Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

DOI Kapitel:
Nr. 101 - Nr. 110 (1. Mai - 12. Mai)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44554#0435

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nummer 165. H Jahrgang.

Neirev

Montag, t. Mai IKS4.

Gener

AbonnementSpreiS r
mit Sieitigem illuftrirtem SountagMatt: monatlich
4« Pfennig frei in's Haus, durch die Post bezogen
vierteljährlich 1 Mark ohne Bestellgeld.
'-
Expedition-. Harrvtllraße Mr. 25.


für Heidelberg und Umgegend
(ZMrger-Zeitung).

JnserlionSprcisr
die lspaltige Petitzcile oder deren Raum 8 Pf-.,
für auswärtige Inserate 10 Pfg., bei öfterer Wieder-
holung entsprechender Rabatt-
> .- < !
Expedition: Hauptstraße Mr. 25.

Geleseirstes Vlertt in Stadt u. AinL Heidelberg rrird Mnrgegen-. Guötzteu Lufslg füu Inserate.

LM- Telephon-Anschluß Nr. 102. -WS

L-Hktrvähpeird
werden von allen Postanstalten, Landbriefträgern
unseren Agenten und Trägerinnen Abonnements
entgegengenommen.

„Es schilkt sich nicht!"
Man sollte es gar nicht glauben, welche ver-
kehrte Dorurtheile gegen die Verrichtung gewisser,
sagen wir „gröberer" körperlicher Arbeiten in den
Vvlksklassen bestehen. Einen Koffer oder gar einen
Dtaulkorb selbst zu tragen, einmal einen Eimer
Hasser oder Kohlen für den Haushalt zu schleppen,
la, sogar auf der Straße mit einem größeren Packete
ZU gehen — das ist für viele, namentlich für
viele Männer in den oberen Klassen, absolut un-
möglich. Sie würden glauben, vor Scham in den
Boden versinken zu sollen, wenn sie diese einfachen,
Nützlichen, in keiner Weise entwürdigenden Dienste
khün müßten . . .
In Nordamerika ist man in dieser Hinsicht
viel vorurtheilsfreier als bei uns, wo man —
dämlich bei uns — die Arbeit, sei sie welcher Art
sie sein möge, nicht genügend zu würdigen ver-
steht. Es wäre aber auch einseitig, zu glauben,
daß derartige Vorurtheile nur in den oberen Schich-
ten der Gesellschaft bestehen, sie eristiren ebensogut
'n den sogenannten Schichten der niederen Be-
völkerung.
Es ist ja wahr, daß zwischen der gelernten
Arbeit, dem Handwerke, und jener Arbeit, die ohne
weiteres ausgeübt werden kann, wenn man Kraft
Und Anstelligkeit genug besitzt, wie bei den Tag-
töhnern, ein Unterschied besteht und sich ein ge-
wisser Standesstolz entwickelt. Allein: Ist über-
haupt die Arbeit, ob man jene eines Handwerkers,
eines Kaufmannes, eines Steinklopfers oder Straßen-
kehrers nimmt, entehrend? Erweist sich nicht jeder
brauchbare Arbeiter, der gewissenhaft seinen Platz
vusfüllt, als ein nützliches Glied der menschlichen
Gesellschaft?
Und doch kommt es nicht selten vor, daß ge-
kernte Arbeiter nur durch die äußerste Noth dazu
zu bringen sind, die Arbeit Ungelernter zu ver-
achten. Es gibt Fälle, wo z. B. ein gelernter
Tapezier, Maler rc. Wochen und Monate arbeitslos
war, seine kleinen Ersparnisse aufzehrte und lieber
Wit der Familie Hunger litt, ohne sich entschließen
zu können, Erdarbeit, die er haben konnte, anzu-
Uehmen. Vor Allem war es vielleicht seiner Frau
Ane schreckliche Vorstellung, ihren Mann mit
Hacke und Schaufel hantiren zu sehen . . .

von

Das Gespenst der Marquise.
Roman von Hermine Frankenstein.
(Fortsetzung.)
Chetwynd ging schneller auf und ab, wie
v>Ner geheimen Angst erfüllt.
„Ich glaube nicht an übernatürliche Erschei-
nungen," fuhr er nach langer Pause in feinem
Selbstgespräche fort, „und doch, wenn Bernice's
speist nur ein Trugbild war, warum sah ich sie
swnn mit so kummervollem Gesichte? Warum
konnte ich sie mir nicht lächelnd vorstellen? Ach,
lr kchöu, wie sie mir heute erschien, kann nur ein
^ngel sein. Sie wünschte auch, daß ich Sylvia
Ablauf des Trauerjahres heirathen sollte,
?wd dennoch glaubte ich heute Abend einen furcht-
offen Schmerz in ihren Augen zu lesen. Fast
wuchte ich meine Verlobung mit Sylvia wieder
rückgängig machen, aber das kann ich nicht —
wein armer Kopf, er droht zu zerspringen!"
, Trotz seiner Bemühungen, sich zu beruhigen,
.Hunte er die Erinnerung an die liebliche Er-
wwinung dieses Abends, die so rasch verschwunden
^Ur, nicht verscheuchen. Er versuchte, an andere
Gegenstände zu denken, aber vergeblich.
Stundenlang ging er in den so lange unbe-
gewesenen Räumen aus und ab, bis das
Muer in den Kaminen erlosch. Dann zog er sich,
immer von Unruhe erfüllt, in Bernice's
- chlafzimmer zurück. Das Bett war noch genau
. - wie sie es verlassen hatte. Er kniete neben
Uiselben nieder und schluchzte heftig.
s:, Lange Zeit kniete er dort, endlich bemächtigte
H seiner die kalte Ruhe der Verzweiflung. Er

In größeren Städten wird Mancher schon die
Erfahrung gemacht haben, daß z. B. die Dienst-
mädchen oft zu gewissen, keineswegs anstrengenden
Dienstleistungen nicht zu bringen sind. Einen
Koffer in einem Handwagen zur Bahn zu bringen
— welches Mädchen sollte sich dazu hergeben, um
nicht ausgelacht zu werden? „Es schickt sich nicht!"
Angesichts solcher Vorkommnisse kann nicht ge-
leugnet werden, daß auch ein gewisser falscher
Standesstolz bei den arbeitenden Klassen vorhanden
ist. Wir verwahren uns dagegen, mit unseren
Beispielen von Arbeitslosen in das Horn derjenigen
zu stoßen, welche die Arbeitslosen einfach für Leute
erklären, die überhaupt nicht arbeiten wollen, denn
selbst in Fällen, wo wirklich Arbeit vorhanden ist,
— woran es oft, leider sehr oft fehlt — kann der
Arbeitslose im Rechte sein, dieselbe zurückzuweisen,
weil sie vielleicht seine Gesundheit beträchtlich
schädigen würde rc., — allein, es wäre doch an
der Zeit, daß innerhalb der Arbeiterkreise eine
Umwandlung der Anschauung Platz greifen und
die Ueberzeugung Oberhand gewinnen würde:
Arbeit ist keine Schande!
Deutsches Reich.
Berit», 6. Mai.
— Die Deutsche parlamentarische
Friedensgruppe, welcher etwa 70 gegenwärtige
und frühere Abgeordnete angehören, beschäftigte sich
in ikrer jüngsten, unter Vorsitz des Oberbürger-
meisters Dr. Baumbach abgchaltenen Sitzung
hauptsächlich mit der 5. interparlamentarischen Kon-
ferenz für Schiedsgericht und Frieden, welche am
3. September d. I. in Haag zusammenlritt. All-
seitig war man von der Wichtigkeit der Konferenz,
zu deren Vorbereitung sich ein aus dem Präsidenten
und hervorragenden Mitgliedern der beiden nieder-
ländischen Kammern zusammengesetztes Komitee
gebildet hat, überzeugt und beschloß, durch ein die
Bestrebungen und bisherigen Leistungen der inter-
parlamentarischen Konferenz und ihrer deutschen
Gruppe darlegendes Zirkular die deutschen Parla-
mentarier zum Anschluß und insbesondere zum
Besuch der Versammlung in dem benachbarten
Holland dringend aufzufordern. Zu der Konferenz
werden seitens der deutschen Gruppe zwei Anträge
praktischer Art gestellt, ein Antrag Baumbach auf
Schutz des Prioateigenthums zur See in Kriegs-
zeiten und ein Antrag v. Bar, betreffend den Schutz
der Fremden und das Ausweisungsrecht. Der bis-
herige Vorstand, bestehend aus Dr. Baumbach,
Vorsitzender und Dr. Mar Hirsch, Sekretär, wurden
einstimmig wiedergewählt.
— Ueber Neubesetzung im Reichsgericht
wird dem „Lcipz. T." mitgetheilt: Vom Präsidium
des Reichsgerichts sind die neuernannten Reichs-

stand auf und drehte die Gasflammen ein, daß
sie ganz düster brannten, und dann warf er sich
völlig angekleidet auf eine niedrige Ottomane vor
dem Kamin. Er konnte in dem Bette nicht
schlafen, in welchem Bernice, wie er glaubte, ge-
storben war. So lag er da, mit geschlossenen
Augen, bis er endlich in einen unruhigen Schlaf
verfiel.
Plötzlich erwachte er von einer sanften Be-
rührung auf der Stirne. Er öffnete seine Augen
nicht und die Berührung glitt wieder ganz sachte
auf seine Lippen nieder. Es war eine Berührung
wie ein scheu und flüchtig gegebener Kuß. Er
rührte sich, öffnete seine Augen und sah abermals
die Erscheinung, die er vor mehreren Stunden im
Salon unten gesehen hatte. Er erblickte Bernice
— Bernice zur strahlendsten, herrlichsten Schön-
heit entwickelt, mit den zärtlichen, unschuldsvollen
Augen, die er so geliebt hatte, mit der geschmei-
digen, anmuthsvollen, zarten Gestalt und noch
immer das weiße Kleid tragend, in dem man sie
begraben hatte. Er lag stille und wagte kaum
zu athmen.
Sie war einige, Schritte von ihm zurückge-
wichen und betrachtete ihn mit unaussprechlicher
Liebe und grenzenlosem Schmerz. Sie öffnete den
Mund, als ob sie sprechen wollte, aber es kamen
keine Worte über ihre Lippen. Sie breitete ihre
nackten Arme weit aus, als ob sie ihn umfassen
wollte.
„Bernice!" ries Lord Chetwynd. „Berncie
sprich zu mir!"
Sie schüttelte traurig den Kopf und zog sich
langsam gegen das Ankleidezimmer zurück.

gericktsräthe für die Zeit vvm 1. Mai bis 31.
Dezember 1894 nachfolgenden Senaten zuertheilt
worden: der Reichsgerichtsrath Wolff dem 1.
Strafsenat, der Reichsgerichtsrath von Bruchhausen
dem 1. Strafsenat und zugleich dem 4. Strafsenat,
der Reichsgerichtsrath Freiherr von Dincklage dem
з. Strafsenat. Das Mitglied des 3. Strafsenats
des Reichsgerichts Schulte ist zugleich dem 1.
Zivilsenat zuertheilt, so lange dort eine Ueber-
lastung vorhanden ist.
Karlsruhe, 5. Mai. Der Großherzog
und die Großherzogin sind heute Abend 8
Uhr 34 Min. wieder nach Baden zurückgekehrt.
Karlsruhe, 4. Mai. Der freisinnige Verein
sprach sich nach einem Referate Heimburger's in
einer Resolution einstimmig für die Einführung des
direkten Wablmodus mit dem Proport i onal-
system aus.
Stuttgart, 6. Mai. Der erste Mai hat den
Sozialdemokraten Stuttgarts Gelegenheit ge
geben, außer den allerwärts üblichen Resolutionen-
auch eine solche in Betreff der Verfassungsrevision
zu fassen. Die von mehreren Tausend Arbeitern
besuchte imposante Versammlung im Eirkus-Gebäude
nahm die Resolution einstimmig an. Sie besagt
и. A.: „Die jetzt zur Vorlage an die Stände ge-
langte „Verfassungsrcform" läßt diesen Uebelstand
im Wesentlichen unverändert weiterbestehen. Die
heute Versammelten protestiren deßhalb gegen diese
ganz ungenügende Reform und verlangen dagegen,
daß die volle Gleichberechtigung aller Staatsbürger
in der Verfassung zum Ausdruck gebracht werde.
Demgemäß hat jedes Vorrecht einzelner Personen
oder Berufe im Landtag aufzvhörcn, und ist an
Stelle der zwei Kammern eine einzige Volksver-
tretung zu schaffen, die auf dem direkten, gleichen
und geheimen Wahlrecht aller über 20 Jahre
alten Staatsbürger beruht." Hierfür will man bei
den Landtagswahlen kräftig eintreten.
"Stuttgart, 4. Mai. Die Verfassungs-
kommission nahm in zweiter Lesung unver-
ändert die Beschlüsse erster Lesung an.
Darmstadt, 4. Mai. Nach einer Mittheilung
des „Täglichen Anzeigers" plant die Regierung in
Folge der Ablehnung der Weinsteuer eine Er-
höhung des Ausschlagscokfficienten für die Ein-
kommensteuer um 1 Pfennig.
Ausland.
Paris, 4. Mai. Der Papst schickte dem
Erzbischof von Paris Kardinal Richard 25 000
Francs und einen goldenen Kelch für die Kirche
zum heiligen Herzen auf Montmartre. Die
Sendung war begleitet von einem Schreiben, das
auf die sühnende Bedeutung dieser Kirche hinweist.
Pius IX. hatte bei ihrer Grundlegung 20 000
Frcs. gespendet.

Mit einem gellenden Schrei sprang er von
seinem Lager aus und stürzte auf sie zu.
Sie setzte ihren Rückzug rasch fort, schaute mit
jenem strahlenden Gesichte voll Liebe und Schmerz
auf ihn zurück und verschwand im Ankleidezimmer.
Die Thür schloß sich hinter ihr. Chetwynd riß
sie auf, aber die Erscheinung war verschwunden.
Er untersuchte das anstoßende Badezimmer;
er lief hinaus in die große Halle, wohin die
Thür unversperrt war; er durchsuchte die leeren
Gastzimmer; aber er fand keine Spur von seinem
seltsamen Besuche.
Sein Suchen hatte Fräulein Monk geweckt,
und sie erschien im rothen Schlafrocke und Pan-
toffeln mit erschreckter Miene, während die alte
Ragen ihr über die Achseln schaute. Chetwynd
entschuldigte sich halb unverständlich, daß er Sylvia
geweckt hatte, suchte aber in furchtbarer Aufregung
weiter.
Er klopfte an Gilbert's Thür, erhielt aber
keine Antwort.
Die Thür war unverschlossen und er trat ms
Zimmer. Licht und Feuer brannten, aber Gilbert
war nicht da. .
Verwundert über Monks Abwesenheit zur
mitternächtlichen Stunde, kehrte der Marguis in
die Halle zurück, wo Sylvia noch immer ganz
verwirrt stand.
„Was ist vorgefallen? fragte sie; „ist Gilbert
nicht in seinem Zimmer?"
„Nein, er ist nicht da. Ich bilde mir ein,
etwas gesehen zu haben, und ich kam, um mich zu
überzeugen; das ist Alles. Gute Nacht!"
„War es — war es wieder das Gespenst, Rog?"

Paris, 4. Mai. Dem Vernehmen nach solle»
sämmtliche Schwierigkeiten zwischen Frankreich
und Portugal geregelt sein. Das Ueberein-
kommen enthalte folgende Punkte: Die französischen
Missionen in Sansibar, die von dem portugiesischen
Konsul geschädigt wurden, sollen in ihre Rechte
wieder eingesetzt, der Konsul abgesetzt werden. Por-
tugal nimmt die Vereinbarung betreffend die Re-
gelung der Exploitirung des Hafens an.
Rom, 5. Mai. Der König hat das Ent-
lassungsgesuch des Unterstaatssekretärs im Mini-
sterium des Auswärtigen Antonelli angenommen.
London, 5. Mai. Die Morgenblätter er-
klären ohne Ausnahme die schwere Bestrafung der
Anarchisten Farnara und Polti zu 20 und 10
Jahren Zuchthaus für durchaus gerecht. Fanara,
der während der Verbandlungen sich äußerst gemein
betrug, rief, als der Richter das Urtheil fällte,
wüthendaus: „Lvviva 1'Xns.robia!" Er ver-
suchte sich von den Polizisten loSzureißen. Zum
Richter sagte er: „Heute macht Ihr die Gesetze, aber
der Tag kommt, da wir sie machen werden!" Polti
nahm die Verurlheilung weniger muthig entgegen;
er begnügte sich mit dem Ausruf: „Schande!
Schande! Schande!" Unter den Anarchisten
herrscht große Aufregung. Offene Drohungen
werden gegen England, den Richter und die Polizei
ausgestoßen. Die Vorsichtsmaßregeln zur Be-
wachung der öffentlichen Gebäude sind verstärkt
worden._ _
Aus McrH und Jern.
* Karlsruhe, 6. Mai. Der Stadtrath der
Residenzstadt Karlsruhe hat nun auch nach Ge-
nehmigung des Bürgerausschusses die Bedürfniß-
frage bei Errichtung von Wirtschaften eingeführt,
allerdings mit der Einschränkung, daß. die Be-
dürfnißfrage nur bei Errichtung von neuen Wirth-
schaften, nicht aber beim Weiterbetrieb vonWirth-
schasten anläßlich des Wechsels der Wirthe auf-
geworfen werden soll. Obschon der Stadt-
verordnetenvorstand einstimmig der sehr gesunden
Ansicht war, das betreffende Ortsstatut abzulehnen
obwohl der Oberbürgermeister selbst erklärte,
prinzipiell aufdem Standpunkt desStadtverordneten-
vorstandes zu stehen, wurde das Ortsstatut, das
vor einigen Jahren mit überwältigender Mehrheit
abgelehnt worden war, mit 50 gegen 38 Stimmen
angenommen. Der Vertreter der Konservativen
wußte dabei natürlich die Einführung der Bedürf-
nißsrage als ein besonderes Heilmittel gegen die
Trunksucht zu rühmen.
* Karlsruhe, 5. Mai. Auf dem Gebiet der
medizinischen Wissenschaft ist eine neue Entdeckung
gemacht worden, die von geradezu epochemachender
Bedeutung sein dürfte, wenn sie nur einen kleinen

„Ja", sagte Chetwynd verzweifelt. „Ich glaubte
sie wieder gesehen zu haben. Gute Nacht!"
Er ging auf sein Zimmer und schloß die
Thüren hinter sich zu, während Fräulein Monk
in großer Unruhe sich in ihre Gemächer zurückzog.
Nach einer Weile beruhigten sich die beiden Frauen
ein wenig, aber Lord Chetwynd ging die ganze
Nacht in seinen Zimmern auf und ab, wachte,
lauschte und wartete. Doch das Gespenst erschien
nicht wieder.
26. Kapitel.
Bernices wiederholtes Erscheinen.
Der Tag graute bereits als Chetwynd von
der Ermüdung übermannt sein Lager aufsuchte.
Als er wieder erwachte, war die Morgenstunde
schon ziemlich vorgerückt. Er kleidete sich rasch
an und ließ Gilbert Monk und den Verwalter
zur Tafel bitten. Dieselben kamen denn auch zur
bestimmten Stunde und unter allerlei Gesprächen
nahm man das Mahl ein. Lord Chetwynd schien
sehr zerstreut, als er etwas ungeschickt sagte:
„Sanders, ich vergaß, Ihnen zu sagen, daß
Fräulein Monk eingewilligt hat, meine Gattin zu
werden. Die Hochzeit wird von heute in zwei
Monaten stattfinden"'
Der Verwalter beeilte sich, seine Glückwünsche
darzubringen.
„Von heute in zwei Monaten," sagte Gilbert
Monk zu sich selbst in freudiger Aufregung. „Ich
habe also nur noch zwei Monate länger zu warten.
Wenn sie einmal verheirathet sind, kann ich meine
Pläne bezüglich Bernice's ausführen. Nur zwei
Monate! Wenn ich jetzt Bernice nur von hier
 
Annotationen