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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

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Nr. 141 - Nr. 150 (20. Juni - 30. Juni)
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Nummer L45. LL» Jahrgang.

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für Heidelberg und Umgegend

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Der Sieg Wekerle's.
Das ungarische Magnatenhaus hat nunmehr
die Ehegesetzreform, die obligatorische Zivilehe, an-
genommen. In Ungarn wird dies großen Jubel
wecken, nicht so sehr weil darin ein Sieg des
Liberalismus liegt und weil die Zivilehe einen
Fortschritt in der Gesetzgebung bedeutet, als weil
damit der vielgenannten „Camarilla" in Wien
Schach geboten wird. Mehr noch geschah dies
aber dem cisleithanischen Klerikalismus, der in
so heftiger Weise sür seine „ungarischen Genossen"
Partei genommen hat. Das Wiener „Vaterland"
kämpfte in den langen Wirren und die Zivilehe
an allererster Stelle gegen die Reform und noch
in letzter Stunde schrieb das Organ der öster-
Feudal-Klerikalen: „Seit dem frühen Morgen
des heutigen Aloyfiusfestes liegt das gläubige Un-
garn in den Kirchen des Landes auf den Knieen
und betet für den glücklichen Ausgang der zweiten
Abstimmung im Magnatenhause. Noch in der
letzten Stunde hofften Hochtories und die Klerisei,
„daß das hartnäckige Unternehmen der Glaubens-
feindlichkeit und Parteispekulation an der Beharr-
lichkeit der Gläubigen und an der Standhaftig
kett des ungarischen Adels scheitern" werde, da-
znit wenigstens dadurch der Politik Wekerle's
„ein weiterer nothwendiger Stoß versetzt werde,
die sie unrettbar erschüttere." Man ließ seiner

Ke sühnt.
Roman von H. von Gabain.
3) (Fortsetzung.)
Mit Ueberwindung richtete sich Georg auf.
„Vater," sagte er in einem Gemisch von
Trauer und Ironie, „Was willst Du Dein armes,
altes Herz noch mehr belasten ? Der Intendant
war bei Dir, hat die Bedingungen des neuen
Pachtvertrages gestellt, damit ist's genug. Der
Zunge Graf fackelt nicht lange entweder oder!"
Er machte dabei eine bezeichnende Bewegung des
Geldzählens und lachte bitter auf.
„Nicht doch, Georg, sprich nicht so gereizt, es
steht Dir gar nicht ähnlich."
So mag es Dir ein Beweis sein, welche Qualen
ich erdulde. Alles in mir revoltirt und bebt wie
unter einem wuchtigen Schlag, Alles, Alles hat
man in den Staub getreten. Ehre, Freundschaft,
Vertrauen, Gerechtigkeitssinn. Der Dämon er-
hebt sich und je mehr ich über das Unerhörte
spreche, desto gieriger greift er nach meiner Seele,
als wolle er sich für alle Zeit meiner bemächtigen
und jetzt erst begreife ich es, wie ein Mann, dessen
Ehre man antastct, ohne unter obwaltenden Um-
ständen eingreifen zu können, den Verstand ver-
lieren, oder zum mindesten —"
„Nicht doch, Georg," unterbrach Lendang den
leidenschaftlich Erregten, aus dessen sonst so freund-
lich milden Augen Blitze schossen. „Deinen edlen
Charakter kannst und wirst Du nicht verleugnen;
Du malst die Sache aber zu grell, weil sie Dich
Völlig unvorbereitet traf. Glaube mir, das un-

Zeit den Wegtaufenstreit nicht zum Austrage
kommen, weil sich an ihm der katholische Geist
in Ungarn „erhitzen" und aus ihm ein Kampf-
zentrum entwickelt werden sollte. Der Ultra-
montanismus, ein in Ungarn wenig bekannter
Gast, sollte dort dauernd und herrschend seine
Wohnstätte aufschlagen und ihm hiebei das feudale
Magnatcnthum den Vorkämpfer machen. Heute
ist diese Politik auf's Haupt geschlagen. Weder
die Massen der „Gläubigen" konnten für die
römischen Pläne in Bewegung gebracht werden,
noch der gesammte kathol. Adel scharte sich um
die Fahne Roms zu einer unüberwindlichen Pha-
lanx. Nicht einmal der Episkopat erwies sich als
unbedingt verläßlich; zwei Bischöfe entzogen sich
der letzten Abstimmung und ein Hirtenbrief aus
den letzten Tagen stellte die „Vaterlandsliebe" als
die letzte Loosung auf in diesem Streite zwischen
Kirche und Staat. Rom ist in Ungarn unter-
legen ; das freie Bürger- und Volksthum hat
nach langem, schwerem, mit äußerster Erbitterung
und Zähigkeit geführtem Kampfe den klerikal-
feudalen Ansturm tapfer und siegreich niedergerungen
— das ist die Hauptbedeutung der Abstimmung
im Magnatenhause zu Budapest.
Die innere Entwicklung Bulgariens
scheint durch die Verabschiedung Stambulow's
thatsächlich in gedeihlichere Bahnen gelenkt worden
zu sein und einer immer mehr um sich greifenden
Unzufriedenheit in weiten Schichten des Volkes
mit dem früheren Regierungs-System einen wirk-
samen Damm gesetzt zu haben. Eine gute Schil-
derung der vor dem Rücktritte Stambulow's herr-
schenden Stimmung gibt eine Sofiaer Korrespon-
denz, die zwar offiziöser Natur ist, aber that
sächlich nur die Folgerungen aus wirklich vor-
handen gewesenen Zuständen zieht. „Es gab",
schreibt sie unter anderem, „keine Parteien im
wirklichen Sinne des Wortes, weil es an der
hiefür nothwendigen Bewegungsfreiheit gefehlt hat;
es gab nur Regierungsanhänger und Unzufriedene.
Der Kabinetswechsel hat freie Bahn geschaffen
und nun wird es sich zeigen, wie sich die poli-
tischen Neigungen des bulgarischen Volkes Ver-
theilen. Vorderhand hat das Kabinet Stoi-
low schon durch die bloße Thatsache, daß er das
Kabinet Stambulow ablöste, einen großen An-
hang, den aller Unzufriedenen, gewonnen. Dem
Kabinet kommt es auch zu statten, daß es schon
als Opposition das dynastische Prinzip und die
Autorität der Krone obenan gestellt hat. Das
Volk fühlt, daß die Zeit der Stambulow'schen
Diktatur vorüber und der Fürst nunmehr ge-
sonnen ist, seinen verfassungsmäßigen Einfluß
auzsusüben. Gegenwärtig ist der Fürst gewiffer-
aussprechliche Weh, der bittere Groll, wird sich
legen, cs wird von Dir Weichen, wie jede dräuende
Gewitterwolke dem klaren, reinen Himmel weichen
muß. Sprich Dich aus, senke einen Theil Deines
Weh's in mein Herz und sei gewiß, lieber Junge,
daß getheilter Schmerz minder drückt."
„Wohlan denn, Vater, ich werde Deinen
Willen thun. Sehe dich, denn Du leidest nicht
minder Qualen, wie ich. Sei aber ruhig und sei
versichert, daß auch ich mich mit der Zeit wieder-
finden werde. Außerdem mußt Du ja auch Alles
wissen, die ganze unwürdige Behandlung will ich
Dir in ihrer vollen Erbärmlichkeit wörtlich schil-
dern, damit Du Dich nicht etwa unerfüllbaren
Hoffnungen hingibst."
Der Mohr kann gehen, der Mohr hat seine
Schuldigkeit gethan, heißt es dort oben auf Ule-
stein und damit basta! Er wird gehen!
Der lebhaft Gestikulireude sprang von seinem
Sitz auf, indeß beschwichtigte ihn der mahnende
Ruf des alten Mannes und stöhnend sank ec
wieder auf den Stuhl. Nach einigen vergeblichen
Versuchen, sein heiß wallendes Blut zu besänf-
tigen, und seiner Sinne Herr zu werden, gelang
es dem jungen Mann endlich, in möglichst ge-
lassenem Ton des Vaters Wunsch zu erfüllen und
zugleich damit das eigene, so schwer belastete Herz
zu erleichtern.
„Ich sagte Dir also, Vater," so fuhr Georg,
düster vor sich hinblickend, fort, „daß ich der tollen
Gesellschaft den Rücken wandte. Trotz alledem
entgingen mir keineswegs die gehässigen, anzüg-
lichen Bemerkungen Hans Ullrich's, der absicht-

maßen sein eigener Ministerpräsident und darin
erblickt das Volk eine Art Garantie gegen die
Wiederkehr eines persönlichen Regimes. Das
Ministerium andererseits sieht es gern, daß der
Fürst durch thätige Mitwirkung bei der Leitung
der Regierungsgeschüfte einen Theil der Verant-
wortung auf sich nimmt. Man kann daher sagen,
daß die Aussichten für die weitere Entwicklung der
inneren Lage günstig erscheinen."
Deutsches Reich.
Berlin, 25. Juni.
— Zur Teilnahme an den noch Ende dieser
WochebeginnendenBerathungen d er Kommtssi o n
für Arbeiterstatistik trifft —wie der „Voss.
Ztg." aus München geschrieben wird — aus dem
bayerischen Ministerium des Innern Oberregierungs-
rath Rasp am Freitag in Berlin ein. Die
Kommission hofft diesmal mit der Schlußberathung
über die Arbeitszeit im Bäcker- und Konditoreige-
werbe fertig zu werden und setzt außerdem die
Berathung über die Arbeitszeit im Mühlen- und
Handelsgewerbe fort. Dazu ist eine große Zahl
von Körperschaften aus dem Handelsgewerbe ins
Einvernehmen gezogen worden. Für die Arbeits-
zeit im Mühlengewerbe sollen noch weitere Ein-
vernehmungen erfolgen. Am 28. Juni wird Herr
Rasp als Vertreter der Gemeinden und Distrikte
Bayerns der Versammlung der Tiefbauge-
nossenschaft in Berlin beiwohnen. Aus der
Tagesordnung dieser Versammlung sind hervorzu-
heben die Punkte: Ergänzungswahlen der zweiten
Stellvertreter, der zweiten Beisitzer der Schieds-
gerichte in Königsberg und München für die Amts-
periode bis 1. Oktober 1897, Aenderung und
Revision des Statuts und Nebenstatuts.
— Aus Anlaß der im Senate zu Washington
beschlossenen Aenderung des amerikanischen Zolles
auf Zucker wird von freisinniger Seite die Auf-
hebung der deutschen Ausfuhrprämie zum 1. August
nächsten Jahres empfohlen, während nach dem be-
stehenden Gesetze mit diesem Zeiipunkt die Herab-
setzung der Prämie auf 1 Maik eintritt, in dieser
Höhe aber bis zum 1. August 1897 fortdauert.
Dieser Vorschlag ist, wie die „Berliner Pol. Nachr."
bervorheben, ganz aussichtlos. „Abgesehen davon,
daß bekanntlich innerhalb der betheiligten Kreise
im Gegentheil eine weitere Erstreckung der Prämien
erstrebt wurde und trotz der ErffsalosiMt diese;
Bemühungen solche Verstrebungen auch jetzt aus-
weislich der Presse der Interessenten noch bestehen,
mag daran erinnert werden, daß das jetzt bestehende
Zuckersteuergesetz nur mit den größten Schwierig-
keiten zu Stande gekommen ist und daß erst zur
dritten Lesung diejenige Linie gefunden wurde,
auf welcher sich eine knappe Mehrheit für be-

lich eine heisere, schwankende Stimme erhob, um
den letzten Trumpf auszuspielen.
„Meiner Treu!" rief er, „sehen Sie, mos-
siours, da geht er bin und singt nicht mehr.
Uaräon, wollte sagen: und befreit uns von seiner
lästigen Gesellschaft. Aus Ehre, Kork, was wollen
Sie? Haben wohl an diesem dreisten Bourgeois
einen Narren gefressen? Freilich, diese herkulische
Gestalt ist wie geschaffen zum Nimrod; ich möchte
hundert gegen eins wetten, der nimmt es dereinst
mit zehn Wilddieben auf einmal auf. Potz
Wetter, Kork," schrie er, die Worte mit einem
Faustschlag auf die Tischplatte begleitend, „seien
Sie kein Frosch und unterlassen Sie wenigstens
auf meinem Grund und Boden die Schulmeisterei!
Ha, ha, ha, famos, dieser blondgelockte Adonis,
er würde Furore machen und uns allesammt bei
den schönsten Frauen ausstcchen, wenn's eben —"
Graf Kork mußte wohl wieder gegen diese
taktlose, brutale Art und Weise protcstirt haben,
denn Hans Ullrich beendete nicht seine schamlosen
eines Edelmanns unwürdige Reden. Nun hoffte
ich in Ruhe meinen absichtlich zögernden Schritt
beschleunigen zu können, ohne für feige gehalten
zu werden, blieb jedoch, halb zur Seite gewandt,
wie angewurzelt stehen, denn was ich nun hörte,
ließ mir vor Empörung das Blut bis in die
Schläfe steigen. "
„Willst Tu es wirklich hören, Vater?" Len-
dang nickte mit dem ergrauten Haupt. „Alles,
Alles, Georg," sagte er tonlos.
„Martin" , brüllte der sinnlos Berauschte,
rufen Sie den Intendanten, er sitzt oben im
Thurmzimmer und schwitzt bei dem Rechenexempel,

stimmte Sätze der Steuer und für eine bestimmte
Ordnung des Prämienwcsens zusammenfand. In
dem damals abgescklossenen Kompromiß bildet die
Einschaltung des zweistufigen Uebergangsstadiums
mir fallender Ausfuhrprämie bis 1897 ein ganz
besonders wichtiges Glied und es müßten daher
ganz besonders gewichtige Gründe für eine Aende-
rung vorliegen, um einen abweichenden Vorschlag
zu rechtferigen. Auch hätte ein solcher bei der
jetzigen Zusammensetzung des Reichstages nicht die
mindeste Aussicht auf Annahme. Man wird daher
sicherlich andere Wege einschlagen, um die deutschen
Interessen auf dem amerikanischen Zuckermarkte zu
wahren. Daß, wie zur Unterstützung des Vor-
schlages angeführt wird, eine bedenkliche Vermehrung
sowohl der Zahl der Zuckerfabriken als des Rüben-
baues und damit der Zuckerproduktion eingetreten
ist und noch weiter in Aussicht steht, ist ebenso
richtig wie daß eine Fortentwicklung nach dieser
Richtung trotz der mäßigen Vermehrung des Jn-
landverbrauchs die Befürchtung einer Krisis wach-
ruft. Allein die Ursachen dieser Erscheinung liegen
nicht sowohl in dem Fortbestehen der Ausfuhrprämie
als in der Aufhebung der Rübensteuer und in den
niedrigen Getreidepreisen, in Folge deren die Zucker-
industrie sich auf Gegenden erstreckt, welche ihrer
Boden- und klimatischen Verhältnisse wegen unter
der Herrschaft der Rübensteuer an Rübenbau nicht
denken konnten, jetzt aber bei dem steten Rückgang
der Getreidepreise in diesem die einzige Möglichkeit
erblicken, den Betrieb der Landwirthschaft einiger-
maßen rentabel zu machen. Die treibenden Momente
hängen, wie man sieht, mit dem Bestehen und der
Höhe der Ausfuhrprämien sehr lose zusammen und
würden auch durch ihren Fortfall nicht beseitigt."
— Die E' nnahmen der Reichspostverwaltung
betrugen für die Monate April und Mai 43 661 282
Mk.; der reine Ueberschuß 6 882 082 Mk., das
ist 664 775 Mk. mehr als im Vorjahre.-
— Die „Kreuzzeitung" konstatirt, daß es nicht
richtig sei, daß der Cermonienmeister v. Kötz e vom
Generaladjudanten v. Hahnke zur Haft gebracht
worden sei. Herr v. Kotze habe vielmebr, als er
hörte, er werde mit den anonymen Briefen in Ver-
bindung gebracht, sich aus freien Stücken zum
General v. Hahnke und mit diesem nach dem
Militärarresthaus begeben, um sich einer Vernehmung
durch den Untersuchungsrichter zu unterziehen. Nach-
dem Herr v- Kotze erklärt hatte, daß er mit der
ganzen Angelegenheit nichts zu thun gehabt habe,
der Schein ihn aber belastete, lag es in feinem
eigenen Interesse, ihn in Untersuchungshaft zu
nehmen, damit, wenn trotz seiner Einschließung
noch weiterhin die fraglichen anonymen Briefe
erschienen, dargethan werden könne, daß Herr v.
Kotze unbeteiligt an ihrem Erscheinen sei. Di-
das ich ihm mal wieder auf den runden Buckel
gelegt. Verzeihung, meine Herren, es ist nur
eine Bagatellsache, die schnell besprochen sein wird,
der Schluß der eben begonnenen Abrechnung mit
dem ehrenhaften Herrn Forstkandidaten."
„Im nächsten Augenblick nahm er jedoch
wieder den Befehl zurück", sagte Georg spöttisch.
„Lassen Sie, Martin", rief der Graf dem
davoneilenden Lakaien nach, „der alte Bücher-
wurm würde durch sein Erscheinen nur unsere
Gemüthlichkeit stören. Sagen Sie ihm, er soll
sofort, hören Sie, ohne Verzug meinen Auftrag
ausrichten, entweder 1000 Thaler mehr Packt
<zro anno, oder die ganze Sippe schnürt ihr
Bündel und packt sich zum Teufel. Hallo, was
stehen Sie noch, Martin, und gaffen mich an,
als Hütten Sie mich nicht verstanden, ich meine
den Pächter Lendang.
„Halten zu Gnaden, Herr Graf", stotterte
der brave Alte, „der gnädige Herr Reichsgraf
sagten gestern nur noch, daß er bis zu seinem
Tode nicht in der Pacht erhöht werden solle."
„Ich habe Sie nicht um Ihre Ansicht ge-
fragt, alter Graukopf", brauste Haus Ullrich auf,
„ich hab's gesagt und damit basta! Unterstehen .
Sie sich nicht noch einmal etwas zu meinen, ich
mache schnell reinen Tisch."
„Ob cs der Graf darauf anlegte, mich zu
reizen oder einzig nur der Wein aus ihm sprach?"
schaltete Georg ein, „ich will das Letztere zu
seiner Ehre gelten lassen, wiewohl sich mein
Gefühl dagegen sträubt. Jedenfalls stieg mir
die Galle auf und wenn ich die Uebereilung
 
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