gesetzblatt publizirt das Ge-
setz, betreffend den Schutz der Brieftauben
und den Brieftaubenverkehr im Kriege
vom 28. Mai 1884 und den Kaiserlichen Erlaß,
betreffend Abgabentarife für die Kanalstrecke
Holtenau-Rendsburg und die Benutzung der Hafen-
anlagen zu Holtenau vom 4. Juni 1894.
— Der „Köln. Ztg." wird aus Brüssel ge-
schrieben: Tie deutschen Zündholzfabriken,
deren Erzeugnisse in Belgien ziemlich bedeutenden
Absatz finden, werden gut daran thun, bei Her-
stellung der für die Ausfuhr nach Belgien be
stimmten Zündhölzer sich genau an die belgische
Gesetzesvorschrift zu halten, wonach der Verkauf von
Zündhölzchen, die mehr als acht Prozent weißen
Phosphors enthalten, bei Strafe verboten ist. Bei
einer im Auftrage der Polizei vorgenommenen che-
mischen Untersuchung der von hiesigen Kaufleuten
zum Verkauf ausgebotenen Zündhölzer stellte es
sich heraus, daß die meisten aus Deutschland ein-
geführten Zündhölzer einen weit höhern Phosphor-
gehalt als den gesetzlich zulässigen aufwiesen, und
neun Keufleute wurden wegen Verkaufs solcher
Zündhölzer zu Geldbußen von je 26 Franken ver-
urtheilt. Eine Wiederholung derartiger Fälle könnte
für den Absatz deutscher Zündhölzer in Belgien
von sehr nachtheiliger Wirkung sein.

Karlsruhe, 9. Juni. Seine Majestät der
König von Dänemark verweilte gestern Abend nach
der Abendtafel noch längere Zeit im Kreise der ge-
ladenen Personen und kehrte dann im Hofwagcn
mit seiner Umgebung in den Europäischen Hof
zurück. Heute Vormittag gegen 10 Uhr begaben
sich Ihre Königl. Hoh. der Großherzog und die
Großherzogin sowie die Kronprinzessin Viktoria Md
die Erbgroßherzogin zu Seiner Majestät dem König
in das Hotel und geleiteten denselben zum Bahn-
hof, wo Seine Majestät mit seiner Hoheit dem
Prinzen Johann um halb 11 Uhr die Weiterreise
über München nach Gmundin antrat. Der König
batte gestern noch Seine Kaiserliche Hoheit den
Großfürsten Peter von Rußland und den Baron
Plessen besucht. Heute Abend wird Seine König!.'
Hoheit der Erbgroßherzog wieder in Schloß Baden
eintreffen. Im Laufe des Nachmitags nahm Se.
Königl. Hoh. der Großherzog die Meldung des
Majors von Beck, Bataillonskommandeurs im
Infanterieregiment Nr. 55, bisher im Magdeburgi-
schcn Jägerbataillon Nr/ 4, entgegen. Gestern
Abend hörte Se. Königl. Hoh. der Großherzog den
Vortrag des Legationsraths Dr. Freiherrn von
Babo.
Ausland.
Pest, 9. Juni. W ek er le wurde zum Minister-
präsidenten ernannt. Der Kaiser stimmte folgender
Liste zu: Jnnneres: Hieronymi; Justiz: Sz i-
lagyi; Handel: Luka cs; Ackerbau: vorläufig
unbesetzt; Ministor a lutvro: Graf Julius An-
drassy; Minister für Kroatien: Josip ovics;
Honvedminister: Fejerv ary; Unterricht: Eötvö s.
Budapest, 9. Juni. Ertrablätter kündigen die
neue Ministerliste an. In den Bürgerkreisen werden
große Ovationen für den König geplant. Im
liberalen Klub herrscht großer Jubel. Das Acker-
bauministerium bleibt vorläufig unbesetzt, da Banffy
es vorzieht, Präsident des Unterhauses zu bleiben,
und Bethlen, der seitherige Minister, unmöglich ist
in Folge der Affaire Khuen-Hedervary. Der neue
Kultus-Minister Baron Lorand Eoetvoes, Pro-
fessor der Physik an der Budapester Universität
und Präsident der Akademie der Wissenschaften,
ein Sohn des Dichters und Staatsmanns Baron
Josef Eoetvoes, ist durchaus liberal. Der Hof-
minister Graf Julius Andrassy, seither Staats-
sekretär des Innern, Sohn des verstorbenen Ministers,
ist Abgeordneter des liberalsten Bezirks der Haupt-
stadt und der populärste Magnat. Die Liste be-
deutet einen totalen Sieg der Liberalen.
Paris, 9. Juni. Der Senat beschäftigte sich
in seiner gestrigen Sitzung mit dem Antrag
Favre betr. den allgemeinen Feiertag für
Jeanne d'Arc. Es wurde mit 146 gegen
100 Stimmen, im Monat Mai einen Tag als

London gehen; ich werde diesen verdammten Bisset
überlisten."
Als er in ein tiefes Sinnen verloren dasaß,
trat der Haushofmeister mit einem gelben Cou-
vert ein und sagte, dasselbe Monk überreichend,
in halb entschuldigendem Tone:
„Ein berittener Bote hat eben dieses Tele-
gramm für Sie aus Eastbourne gebracht und
sagte, es müsse Ihnen gleich übergeben werden,
Herr Monk."
Monk nahm das Couvert und riß es auf. Das
Telegramm war vor einigen Stunden in London
aufgegeben worden und sein Inhalt war folgender:
„Der entflohene Client ist gefunden worden.
Es ist nichts Böses geschehen. Alles geht gut.
Der Client wird zurückgehalten werden, bis Sie
kommen, inzwischen können Sie beruhigt sein,
daß Alles in Sicherheit ist.
Scotsbh und Newmann."
Monk las die Botschaft zwei Mal durch. Sie
war von Flack, dem er für diesen Fall genaue
Vorschriften gegeben hatte, und er verstand genau
den Sinn, daß Bernice in Flack's und Frau
Crol's Händen in Sicherheit sei.
Eine wilde, triumphierende Freude malte sich
in seinem schwarzbraunen Gesichte. Jetzt konnte
er der alten Ragen und ihrem Hasse gegen Lady
Chetwhnd trotzen, er konnte Bisset und der ganzen
Polizei trotzen. Bernice und sein Geheimniß
waren in Sicherheit.
Gilbert Monk beschloß, sofort nach London
abzureisen, aber einen andern Weg einzuschlagen.
Mittags verabschiedete er sich von seinen Ver-

wandten, Lord Chetwhnd theilte ihm mit, daß er
in kürzester Zeit ebenfalls nach London kommen
würde, um die letzten Vorbereitungen für die
Hochzeit zu treffen, die nöthigen Einkäufe zu
machen und die Einladungen zur Hochzeit in ele-
gantester Weise ansertigen zu lassen.
Monk begab sich hierauf nach dem Bahnhof,
löste ein Billet nach London, gebrauchte aber die
Vorsicht, zwei Stationen vorher auszusteigen, um
so auf Landwegen, welche schließlich in die ein-
samsten Vorstädte Londons führten, unerkannt
nach der inneren Stadt zu gelangen.
Am nächsten Morgen gegen neun Uhr fuhr
er in die Straße, wo Frau Crol wohnte. Eine
Magd öffnete ihm, und er stieg die Treppe zu
Frau Crols Wohnung empor. Flack ließ ihn ein.
Er bedankte sich bei Flack für die prompte Nach-
richt, frug dann aber sofort in hastigem Tone:
„Was macht Fräulein Gwyn ?"
„Sie ist sehr entrüstet, daß sie gefangen ge-
halten wird, gnädigster Herr," sagte Frau Crol.
„Sie hat um Hilfe gerufen, aber Niemand hörte
sie. Die Hausfrau ist meine Verwandte, und ich
habe ihr eine Belohnung versprochen, wenn mein
Geliebter käme, um seine widerspenstige Schwester
zu holen. Sie glaubt, daß Fräulein Gwyn aus
dem Elternhause durchgegangen sei und daß
cs ganz recht ist, sie hier einzuschließen, bis Sie
sie nach Hause bringen."
„Wie hast Du Fräulein Gwyn gefunden,
Flack?" fragte Monk, sich an seinen Bundesge-
nossen wendend.
Flack erzählte ihm genau die Umstände, die
ihn Lady Chetwhnd hatten finden lassen.
 
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