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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

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Nr. 101 - Nr. 110 (1. Mai - 12. Mai)
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Kummer 102. H Jahrgang.

'M HW e v

Mittwoch. 2. Mai 1894.

General-WAn^eiger

a

für Heidelberg und Umgegend

belesenstes Blatt in Stadt «. Arnt Heidelberg und Llnrgegend. Grstzter Ersslg für Inserate.

Nbonnenrcntspreis r
^it «seitiqem illnstrirtem SonutagSdlatt: monatlich
<0 Pfennig frei tn's Haus, durch dic Post bezogen
vierteljährlich 1 Mark ohne Bestellgeld.
Expedition ^Larrptstraße Mr. 26.

JnsertionSpreisr
die lspalttge Petitzeile oder deren Raum S Pfg.,
für auswärtige Inserate 10 Pfg«, bei öfterer Wieder-
holung entsprechender Rabatt-
Expedition: Hauptstraße Mr. 26.


VW" Des Christi-Himmelsahrtstages
Insten erscheint morgen kein Blatt.

Fsbtivätzvettd
^ben von allen Postanstalten, Landbriesträgern
^llren Agenten und Trägerinnen Abonnements
. entgegengenommcn.

Ile Balutli-Regiilirunü i» Lester-
reich-Niigarn.
,Me diesen Staat aus der elenden Papierwirth-
Mit heraus in geordnete Geld- und Währungs-
^"lältnisse führen soll, schreitet sehr langsam vor-
Durch Gesetz wurde die Reform schon im
k^gust 1892, also vor fast zwei Jahren, beschlos-
Und sestgelegt; aber heute noch ist nicht mit
H Einheit abzusehen, wann der Zwangskurs der
^Pierzcttel aufhört und die obligatorische Kronen-
s^rung eingeführt wird. Durch ungünstige Um-
Mde und durch Fehler ist indessen die gewollte
di^lisnung der österreichischen Valuta nicht nur
M erreicht, sondern das österreichische Geld ist
e Es außerordentlich stark im Werth gesunken, so
sich auch nach der neuen 1892er gesetzlichen
.Nation von 1,70 Mk. — 1 Gulden ein Gold-
ausbildete und der Gulden thatsächlich nur
z gg NU. gilt. Fehlerhaft war bei der
.^uta Aktion hauptsächlich die Verquickung mit un-
^Uren Konversionen, Zins-Herabsetzungen, die
u ^dings gelangen, aber mit ihrem Gefolge von
^Verspekulation und Rückströmen der österreichi-
Werthe nach der Heimath die Währnngs-
.Mirung nur erschwerten und verzögerten; un-
tz Mg wirkte besonders die Verschlechterung der
M'delsbilanz. Innerhalb der nächsten zwei
Mre nun ist die Einziehung der Staatspapier-
. ,-Eq und deren Ersetzung, theils durch Metall-
theils durch Banknoten, geplant. Der Reichs-
Kj i hat sich gegenwärtig mit Vorlagen betreffs
jMösung von 200 Millionen Staatsnoten zu
Lästigen, uud zwar sollen zuerst die Einser- und
w. Fünfternoten eingczogen werden. Damit ist
Miveise bei den Einscrnoten schon begonnen
Finanzminister Plener erklärte im Va-
^-Ausschuß diese Maßregel für unausschicb-
Es ist anzunehmen, daß ihr keine erheb-
Schwierigkeiten, weder im Parlament noch
Ska - faktischen Durchführung entgegentrcten. Da-
swt derzeit eine andere mit der Valuta-
E"Mg im Zusamnienhang stehende Frage Momen-
ts lu einem scharfen Konflikt nnd starker Auf-
geführt; dic österreichisch-ungarische Bank,
Verhältniß zum Staat neu geregelt werden

muß, hat so wenig bescheidene Bedingungen aus-
gestellt, daß ziemlich alle Welt in deren Verur-
theilung einmüthig ist und der Finanzminister,
wie der gesammte Valuta-Ausschuß dieselben
als unannehmbar erklärten. Man verlangt mit
Recht eine größere Gewinnbethciligung des Staates
und eine größere Einflußnahme der Regierung auf
die Bankverwaltung. Auch letztere Forderung erscheint
berechtigt, zumal bisher die Bank durch ihre Dis-
kontopolitik die Valuta-Regulirung nichts weniger
als gefördert hat. Schließlich wird wohl die
Bankfrage durch Nachgeben der Bankverwaltung
zu einer gedeihlichen Lösung kommen; das ist um
so mehr zu wünschen, als sonst auch auf diesem
Gebiet die separatistisch-dualistischen Bestrebungen
Oberwasser bekommen und die Idee der magya-
rischen Heißsporne, eine eigene ungarische Bank
zu gründen, gefördert werden könnte.
Deutsches Reich.
Berlin, I. Mai.
— Die Mittheilung eines hannoverischen
Blattes, wonach der Finanzminister Dr. Miquel
die Reform der Neichsfinanzen ausschließlich dem
Staatssekretär des Reichsschatzamtes, Grasen Posa-
dowsky, überlassen wollte, begegnet vielfach lebhaften
und wabrscheinlich berechtigten Zweifeln. Man
will andererseits wissen, daß der Finanzminister
Dr. Miquel zunächst sehr wesentlich bei der Aus-
führung eines neuen Steuerplanes betheiligt sein
wird. Ob und inwieweit er persönlich geneigt sein
möchte, im Reichstage die Vertheidigung der Vor-
lage zu übernehmen, ist doch zweifellos eine Frage,
die sich im Augenblick noch nicht einmal übersehen,
geschweige denn entsä nken läßt.
— Neber die Novelle zum II nterstützu ng §-
wohns itz-G esetz ist eine Kontroverse entstanden,
welche voraussichtlich nur durch eine neue gesetz-
liche Bestimmung gelöst werden kann- Bekannt-
lich ist die Altersgrenze für Erwerb und Verlust
des Unterstützungswohnsitzes durch die Novelle vom
24. aus das 18. Lebensjahr herabgesetzt worden.
Es entsteht nun die Frage, ob auf den Fristver-
lauf auch diejenige Zeit in Anrechnung kommt,
welche vor dem Inkrafttreten des Gesetzes nach
dem 18. Lebensjahr zurückgelegt ist, oder ob erst
von dem Inkrafttreten des Gesetzes ab ein neuer
Fristverlauf stattfindet.
— Auch der seitherige Vizegouverneur von
Ostafrika, Major v. Wroch em, ist aus Dar-es-
Salaam wieder hier eingetroffen. Durch seine
Vermehrung im Auswärtigen Amte ist, wie eine
hiesige Korrespondenz meldet, an dem Entschlüsse,
ihn nicht wieder nach Ostasrika zu senden, nichts
geändert worden. Im Gegentheil: Herr v.
Wrochem wird, lt. „Frlf. Ztg.", aus dem ge-

summten Kolonialdienst ausscheiden und in das
Heer zurücktreien.
Ausland.
Wie», 1. Mai. Ein amtlicher Bericht über
die Erzesse in Ottakring konstaurt, daß
drei Wachleute, welche den verhafteten renitenten
Maurer Venoes in der Wachstube eskortirten, von
der zahlreich angefammelten Menge mit einem
förmlichen Steinhagel überschüttet wurden, sodaß
die Gefahr für sie bestand, überwältigt und miß-
handelt zu werden, weßhalb ein Wachmann Schüsse
abgab, um das Andringen der Menge im letzten
Augenblick zurückzuhalten. Zwei leicht verwundete
Personen sind in das Krankenhaus gebracht worden.
Außer Venoes wurden durch die eingetroffene Wach-
verstärkung noch 17 Personen verhaftet. Abends
um 9 Uhr herrschte hier vollständige Ruhe.
Budapest, 30. April. Die Untersuchung über
das Gerücht, daß am Samstag in den Waggon
des Schnellzuges, worin angeblich der Erzherzog
Joseph sich befunden, eine Kugel eingedrungen
fei, ergab, daß an diesem Tage thatsächlich auf
einen Personenwagen, worin mehrere Gutsbesitzer
sich befanden, ein Schuß aus einem Zimmergewehr
abgegeben, aber Niemand verletzt worden ist. In
diesem Zuge befand sich aber nicht der Erzherzog
Joseph, sondern dessen Sohn Ladislaus, der
von dem Vorfall nichts erfuhr. Der Vorfall
dürfte darauf zurückzuführen sein, daß an dem
Thatorte wiederholt Knaben auf Vögel schossen.
Paris, 30. April. Nach einer Rede des
Minister-Präsidenten Casimi r-P örier nahm
die Kammer mit 340 gegen 179 Stimmen eine
von der Regierung gebilligte Tagesordnung an,
welche die Regierung ausfordert, unterschiedslos
alle Mitschuldigen der Propaganda der That zu
verfolgen.
Rom, 1. Mai. Die „Agenzia Stesani" wider-
ruft die von der „Kapitale" verbreiteten be-
unruhigenden Gerüchte über die Gesundheit des
Papstes. Der Papst ist wohl; er ertheilte
gestern mehrere Audienzen.
Rom, 30. April. Anfangs Mai tritt in
Trient eine Versammlung Delegirter Italiens
und Oesterreichs zusammen, um eine Vereinbarung
über den Viehtrieb auf den Alpenweiden der ita-
lienisch-österreichischen Grenze zu treffen.
Gent, 1. Mai. Elma 1000 streikende Seil-
arbeiter von Hamme (Provinz Ostflandern) durch-
zogen die Straßen mit rothen Fahrun und zer-
schlugen die Fenster der Fabrikgebäude.'
Loudon, 1. Mai. Grey erklärte im Unter-
haus : Bezüglich der Samoa-Acte sei zunächst die
Erklärung des Artikels 1 im Auge zu behalten,
daß keine der Mächte, welche die Akte unter-
zeichneten, irgend eine gesonderte Aussicht über die

Inseln oder über deren Verwaltung ausüben
sollten. Die von den britischen Kolonieen aus-
gehenden Vorschläge seien daher nicht ausführbar,
solange die Akte in Kraft blieben. Die Regierung
habe keinen Grund, anzunehmen, daß die beiden
anderen Vertragsmächte Deutschland uud Amerika
in eine Aufhebung der Akte willigen würden, um
Samoa unter die Verwaltung Neuseelands zu
stellen. Die Regierung wende übrigens der ganzen
Frage ihre ernste Aufmerksamkeit zu.
London, 30. April. (Unterhaus.) Fowler
erklärt, weder die indische noch die britische Re-
gierung beabsichtige, die indischen Münzstätten für
Silberprägung wiederzueröffnen. Grey er-
klärte, die Regierung kenne die Bestimmungen des
Artikels 1111 Abs. 1 der Berliner Samoaakte, cs
sei jedoch zunächst die Erklärung des Artikels 1
im Auge zu behalten, daß keine der Mächte, die
die Akte unterzeichneten, irgend eine separate Kon-
trole über die Inseln oder über die Verwaltung
derselben ausüben sollte. Die von den britischen
Kolonien ausgehenden Vorschläge seien daher nicht
ausführbar, so lange die Akte in Kraft blieben;
der Artikel VIII des Vertrages, der von der Ver-
besserung derselben handle, nehme ihre Aufhebung
nicht in Aussicht, die Regierung habe auch keinen
Grund anzunehmen, daß die beiden anderen Der-
tragsmächte in die Aufhebung der Akte willigen
würden, um Samoa unter die Verwaltung Neu-
seelands zu stellen. Die Regierung wende übrigens
der ganzen Frage ihre ernste Aufmerksamkeit zu.
Washington, 1. Mai. Der amerikanische
Konsul telegraphierte, im westlichen Theil Sal-
vadors sei eine Rev-olution ausgebrochen.
Aus WuH uuö Kern.
* Mannheim, 30. April. Ueber die An-
wesenheit des Erbgroßherzoglichen Paares in unserer
Stadt ist Folgendes mitzutheilen: Die hohen
Herrschaften kehrten gegen halb 7 Uhr vom Renn-
platz zurück und fuhren durch die Bismarckstraße
nach dem Schlosse. Im Schloßhofe erwartete
zahlreiches Publikum die hohen Herrschaften und
begrüßte dieselben mit Hochrufen. Nach kurzem
Aufenthalte im Schloß fuhr der Erbgroßherzog
und die Erbgroßherzogin sammt Begleitung ins
Theater, um der Aufführung des „Pfeifer von
Hardt" beizuwohnen. Während der Vorstellung,
der die hohen Herrschaften bis zum Schluß an-
wohnten, ließ sich der Erbgroßherzog und die Erb-
großherzogin in der Hofloge Herrn Kapellmeister
Langer vorstellen. Herr Hoftheatermaler Auer war
auch zur Vorstellung befohlen worden. Letzterer
konnte aber nicht vorgestellt werden, da er von
der Bühne nicht abkömmlich war. Der Erbgroß-
herzog und die Erbgroßherzogin sprachen sieb Hrn.

Das Gespenst der Marquise.
Roman von Hermine Frankenstein.
(Fortsetzung.,
so Während Monk in dem Wintergarten saß und
sqksi^' sein künftiges Thun und Lassen grübelte,
^o^hlvia in einem niedrigen Stuhle vor dem
hMn, eine Stickerei im Schoße haltend, vom
Lichtscheine umflossen, sich bewußt, wie
zM. lle sei. Sv bot sie dem in die Heimath
^gekehrten Lord ein freundliches Bild dar.
schön ist es doch in der Heimath!"
vh A der Marquis träumerisch. „Mir ist, als
kiest, niee mir nahe wäre, Sylvia. Ich habe
seltsame Gefühl der Nähe ihrer Anwesen-
Dsi 'sie empfunden, seit ich sie verloren habe.
fit, als ob sie in diesen Zimmern wäre —
fix mix jeden Augenblick erscheinen könnte
als ob ich ihre Stimme hörte, die mich ruft."
klcj,.siDas ist sthr natürlich und sehr leicht er-
Sstt sagte Sylvia in ihrer leisen, schmeichelnden
iy ' „Du hast dieses Haus so bald nach Ber-
bvx-? Tod verlassen, daß ihre Gegenwart fast
.as ganze Haus durchdrang. Dn kommst
dlinn langen Abwesenheit zurück, und Alles
sie ,, st Dich an sie; Du bist an das Haus ohne
Ä "lkht gewöhnt."
ll>vhn ich mich je an das Haus ohne sie ge-
fragte Lord Chetwynd in leidenschaft-
sqm"^sin Schmerz muß sich mit der Zeit lindern,"
berlstsMlvia sanft; er muß seine herbe Bitterkeit
bu und zu einer zärtlich-traurigen Erinne-

rung werden. Wäre es anders, würde die Welt
voll Leidtragender sein, und alle nothwendige
Arbeit bliebe ungeschehen."
„Ach ja," sagte Chetwynd düster, „Arbeit ist
nothwendig. Ich bin nach Hause gekommen, um
zu arbeiten, Sylvia: vielleicht werde ich in dem
Bewußtsein erfüllter Pflicht einen gewissen Grad
von Frieden finden. In diesem Falle ist die Ar-
beit eine sichere Zuflucht. Es ist edler, zu arbeiten,
als das Leben in selbstsüchtigem Schmerze hin-
zubringen. Darum bin ich zurückgekehrt, um für
Andere zu thun, was ich kann, um mich dabei zu
vergessen. Ich werde den armen Leuten im Dorfe
unten neue, bessere Häuser aufbauen und zum An-
denken an meine verlorene Gattin eine Schule
stiften. Jene zwanzig Mädchen, welche die von
mir zu errichtende Schule besuchen werden, sollen
unter meiner Leitung nicht zu modernen Mode-
puppen, sondern zu tüchtigen, wirthschastlichen
Frauenzimmern herangebildst werden, die im
Stande sind, sich auf ehrenhafte Weise allein fort-
zubringen. Nnd dabei werde ich stets an Bernice
denken, werde in ihrem Geiste handeln und mich
bemühen, ihr ähnliche Wesen aus meinen Schütz-
lingen zu erziehen."
Es war sichtbar, daß der Lord ein großes
Interesse für die Arbeit empfand, die er sich ge-
stellt hatte.
„Ich bin von Deiner Idee entzückt," sagte
Sylvia. „Wie gerne Bernice eine solche Schule
gepflegt hätte! Ich wollte, daß ich ihr Erbe an-
treten und die Menschen glücklich machen könnte!"
Diese Heuchelei von Demuth war sehr wirk-
sam. Lord Chetwynd's Herz erwärmte sich für Sylvia.

„Wir wollen nun zusammen wirken, Sylvia,"
sagte er freundlich.
Sylvia schlug ihr funkelnden Augen zu ihm aus.
„Ich wollte, es könnte so sein, Rog," sagte
sie in scheinbarem Schmerze, „aber es geht nicht.
Ich liebe Chetwhnd-Park und alle Leute auf dem
Gute. Dies ist die einzige Heimath, die ich in
der ganzen Welt habe; aber ich muß sie verlassen.
Ich gehe bald fort — nächste Woche schon — und
ich werde nie wiederkehren."
„Warum das, Sylvia? Warum willst Du
Deine Heimath verlassen?"
„Meine Heimath," schluchzte Sylvia leiden-
schaftlich, „Chetwynd-Park ist nicht meine Hei-
mathund darf es nicht sein. Während Du draußen
in der weiten Welt warst, bin ich hier geblieben,
um in Deinem Interesse zu handeln und Deinen
Haushalt zu führen; nun aber braucht man mich
nicht länger, Rog, und so will ich eine Stelle als
Gouvernante suchen."
„Unmöglich! Du eine Gouvernante, Sylvia?"
„Kommt Dir das so sonderbar vor? Ich hatte
keine andere Heimath als diese, und wenn ich
aus diesem Hause und Deiner gütigen Fürsorge
scheide, Rog, muß ich mir selbst mein Brod ver-
dienen."
Chetwynd war überrascht und verwirrt.
„Aber warum willst Du den Park verlassen?"
fragte er. „Behandeln Dich Deine Diener nicht
mit Achtung? Ist Deine Autorität nicht an-
erkannt? Warum ist der Park jetzt weniger ge-
eignet, Deine Heimath zu sein, als voriges Jahr ?"
Sylvia senkte den Kopf.
„Ich darf nicht hier bleiben, Rog," sagte sie

flüsternd, „denn mein theuerstes Gut steht auf
dem Spiele, mein guter Name^ kommt in den
Mund der Leute — mau flüstert und spricht
über meine Anwesenheit in Deinem Hauke —"
„Was wagt man über die Anwesenheit meiner
Stiefschwester in meinem Hause zu sagen?" fragte
Rog stolz.
„Man erzählt sich," erwiderte Sylvia, den
Kopf noch tiefer senkend, „daß ich einmal verlobt
mit Dir war und daß Du mich verlassen habest ;
man glaubt, daß ich Dich noch immer liebe und
hier bleibe, weil ich hoffte, Dich noch zu gewinnen."'
Sie bedeckte sich das Gesicht mit den Händen
und weinte vor Schmerz und Demüthigung. Lord
Chetwynd sprang auf und ging im Zimmer aus
und ab. Seine ritterlich Natur war erregt, und
er bemitleidete Sylvia von ganzer Seele, seine
Wangen brannten vor Mitgefühl über ihre ver-
meintliche Demüthigung.
„Diese Lästermäuler werden entweder Dich aus
Deiner rechtmäßigen Heimath verdrängen oder
mich von hier forttreiben" ricf^cr. „Ich wollte,
ich wäre nicht zurückgekommen."
„Ich will nicht die Ursache Deiner Ver-
bannung sein," sprach Sylvia bescheiden, „es ist
nicht an dem Eigenthümer von Chetwynd-Park,
fern zu bleiben, sondern es ist der Eindringling,
der den Platz räumen muß. Wenn Du gehst,
Rog, werde ich auch gehen."
Lord Chetwynd ging noch schneller im Zimmer
auf und ab.
„Es gibt nur einen Ausweg, nur eine Eigen-
schaft, in der Du bleiben kannst —"
Sylvia machte eine abwehrende Bewegung, als
 
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