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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

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Nr. 41 - Nr. 50 (17. Februar - 28. Februar)
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Nummer 42. IL. Jahrgang.

W e V

MsNtag, L9. Fehmar 1894.


...... ...
AbanneMeritSpreis:
mit Sseitigkm illnstrirtem Sonntagsbtatt: monaüich
4« Pfennig frei in'S Haus, durch die Post bezogen
» vierteljährlich 1 Mark ohne Bestellgeld-
»——-:------—iS
Expedition: Lhcrrrptstvcrße Hlu. Lk>.

für Heidelberg und Umgegend
(Mürger-Zeitung).



Jnfortiottsprets:
die Wattige Petitzeiie oder deren Raum S P?K.,
für auswärtige Inserate 16 Psg», bei öfterer Wieder-
holung entsprechender Rabatt.
i ., - --—-st
KLpeöition: ^Kcruptstraße Wr. LQ.

GeZe^rMsteH BLLrLL iN St-adL m. ZlKZt HeHheibEVS MMd NtMZeZeMd» G^stzteV GmfsLS sme JIrssDKLe»

M'' T-LePtz»«-A«?chLntz Nr. U»8.
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Fortwährend
werden von allen PostanstaKcu, Landbriefträgern,
Uferen Agenten und Trägerinnen Abonnements
entgegengcnommen.

Noch eiüNKl Afrika!
. In der „Augsb. Abcndztg." theilt Herr Fried-
MG Kallenberger mit, daß er während seiner
Neisen in Deutsch-Ostafrika ost gesehen habe, wie
°ie Schwarzen geprügelt oder sonst mißhandelt
Würden. Der jüngste Unteroffizier, wie der jüngste
Beamte hätten das Recht oder nähmen es sich
Ungestraft heraus, bei oft geringfügigen Anlässen
Pe ihnen untergebenen Schwarzen mit der Nil-
dserdpeitsche durchprügeln zu lassen. Auf der
Kation Pangani seien fast täglich an Schwarzen
°kr Schutztruppe sowie der ostafrikanischeu Gesell-
'chaft Prügelstrafen mit der Flußpferdpeitsche völl-
igen worden und wenn man nach dem Grunde
'ragte, so hätten sich regelmäßig Vergehen er-
gaben, auch nicht entfernt eine solch barbarische
FUhne rechtfertigten. Der Direktor der Plantage
^ewa habe dreizehn Einwohnern eines benach-
barten Dorfes, darunter einem hinfälligen Greis,
le zwanzig Hiebe mit der Nilpferdpeitsche vcr-
acholgen lasten, weil sie sich geweigert hatten,
^aften nach Pvngwe Zu tragen, wozu sie garnicht
^spstichtet waren. Der Kommandant der Station
l-Pssiude sei in der gleichen Weise mit seinem
Außeretatmäßigen Koch verfahren, weil er einige
^age hintereinander den Kaffee schlecht zubereitet
Ate. Der Nachfolger jenes Offiziers ans der
Kation habe, wie er selbst Herrn Kallenberg zu-
Wand, zwei Soldaten, welche meinen Raufhandel
Ast Weibern verwickelt waren, je zweihundert
Hlebe mit der Flußpferdpcitsche aufzählen lassen,
daß sie ohnmächtig vom Platze getragen werden
Außten. Dabei sei zu berücksicht'igen, daß 250 bis
Hiebe mit jenem entsetzlichen Instrument der
Todesstrafe gleich zu achten seinen.
In dasselbe Kapitel gehört folgende Mittheilung,
eiche die „Voss. Z." wicdergibt. Bekanntlich war
^rem.-Lieuten. v. Stettins im vorigen Jahre nach
AEnga (Kamerun) gezogen, wo er den Tod von v.
istEamers feststellte und die feindlichen Barrongo
züchtigte. Ueber diese Expedition schreibt der nach-
_un der Küste gestorbene Unteroffizier Bärmann
seinem Tagebuch: „Den 18. März früh ging
M Kommando unter Führung des Lieutenants
Düring und mir nach Barrongo, um die Ein-
^uncr für ihre Verbrechen, die diese nn H. v.

Volkamer und Unteroffizier Scadock verübt hatten,
zu bestrafen. Wir kamen nach 11 Uhr Vor-
mittags dort an, nach einer halben Stunde stand
bereits das Dorf in Hellen Flammen, denn es
wurden von meinen Soldaten, die ich führte, nur
drei Personen ergriffen, ein Kerl, ein Weib und
ein Kind, die sofort niedergemacht wurden."
Auch ein Stück europäischer „Kultur"!
Deutsches NeLch.
Berit«, 18. Februar.
— Der Kaiser fuhr heute Vormittag bei
dem Reichskanzlerpalais vor und nahm den Vor-
trag des Grafen Caprivi entgegen. Später em-
pfing der Monarch den Staatssekretär des Reichs-
marincamts, Admiral v. Hollmann. Der Kaiser
fährt am Montag um 2 Uhr Nachmittags von
Berlin ab und trifft um 6 Uhr Abends in
Friedrichsruh ein. Das Souper nimmt der Mo-
narch in der Familie des Fürsten Bismarck ein.
Des Nachts setzt der Kaiser die Reise nach Wil-
helmshaven fort.
— Der „Reichsanzeigcr" schreibt: Der Un-
gl ü ck s f a l l auf dem Dampfer „Branden-
burg" entstand durch Losreisen der Befestigung
des Dampfabsperrventils der Steuerbordmaschine.
Dadurch wurde der Dampf aus sämmtlichen
Kesseln in dem mit Menschen angefüllten Ma
fchinenraum freigegeben. Fast fämmtliche darin
und in den benachbarten Räumen beschäftigten
Personen müssen augenblicklich dem Tod verfallen
sein. Ueber Ursache des Reißens der Befestigung
ist bisher noch nichts bekannt. Das Betragen
des Maschincnpersonals bei, der Katastrophe vmr
ein Musterhaftes. Der Kaiser habe an den Kom-
mandanten des L-chiffes ein Telegramm gerichtet,
worin er, tief erschüttert von der furchtbaren
Katastrophe, seine allerwärmste Theilnahme aus-
drückt. Die den Heldentodt Gebliebenen sichere
ihnen einen Ehrenplatz in feinem Gcdächtniß und
in den Annalen der Marine.
— Mit nicht einmal gemischten, sondern
gänzlich ungemischten Gefühlen wird Herr von
Stephan auf das heiße Eramen zurückblicken, dem
der Reichstag die Postverwaltung unterzogen hat.
Es hat kein Gebiet dieses Ressorts gegeben, auf
das nicht die schärfsten Angriffe hageldicht nieder-
gesaust wären. Daran ist der Chef freilich auch
früher schon gewöhnt gewesen, aber neu war dies-
mal, daß die Unterstützung, gegenüber den An-
griffen von links her, so matt ausfiel. Herr v.
Stephan hat augenscheinlich die Zahl seiner
Freunde im Quadrat des zunehmenden Bureau-
kratismus schwinden sehen müssen. Die THLtig-
keit des PostassistcntenverbandeZ mag, in natür-
licher Auslösung des Gegendrucks durch den Druck,

hier und da hart an die Grenze des Zulässigen
gerückt sein, aber die Art und Weise, wie dieser
unbequeme Verband v»n der Verwaltung behandelt
worden ist, hat Herrn v. Stephan mehr geschadet,
als sich durch den ohnehin zweifelhafte« Erfolg
seiner Maßregeln aufwiegen läßt. Am übelsten je-
doch ist es ihm mit der Frage der Sonntagsruhe
ergangen. Den Reichstagsbcschluß, der für die
Postbeamten mehr Ruhetage fordert, kann man ja
verschieden beurtheilcn. Aber das Mißliche für
den Staatssekretär ist, daß sich hier eine übergroße
Mehrheit in einer Form zusammengcfunden hat,
die durchaus den Eindruck einet scharfen Miß-
trauensvotums macht. Und dieser Eindruck ist
noch durch die jeder Sicherheit entbehrenden Vor-
stellungen des Herrn v. Stephan, die einer ver-
geblichen Bitte gleichkamen, verstärkt worden.
— Die „Hamb. Nachrichten" gehen end-
lich aus der bisher beobachteten zuwartenden Re-
serve in Bezug auf den deutsch-russischen Handels-
vertrag um ein erhebliches Stück heraus. Nach-
dem die Zollherabsetzung durch die Handelsver-
träge von 1891 und die Meistbegünstigungs-
klausel allen anderen Staaten gegenüber that-
süchlich eingetreten fei, habe die Aufrechterhaltung
des Differenzialzolls lediglich auf russisches Ge-
treide kaum noch einen praktischen Werth. Ob
das überflüssige russische Getreide feinen Weg
nach Deutschland direkt nehme oder die Einfuhr
aus den Staaten^ ergänze, die unseren Konven-
tionaltarif besitzen, sei einerlei. Weiterhin gibt
der Artikel der „Hamburger Nachrichten" den
Landwirthen anheim, im Interesse der Aufrecht-
erhaltung der Solidarität der produktiven Stände
lyre Bedeuten gegen den Vertrag zu-
rückt r et en zu lassen, falls die genaue
Prüfung im Reichstage ergebe, daß der Nutzen
desselben für die Industrie erheblich größer sei,
als der Schaden, der die Landwirthschaft träfe.
Dies würde gegebeneil Falles der Ausweg aus
dem Dilemma sein.
— Zu dm Staffeltarifen wird im
„Hamb. Corr." offiziös geschrieben, daß der Kaiser-
in der Aufhebung derselben den nothwendigm Aus
gleich erblickt, der dem Westen und Süden Deutsch-
lands für das Fallenlassen des Identitätsnachweises
gebührt, und daß er in diesem Sinn den östlichen
Abgeordneten ernstlich ins Gewissen geredet hat.
Spruchreif aber sei „für das preußische Mini-
sterium die Frage der Staffeltarife noch nicht. Erst
gestern sind die bayerischen Delegirten wieder ein-
getroffen, und heute werden die Verhandlungen
darüber zwischen Bayern und Preußen wieder auf
genommen; am 21. Februar sollen solche mit
Hessen, Baden und Württemberg beginnen. Die
Bayern gedenken nachzuwcisen, wie hoch der Druck

ist, oen die Aufhebung des Identitätsnachweises
auf ihren Getreidcmarkt ausüben wird, und ihren
Gründen wird sich Preußen muthmaßlich um so
weniger verschließen können, als diese ja ebenso
für den westlichen Theil der Monarchie gelten."
Daß ein Ausgleich zu Stande komme, gelte als
zweifellos.
— Wie das „Berl. Tgbl." hört, geht das
in Vorbereitung begriffene neue Weinsteuer-
gesetz von einer Wirthschaftssteuer aus, die von
in den Konsum gelangten Flaschen im Preise von
einer Mark nnd mehr erhoben werden soll.
— Die Steuerkommission nahm einen
Antrag zu der Stempelsteuergesetznovelle an, wonach
Genußscheine und ähnliche zum Bezüge eines Ge-
winnantheils einer Aktienunternehmung berechtigende
Werthpapiere, sofern sie sich nicht als Aktienantheil
— Schein oder Renten — oder Schuldverschreibung
darstellen, eine Abgabe von 50 Pfg., alle übrigen
eine Abgabe, und zwar die inländischen von 3 Mk.
die ausländischen von 5 Mk. von jeder einzelnen
Urkunde zu leisten haben. Vor 1. April 1894
ausgegebene Genußscheine sind der vorbezeichneten
Abgabe nicht unterworfen.
— Die Steuerkommission des Reichs-
tags nahm die Novelle zum Börsensteuergesetz in
zweiter Lesung nach den Beschlüssen der ersten
Lesung an.
— In der Kommission für das
bürgerliche Gesetzbuch ist neuerdings von
einem Mitgliede wieder der Versuch gemacht wor-
den, kirchlich-dogmatische Bestimmungen für das
bürgerliche Recht maßgebend werden zu lassen. In
der Fortsetzung der Beratbung über die Gründe
der Ehescheidung wurde beantragt, aukzusprcchen,
daß die Scheidung für den katholischen Ehegatten
die Auflösung der häuslichen und ehelichen Gemein-
schaft bewirke, ihn aber nicht berechtige, während
des Lebens des anderen Ehegatten eine neue Ehe
zu schließen. Selbstverständlich wurde der Antrag
abgelchnt. Derselbe Antragsteller wollte dann, bei
einem späteren Paragraphen, demjenigen Ehegatten,
der auf Scheidung klagen könne, das Recht geben,
statt auf Scheidung auf dauernde Aufhebung der
häuslichen und ehelichen Gemeinschaft zu klagen.
Auch dieser Antrag wurde abgelehnt, wobei die
Kommission zugleich den mit Genugthuung aufzu-
nehmenden Beschluß faßte, den Satz des Entwurfs,
wonach auf beständige Trennung der Ehegatten von
TisL und Bett nicht erkannt werden kann, als
überflüssig zu streichen. Die Entscheidung der
Frage, ob und inwieweit es zulässig sein soll, auf
zeitweilige Trennung von Tisch und Bett zu er-
kennen, ist einstweilen ausgesetzt worden.
— Die Kommission für Arbeiter-
statistik trat am Mittwoch im Reichsaml des Innern

A t' e X LT
oder
Auf dunklen Wegen.
Roman von Dr. Ed. Wagner.
(Fortsetzung.)
„Nun, was habe ich gesagt!" rief Lady
r ^kham und ihre Stimme zitterte vor Schaden-
reudx „Der entsprungene Verbrecher ist oben in
L A) Wolgas eigenen Zimmern, ihre Juwelen
b-J> d- Seine Verbündete brachten ihn soeben
Folg) Mr! Er kann nicht entrinnen!"
m dNit fast jugendlicher Schnelligkeit und vielem
g ?cmsch schritt sie der Thüre zu und ging den
oeren voraus durch die Halle und die Treppe
Alexa mit der Kraft eines verwundeten
llu; ' welches noch einmal sich aufrafft zum
dsNen Fluchtversuch, eilte allen vorüber und flog
^eppe hinauf. Lady Wolga, verwundert
° ungläubig, folgte, und der Marquis und Mr.
Eon bildeten den Schluß.
s» Tie Gesellschaft drang in Lady Wolgas
"Udoir, dann in das Ankleidezimmer.
Der Flüchtling hörte seine Verfolger kommen,
h. krchte, daß Flucht und Verbergung vergeblich
en. Seine Stunde war gekommen. Erstand
2: verschränkten Armen in der Mitte des
si- Ers und im vollen Scheine des Kamin-
lük, h uut> erhaben; in seinen edlen Zügen
welft. Ausdruck von Ruhe und Frieden,
M h Etfum kovtrastirte mit der Unruhe um

„Da!" schrie Lady Markham in einer Art
von Triumph, mit dem Finger auf den Flücht-
ling zeigend. „Da ist ihr Complice."
Mr. Strange lächelte traurig. Sein Blick
streifte alle Anwesenden, dann griff er langsam
unter den Rock nach der Brusttasche.
Mit einem Schrei eilte Alexa zu ihm, seine
Absicht errathend.
„Verhaftet ihn!" rief Pierre Renard. „Es
ist Lord Stratford Heron, der Mörder feines
Bruders!"
Es bedurfte dieses Ausrufes nicht, um Lady
Wolga zu versichern, wer der entsprungene Ver-
brecher war. Auf den ersten Blick erkannte sie
ihren geschiedenen Gatten. Nicht die Reihe von
Jahren, nicht die Veränderung, welche die Zeit,
Kummer und Sorgen im Gefolge stets mit sich
führen, nicht das gefärbte Haar und die ver-
änderte Gesichtsfarbe konnten sie auch nur einen
Augenblick täuschen über seine Persönlichkeit. Die
gefalteten Hände auf die Brust gepreßt, mit halb
geöffneten Lippen und starrblickenden Augen stand
sie regungslos da, wie die Bildsäule, selbst ihr
ihr Äthern schien zu'stocken.
Die Polizisten traten vor, im Begriff sich ihm
zu nähern.
„Zurück!" ries der erkannte Lord Stratford
Heron mit fester, gebietender Stimme, einen Re-
volver aus der Tasche ziehend. „Ich will mich
nicht lebend gefangen nehmen lassen!"
Die Männer wichen unwillkürlich zurück vor
feinen wild flammenden Augen.
„Haltet inne!" rief Mr. Dalton und seine

Stimme klang nicht weniger ernst. „Legt keine
Hand an ihn —"
„Wie, wollen Sie ihn entfliehen lassen?"
schrie Renard. „Ich mache Sie für alles ver-
antwortlich!"
„Aber ergreift Pierre Renard", fuhr Mr.
Dalton fort, nicht auf des Kammerdieners Worte
achtend, „gegen den ich einen Verhaftungsbefehl
habe und der den Mord an dem letzten Marquis
von Montheron begangen zu haben verdächtig ist-
Todesstille folgte seinem Befehl.
Mr. Dalton zeigte die Vollmacht zur Ver-
haftung Pierre Renards. Die Polizisten wollten
diesen ergreifen; aber er widersetzte sich wüthcnd
und flüchtete in eine Ecke des Gemaches.
„Auf Grund welcher Beweise beschuldigen Sie
mich, Lord Montheron ermordet zu haben?"
fragte er.
Ehe Mr. Dalton antworten konnte, trat
Alexa hervor.
„Ich beobachtete Sie, als Sie in der Gruft
der Kapelle zu Montheron nach Ihren dort ver-
steckten Diamanten sahen", erklärte sie. „Ich
kann den Beamten die Stelle zeigen, wo sie
liegen. Ich fand ein Stück von einer Uhrkette
in der Verzierung der Bettstelle des ermordete
Marquis — das andere haben Sie in Ihrem
Juwelenkästchen. Und wie wollen Sie den Er-
werb Ihres Reichthums erklären ?"
Pierre Renard sprang verzweifelt auf Alexa
zu, aber in demselben Moment bemächtigten
sich die Polizisten seiner und legten ihm Hand-
schellen an.
„Es sind noch stärkere Beweise vorhanden,"

sagte Mr. Dalton. „Der Müller Jakob Eregg
hat ein vollständiges Geständniß abgelegt."
Ein Aechzen, wie das eines Sterbenden, kam
von der Thür her. Alle wandten sich um und
sahen Lord Montheron, todtenbleich und mit
schrecklich verzerrtem Gesicht, halb ohnmächtig
gegen den Thürpfosten gelehnt.
„Was auch mein Loos sein mag, Sie werden
es theilen, Mylord!" rief Pierre Renard. „Ver-
haften Sie ihn auch, Mr. Dalton er ist ebenso
schuldig wie ich."
„Hier ist der Befehl, ihn zu verhaften," sagt
Mr. Dalton, ein zweites Dokument entfaltend.
„Ergreift ihn!"
A!ber Roland Jngestre, so lange als Lord
Montheron bekannt, raffte sich plötzlich auf und
ritz sich von John Wilson los, der ihn schon er-
griffen hatte, eilte die Treppe hinab und aus dem
Hause. Er wurde verfolgt und flüchtete nach den
Klippen. Ob er hoffte, in dieser Richtung
zu entkommen und den rechten Weg verfehlte,
oder ob er beabsichtigte, seinem Leben auf
diese Weise selbst ein Ende zu machen, läßt
sich nicht sagen. Er stürzte in einen schmalen
Felseneinschnitt nnd die hineinschlagenden Wogen
schleuderten ihn mit einer furchtbaren Ge-
walt gegen die scharfen Klippen. Mit lauten
Verwünschungen folgten ihm seine Verfolger
auf dem gefährlichen Felsenwegc nach dem
Meeresstrande. An ein Entkommen des Ent-
flohenen war nicht zu denken. Er konnte seinem
Schicksal nicht mehr entgehen. Die Belohnung,
die auf das Haupt des Mörders des letzten
 
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