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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

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Nr. 121 - Nr. 130 (28. Mai - 7. Juni)
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Nummer 1E4. LL. Zahrgswg.

2? s Lt s v

Donnerstag, ZI. Mai 1894.

General-GAlyeiger

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Gelesenstes Blatt in Stadt rr. Anrt Heidelberg and Llnrgegend. Grötzter Grfslg für Inserate.

für Heidelberg und Umgegend
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Einseitige vergebliche An-
strengungen.
iv.
Die Verhältnisse verbieten es von selbst, daß
Deutschland allein zur Rehabilitirung des Silbers
schreite; nicht minder schwierig liegen die Aus-
sichten in dieser Frage sür alle übrigen Staaten.
Anderseits aber drängt sich uns immermehr
die Ueberzeugung auf, daß etwas geschehen müsse,
um dem Silber wieder die Eigenschaft eines sta-
bilen Werthmessers zu verschaffen, nachdem wir
dieses Metall als subsidiäres Zahlungsmittel selbst
innerhalb des Kreises der Goldstaaten nicht ent-
behren können und nachdem die eigentlichen Silber-
länder wie China, Indien, Mexiko und andere,
überhaupt sür noch lange Zeit außer Stande sein
dürfen, zur Goldwährung überzugehen.
Die Einzelanstrengungen Englands, das
Währungsgebiet der ostindischen Nupies vom
Tagespreise des Silbers dadurch unabhängig zu
gestalten, daß man im Vorjahre die Einführung
der Eoldrechnung auf Grund eines Goldpreises
von Shilling Vi Pence für 1 Rupie decretirte
und ferner die Schließung der indischen Münz-
stätten für freie Silberausprägung verfügte, haben
leider dem Drucke der Verhältnisse nicht lange
widerstehen können; dieser Währungsversuch Eng-
lands, dessen Industrie und Handel von der Silber-
entwerthung unter allen Ländern am schwersten
betroffen werden, schlug fehl und erbrachte damit
den Beweis, daß selbst ein so finanzkräftiges Land
wie England ohne die Unterstützung anderer
Staaten dem Silber gegenüber keinen dauernden
Erfolg zu erringen vermochte!

Das Gespenst der Marquise.
Roman von Hermine Frankenstein.
52) (Fortsetzung.)
40. Kapitel.
Eine Ausforschung.
Nicht ahnend, daß die scharfen Blicke des
Detektives auf ihr ruhten, setzte Fräulein Monk
ihren Spaziergang auf der Marmorterrasse lang-
sam fort. Sie wußte, daß Bernice lebte und
konnte nicht begreifen, warum sie sich dem Mar-
quis nicht zu erkennen gab. Sie glaubte, daß
Bernice das an ihr verübte Verbrechen entdeckt
habe und nur eine gewisse Zeit abwarte, um den
Thäter zu entlarven. Aber warum hielt sie die
Thatsache, daß sie noch lebte, so lange verborgen?
„Ich kann es nicht begreifen," murmelte Syl-
via leise, „es steckt ein Geheimniß hinter dieser
Angelegenheit, das ich nicht ergründen kann. Es
ist Gilbert, der Bernice beherrscht — Gilbert, der
heimlich gegen mich wirkt. Aber was ist sein
Zweck?" ,
Sie sann vergeblich nach, konnte aber Gil-
bert's Zwecke nicht begünstigen.
Der Detektiv-Offizier tauchte, nachdem er die
Dame aus der Ferne genügend beobachtet hatte,
aus dem Schatten der Bäume hervor, und näherte
sich der Terrasse mit leichtem, schlenderndem Gange,
mit einer Hand das elegante Spazierstöckchen
schwingend, mit der andern sich die Enden seines
Schnurrbartes drehend. Er machte durchwegs den
Eindruck eines auf seine elegante Kleidung ein-
gebildeten Gecken.

Die Führung des Staatshaushaltes bringt es
mit sich, daß die anglo-indische Regierung all-
wöchentlich sehr bedeutende Verkäufe von Silber-
rimessen in London effektirt und obschon auch heute
noch der Preis einer Rupie nicht unwesentlich
über dem Tagespreise des Silbers steht, so hat
sich doch unter dem Einflüsse der allgemeinen
Silberbaisse der Werth dieser Münze nach Erlaß
des vorjährigen Decretes von Shilling Vi pcnce
aus heute Shilling 1/1?/s Pence ermäßigt, was
mithin einem Verluste von I5o/g gleichkommt.
Dieser Verlust summirt sich durch die Regel-
mäßigkeit seiner wöchentlichen Wiederholung zu
Millionen, welche die anglo-indische Regierug ein-
büßt; das indische Budget ist infolge dieser fort-
gesetzten Verluste an der Valuta bedenklich aus
seinem Gleichgewichte gerückt und dürfte das die
Stimmung der englischen Regierung, sich wegen
des Silbers mit den anderen Staaten zu verein-
baren, mittlerweile günstig beeinflußt haben.
Von feiten der übrigen Staaten ist seither
weiter kein Versuch gemacht worden, aktiv in die
Silberbewegung einzugreifen; den verschiedenen
Silberausprägungen der letzten Zeit und solchen,
die noch in Aussicht stehen (z. B. die geplante
deutsche Ausprägung von 22 Millionen, welche
dem notorischen Mangel an Courant abhelsen
soll, dann die bulgarische rc.) wohnt selbstredend
nur ein ganz vorübergehender Einfluß auf die
Preislage des Silbers inne.
Wir bedürfen aber sür dieses Metall un-
bedingt wieder eines festen Preises, wenn es seine
im Weltverkehr doch immerhin noch sehr bedeu-
tende Position als Werthmesser neben dem Golde
wieder einnehmen soll.
Hieraus erhellt sür uns die Ueberzeugung daß:
1) nur solche Vorschläge, welche die
Interessen aller Silber produ-
zirenden Staaten verbinden, Er-
folg haben können,
2) die Basis aller und jeder erfolg-
reichen Maßregel zur Hebungdes
Silberpreises nur eine Conven-
tion aller Silber st aaten bilden
k ann. __
Deutsches Reich.
Berlin, 30. Mai.
— Die „Kreuzztg." meldet: Beim vorgestrigen
Festmahle des Offizierkorps der 2. Garde-Regi-
ments zu Fuß hob der Kaiser in einer Ansprache
hervor, der 29. Mai, an dem es ihm einst ver-
gönnt gewesen ist, die 2. Garde-Jnfanterie-Brigade
vor seinem Vater, dem hochseligen Kaiser Friedrich,
defiliren zu lassen, werde in den Annalen dieser
Brigade stets unvergessen bleiben. Er habe diesen

Als Fräulein Monk ihn erblickte, ahnte sie
sogleich wer er wäre und ihre Lippen zogen sich
zu einem verächtlichen Lächeln zusammen.
„Das soll ein Detektiv sein," sagte sie zu sich
selbst, „eine Puppe ist er — ein Zierbengel, der
in sich selbst verliebt ist! Ein Kind könnte ihn
überlisten."
Fortwährend verächtlich lächelnd, setzte Fräu-
lein Monk ihre Wanderung fort.
Herr Bisset trat auf sie zu und blieb mit
einer höflichen Verbeugung vor ihr stehen.
„Ich glaube, ich habe das Vergnügen und
die Ehre, Fräulein Monk anzusprechen?" sagte
der Detektiv höflich, aber in seiner affektierten
Weise.
Fräulein Monk richtete sich stolz auf und
schaute ihn mit hochmüthigen Blicken an.
„Ich bin Fräulein Monk," sagte sie kalt.
„Sie sind vor mir im Vortheil, mein Herr. Ich
weiß nicht, wer Sie sind."
Herr Bisset schien von dieser Zurückweisung
keineswegs abgeschreckt. Er beeilte sich sehr höf-
lich zu sagen:
„Ich bin Bisset, Lord Chetwynds Gast, Fräu-
lein Monk."
„Der Polizeimann?" sagte die Dame. „Ah,
ich glaube, ich hätte wohl sagen können, der
Detektiv-Offizier. Ich bitte um Entschuldigung.
Ihr Detektivs scheint die Aristokratie der Polizei
zu bilden. Niemand würde Sie für einen Detek-
tiv halten, Herr Bisset," fügte sie freundlicher
hinzu. „Sie sehen wie ein Gentlemann aus."
„Ich bin auch ein solcher durch Geburt und
Erziehung; aber leider geht das Geld mit der

Tag zu einer Gedenkfeier an seinen verewigten
Vater gewählt und hoffe, die Angehörigen des Re-
giments werden diesen Tag in Ehren halten zum
Gedenken an den Sieger von Königgrätz und Wörth.
— Der gestrigen Parade der Berliner Gar-
nison auf dem Tempelhofer Felde wohnten außer
dem Kaiser und der Kaiserin, der König von
Sachsen, Prinz und Prinzessin Johann Georg von
Sachsen, Herzog Ernst Günther von Schleswig-
Holstein, Prinz Albrecht von Preußen, Prinz und
Prinzessin Leopold von Preußen, Kriegsminister
Bronsart von Schellendorf, Oesterreichische Militär-
bevollmächtigte und andere fremde Militärbcvoll-
mächtigte und Attaches bei. Der Kaiser führte
das Kaiserin Augusta-Regiment der Kaiserin und
dem König von Sachsen vor. Der Kaiser soll sich
sehr zufrieden über die Führung der Truppen aus-
gesprochen haben. Er wurde auf dem Hin- und
Rückwege von großen Volksmengen stürmisch be-
grüßt. Hierauf erfolgte die Rückfahrt in das
königliche Schloß.
— Am dritten Verbandlungstage der deutsch-
evangelischen Kirchenkonferenz berichtete, wie
aus Eisenach, 28. Mai, berichtet wird, General-
superintendent Dr. Trautvetter (Rudolstadt) im
Namen der Kommission für die deutsch-evangelischen
Gemeinden in der Diaspora über die in den ver-
schiedenen Landeskirchen gesammelten Kollekten und
den Stand der Gemeinden besonders auf der
Balkanhalbinsel, in Italien und Südamerika. Dem
Vortrage, wie auch der sich anschließenden eingehen-
den Debatte ist zu entnehmen, daß wohl einerseits
das Interesse unserer Gemeinden an dem Wohler-
gehen der Gemeinden in der Diaspora immer
größer wird, andererseits aber auch die Bedürfnisse
fortwährend steigen. Einig war man darin, daß
die Fürsorge für die auswärtigen Evangelischen
mehr und mehr organisirt werden müsse, zumal der
Verlust des kirchlichen mit dem des nationalen
Bewußtseins oft Hand in Hand gehe. — Es folgte
eine Behandlung der Frage: „Welche kirchlichen
Einrichtungen sind erforderlich für die Seelsorge
an den Geisteskranken, besonders in den Irrenan-
stalten?" durch den Prälaten Dr. Doll (Karls-
ruhe). Das Korreferat hierzu erstattete Konsi-
storialpräsident Dr. Chalybaeus (Kiel). Ueber die
vom Referenten aufgestellten Leitsätze sollte in der
folgenden Sitzung verhandelt werden.
— Der Zollkrieg mit Spanien wäre
noch vor wenigen Jahren für die deutsche Spiritus-
industrie ein ungemein schwerer Schlag gewesen.
Noch im Jahre 1891 führte Spanien im Ganzen
461 970 bl Spiritus ein, wovon mehr als die
Hälfte auf Deutschland, nämlich 267114 bl ent-
fielen. Unmittelbar nach Deutschland kam Kuba
mit 77 377, Schweden mit 65 875 und in weitem

guten Herkunft nicht immer Hand in Hand. Es
wurde nothwendig, daß ich mich selbst erhalte und
ergriff daher meinen jetzigen Beruf aus innerer
Neigung. Es liegt ein seltener Reiz darin, Cha-
raktere und geheime Pläne zu studieren, den ver-
borgenen Beweggründen der menschlichen Hand-
lungen nachzuspüren. Die Natur hat für mich
meinen jetzigen Platz geschaffen und ich finde mein
Glück auf demselben."
„Dennoch müssen Sie sich hie und da ge-
schlagen sehen," sagte Miß Monk freundlich, ob-
wohl ihr der Offizier ungemein eitel erschien. „Ich
glaube wohl, Herr Bisset, daß Sie noch nie zu
einem ähnlichen Falle gerufen wurden, als dieses
Mal? Bis vorgestern Abend hielten wir Lord
Chetwynd sür das Opfer einer krankhaften Sinnes-
täuschung. Aber jetzt wissen wir natürlich, daß
er das Opfer irgend einer Betrügerin ist, die ihre
Ähnlichkeit mit der verstorbenen Lady Chetwynd
ausbeutet, um das Gespenst zu spielen. Der von
ihrem Aermel gerissene Spitzenbesatz beweist, daß
es ein wirkliches Weib und kein Gespenst ist."
„Gewiß," sagte Herr Bisset.
„Aber es ist Alles so geheimnißvoll," seufzte
Fräulein Monk; „und es ist schrecklich, inmitten
eines so undurchdringlichen Geheimnisses leben zu
müssen. Lösen Sie uns das Geheimniß, Herr
Bisset, und ich will Ihnen eine doppelt so große
Belohnung geben, als Lord Chetwynd.
Herr Bisset verneigte sich und drückte feinen
Dank aus.
„Ich stehe zu Lord Chetwynd in einem be-
sonderen Verhältniß, Herr Bisset," begann Fräu-
lein Monk mit scheinbarer Offenherzigkeit wieder.

Abstande Frankreich mit 25 329 bl. Bereits im
Jahre 1892 war Spaniens Spirituseinfuhr auf
199 861 bl zurückgegangen, wovon 105 843 auf
Kuba kamen, während Deutschland nur noch mit
51 863 bl betheiligt war. Im verflossenen Jahre
betrug die Gesammteinfuhr nur noch 56 927 bl
und wurde mit 56 970 bl fast ausschließlich von
Kuba bestritten. Auf Deutschland kamen nur noch
— sage und schreibe zwei Hektoliter! Der frühere
Hauptausfuhrzweig Deutschlands nach Spanien ist
demnach ohnehin vernichtet, gleichviel ob ein neuer
Handelsvertrag zu Stande kommen sollte oder nicht.
Deutschland kann demnach den gegenwärtigen Zoll-
krieg verhältnißmäßig leicht ertragen, während
Spanien dadurch zum Lheil dauernd geschädigt
werden dürfte. Hinsichtlich der Südfrüchte, welche
Spanien bisher in großen Mengen nach Deutsch-
land vortheilhast verkaufen konnte, wird Italien
mehr und mehr das deutsche Monopol erringen
und auch bezüglich der Weine werden die italieni-
schen den spanischen in Folge der wesentlich höheren
Zölle eine noch stärkere Konkurrenz, als bisher
schon, bereiten. In Kreisen, die mit den ein-
schlägigen Verhältnissen gut bekannt sind, ist man
der Ansicht, daß Deutschland, nachdem einmal ohne
seine Schuld der Zollkrieg entbrannt ist, einen
neuen weit günstigeren Handelsvertrag von Spanien
zu erlangen im Stande wäre, als es derjenige war,
der durch die Schuld der Kortes allein zum ver-
einbarten und wiederholt hinausgeschobenen Zeit-
punkte nicht ratifizirt worden ist und daher auch
nicht mehr zu Recht besteht.
— Die Civilgesetzbuchs - Kommission be-
endete heute die Berathung des Familienrechts
und begann die des Erbrechts. Dies ist das
letzte Buch des Entwurfs. Die Vollendung des
ganzen Werkes steht somit nahe bevor.
Karlsruhe, den 30. Mai. Gestern Abend
ertheilten Ihre Königl. Hoh. der Großherzog
und die Großherzogin dem Weihbischof
Knecht in Freiburg eine Privataudienz. Heute
Vormittag erhielten die Großherzogl. Herrschaften
sowie Ihre Kgl. Hoh. die Kronprinzessin Victoria
den Besuch der Prinzessin Elise zu Fürstenberg,
welche noch heute nach Donaueschingen zurückkehrt.
Se. Kgl. Hoh. der Großherzog ertheilte heute
Mittag verschiedenen Personen Audienz; Nach-
mittags nahm derselbe den Vortrag des Legations-
raths Dr. Frhrn. von Babo entgegen.
Karlsruhe, 30. Mai. Im Kreis der Kirchen-
steuerpflichtigen ist vielfach die Bestimmung in Ab-
satz 2 des Artikels 15 des Gesetzes vom 26. Juli
1888 nicht bekannt, welche lautet: „Einem in ge-
mischter Ehe lebenden Ehegatten wird die Hälfte des
Steuerbetrags angesetzt, welcher nach Art. 12 und
Art. 13 Ziffer 1 auf die beiden Ehegatten, falls

„Da Sie die Wahrheit ohnedies von Anderen
hören würden, brauche ich nicht zu zögern, Ihnen
zu sagen, daß Lord Chetwynd mein Verlobter ist.
Wir sollen schon in sechs Wochen heirathen. Die
Verlobung ist kein Geheimniß, denn sie war in
in allen Zeitungen angezeigt. Als die künftige
Lady Chetwynd bin ich natürlich sehr ärgerlich
über das geheimnißvolle Erscheinen des bisher für
ein Gespenst gehaltenen Frauenzimmers, das mit
meiner Vorgängerin eine auffallende Aehnlich-
keit hat."
„Gewiß muß Eurer Lordschaft dieses Auf-
treten sehr ärgerlich sein," sagte Herr Bisset.
„Haben Sie sich irgend ein Urtheil gebildet, wer
das junge Frauenzimmer sein könnte?"
Sylvia Monk erröthete geschmeichelt, als Herr
Bisset sie Lady nannte und wärmer erwiederte sie:
„Ich war geneigt, zu glauben, daß die Per-
son eine von den Hausmägden sei, welche sich
maskirte. Sie trug vielleicht zu diesem Zwecke
eine Wachslarve, die man sich leicht verschaffen
kann, oder es war sonst eine Unbekannte aus
London, welche Lady Chetwynd einmal gesehen
hat und die der verstorbenen Marquise wirklich
ähnlich sieht, oder die Kunst versteht, sich ihr
ähnlich zu machen. Lord Chetwynd waren be-
sonders die Augen ausgefallen. Sie waren groß
und braun, große, braune Augen sind nichts
Ungewöhnliches. Um die Wahrheit zu fagen, Herr
Bisset, ich halte das für das Wahrscheinlichste:
irgend ein betrügerisches Weib hofft vielleicht durch
ihre auffallende Aehnlichkeit mit Lord Chetwynds
erster Gattin, seine zweite zu werden; sie kann da-
mit beginnen, daß sie seine Aufmerksamkeit erregt
 
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