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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

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Nr. 91 - Nr. 100 (19. April - 30. April)
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Kummer SZ. H. Jahrgang.


Freitag, 2«. April 1894.

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für Heidelberg «nd Umgegend

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die ls-altige Petitzeile oder deren Raum S Pfg.,
iiir auswärtige Inserate 10 Pfg-, bei öfterer Wicdcr-
bolung entsprechender Rabatt-

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wit Sseitigem illnstrirtem Sonntagsblatt: monatlich
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^"rden von allen Postanstalten, Lanobriefträgern
"Östren Agenten und Trägerinnen Abonnements
entgegengenommen.

Anflnß der Gesundheitslehre ans
die wirtMMliche Lage des Volkes.
n.
An der großen Sterblichkeit in den unteren
^olkskreisen scheint die Wohnung einen ganz be-
bilderen Antheil zu haben. So ist wiederholt
lwtisjjsch nachgswiesen worden, daß zwei oder
Obrere Bezirke einer Stadt, deren Bewohner
gleich unbemittelt waren, eine ziemlich verschiedene
Erblichkeit zeigten- Als Grund wird die Ver-
'chwdenheit in den Wohnungsverhältuissen an-
^luhrt. Wenn nun die Gssundheitslehre den Ein-
stUß einer schlechten Wohnung auf die Gesundheit
theoretisch nachweist, und zür Bekräftigung der
theoretischen Erörterungen die Statistik heranzieht,
E kann doch dreierlei erreicht werden. Erstens
manche wenig wohlhabende Familie und
sonders manche Mutter bestrebt sein, den
'chlinuneu Einfluß einer kleinen, schlechten Woh-
ttung so viel als möglich wieder gut zu machen
tuchen durch Reinlichkeit, ordentliche Lüftung u. s. w.
Manche Familie wird darauf bedacht fein, eine
Mere Wohnung zu beziehen; manche Familien
Junten das wohl heute schon, wenn sie nicht das
für minder wichtige Dinge ausgeben. Die
^ftundheitslehre kann und soll aber auch die
Höheren Volksschichten geneigt machen, die Woh-
UungZverhältnisse der ärmeren Volksklasscn zu
Elfern. Sie müssen cinsehen, daß die Fürsorge
?ur gesunde Wohnungen der unteren Volksklasfen
uurch das fünfte Gebot gefordert wird und zu-
reich im Interesse der eigenen Gesundheit liegt.
» .An der Kindersterblichkeit der unteren. Volks-
-tussen ist die Anwendung von Surrogaten, so-
?Ue die verkehrte Pflege und verkehrte Anwendung
Kuhmilch sehr viel schuld. Wenn die Mütter
?^ser Kinder gelernt hätten, wie der Säugling
Uandelt werden muß und vor Allem wie die
s"kch zu behandeln ist, dann würden doch nicht
? viele Kinder sterben. Dabei läßt sich nicht
^vgncn, daß die Hauptursache der großen Kinder-
erblichkeit in der Armuth und den damit meist
^knüpften Umständen liegt.
s. . Wo und wie soll nun der Unterricht in der
^stindhcitslehre citheilt werden? Auch hierbei
die Schule thatkräftig Mitwirken. Eine

große Ausgabe fällt aber auch den Lehrlings-,
Gesellen-, Arbeiter-, Volksbildungs-Vereinen rc. zu.
Die Vorträge in denselben sind manchmal so un-
praktisch und behandeln so entfernt liegende Ge-
biete, daß sie ebenso ungehalten bleiben könnten.
In einer besonderen Versammlung der Frauen
und erwachsenen Mädchen würde ein praktischer
Vortrag über die Pflege, Erziehung der Kinder
rc. mehr Nutzen stiften, als die gelehrtesten Ab-
handlungen über das Sonnensystem, über Spek-
tralanalyse u. s. w.
Nur in einem gesunden Körper wohnt eine
gesunde Seele, und die wirthschastlichc Lage eines
Volkes basirt zum nicht geringen Theile auf dessen
körperlicher Rüstigkeit. Und darum ist es
Wünschenswerth, daß auf dem Gebiete der Ge-
snndheitslehre mehr geschehe, als es bis jetzt der
Fall war!
Leulschss Reich.
Berlin, 19. April.
— Der zwischen Deutschland und
Spanien geschlossene handelspolitische
moäus vivsncki läuft bekanntlich schon am
10. Mai ab. Der vom spanischen Senat zur
Prüfung der Handelsverträge mit den Dreibund-
staaten niedergesetzte Ausschuß besteht aber, wie er-
wähnt, aus strengen Schutzzöllnern, so daß man
sich von seiner Berichterstattung für die Aussichten
der Regierungsvorlage wenig Gutes verspricht.
Vorläufig scheint es in der Absicht des Ausschusses
zu liegen, die Sache auf die lange Bank zu
schieben, wenigstens hat er eine Enquete beschlossen,
die, wenn sie so peinlich geführt werden soll, wie
die lange Reihe der zur Befragung destgnirten
Handels-, gewerbe- und agrarpolitischen Autoritäten
vermuthen läßt, sehr lange Zeit in Anspruch neh-
men kann. Das Kabinet Sagasta hat nun die
Wahl zwischen zwei Wegen: dem Sessionsschluß
und der sofortigen Eröffnung einer neuen Session
oder der Erzwingung eines prompteren Geschäfts-
ganges der SmatSkommission, damit die Ent-
scheidung, möge sie fallen wie sie wolle, jedenfalls
unverzüglich erfolge. Andernfalls bliebe nur noch
der Ausweg der Demission des Kabinets.
— Die Hoffnungen, die man in Bezug auf
den Export d e u ts ch er Wa aren nach Nord-
amerika im neuen Jahre hegte, haben sich leider
ganz trügerisch erwiesen. Man hoffte, daß sich der
Handel dahin etwas beleben würde, aber gerade
das Gegentheil ist eingetreten, wie folgender Bericht
des amerikanischen Generalkonsuls W. H. Edwards
von Berlin vom I. Quartal 1893 und 1894 zeigt
(die Beträge sind in Dollars angegeben): Albums
4198 (26007), künstliche Blumen 279 (4016).
Bücher und Drucksachen 11 927 (33018), Bür-

sten, Borsten und Haare 1538 (10 176), Knöpfe
und Knopfbezüge 1382 (19 584), Drogen und
Chemikalien 97 880 (55 565), Porzellan und Topf-
waarsn 8420 (6229), Chromos und Photographien
11615, Farben und Oele 6330 (76 852), Klei-
derstoffe 21206 (111616), Luxus-Federn 1590
(7074), Luxus-Gegenstände und Diverses 56 826
(51 383), Glaswaaren 17 440 (32 540), Glace-
handschuhe und Handschuhleder 28 720 (113 467),
Glucose, Dextrin und Kartoffelmehl 15 313
(36 950), Felle und Häute 36 573 (93 611),
Musik-Instrumente 6107 (10 336), Wissenschaft-
liche und optische Instrumente 11 652 (20160),
Lanolin 2573 (11223), Leder und Lederwaarcn
6240 (13957), Leinenwaaren 83 088 (176462),
Lithographien, Gravirungen 7415 (20 275), Ma-
schinen und Metallwaaren 13 705 (78 030),
Papierwaaren 29 106 (68 307), Pflanzen und
Saamen 483 (—), Oelgemälde 1053 (3595),
Parfümerien 255 (—), Fertige Kleidungsstücke
86 129 (156 171), Lumpen zur Papierfabrikation,
Jute u. s. w. 14 240 (73 578), Anilinfarben
10 202 (4488), Shawlö und Schleier 6860
(20 577), Schafdärme, Kälbermagen, Lab 53 807
(156 910), Spielwaaren 770 (—), Besatzartikel,
Handtücher 10 427 (35 778), Regenschirmstoff,
Regenschirme und Stockgriffe 2736 (1201), W-in
und Likör 1087 (12 097), wollene Waaren 18 651
(—), wollenes Garn 2110 (20 053). Der Ge-
sammtexport im I. Quartal 1894 betrug nur
774 185 gegen 1 580 489 Dollars im entsprechen-
den Quartal 1893, demnach endet das vergangene
Quartal mit 806 304 Dollars Abnahme.
— Es hat sich die Thatsache hcrausgestellt,
daß in Zivilprozeßsachen anstatt der Zahlungs-
befeh le verhältnißmäßig viele direkte Klagen
der Gläubiger bei den Amtsgerichten angebracht
werden. Die Justizverwaltung hat, da "sie ein
Interesse daran hat, daß zur Entlastung der Amts-
gerichte derartige Klagen, wenn durch Zahlungsbe-
fehle derselbe Zweck erreicht wird, unterbleiben, ihre
Organe angewiesen, Vorschläge zu machen, durch
welche Mittel das rechtsuchende Publikum nach
Möglichkeit auf den Modus der Zahlungsbefehle
verwiesen werden kann.
— Der diesjährige ordentliche Berufsge-
nossenschaftstag des Verbandes der deut-
schen Berufsgenossenschaften wird am 5. Juni in
Dresden abgehalren. Auf demselben sollen außer
dem Bericht des Vorsitzenden unter anderen fol-
gende Gegenstände zur Berathung gelangen: die
Ausarbeitung von Normalunfall-Verhütungsvor-
schriften; die zu erwartende Novelle zu den Nn-
falloersicherungögesetzen; die zur Vermeidung der
Doppelzahlung von Renten aus der Unfall- und
JnvaliditätSversicherung zu treffenden Maßnahmen;

die Vertretung der Berufsgenossenschaften nach
außen, Namentlich in Bezug auf ihre Vermögens-
verwaltungen, sowie die Frage der ersten Hilfe-
leistung bei Unfällen und die in Berlin errichteten
Unfallstationen.
— Nach der Vorschrift im § 27 der Grund-
sätze für die Besetzung der Subaltern- und Unter-
beamtenstellen mit Militäranwärtern vom
10. September 1882 sind in bestimmten Fällen
die Gründe des unfreiwilligen Ausscheidens eines
Militäranwärters aus dem Zivildienst in dem Zi-
vil-Versorgungsschein anzugsben, bevor dessen Rück-
gabe erfolgt. Diese Vermerke entsprechen nicht
immer den thatsächlichen Verhältnissen und baben
daher wiederholt zu Beschwerden von früheren Be-
amten Anlaß gegeben, welche behaupteten, daß sie
durch die gewählte unzutreffend; Fassung hinsicht-
lich ihres weiteren Fortkommens geschädigt seien.
Zur Vermeidung derartige r Unzuträglichkeiten bat
unter dem 21. März der Finanzminister bestimmt,
daß die Provinzialsteuerdirektoren fortan die Fassung
der bezeichneten Vermerke, soweit diese nicht von
ihnen selbst auf den Zivilversorgungsschein gesetzt
werden, den unterstellten Behörden in jedem ein-
zelnen Falle nach Lage der Akten vorschreiben.
Dabei ist darauf zu achten, daß die thatsächlichen
Gründe der Entlassung (Trunkenheit im Dienst,
Unbotmäßigkeit u. s. w.) kurz und bestimmt an-
gegeben werden. Vermerke dahin, daß der Be-
amte sich der Achtung, des Ansehens oder des
Vertrauens, die sein Beruf erfordert, unwürdig
gezeigt habe, und ähnliche allgemeine Angaben er-
scheinen nicht zweckentsprechend. Auch ' ist jede
unnkthige Verschärfung zu vermeiden, welche ge-
eignet sein könnte, dem entlassenen Militäranwärter
die Erlangung einer anderen Anstellung oder Be-
schäftigung ohne Grund zu erschweren.
Darmstadt, 19. April. In der gestrigen
Sitzung der zweiten Kammer wurden von mehreren
Abgeordneten lebhafte Klagen gegen die Hesfische
Ludwigsbahn vorgebracht. Die Lohn- und
Pensionsvcrhältnisse der Beamten seien ungünstige,
die Dienstzeit der Stationsvorsteher zu lang, man
verwende Bahnwärter zu Stqtionsvorsteherdiensten
und ähnliches. Finanzminifter Weber betonte,
daß die Regierung die Verstaatlichung der
Hessischen Ludwigsbahn im Auge behalte, und daß
die bezüglichen Verhandlungen mit Preußen eine
Wendung zum Besseren genommen hätten. Dem
Landtag werde darüber demnächst näherer Bericht
zugehen.
Ausland.
Prag, 18. April. Der Falkenauer Sinke ist
allgemein. Bei einer Gesammtzahl von 5000
stricken 4000 Bergleute. Der Produktionsausfall
beträgt über 300 Wagen täglich. An der Busch-

Tas Gespenst der Marquise.
Roman von Hermine Frankenstein.
(Fortsetzung.»
Monk schwang feinen Korb auf den Arm und
^nice fest in feinen Armen haltend, begann er
dem auf ihn wartenden Wagen zurückzukehren.
Emporsteigen des Hügels mit seiner schweren
. M wurde ihm nicht leicht. Er blieb dann und
ann unter dem Schatten eines Baumes stehen,
sM auszuruhen. Er murmelte Flüche, wenn er
»oiperte und einmal, als er glaubte, Jemanden
. Mmen zu hören, verbarg er sich mit seiner Last
st,. ,?fuem Straßengraben. Seine Furcht war über-
r^sig gewesen, und er stand wieder ans und
H^Ypte sich weiter.
Er erklomm den Hügel und näherte sich seinem
,z^gen. Ms er: näher kam, hörte er die Pferde
geduldig mit den Hufen scharren.
„Flack", rief er leise.
„Ja, gnädiger Herr," war die Antwort, „bitte,
"r hiehcr."
w, kam zum Wagen hin. Der Kutscher
u^?fl8.von seinem Bocke mit der Pfeife im Munde
o öffnete den Wagenschlag. Monk stellte feinen
w k "d, öffnete feine Laterne, leuchtete damit
do den Wagen hinein und legte seine Last auf
? Kissen.
st». "Sckfliift sie, gnädiger Herr?" fragte Flack er-
"'ch „oder ist sie ohnmächtig?"
"Sw ist unten plötzlich ohnmächtig geworden,"
sehr ruhig. „Der Weg strengte sie zu

Flack zwingerte bedeutungsvoll mit den Augen.
„Ei, das ist die sonderbarste Flucht, die ich
je erlebt habe. Erst blieben Sie über zwei Stunden
aus; dann kommen Sie mit einem Mädchen zu-
rück, das hilflos in Ihren Armen liegt. Das
sieht ganz sonderbar aus. Warum sagten Sie
nicht gleich die Wahrheit? Ich bin ja in Ihrer
Gewalt und darf Sie nicht verrathen! Ei, Du
lieber Gott! Eine Entführung ist im Vergleiche
zu dem, was ich gethan habe, ein Kinderspiel.
Sie können mich schon ins Vertrauen ziehen,
gnädiger Herr — ich werde Ihnen treu dienen."
Monk leuchtete dein Manne in das Gesicht.
Er sah, daß der Bursche aufrichtig war.
„Nun, will ich Dir die Wahrheit sagen, Flack,"
sprach er mit scheinbarer Offenheit. „Du hast die
Wahrheit errathen, cs ist keine Flucht, sondern
eine Entführung."
„Ich dachte mir cs."
„Sic ist cin armes Mädchen," fuhr Monk
fort, „und hat keinen Heller zu ihrer Verfügung, ob-
gleich ihr Vater e-n reicher Mann ist. Ich liebe
sie und sie stößt mich von sich. Ich will sie da-
zu zwingen, daß sie mich heirathct. Das ist die
Geschichte — wenigstens so viel als Du jetzt zu
wissen brauchst. Jetzt steige auf den Bock. °Der
Tag wird bald anbrechen. Du hast während der
letzten Woche die Straßen studiert und kannst
Deinen Weg gewiß auch im Dunkeln finden."
Monk hüllte das schlafende Mädchen sorg-
fältig ein, schloß die Wagenthür und stieg auf
den Bock. Gleich darauf saß Flack neben ihm,
wandte den Wagen um, schwang seine Peitsche,
und sie fuhren rasch die Straße entlang, in der

Richtung, woher sie vor etwa drei Stunden ge-
kommen waren.
„Hast Du etwas gesehen, während Du warte-
test?" fragte Monk, als sie weiter fuhren.
„Keine Seele, gnädiger Herr. Ich habe mich
fortwährend nach allen Seiten umgeschaut, aber
ich sah und hörte nichts und fing schon an zu
glauben, daß Sie mich wirklich beim Wort nehmen
und richtig erst auf Maria Verkündigung zurück-
kommen würden."
„Lenke hier ein, Flack," sagte Monk, „unser
Weg liegt zwischen einsamen, unbenützten Straßen,
wo wir Niemanden begegnen. Treibe'Deine Pferds
zur größten Schnelligkeit au."
Flack gehorchte allen diesen Weisungen pünkt-
lich. Er jagte seine Pferde über die holperige
Straße hin, daß der Wagen in Gefahr kam, zer-
brochen zu werden.
So fuhren sie viele Meilen weit fort und
verminderten ihre Eile nur von Zeit zu Zeit,
wenn der Weg gar zu schlecht wurde. Und keiner
von den Männern sprach ein Wort. Monk war
mit seinen eigenen Plänen beschäftigt und sein
Verbündeter begnügte sich, seine Befehle auszu-
führen. Er erkannte in Monk instiktiv den be-
gabteren Spitzbuben mit hellerem Kopfe, und
unterordncte sich ihm willig. Er fühlte sich in
seiner Obhut sicher und nahm sich vor, ihm wirk-
lich ein treuer, gehorsamer Diener zu sein.
Endlich, als der Morgen zu dämmern begann,
und die Pferde Spuren von Müdigkeit zeigten,
brach Monk das lange Stillschweigen.
„Wir müssen nahezu zwanzig Meilen zurück-

gelegt haben," bemerkte er, „und werden bald an
Ort und Stelle fein."
„Unser Bestimmungsort liegt noch etwas weiter
oben," sagte Flack, sich nach beiden Seiten der
Straße umschauend. „Wir werden gerade zur
rechten Zeit hinkommen, gnädiger Herr, denn die
Pferde müssen ausruhcn, das eine ist schon ganz
erschöpft., Das Mädchen scheint noch nicht zu
erwachen."
„Sie wird noch stundenlang schlafen. Jetzt
erkenne ich das Stück Buchenwald. Wir sind
richtig fast zur Stelle und werden gerade zur rechten
Zeit ankommen. Wir wollen bis heute Abend dort
ausruhen, dann werden diePferde wieder frischsein."
Sie waren jetzt nachdem sie den Buchenwald
hinter sich hatten, auf einer kahlen, einsamen,
weithingestreckten Haide, welche von den Bewohnern
dieser Gegend als Weideplatz für ihre Schafheerden
benutzt wurde.
In diesem Augenblicke war nirgends ein Schaf
zu sehen. Der Winter war zeitig und strenge
hereingebrochen, und die Heerden waren in ihren
Ställen untergebracht. Die Wiesen lagen braun
und kahl im trüben Scheine des Dezember-
morgens da. Nachdem die Flüchtlinge noch un-
gefähr eine Meile weiter gefahren waren, kamen
sie endlich zu einer einsamen Schäferhütte, die
um diese Zeit nicht bewohnt war. Die Hütte
war ringsum nur von Haideland umgeben.
Kein Schornstein, kein Dach war weit und breit
zu sehen.
Hinter der Hütte befand sich ein Hosraum mit
einem Pserdestall. Dorthin fuhr Flack mit seinem
 
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