Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

DOI Kapitel:
Nr. 51 - Nr. 60 (1. März - 11. März)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44554#0221

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nummer 5s. LL. Jahrgang.


Dienstag, 6. März L8Z4.


Abonnementspreis r
Mit kicitigem illustrirtem Sonntagsblatt: monatlich
48 Pfennig frei in's Hau«, Lurch die Post bezogen
vierteljährlich 1 Mark ohne Bestellgeld-
Expedition: Knuptttrcrße °Wr. 25.

für Heidelberg und Umgegend
(Würger-Zeitung).



Jnsertionöprcisr
die lspaltige Petit,eile oder deren Raum S Pfg.,
für auswärtige Inserate 10 MS-, ber öfterer Wieder-
holung entsprechender Rabatt.

Expedition: Hauptstraße Wr. 25.

§elesenstes Blntt Ln Stadt n. Anrt Heidelberg und Nsngegeird. Guötzteir Evfslg süu Infevnte

Telephon-Anfchlutz Nr. 1V2. "WU

Alle diese Fragen sind durchaus präzise ge-
stellt und harren einer Beantwortung. In An-
betracht des Aussehens, welches dieser Maschinen-
unfall, der in seiner Art an Größe einzig dasteht,
gemacht hat, wäre es zu wünschen, daß bei etwaigen
neuen Proben recht weitgehende Vorsichtsmaßregeln
getroffen würden.

un-
sei,

den
Be-
die

und keine Seele dann scheuen. Und den Kopf
doppelt hoch tragen müßte die arme Adel. Was
kann sie dafür? Ist es nicht traurig genug, wenn
die Frau unter den Folgen der Handlungen des
Mannes zu leiden hat, soll sie und die armen
Kinder auch noch die Schmach seines entehrenden
Thuns treffen? Die armen Unschuldigen, die nichts
dafür noch dagegen konnten!"
Sie stampfte vor Aufregung mit beiden Füßen
auf das Fußkissen.
„Beruhige Dich doch, echauffier' Dich doch nicht
so, mein Gott, nimm doch Vernunft an," sprach
der Oberst auf seine kleine leidenschaftliche Frau ein.
„Nein, ich beruhige mich nicht," rief sie, stieß
ihn erzürnt von sich und wehrte die streichelnden
Hände ab. „Man soll den Menschen nur für
seine eigene That verantwortlich machen, da seid
meinetwegen so unerbittlich streng, wie Ihr nur
sein könnt. Und wenn Ihr wenigstens konsequent
wäret — empfängt unsere hochehrbare Frau
Schwägerin, dieser fleckenlose Tugendspiegel, Gräfin
Hortense und deren liebe Schwestern etwa nicht,
von denen man sich öffentlich die nettesten Ge-
schichten erzählt, und die man in ver Gesellschaft
doch respektiert, weil ihre Männer entweder blind
oder blödsinnig sind, und machst Du ihnen etwa
nicht die tiefsten Reverenzen und lehnst Dich nicht
auf dagegen, wenn man Dich ihnen zum Tisch-
nachbar ^bestimmt? — O, Ihr abscheulichen
Menschen!" rief sie immer erregter und durch die
unerschütterliche Ruhe ihres Mannes noch mehr auf-
gebracht, der an das altmodische Cylinderbureau ge-
treten war, um die dort aufgestellten Briefschaften
sich anzusehen.

ßischen Minister ersetzt werden würde, und Mi-
nister v. Boetticher würde mit dem Oberpräsidenten
der Rheinprovinz, Geh. Rath Nasse (einem Frei-
konservativen) tauschen u. s. w. u. s. w. Daß
Graf Caprivi nach dem Zustandekommen des russi-
schen Handelsvertrages ebensowenig wie im Vor-
jahre nach der Durchdringung der Militärvorlage
die Hoffnung der Konservativen erfüllen wird, hat
er ebenfalls erst am Dienstag mit aller Bestimmt-
heit in Abrede gestellt. Aber die Herren Agrarier
rechnen immer noch darauf, daß ein Reichskanzler,
in den sie kein Vertrauen haben, sich auf die
Dauer nicht behaupten könne. Darin aber werden
sie sich iren.
— In der Kommission zur Prüfung des
Handelsvertrags hat die Opposition gegen
den Handelsvertrag anscheinend jede Obstruktions-
politik aufgegeben, sodaß man glaubt, in drei
weiteren Sitzungen die übrigen Verhandlungen,
welche hauptsächlich an die Konventionaltarife an-
knüpfen werden, erledigen zu können. Nach den
vorläufigen Dispositionen soll die zweite Berathung
des Handelsvertrags im Plenum schon am künftigen
Freitag beginnen. In der Kommission wurden die
einzelnen Artikel durchweg mit 13 gegen 9 Stimmen
angenommen. Da die Kommission 28 Mitglieder
zählt, fehlten 6 Mitglieder, darunter 3 Freunde
des Vertrags und 3 Gegner oder Zweifelhafte.
. — Der „Kladderadatsch" nennt die Er-
klärung des „Reichsanz." bescheiden und in ihren
Motiven durchsichtig. Er unternehme derartige An-,
griffe nicht ohne ausreichende thatfächliche Begrün-
dung. Er schlage den Gang zum Richter vor und
weise die hilflose Fiktion, daß er zum Organ
lauterer persönlicher Motive gemacht worden
mit ruhiger Ueberlegenheit zurück."
— Wie bereits gemeldet ist, haben von
Kolonialpolitikern, die zur Begutachtung der
dingungen der französischen Delegirten für
Feststellung der Ostgrenz: von Kamerun zum
27. Dezember vom Auswärtigen Amt einberufen
waren, drei dafür gestimmt, daß man, statt die
Bedingungen der Franzosen anzunehmen, doch
lieber die Verhandlungen abbrechen sollte. Es
waren dies, dem Vernehmen der „Kreuzztg." nach,
außer dem schon genannten Fürsten zu Hohenlohe-
Langenburg, der Staatsminister v. Hofmann, vom
Vorstande der südwestafrikanischen Kolonialgesell-
schaft, und der Prof. Dr. Hasse aus Leipzig, der
der nationalliberalen Fraktion des Reichstags an-
gehört.
Karlsruhe, 4. März. Die Großherzoglichen
Herrschaften beabsichtigen, wie verlautet, einen
kurzen Aufenthalt in Italien zu nehmen, und
werden dort mit der Kronprinzessin von Schweden
zusammentreffen.

Deutsches Reich.
Berlin, 5. März.
— Prinz Maximilian vonBaden, Premier-
lieutenant L tu suitö des Garde-Kürassier-Regi-
ments, ist, nach Ablauf des ihm vor Jahresfrist
bewilligten einjährigen Urlaubs, wieder in Berlin
eingetroffen, nachdem er zuvor dem königlich-säch-
sischen Host noch einen Besuch abgestattet hatte,
und wird nun wieder bei seinem Regiment Dienst
thun.
— Das russische Kai s erpa a r sagte nach
der „Köln. Ztg." dem deutschen Botschafter zu
dem am nächsten Mittwoch stattfindenden Ballfeste
sein Erscheinen zu. Der Korrespondent der „Köln-
Ztg." hebt hervor, daß der Zar nur in den sel-
tensten Ausnahmefällen die Feste auswärtiger Bot-
schafter besuche. Unter den obwaltenden Verhält-
nissen aber, unmittelbar vor der endgiltigen Ent-
scheidung über den Handelsvertrag, wird der kaiser-
liche Besuch in Petersburg allgemein als ein poli-
tisches Ereigniß aufgefaßt.
— Bei der kurzen Spanne Zeit, welche
zwischen heute und dem Beginn der Charwoche
liegt, mit welchem die parlamentarischen Osterferien
beginnen müssen, scheint es geradezu unmöglich,
den Reichsetat und den preußischen Staatshaus-
haltsetat (das Etatsjahr beginnt im Reiche wie in
Preußen mit dem 1. April) rechtzeitig zum Ab-
schluß zu bringen. Es wird also im Reiche wie
in Preußen die Einbringung von Nothetats unab-
weisbar werden. Die nächsten Tage werden dar-
über Gewißheit bringen. Der Kultusetat im Ab-
geordnetenhause wird jedenfalls vier bis fünf
Sitzungen in Anspruch nehmen.
— Zu den Gerüchten von einem Kanzler-
wechsel nach Annahme des russischen Handels-
vertrags wird im „Hamb. Korr." offiziös ge-
schrieben: „Obwohl nun eigentlich die bündigen
Erklärungen des Grafen Caprivi vom Dienstag
und die gestrigen Reden der beiden preußischen
Minister dem Geberdenspähen und Geschichten-
tragen den Garaus machen sollten, gefallen sich
gleichwohl manche Konservative, die einen Trost für
die Zukunft in trüber Zeit suchen, auch jetzt noch
in der Verbreitung der absolut grundlosen Kombi-
nationen, wonach Graf Caprivi nach dem Inkraft-
treten des russischen Vertrages sich sehr bald in
den Ruhestand zurückziehen und durch einen preu-

recht eigentlich an ihrer eigenen Neugier zappeln.
„Ada hat einen Beschützer gefunden, wie Du und
ich ihn kaum besser wünschen könnten."
„Wen?" rief sie gespannt.
„Entsinnst Du Dich Eures Jugendfreundes,
des jungen Bauakademikers, mit dem ins Dunkle
übertragenen Christuskvpf noch?
„Herbert Droysen, unser Herbert Droysen?"
rief sie freudig erregt.
„Derselbe. Als Nabob oder dergleichen aus
Indien heimgekommen, und Ada durch den glück-
lichsten aller Zufälle, ich möchte es Gottes Schickung
nennen, so deutlich sprechen alle Zeichen ja dafür,
im Augenblick ihr ins Haus geschickt, wo die Fäden
ihres Lebens sich scheinbar am unentwirrbarsten
verwickelt hatten. Schilst Du nun noch, kleine
Frau, daß ich nicht mit Gewalt verging und die
weise Vorsehung dadurch zu durchkreuzen suchte, daß
ich darauf bestand, Ada müsse mit zu uns kommen?"
Sie war ganz Demuth und Abbitte, als sie
sein bärtiges Gesicht rechts und links mit den
weichen, runden Händen streichelte.
„Warum hast Du oas nicht gleich gesagt?"
schmollte sie.
„Hast Du, Hitzkopf, mich überhaupt dazu
kommen lassen?" spottete er gutmüthig, und ein
Strom warmer Liebe ging aus seinen treuherzigen
Augen über die kleine Frau hin, die nun an seinem
Halse hing, und die er schäkernd von sich ab-
schütteln wollte. „Der ideale Kopf mit dm
schwärmerischen Träumeraugen ist aber Euer Jugend-
freund nicht mehr, Kindchen! Ich fürchte, Du
würdest gründlich enttäuscht sein, wenn Du sähest,

3ur Katastrophe der Brandenburg.
Die Betrachtungen über die Ursachen der Ka-
Wrophe aus der Brandenburg, die die „Deutsche
Heereszeitung" hauptsächlich dem forcirten Zuge
schiebt, find in technischen Kreisen nicht unbe-
^chtet geblieben, aber auch nicht unwidersprochen
^blieben. Hauptsächlich ist der „Reichsanzeiger"
Ansicht, daß das Unglück nicht durch die An-
sandung des forcirten Zuges herbeigeführt worden
fik- Die „Deutsche Heereszeitung" legt nun dem
-Meichsanzeiger" folgende 4 Fragen vor:
1) Da der „Reichsanzeiger" selbst angibt, daß
^wentlich bei Probefahrten eine Gefahr für das
Maschinen-und Heizerpersonal besteht, also auch hier
bestand, warum waren die Thüren zur Backbord-
Aaschine nicht geschlossen? Es wäre in diesem
fiAlle nur der Raum der Steuerbordmaschine mit
Dampf gefüllt worden und die Leute, welche in
bein Backbordmaschinenraum durch die Schott-
land getrennt, wären gerettet gewesen, d. h.
"wa die Hälfte aller Tobten und Verwundeten.
. 2) Wie kommen 50 Menschen in den Ma-
'chmenraum, wohin kaum die Hälfte gehört,
Wenn gerade im Maschinenraum das Personal
^sonders gefährdet sein soll und das im beson-
deren Maße bei Probefahrten der Fall ist, wie
°sr „Reichsanzeiger" sagt? — Müßt nicht im
Aegentheil danach gerade das Personal auf das
-Mhwendigste beschränkt werden und müßten nicht
gerade Solche, welche gar nichts in diesen Räumen
öu suchen haben, schleunigst daraus vor Beginn
der Fahrt entfernt werden? — Dann wären wahr-
scheinlich 15 Menschen statt nahezu 50 verunglückt!
.. 3) Ist das Schiff in dem Augenblicke, als
Ae Katastrophe eintrat, mit forcirtem Zuge ge-
fahren oder nicht, bezw. hat man den forcirten
Aug kurz vor dem Eintritt in Anwendung ge-
bracht? Wenn nein, bat das Schiff am 16.
Februar feine Probefahrten mit forcirtem Zuge
wachen sollen und weßhalb hat es sie nicht ge-
wacht?
4) Was geschieht nun mit der Maschine der
Brandenburg. Will man die ganze Maschine
Herausnehmen oder will man den beschädigten
Dheil neu ersetzen? Will man das Schiff über-
haupt abnehmen oder die Abnahme verweigern?

Ludwigshafen, 5. März. Die Versammlung
in Grünstadt, in welcher gestern der Reichstags-
abgeordnete Dr. Clemm sprach, war sehr gut
besucht. Von Seiten des Bundes der Landwirthe
waren die Herren Schwinn-Bockenheim, Janson-
Dirmstein und Wittmer-Obersülzen erschienen, die
gegen den russischen Handelsvertrag sprachen.
Indessen wurde infolge der aufklärenden Aeußerung
des Herrn Dr. Clemm demselben Abstimmung
über den russischen Handelsvertrag unter der Vor-
aussetzung, daß die Staffeltarife fallen, freigestellt.
Neustadt, 5. März. Der Reichstagsabgeord-
nete Bürklin hat sich gestern für den russischen
Handelsvertrag erklärt.
Ausland.
Pest, 4. März. Heute Nachmittag 4 Uhr fand
hier die große liberale Landesversammlung
im Stadtwald unter Vorsitz des Oberstkämmerers
Orczy statt. Ganz Ungarn ist vertreten, und die
Straßen sind prachtvoll geschmückt; der Aufmarsch
in den Stadtwald geschah in drei Kolonnen, an
der Spitze ritten junge Magnaten, dann kamen
Abordnungen der Komitale und 50 000 Gäste aus
den Provinzen. Da ein Vertrauensmann des
Königs die Versammlung leitete, gestaltete sich die
riesige Volkskundgebung zu einer Huldigung für
die Person des Königs. Selbst Gegner der Re-
formen müssen zugestehen, daß ein Widerstand auf
die Dauer unmöglich sei.
Paris, 4. März. Marius Tournadre, der
Anarchist, der seiner Zeit seine Kandidatur für
die französische Akademie aufgestellt und die „Un-
sterblichen" durch seine Bewerbungsversuche er-
schreckt hatte, ist gestern verhaftet worden. Man
fand bei ihm zahlreiche Briefe. — Heute wurden
13 weitere Verhaftungen von Anarchisten vorge-
nommen, wobei zahlreiche anarchistische Zeitschriften
und Broschüren mit Beschlag belegt und bei
mehreren der Verhafteten mit Pulver und anderen
Sprengstoffen gefüllte Bomben entdeckt worden.
Paris, 4. März. Gestern Abend erfolgte zu
St. Quentin-Lamotte in der Wohnung des Bürger-
meisters eine heftigeSch lag entzündung , die
durch das Platzen einer mit Pulver gefüllten
Flasche veranlaßt war. Der Thäter ist noch nicht
ermittelt.
Rom, 4. März. Anläßlich seines .gestrigen
Doppeljubiläums hielt Papst Leo XIII. in der
fixtinischen Kapelle einen Gottesdienst ab, an dem
das diplomatische Corps und zahlreiche Fremde
theilnahmen. Der Papst wurde bei seinem Ein-
tritt lebhaft begrüßt; sein Aussehen war vortrefflich.
London, 4. März. Die Königin hat nun-
mehr das Entlassungsgesuch Gladstones ange-
nommen und Lord Rosebery zum Minister-
präsidenten ernannt. Man nimmt an, daß

„Na, schilt Dich nur aus, Herzlieb," sagte er
mit unverwüstlich gutmüthiger Freundlichkeit, „nach-
her wirst Du mich wohl auch'mal zu Worte kommen
lassen, und ich darf zuerst wohl auf einen herzlichen
Willkommengruß rechnen. Vielleicht auch auf eine
kleine leibliche Auffrischung," schloß er mit Humor,
„nachdem die moralische mir sturzbadweise gleich
beim Eintritt gegönnt wurde."
Ange warf die Decken von den Füßen und war
mit einem Satz neben ihm, beide Arme stürmisch
um seinen Nacken schlingend.
„Wölfchen, Wölfchen, meine Heftigkeit ging
'mal wieder mit mir durch," klagte sie reumüthig.
„Ich möcht' Dich gar nicht anders, es sind ja
doch immer nur Flammen edelster Empörung, die
dieser kleine Vulkan in die Höhe prasseln läßt.
Mit Deinem leidenschaftlichen Zufeldeziehen gegen
die Ungerechtigkeiten der Gesellschaft hast Du mich
zuerst in Deinen Zauberbann geschlagen und da
festgehalten in immer gleicher Wärme und An-
betung. Aber unvernünftig gegen sich selber wüthen
darf mein kleines Frauchen nicht. Drum mußt
Du Dich hübsch schonen und pflegen, damit Du
bald vom Doktor die Erlaubniß bekommst, nach
Hause reisen zu können."
„Zu Adel?" schrie Ange freudig auf.
Er schüttelte in unverwüstlicher Gemüthsruhe das
kurzgeschnittene, eisengrau schimmernde Haupt und
strich lächelnd den röthlichen Schnurrbart. Dieser
liebenswürdige, gesetzte Mann bildete gewissermaßen
den sichern Ballast in dem Ballon, der immer ziel-
los in die Lüfte zu flügen drohte.
„Adelaide bedarf Deiner nicht," antwortete er
bedächtig, und ließ sie mit langsamer Sprechweise

Roman von C. Zoeller-Lionheart.
12) (Fortsetzung.)
_ »So, Herz, da bin ich!" fuhr Oberst von
Schöneich zu seiner Frau Gemahlin gewendet fort.
"Ich komme schneller heim, als ich dachte, und bin
Mit der Sündfluth einer Generalreinmacherei natür-
fich dafür belohnt. Mir ließ es in der Residenz
teine Ruhe, und da Ada nicht mitkommen wollte,
Mit ich Herr ihr bestimmten Tag nicht mehr aus
Und benutzte noch den Nachtzug."
Die großen dunklen Augen von Ange Schöneich
satten alle Lustigkeit verloren. Sie hielt sie un-
verwandt mit durchdringendem Blick auf den schnell
Sprechenden gerichtet, der sich im Uebereifer etwas
Zu verwirren schien und ein wenig roth und verlegen
diesen inquisitorischen Augen auszuweichen suchte.
„Und ich habe sie so bestimmt erwartet, mich
darauf gefreut, ihr hier ein warmes, behagliches
Affichen zu schaffen, in dem sie das Ungemach der
Atzten Zeit vergessen könnte," rief sie aus, und die
Ichnellbereiten Thränen stürzten ihr in die Augen.
„Nun, große Ueberredungsmittel, das sehe ich Deiner
Urmsündermiene an, sind nicht in Anwendung ge-
macht. Du wirst froh genug gewesen sein, als die
Ame Ada Nein sagte, was? Schweigen ist auch
°'ne Antwort. Schämt Euch, schämt Euch alle
gründlich," brauste sie auf. „So feige sein, so dem
blöden Popanz, der Meinung der Welt zu weichen!
Ich hätte all die Herrschaften schon zwingen wollen
zu achtungsvoller Haltung gegen meine Adel. Ein
gutes Gewissen soll der Mensch haben, recht thun

FsrtwZhreird
*rrden von allen Postanstalten, Landbriefträgem,
Unseren Agenten und Trägerinnen Abonnements
entgegengenommen.
 
Annotationen