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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

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Nr. 71 - Nr. 80 (27. März - 6. April)
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Nummer 72. H. Jahrgang.


Mittwoch, 28. März 1894.


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für Heidelberg und Umgegend

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^eLesenstes BLntt in Sterdt m. 2§Mrt Heidelberg rrnd LtEgegsnd. Gv'öszte^ G^fsLg für Jirfermte.

Telephon-Anfchlutz Nr. 102. -MW

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Das Milizspstem.
Im Reichstage hat der Abgeordnete Liebknecht
^°r den Ferien des Hauses noch schnell die Gelegcn-
benutzt, um eine Rede gegen den Militarismus
^halten, die mit ihrer Verherrlichung des Schweizer
'Nflsisystems männiglich bekannt ist. Er kündigte
daß zu Beginn der nächsten Tagung seine
»teunde einen Antrag auf Umwandlung der stehen-
M Armee in ein Milizheer einbringen würden.
^Hen während der Verhandlungen über die letzte
H.ttrcsverstärkung hatten Sachverständige dem Herrn
^?bknecht nachgewiesen, daß die Schweizer Miliz
E'Ue recht theure Sache sei, und ein neckischer Zu-
bringt es mit sieb, daß vor wenigen Tagen im
"-Nilitäi-Wochenblatt" ein Aufsatz erschienen ist,
die sozialdemokratische Heeresreform auf ihre
^°sten und Wirkungen näher prüft und nachweist,
.h ste gerade zum schärfsten Militarismus, dem
Mgen Aufgehen des Volkes in's Heer führt.
Sozialdemokraten sind der Ansicht, bei einem
^Ppclkriege reichen unsere jep-igen Streitkräfte
aus; dazu brauche man 8^ Millionen
ttiegcr. Im „Militär-Wochenblatt" wird nun
^gelegt, daß wir dann einen Mehrbedarf von

1 179 994 Pferden hätten, von denen eine Million
in Deutschland nicht vorhanden ist, also im Frie-
den schon gekauft werden muß, was rund eine
Milliarde Mark ausmacht und eine ähnliche Er-
gänzungssumme von 100 Millionen Mk. erfordert.
Legt man einen dreimonatlichen Verpilegungs-Vor-
rath nieder, so kostet dies 854 350920 Mk. Di-
Ausrüstung, Bewaffnung, Geschütz-, Munition für
das sozialdemokratische Zukunftsheer würden
1 829 873 030 Mk. einmalige Ausgaben erfordern.
Nimmt man di- Wehrpflicht auf 20 Jahre an, so
wären jährlich 500 000 Mann in zwei Raten zu
halbjähriger Dienstzeit einzustellen. Ihre Musterung,
Ausbildung, Kontrolle im Beurlaubtenstande u.s.w.
machten ein ungeheueres Personal nöthig. Dazu
tritt noch das riesige Personal für die militärische
Ausbildung der Schüler vom 10. Jahre ab. Ganz
unverständlich wird die Mobilmachung eines solchen
Heeres; wenn es zum Kriege kommt, sind nicht
einmal Truppen da, um den ersten Widerstand zu
bieten, die Grenzen und den Aufmarsch zu schützen.
Logisch ergibt sich daraus die Nothwendigkeit einer
Soldarmee neben dem Volksheer. Den Beweis
dafür liefert die Schweiz, die seit dem vorigen
Jahre Söldner besitzt.
D »Mich es Reich.
Berlin, 27. März.
— Die Königin vvn Württemberg
wird am 31. März zum Besuche des Großher-
zoglichen Hofes im Darmstadt cintreffen. Für
den Abend ist eine Festvorstellung im Großherzog-
lichen Hvftheater geplant, für die „Zwei Könige"
(La Basoche) von Messager in Aussicht ge-
nommen ist.
— Unterrichtete Kreise in Wien bezeichnen
sämmtliche bisherigen Zeitungsangaben über den
Zeitpunkt und die Dauer des Besuches des Kaisers
Franz Josef in Abbazia als willkürliche
Annahmen, da endgiltige Bestimmungen noch nicht
getroffen sind. Zutreffend dürften die Angaben
der „Neuen Freien Presse" fein, wonach Kaiser
Franz Josef im Laufe dieser Woche dem deutschen
Kaiserpaare einen Besuch abstatten würde.
Für diesen Besuch sind wegen Mangels einer ge-
eigneten Unterkunft in Abbazia nur einige Stun-
den in Aussicht genommen, zumal der Kaiser
Franz Josef die Ruhe des deutschen Kaiserpaares
nicht stören möchte. Der Tag des Besuches ist
noch unbestimmt.
— Der Reichskanzler Graf Caprivi ver-
folgt, wie einem hiesigen Lokalblatte mitgetheilt
wird, den Plan, sich gemeinsam mit einem nahen
Verwandten, welcher Kommandeur einer Kaval-
lerie-Brigade ist und seinen Abschied zu nehmen
beabsichtigt, auf dem Lande anzusiedeln. Zu

diesem Zwecke ist der Bau eines Landhauses in
Pommern, welches kontraktmäßig bis zum Sept,
d. Js. fertig sein muß, bereits begonnen worden.
— Am Tage des Inkrafttretens des deutsch-
russischen Handelsvertrages, am 20.
März, sind nach einer Meldung der „Königsb.
Allg. Ztg." bei den preußischen Grenzdörfern
Uvidamischken und Pablindzen von höheren rus-
sischen Beamten aus Wilna die Uebergangs-
punkte festgestellt worden. Ein russischer Ge-
neral, mehrere Offiziere und weitere Beamte sind
mit der Ausführung dieser im Vertrage vor-
gesehenen Einrichtung beauftragt worden. Für
die die Uebcrgangspunkte überwachenden russischen
Beamten soll vorläufig eine Baracke erbaut werden,
die sie zur späteren Vollendung fester Häuser be-
wohnen werden.
— Das einzige Zugeständniß, das wir Ruß-
land über die Zugeständnisse des deutsch-öster-
reichischen und des deutsch-italienischen Handels-
vertrages hinaus gemacht haben, betrifft die ander-
weite Behandlung der Zollberechnung bei der
P etroleumeinfuhr. Entsprechend den Grund-
sätzen der Meistbegünstigung ist diese Konzession
nunmehr durch Bundesrathsbeschluß gleichzeitig
mit dem Inkrafttreten des russischen Handels-
vertrages auf alle andern Meistbegünstigungs-
länder ausgedehnt worden. Hiernach genießt die
amerikanische Pctroleumausfuhr nach Deutschland
dieselben Vortheile wie ' die russische. Andere
Länder kommen bei dem Artikel natürlich nicht
in Betracht.
— DieSteuerkommission desReichs-
tages wird nach den Osterferien zunächst die
Berathung einer Tabakfabrikatsteuer be-
ginnen. Zu diesem Zwecke ist der Reickstags-
abgeordnete für Bremen, Frese, in die Kommis-
sion eingetreten. Voraussichtlich wird auch der
Zentrumsabgeordnete Fritzen, der vor einiger Zeit
ernstlich erkrankt war, bis dahin wieder herge-
stellt sein.
— (Zur Tabaksteuer.) In einer Zu-
schrift aus Kreisen vvn Tabakintcressenten wird auf
die Nothwendigkeit hingewiesen, die Ferienzeit zu
benutzen, um den Reichstagsabgeordneten nahe zu
legen, daß die Tabaksteuerschon in der Kommission
abgelehnt werde. Daß die Tabaksinteressenten,
wenn sie etwas erreichen wollen, gut thun, wenn
sie die Hände nicht in den Sckooß legen, ist
selbstverständlich. Aber wenn im Hinblick auf die
Veränderungen, die sich in der Besetzung der
Steuerkommission bereits vollzogen haben, die
Möglichkeit angedeutet wird, daß durch sie eine
„Verbesserung oder Amendirung" der Vorlage
näher gerückt sei, so ist das eine durch die That-
sachen nicht gerechtfertigte Voraussetzung. Die

tbeilweise veränderte Besetzung der Kommission ist
nur darum beliebt worden, um den Fraktionen
die Möglichkeit zu geben, für die Tabaksteuerfrage
sachverständige Mitglieder in die Kommissionsbe-
rathung zu schicken. Auf eine Veränderung der
Stellungnahme der Parteien zu den Steuerfragen
selbst darf aus dem sich jetzt vollziehenden Wechsel
kein Schluß gezogen werden; er wird sich auch
wiederholen, wenn die Weinsteuer in der Kom-
mission noch zur Berathung gelangen sollte. Was
die Aussichten einer Amendirung der Vorlage be-
trifft, so liegt bisher nur der Vorschlag des Zen-
trumsabgeordneten Friöen vor, eine Erhöhung des
Zolls auf importirte Tabakfabrikate eintreten zu
lassen. Die Regierung hat bisher keine Veran-
lassung genommen, sich über diesen Vorschlag aus-
zulafsen, und ebenso hat die offiziöse Presse dazu
geschwiegen. In der Zentrumspartei selbst scheint
das Theilprojckt inzwischen auch neue Sympathien
nicht gefunden zu haben.
— Im „Reichs- und Staats-Anz." wird das
Gesetz betreffend die Verlängerung des Handels-
Provisoriums zwischen dem Reich und Spanien
und die Bekanntmachung betr. die Jnvali-
ditäts- und Altersversicherung von
Hausgewerbetreibenden der Textilindustrie ver-
öffentlicht.
— Die Einnahmen der Post- und Tele-
graphenverwaltung im Febr. d. I. weisen
gegen den Febr. des Vorjahres ein Plus von
587 747 Mk. auf, so daß die Mehreinnahmen
aus den ersten elf Monaten des Etatsjahres nun-
mehr bei der Post und Telegraphenverwaltung
sich aus 9 137 044 Mk. belaufen.
— Eine vornehme Versammlung wird, wie
schon kurz erwähnt, die Stadt Darmstadt in
der nächsten Zeit beherbergen. Die Standes-
herren des Deutschen Reiches, die sich
alljährlich einmal zu versammeln Pflegen, um ihre
gemeinsamen Rechte zu besprechen und zu wahren,
haben beschlossen, in diesem Jahre dort zu tagen.
Die Zusammenkunft findet in der Zeit vom 1.
bis 5. April statt. Der Großherzog Ernst
Ludwig hat den hohen Herren gestattet, ihre Ver-
handlungen in den Räumen des Großherzoglichen
Palais am Louisenplatze abzuhalten.
— Angesichts der im preuß. Abgeordnetenhause
begonnenen und in der Presse weitergeführten Er-
örterungen über die Erwerbung des juristischen
Doktorgrades erscheint folgende Zusammen-
stellung von Interesse, aus der sich ergiebt, welche
Bedeutung die einzelnen Universitäten in dieser
Hinsicht für die Erwerbung des juristischen Doktor-
grades haben: In den Jahren 1888 bis 1892
promovirten juristische Doktoren an den Universitäten
in Kiel 1, Gießen 4, Königsberg 4, Marburg 5,

Zu

Das Gespenst der Marquise.
Roman von Hermine Frankenstein,
(Fortsetzung.)
. »Aber, Rog, was werden Deine Freunde
^Mem Entschluß sagen?" fragte Bernice.
j. »Ich hibc weder Vater noch Mutter," sagte
junge Marquis halb traurig, „und da mein
< ükel und meine Tanten mich in ihren Ange-
. ^uheiten nicht zu Rathe ziehen, so können sie
nicht erwarten, daß ich es bei Ihnen thue.
Ikiiie nächsten Verwandten kann ich eigentlich
Meine Verwandten nennen, Berniee. Sie
Mleq meine Heimath und werden auch Deine
'Ochsten Freunde und Genossen sein. Sie sind
k, süi Stiefbruder und meine Stiefschwester, die
„.^der von dem zweiten Gatten meiner Mutter
ich habe sie unendlich lieb."
"Tu hast mir früher nicht von Ihnen ge-
ot, Rog."
»Nicht? Das muß sein, weil ich in Deiner
b^Maft nur'an Dich denken kann," sagte Lord
yctivyud, sie liebevoll anlächelnd. „Ich muß
n Elu Stillschweigen jetzt gut machen. Mein Vater
als ich noch ein kleiner Knabe war, Ber-
ihsf- Ich war bereits Lord Chetwynd, als ich
Und - imnasium kam. Meine Mutter, eine sanfte
häli schöne Dame, die Du gewiß sehr geliebt
sckn einige Jahre Wittwe und heirathete
der n Zym zweiten Male, während ich auf
Ob .uiöersität war. Ihr zweiter Gatte war
erst Gilbert Monk, der jüngere Bruder eines
Ofen, ein ostindischer Offizier und ein Mann

von seltsamer Anziehungskraft, der meine Mutter
nur durch seine Willenskraft heirathete, denn es
war von beiden Seiten keine sonderliche Liebe
vorherrschend.
„Es war eine sonderbare und unpassende Hci-
rath, mit der ich mich nie aussöhnen konnte.
Oberst Monk war früher in Italien verheirathet
gewesen und hatte zwei dort geborene Kinder,
die er mit nach Chetwynd-Park brachte. Kaum
zwei Jahre war er verheirathet, als er starb.
Da sein Entgegenkommen mit ihm erlosch, waren
seine Kinder nur halb versorgt, und Oberst Monk
beschwor meine Mutter in seinen letzten Augen-
blicken, seine Kinder nicht zu verlassen. Das
Versprechen, ihnen eine Mutter zu sein, gab sie
ihm bereitwilligst. Ein Jahr später starb meine
Mutter und sie beschwor mich, ihren Stiefkindern
ein liebevoller Freund und Schützer zu sein. Ich
gab ihr ein feierliches Versprechen, daß Sylvia
stets in Chetwynd-Park eine Heimath haben sollte.
Sie sind mir auch wie Bruder und Schwester und
theilen mein Haus mit mir, als ob sie ein an-
gebornes Recht dazu hätten."
„Wie alt sind sie, Rog?"
„Gilbert ist zwei Jahre älter als ich —fünf-
undzwanzig — und Sylvia — ich nannte mein
Schiff nach ihr — ist einundzwanzig Jahre alt.
Gilbert hat sich bisher für keinen Beruf ent-
schieden und ist von mir abhängig, als ob er
mein jüngerer Bruder wäre. Ich glaube, sein
Ehrgeiz zielt dahin, eine reiche Heirath zu machen.
Sylvia wird ohne Zweifel eines Tages eine
glänzende Parthie machen, aber ich hoffe, daß sie
einstweilen noch lange bei uns bleibt. Du wirst

sie beim ersten Augenblick lieb gewinnen. Wie
überrascht Gilbert und Sylvia sein werden, wenn
ich mit meiner Braut zurückkehre. Du wirst
morgen mit mir gehen, Bernice, nicht wahr?"
„Wenn meine Eltern es erlauben," antwortete
das Mädchen leise und hocherröthend.
„Deine Eltern werden die Einwilligung nicht
versagen," entgegnete der Lord. „Sie müssen es
gemerkt haben, wie sehr ich Dich liebe, Bernice,
denn seit ich auf der Insel weile, war ich tag-
täglich bei ihnen und bei Dir, und wollte man
mir Deine Hand verweigern, so hätte es Gelegen-
heit genug gegeben, mir dies merken zu lassen.
Komm, Geliebte, ich will gleich wissen, wie sich
unser Schicksal gestaltet, laß uns zu Deinen Eltern
gehen."
Herr Gwellan saß vor stimm Schreibtische,
neben ihm seine Frau in einen, niedrigen Lehn
stichle. Der alte Herr hatte das 60. Lebensjahr
bereits überschritten, war groß und hager, jedoch
kräftig gebaut und sein von langen grauen Haaren
umwalltes Gesicht trug den Stempel von Güte
und Wohlwollen. Seine Frau, deren faore auch
längst ergraut waren, hatte ein mildes, edles,
offenes Gesicht, aus dem die Güte des Herzens
hervorleuchtete.
Die alten Leute standen höflich auf, als Lord
Chetwynd, Bernice zur Seite, eintrat. Der Lcrd
war während seiner zweimonatlichen Anwesenheit
auf der Insel fast täglicher Gast im Schlößchen
gewesen und sie hatten ihn lieb gewonnen. Trotz-
dem bemerkte der Lord, daß man ihn diesmal ernster
denn sonst begrüßte.
„Ich komme, Ihnen in diesem Jahre meinen

letzten Besuch abzustatten", sagte der Lord. „Im
Falle der Wind günstig, segle ich morgen in die
Heimath."
Der alte Herr wechselte mit seiner Frau einen
bedeutungsvollen Blick und ein Schatten von Un-
ruhe schien von seiner Stirne zu weichen.
„Das thut uns leid, Herr Marquis, denn
Ihre Gesellschaft war uns die denkbar ange-
gcnebmste, so daß wir Ihrer nur in Liebe gedenken
werden."
„Ich verlange mehr als ein frreundliches An-
gedenken, Herr Gwellan", sagte der Lord erröthend.
„Ich verlange die Stütze Ihres Alters für mich,
ich bitte Sie, mir Bernice als meine Gattin mir-
zugeben in das Schloß meiner Väter."
Die alten Leute erschrocken aufs Tiefste, und
eine lange, bange Pause des Stillschweigens trat ein.
„Das habe ich nicht vorausgesehen", sagte
endlich der alte Herr in ernstem Tone. „Ich und
meine Frau hielten Bernice bis jetzt noch für ein
Kind. Mögen Sie bedenken, mein Lord, daß sie
"st sechzehn Jahre zählt. Ueberdies, Sie sind ein
hochgeborener Mann, Sie zählen zu den Spitzen
der Gesellschaft und werden bald die flüchtige
Leidenschaft für ein armes unbedeutendes Mädchen
vergessen."
„Niemals! Sie dürfen das einem Mann
von Ehre wohl glauben. Uebrigens hat Bernice
das Auftreten und den Takt einer Prinzessin, und
die Gwellan sind, wie ich wohl weiß, von edlem
Blute."
„Vergessen Sie nicht, mein Lord, daß Ber-
nice nicht unser leibliches Kind ist. Allerdings
wäre Bernice würdig, die Gattin eines Fürsten
 
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