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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

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Nr. 111 - Nr. 120 (15. Mai - 26. Mai)
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Nummer 129. H. Jahrgang.

Neuer

Samstag, 26. Mai 1894.

General-WAilMer

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für Heidelberg und Umgegend
(Würger-Zeitung).

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holung entsprechender Rabatt.
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Zum Staatsstreich in Serbien.
In Serbien wollen die Dinge nicht zur Ruhe
kommen. Die Vorgänge ähneln immer mehr
und mehr einer Komödie, deren traurig-lustige
Hauptfigur Papa Milan ist.
In dem radikalen Hexenkessel des Ländchens
brodelt und gährt es unausgesetzt, und die Schaum-
blasen, die aus dem Mischmasch an die Oberfläche
steigen, geben Zeugniß von dem Erfolge, dessen
der Geist des Ausruhrs und Widerstandes gegen
die gesetzliche Gewalt sich rühmen darf.
Die serbischen Bauern sind geschworene Feinde
einer starken monarchischen Regierung. Ihr Ideal
ist ein lockeres, radikales Regiment, das die Zügel
der Gewalt nachlässig am Boden schleifen und die
Dinge gehen läßt, wie sie eben kommen. Wenn
sie sich nur austoben und ihre unbändigen Nei-
gungen ungestört befriedigen können — das Uebrige
ist ihnen Nebensache.
Gegen diese thatsächlich halbwilden Elemente
hatte König Milan den Kampf ausgenommen und
versucht, sie an Ordnung in der Freiheit, an po-
litische Selbstbeherrschung und Gesetzmäßigkeit zu
gewöhnen, allerdings kaum, wie man ihn später
kennen lernte, in der Erkenntniß seines ernsten
Herrscherberufes. Wie wenig es ihm gelang,
zeigten die Vorgänge der jüngsten Zeit.
Besonders drei Vorfälle waren es, die in ihrer
Gesammtwirkung eine neue Krisis in der inneren
Entwickelung des Landes hervorgerusen haben:
Einmal hat die Bevölkerung eines radikalen
Distriktes zwei höhere Regierungsbeamte, die auf
einer Inspektionsreise begriffen waren, kurzer Hand
hinter Schloß und Riegel gebracht. Sodann soll
eine regelrechte antidynastische Verschwörung der
Radikalen entdeckt worden sein und endlich hat
der Belgrader Kassationshof mehrere Angeklagte,
die von der niederen Instanz wegen Beleidigung
des Königs Milan verurtheilt worden waren,
freigesprochen mit der Begründung, daß Milan
überhaupt keine königlichen Rechte in Serbien be-
säße. Damit war der Konflikt zwischen der
königlichen Gewalt und der radikalen Opposition
an einem Punkte angelangt, der eine Verstän-
digung kaum mehr übrig ließ. Und so kam es
zu einem Staatsstreiche, der für die Entwicklung

Das Gespenst der Marquise.
Roman von Hermine Frankenstein.
48) (Fortsetzung.)
Ohne Unfall gelangte Bernice nach London.
Sie hatte noch keinen eigentlichen Plan,als
sie dem Schutze Gilbert Monks entfloh. Sie
kannte Niemanden in London, sie ahnte nichts von
der Schlechtigkeit, die überall in der großen Haupt-
stadt auf der Lauer lag; in ihrer Unschuld und
Unerfahrenheit fühlte sie sich in London ebenso
sicher wie in St. Kilda. Sie glaubte in ihrer
Unerfahrenheit mit Hilfe einer kleinen Summe,
welche sie sich während ihres Aufenthaltes in
Mawr-Castle von ihrem Taschengeld, welches Monk
immer sehr reichlich bemessen hatte, sparte und die
noch 120 Mk. betrug, in dem großen Häusermeer
leicht eine Heimath finden zu können.
Wie sie aber das gewünschte Heim finden sollte,
wußte sie noch nicht. Sie ging langsam vom
Bahnhof die Straße entlang.
Es war ein sehr weiter Weg, den Bernice zu-
rückgelegt. Endlich fühlte sie sich so ermüdet, daß
sie sich nach einem Ruheplatze sehnte, wo sie sich
setzen konnte.
Sie trat in einen Kuchenbäckerladen, setzte sich
an einen Tisch und bestellte sich ein Frühstück,
das ihr bald gebracht wurde.
Sie saß lange bei demselben, um nachzudenken
und auszuruhen.
Als sie sich ein wenig gestärkt hatte und
zahlen wollte, fragte sie, ob in der Nachbarschaft
nicht Wohnungen zu haben wären und fügte hin-

des Landes von unheilvollen Folgen begleitet
sein kann. . .
Welche Reflexionen dieser Staatsstreich in Ser-
bien auf die allgemeine europäische Lage ausüben
wird, läßt sich heute noch nicht übersehen. Ob
aber ein solches Vorgehen unter den obwaltenden
Umständen für die Befestigung der Stellung der
Dynastie Obrenovic im Lande förderlich ist, muß
sehr bezweifelt werden.
Es ist wohl begründete Aussicht vorhanden,
daß durch den neuen serbischen Staatsstreich der
Friede Europas nicht gestört werde. Das Gegen-
theil davon wäre die Bankerotterklärung der euro-
päischen Civilisation.
Deutsches Keich.
Berlin, 25. Mai.
— Dem Bundesrath ist der Entwurf einer
Verordnung zugegangen betreffend die Erhebung
eines Zollzuschlags für die aus Spanien kommen-
den Maaren. Die vorgefchlagenen Sätze sollen in
Kraft treten für den Fall, daß die spanische Re-
gierung den Maximaltarif gegen Deutschland an-
wenden sollte.
— Der „Reichsanzeiger" schreibt: Die spani-
schen Zollämter erhielten die Weisung, den
Maximaltarif gegen die deutschen Maaren
anzuwenden, die seit dem 21. Mai nach 12 Uhr
nachts in Spanien eingetroffen seien.
— Der S a a ten sta n d be rich t für Deutsch-
land von Mitte Mai besagt: Winterweizen 2,2,
Sommerweizen 2,3, Winterspelz 1,8, Sommer-
spelz 1,1, Winterroggen 2,2, Sommerroggen 2,2,
Sommergerste 2,2, Hafer 2,4, Kartoffeln 2,4,
Klee 3,1, Wiesen 2,2. (Die Ziffern bedeuten 1
sehr gut, 2 gut, 3 mittel, 4 gering, 5 sehr gering.
Die dezimalen Stellen bezeichnen die Zwischen-
stufen.) Der Stand der Wintergetreide ist vor-
nehmlich in Süddeutschland und in Mitteldeutsch-
land sehr günstig, weniger im Osten, doch auch
hier ist eine Durchschnittsernte zu erwarten. Das
Sommergetreide wurde durch Drahtwurm, Enger-
linge u. s. w. stellenweise erheblich geschädigt.
Aelterer Klee und Luzerne stehen meist gut. Die
Wiesen stellen in den meisten Gegenden gute,
theilweise sogar reichliche Heuernte in Aussicht.
— In der zweiten hessischen Kammer
brachten zahlreiche Abgeordnete einen Antrag auf
Errichtung einer staatlichen Klassenlotterie
ein. — Für den Bau einer Vorortbahn Darmstadt-
Roßdorf-Gundershausen hat die Kammer 120 000
Mark bewilligt.
— Der Reichsbankpräsident Dr. Koch wird in den
nächsten Tagen der alljährlich in Frankfurt a./M.
stattfindenden Konferenz von Direktoren der süd-
undwestdeutschenReichsban k-A nstalten

zu, daß sie in London fremd sei und keine Em-
pfehlungen habe.
„Es gibt Wohnungen genug in der Nähe,"
erwiderte die Ladenbesitzerin, „aber cs werden ge-
wöhnlich Empfehlungen verlangt. Irgend eine
Vermietherin wird sich vielleicht damit begnügen,
wenn Sie im Vorhinein bezahlen. Ein junges
Mädchen wie Sie, sollte sich nicht ganz allein
Herumtreiben, um eine Wohnung zu suchen. Sie
haben gewiß irgendwo Verwandte?"
„Meine Verwandten sind todt," sagte Bernice
mit bebenden Lippen. „Ich stehe allein in der
Welt, Madame, und ich bin hierher gekommen,
um mir mein Brod zu verdienen. Ich möchte
gerne eine Wohnung haben, um mir dann eine
Stelle als Gouvernante suchen zu können."
„Ich glaube Ihnen," sagte die Frau Plötzlich,
nachdem sie lange in das liebliche Gesicht Ber-
nice's gesehen hatte, „und ich will Ihnen ein an-
ständiges Haus empfehlen, in dem Sie vielleicht
eine Wohnung bekommen können. Es ist gleich
um die Ecke, in der Viktoriastraße, bei einer sehr
guten Kundin von mir — einer Frau, die sich
schon ein sehr hübsches Sümmchen erworben hat.
Ihr Name ist Sharp. Wenn Sie ihr im Vor-
aus bezahlen und sagen, ich habe Sie geschickt,
so wird Sie die Frau gut aufnehmen und halten,
so lange ihr Geld dauert; und von Fremden
können Sie wohl nicht mehr verlangen, Fräulein!"
Bernice stimmte bei, ließ sich von der Kuchen-
bäckerin Frau Sharp's Adresse geben und machte
sich dann auf den Weg.
Um die Ecke biegend, sah sich Bernice in der
etwas schmutzigen Viktoriastraße und hatte bald

beiwohnen, in welcher verschiedene auf die Organi-
sation und den Geschäftsverkehr der Reichsbank be-
zügliche Fragen zur Erörterung gelangen. Am 26.
nimmt derselbe an einer aus Anlaß der Errichtung
eines neuen Dienstgebäudes für die Reichsbankstelle
in Mainz von der dortigen Handelskammer ver-
anstalteten Festlichkeit Theil und wird alsdann noch
verschiedene Reichsbankanstalten revidiren.
— In den landwirthschaftlichen Kreisen Ost-
preußens wird gegenwärtig eine Eingabe an die
preußische Staatsregierung vorbereitet, worin geeignet
erscheinende Maßnahmen verlangt werden, um 1.
die durch die bevorstehende Aufhebung der Staffel-
tarife beseitigte Möglichkeit der Benutzung des Eism-
bahnwegcs für die Versendung von Bodenerzeugnissen
aus dem Osten nach den Konsumtionsgebieten
Deutschlands wiederherzustellen, und 2. auf den-
jenigen Strecken der preußischen Staatseisenbahnen,
auf denen das r u s s is ch e Getrei d e zu ermäßigten
Frachtsätzen nach Danzig, Königsberg und Memel
gefahren wird, das i n l ä n d i s ch e G etr e i d e zu-
gleich billigen Frachtsätzen zu befördern, wie das
aus dem Innern Rußlands kommende Getreide.
Was besonders die zweite Forderung anbetrifft, so
erscheint dieselbe durchaus gerechtfertigt; denn es ist
thatsächlich eine Ungerechtikgeit, daß russisches Getreide
auf den bezeichneten Eisenbahnstrecken gegenwärtig
zu billigeren Sätzen befördert wird als das einheimische
Getreide.
— Ein Privattelegramm der „Vossischen Zei-
tung" meldet, Fürst Bismarck habe an einen
ihm befreundeten Herrn im Rheingau geschrieben,
er werde dieses Jahr kein Bad besuchen, sondern
zu Hause bleiben und einige Monate in Varzin
zubringen. H
Potsdam, 25. Mai. Der Kaiser ist heute
auf der Wildparkstation eingetroffen und von der
Kaiserin sowie den 4 Prinzen empfangen worden.
Ausland.
Pest, 24. Mai. Der „Pester Lloyd" meldet
officiös aus Wien: In maßgebenden Kreisen wolle
man jede M i n i st erkri si s vermeiden, da-
her könne Dr. Wekerle bei der Krone auf die Be-
friedigung seiner Wünsche rechnen. — Die beider-
seitigen Regierungen werden in der zweiten Hälfte
des Juni zur Einlösung der Staatsnoten
schreiten, die Verhandlungen mit der Bank wegen
des Privilegiums werden erst nach Schluß der
Delegationen ausgenommen; einstweilen werden die
Forderungen der Bank gegenüber im Finanzmini-
sterium festgestellt.
Paris, 24. Mai. „Matin" führt aus,
König Leopold habe zwei Dinge vergessen,
die Neutralität des Congostaates und das
Vorkaufsrecht, das Frankreich ermächtigt, ohne seine
Zustimmung abgeschlossene Verträge für nichtig zu
das bezeichnete Haus erreicht, welches freundlicher
und netter aussah, als seine Nachbarn. Die Stein-
treppen sehr rein, die Fenster alle makellos und
der Messingknopf glänzte wie Gold. Bernice klopfte
einige Male.
Eine Dienerin öffnete, führte Bernice, die nach
Frau Sharp fragte, in ein kleinen Empfangszimmer
und eilte fort, um ihre Herrin zu holen. Ber-
nice schaute sich in dem Zimmer um, es sah un-
gemein anständig, aber etwas kahl und düster aus.
Schwere Schritte wurden draußen hörbar, und
gleich darauf trat Frau Sharp ins Zimmer. Ber-
nice stand auf, verneigte sich höflich und trug ihr
Anliegen vor. Frau Sharp hörte ihr zu, ohne
sie zu unterbrechen.
„Also Frau Gibbons schickte Sie mir?" be-
merkte sie, Bernice mit kalten prüfenden Blicken
betrachtend. „Und Sie haben keine Empfehlungen?
Ich bin stolz auf die Ehrenhaftigkeit meines
Hauses. Ich muß den Ruf erhalten, den ich
meinem Hause verschaffte, und Frau Gibbons
weiß, daß ich hauptsächlich auf Empfehlungenfehe."
„Aber ich bin fremd in London," sagte Ber-
nice sanft und in halb flehendem Tone. „Ich
bin sehr ermüdet, Madame, und sehne mich nach
einem Ruheplatz. _ Mein Vater ist kürzlich ge-
storben. Ich muß mir jetzt selbst mein Brod ver-
dienen und es wird mir von Vortheil sein, wenn
ich sagen kann, daß ich in einem anständigen
Hause wohne. Ich will Ihnen im Vornherein
die Miethe zahlen."
„Nun, wenn Sie das wollen, keine großen
Ansprüche machen, wenn Sie auch keine Gesell-
schaften empfangen und Abends nicht ausgehen,

erklären. „Figaro" wirft die Frage auf, ob denn
Frankreich zulassen solle, daß England über Gebiete
verfüge, die Aegypten gewährleistet seien, und in
Centralafrika thue, was es wolle.
Paris, 24. Mai. Der Kongreß der Eisen-
bahn-Angestellten, der den Anlaß zum
Sturze des Kabinets gab, wurde heute eröffnet.
Der Generalsekretär erklärte in seiner Ansprache,
er habe gefürchtet, daß die Betheiligung nicht so
werden würde, aber angesichts der von den Ar-
beitern vorgebrachten Ansprüche habe die Regierung
gezittert und sei zusammengebrochen. Der Sturz
des Ministeriums habe die Eisenbahngesellschaften
gezwungen, ihren Angestellten Urlaub zu geben.
Dann wurde einstimmig folgende Tagesordnung
angenommen: „Die Vertreter senden ihren Dank
und Glückwunsch allen Deputirten, die durch Wort
und Abstimmung dem Gesetz von 1884 Achtung
verschafft haben."
Paris, 24. Mai. Heute Vormittag berieth
der Kammerpräsident Dupuy abermals mit
dem Präsidenten der Republik, der ihm die Ka-
binetsbildung anbot. Dupuy bat um eine Frist,
um mit feinen Parteigenossen über die parlamen-
tarische Lage und über die Schwierigkeiten, die
durch die Ablehnung Bourgeois' entstanden seien,
zu berathen. Nm halb 4 Uhr Nachmittags kehrte
er in das Elysöe zurück. — Der Senat vertagte
heute die Berathung über die Einsetzung eines
nationalen Festtages zu Ehren de Jeanne d'Arc
wegen der Ministerkrise bis nächsten Montag.
Belgrad, 24. Mai. Im Sinne der Verfas-
sung von 1869 wird Serbien fortan nicht in 15,
sondern in 21 Kreise eingetheilt. Die betreffenden
Präfecten werden demnächst ernannt. Die heute
ernannten Präsidenten der Gerichte erster Instanz
gehören durchwegs der liberalen Partei an. Der
liberale Führer Avakumovitsch erklärte nur,
seine Partei würdige die Schwierigkeiten, welche
die heutige Lage geschaffen. Er glaube jedoch, der
heutige Zustand sei bloß vorübergehend, da die
alte Verfassung, wiewohl von den Liberalen be-
schlossen, nicht ganz zeitgemäß sei und der Ver-
änderung dringend bedürfe. Die Verhaftungen
hervorragenderRadicalendauern fort.
Gestern wurde der Bauernführcr Ranko Taisttsch,
heute der Erzpriester und Vorsitzende des radicalen
Clubs, Milan Djuritsch, festgenommen.
Badischer Landtag.
Karlsruhe, 25. Mai.
82. öffentliche Sitzung der Zweiten Kammer
unter dem Vorsitz des Präsidenten Gönner.
Am Regierungstisch: Ministerialpräsident Dr.
Buchenberger und Ministerialrath Göller.
Präsident Gönner eröffnet ^12 Hhx gje

so habe ich nichts dagegen, Sie aufzunehmen.
Aber eines muß ich Ihnen sagen: wenn Sie kein
Geld mehr haben müssen Sie fortgehen, denn ich
behalte weder arme, noch kranke Miether. Sind
Sie damit einverstanden?"
„Ja," sagte Bernice. „Ich willige in Alles."
„Dann können Sie diesen Abend kommen.
Es ist ein Kamin in Ihrem Zimmer, und Sie
können sich den Kaffee selbst kochen. Gebratenes
Fleisch bekommen Sie in der Nähe beim Deli-
katessenhändler. Wollen Sie jetzt das Zimmer
ansehen?"
„Wenn es Ihnen gefällig ist, Madame. Ich
— ich würde gern bleiben," sagte Bernice muthig,
obwohl mit glühenden Wangen.
„Wirklich ?" rief Frau Sharp argwöhnisch
aus. „Wo ist Ihr Gepäck?" ,
„Alles, was ich besitze, ist in dieser Tasche,
Madame. Ich bin arm."
„Hm! Das dachte ich mir gleich. Mein
Zimmer muß im Vornherein bezahlt werden und
ohne Geld kein Zimmer; das ist mein Motto.
Wenn Sie das Zimmer jetzt sehen wollen,
kommen Sie."
Bernice willigte ein und Frau Sharp führte
sie drei Treppen hoch in ein ziemlich großes
Zimmer, dessen drei Fenster nach der Straße
gingen. Es waren nur die nothwendigsten Möbel
in dem Zimmer, was ihm einen öden und kahlen
Anstrich gab, aber es herrschte eine äußerst sorg-
fältige Nettigkeit und Sauberkeit daselbst.
Bernice erschien dieses einfache Gemach wie
ein Hafen der Ruhe.
„Hier ist die Miethe für die erste Woche", sagte
 
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