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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

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Nr. 91 - Nr. 100 (19. April - 30. April)
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Nummer 96. LL. Jahrgang.

Neuer

Mittwoch, 25. April 18S4.

General-KAnreiger

für Heidelberg und Umgegend

Expedition: Hauptstraße Wr. 26.

Aborrttementspreiö r
mit Zeitigem illnstrirtem SsuntagSblatt: monatlich
4« Pfennig frei in's Haus, durch die Post bezogen
vierteljährlich 1 Mark ohne Bestellgeld.
Expedition: Kauvtstraße Mr. 26.

JnserttonöprciSr
die Ispaltige Petilzeile oder deren Raum 8 Pfg.,
iür auswärtige Inserate liv Pfg», bei öfterer Wieder-
holung entsprechender Rabatt.
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für die Monate tZU«ri und Auui kostet der
General-Anzeiger
für Heidelberg und Umgegend
(Bürger-Zeitung)
Nebst Jllustr. Sountagsblatt am Postschaltsr
ab geholt.
Wom Briefträger ins Haus gebracht ZOPfg. mehr.)
In Heidelberg und den nächsten Orten der
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Heidelberg «ud Umgegend"
monatlich nur 49 Pfg.
frei in s Haus.
Bestellungen werden von unfern Trägern und
Trägerinnen sowie von allen Po st an st alt en
fortwährend angenommen.
Neu binzutretendc Abonnenten er-
halten das Blatt bis Ende dieses Monats gratis.'

Maßregeln Hegen das jugendliche
Berbrecherthum.
Wie wir vernehmen, sind ans Anlaß der
Ergebnisfeder jüngsten Kriminalstatistik, aus welcher
sich für das Jahr 1892 ein abermaliges Steigen
des jugendlichen Verbrecherthums, d. h. der wegen
Zerbrechen oder Vergehen gegen Reichsgesetze be-
straften Personen zwischen 12 und 18 Jahren,
bou 42240 auf 46 488, mithin um rund 10
Proz. ergeben hat, im Reichsamt des Inneren
Ermittelungen begonnen worden über die Resul-
mte, welche die staatliche Zwangserziehung in
Deutschland bisher zu verzeichnen hat. Die Er-
Lebniffe sollen alsdann dem Reichsjustizamt und
"en obersten Landesjustizverwaltungen der Einzel-
staaten als Material für die von berufener Seite
längst angeregte Frage übermittelt werden, ob
NM eine Reform des Zwangserziehungswesens,
stie es in England durchgeführt ist, zur Verhütung
Legen das weitere Anwachsen des jugendlichen
Verbrecherthums einzuleiten sei. In England
Unterscheidet man zwei Arten von Zwangserziehungs-
anstalten: die Reformators, Schools und die Jn-
Estrial Schools. Während blos verwahrloste
Zinder der Industrial School — Erziehungs-

anstalt — zugewiesen werden, kann bei verbreche-
rischen Kindern eine der beiden Anstalten in Be-
tracht kommen, worüber immer ein Richter zu
befinden hat. Der Unterschied ist der, daß Lei den
Zöglingen, die der Reformators, School — Bes-
serungs-Anstalt — überwiesen werden, :eine Ab-
schreckung für nothwendig und Gefängniß-Strafe
verhängt wurde, während bei den anderen von
der Strafe abgesehen und kurzweg die Besserung
und Erziehung in einer Industrial School beab-
sichtigt wird- Die günstigen Erfolge dieser Zwangs-
erziehungsmethode werden daraus deutlich ersicht-
lich, daß sich in England die Zahl der jugend-
lichen Verbrecher seit dem Jahre 1869 nicht nur
nicht vermehrt, sondern fortgesetzt jährlich um
1>56 bis 200 verringert hat, daß ferner die Zahl
der Verbrechen überhaupt trotz einer Zunahme
der Bevölkerung um rund 7 Millionen in diesem
Zeitraum um etwa 40 Kroz. gesunken ist. Das
deutsche Reichsrecht und die in den deutschen Einzsl-
staaten in Betracht kommenden Gesetze lassen nach
dieser Richtung hin viel zu wünschen übrig; sic
leiden insbesondere fast alle an dem Mangel, daß
sie ein behördliches Einschreiten nur dann gestatten,
wenn das Kind bereits ein Strafgesetz verletzt
hat, dagegen keine Handhabe bieten für moralisch
verkommene, aber noch nicht kriminelle Kinder.
Nur einige kleinere Staaten —wie z. B. Anhalt,
Oldenburg — sind damit vargegangen, Kinder
lediglich auf Grund der Thatsache daß sie mora-
lisch verwahrlost sind, ohne das Begehen einer
Strafthat abzuwarten, in Zwangserziehung zu
nehmen. Nachdem es bereits im vorigen Jahre
geheißen hatte, daß auch das preußische Staats-
ministerium einer Nachfolge auf diesem Wege nicht
abgeneigt sei, und nur noch die Zustimmung des
FinLnzministers fehle, werden die nunmehr ernst-
lich in Angriff genommenen Arbeiten hoffentlich
bald zu einer Erledigung dieser dringenden Frage
für das ganze Deutsche Reich führen.
Deutsches Reich.
Berlin, 24. April.
— Wie die „Voss. Ztg." hört, sollen im
Mai zahlreiche Offizier-Pensionirungen
bevorstehen. Es sollen allein von dreißig Gene-
ralen aller Waffen Abschiedsgesuche dem Kaiser
zur Entscheidung vorliegen. Beispielsweise wird
erzählt, daß in Breslau nicht nur der komman-
dirende General des 6. Armeekorps, sondern außer
ihm noch ein Divisions- und zwei oder drei
Brigadekcmmandeure, ferner vom 1. Armeekorps
beide Divisionskommandeure u. s. w. sich ins
Privatleben zurückzuziehen beabsichtigten.
— Der Verband reisender Kaufleute in
Deutschland hat den Handelskammern mit dem

Ersuchen um deren Diskussion und Unterstützung
eine Reihe von Anträgen zur Revision des All-
gemeinen Deutschen Handelsgesetzbuchs unterbreitet.
Die Anträge fordern, daß diejenigen Firmen eine
geeignete Kennzeichnung erhalten müssen, deren
alleinige Inhaber Ehefrauen sind, sie beziehen sich
ferner auf die Forderungen des Antrags von
Schröder u. Gen. im Reichstage, sie wünschen
des Weiteren, daß die sog. „Konkurrenz-Klausel"
bei Neuetabiirungen von ehemaligen Geschäfts-An-
gestellten nur Gültigkeit erhalten dürfe, wenn der
Austritt des Handlungsgehülfen ein freiwilliger
war, oder derselbe zur Kündigung gerechten Anlaß
gegeben hatte. Die Angemessenheit der verein-
barten Konventionalstrafen soll hierbei der Fest-
stellung des Richters unterliegen. Auch andere
durchaus zu billigende Forderungen verfolgen die
Anträge, denen man es wohl anmerkt, daß sie aus
den Erfahrungen des praktischen Lebens geschöpft
sind und eines gerechten sozialen Empfindens nicht
entbehren. Dies bezieht sich auch auf die Forde-
rung eines Zusatztitels zum Titel VI des Han-
delsgesetzbuchs: „Von den kaufmännischen Agenten".
Die vorgcschlagenen Zusatzbestimmungen dec Ar-
j tikel 65s, bis 651 sollen die Inkasso-Berechti-
gungen, die Pcovisionsansprüche der Agenten und
die Abrechnung der Geschäftshäuser mit ihren
Agenten regeln.
— Durch Verordnung des Ministeriums für
Elsaß-Lothringen vom 16. d. M. ist Las Verbot
der Einfuhr und Durchfuhr von Schweinen,
Schaken undZiegen aus demGroßherzogthum
Luxemburg nach oder durch Elsaß-Lothringen auf-
gchoben worden. Die Verordnung tritt heute in
Kraft.
Karlsruhe, 24. April. Prinz Albrecht
von Preußen, Regent von Braunschweig, wird
morgen Vormittag Baden-Baden nach mehrwöchent-
lichem Aufenthalt verlassen. Derselbe nimmt hier
nochmals kurzen Aufenthalt, um bei den Großher-
zoglichen Herrschaften sich zu verabschieden und reist
Nachmittags nach Braunschweig, bezw. Bückeburg
weiter. — Heute Nachmittag 1 Uhr 30 Min. traf
die Fürstin Mutter von Hohenzollern
hier ein, wurde am Bahnhof von Oberstallmeister
von Holzing und Gemahlin empfangen und zum
Schloß geleitet. Nach dem Frühstück kehrte die
Fürstin nach Baden-Baden zurück.
München, 24. April. Im Finanzaus-
schuß äußerte gestern im Laufe der Debatte über
den Etat der Zölle und indirekten Steuern der
Finanzminister unter Anderem: Seit der Ein-
führung der Abstufungen des Malzaufschlages zu
Gunsten der Kleinbrauereien im Jahre 1889 sind
489 neue Klsinbrauereien in Bayern entstanden.
Hinsichtlich der Tabaksteuer und der Tabakzölle

wurden 25 100 000 als Anthcil Bayern etarisirt.
Der Finanzminister hob ferner hervor, das Jahr
1889 habe nur 23 Millionen ergeben. Man er-
wartete im Herbste die Einführung der Tabaksteuer
von 1895 ab.
Ausland.
Wie», 23. April. Die Kaiserin von
Oesterreich kehrte gestern nach ^/Monatlicher
Abwesenheit nach Wels zurück, woselbst die Erz-
herzogin Valerie demnächst ihrer Entbindung
entgegensieht.
Wien, 23. April. Gestern Abend wurden 6
stark besetzte sozialvemok.atische Versammlungen
abgehalt n. Fünf verliefen rubig, eine wurde
wegen scharfer Kritik der behördlichen Maßnahmen
aufgelöst und gingen unter Protestrufen auseinander.
Alle Redner hatten sich für die Maifeier und für
das allgemeine Wahlrecht sowie Abschaffung des
Militarismus und gegen die Landsturm-Novelle
ausgesprochen.
"Mailand, 23. April. Die Handelskam-
mer von Mailand beschloß heute einstimmig, das
Parlament aufzufordern angesichts der schweren
Schädigung, welche die Bankenreform erleiden
müßte, sowie in Anbetracht der weiteren Ver-
schlechterung der Valuta den Regierungs-
dekreten die Zustimmung zu versagen, welche
die Emission von 266 Millionen neuer Schatz-
scheine anordnen und 200 Millionen Gold der
Emissionsbanken dem Staatsschatz zur Verfügung
stellen.
Loudon, 23. April. Der Botschafter Graf
Hatzfeld konferirte heute mit dem Minister des
Aeußern, Lord Kimberley, in Betreff der Er-
nennung des deutschen Kaisers zum Obersten
des ersten Gardedragoner-Regiments. Diese Aus-
zeichnung ist in England einzig in ihrer Art und
es sind mancherlei schwierige Punkte der Etikette
zu überwinden.
Belgrad, 23. April. Bei der Prunktafel,
welche gestern zur Feier des Jahrestages der Be-
reiung Serbiens stattfand, erwiderte der König
eine Rede des Ministerpräsidenten Nikolajewitsch,
in welcher derselbe die Thaten Milos' Obreno-
witch' verherrlicht hatte, mit einem Trinkspruch auf
das Volk, die Armee und die getreuen Belgrader
und hob besonders das Wirken Milos', Michaels
und Milans hervor, welch letzteren er als Vater,
als ersten König des befreiten Serbiens und als
treuen Unterthan verehre. Die Rede wurde mit
lebhaftem Beifall ausgenommen.
Ottawa, 23. April. Die kanadische Regierung
orderte die australischen und südafrikanischen Kolo-
nien auf, an dem Kongreß in Ottawa im
Juni theilzunehmen, wo über gegenseitige Han-
delsvergünstigungen der einzelnen Theile

Das Gespenst der Marquise.
Roman von Hermine Frankenstein.
2^ (Fortsetzung.)
, „Ich halte es für selbstsüchtig," fuhr Sylvia
„Bernice selbst jetzt noch bei Dir haben zu
s. Een, uni Deinen Kummer zu theilen, während
o ft' Himmelsfreuden schwelgen kann. Du hast
Nweiut, Deine Augen verrathen es mir. Kann
Lr der Anblick Deines Jammers angenehm sein,
sie jetzt Dein Schutzengel ist?"
Chetwynd erröthete, antwortete aber nichts.
. „Du bist nicht der erste beraubte Gatte," fuhr
"lein Monk sanft fort. „Andere haben ebenso
Wtten, wie Du und haben ihren Schmerz muthig
b erwunden. Das Leben ist nur eine lange Kette
Verlusten, wir müssen sie ertragen; es ist
h was wir thun können. Wir wollen oft
k? der theurcn Verlorenen sprechen, und nach
""nach wirst Du ruhig werden."
Fräulein Monk rückte dichter zu ihm heran
" erzwang einige Thränen.
. »Laß mich Dich trösten," sagte sie, laß mich
°'"e Schwester sein."
."Du bist sehr gut gegen mich, Sylvia," sagte
ich Chetwynd dankbar. „Bernice liebte Dich,
hier rgesse Es nicht; Du hast mir das Leben
Fro. "siMehm gemacht. Sie hat nie früher eine
i>ies^"l>m gehabt. Ich wünsche, daß die Thüren
dj/ »Awrner verschlossen bleiben und Du mußt
wlüffel aufbewahren, Sylvia. Zuweilen
Ed L " herein kommen und ihre Bücher
Zachen abstauben, aber es so lassen, wie sie

es zuletzt berührte. In dem Ankleidezimmer liegt
einer ihrer Schuhe am Boden, wie sie ihn am
letzten Tage von sich warf, als sie von dem Froste
ergriffen; in ihr Nadelkissen steckte sie ihreBroche
— laß Alles so, nichts soll sich verändern."
Fräulein Monk versprach Lord Chetwynd,
seine Wünsche zu erfüllen.
„Ich gehe fort von hier, Sylvia," sprach Chet-
wynd nach einer Pause, „ich kann nicht hier
bleiben, so lauge meine Wunde blutet. Unzählige
Male im Tage fahre ich in die Höhe und glaube
ihre Stimme zu hören, wie sie mich ruft oder ich
höre ihre Schritte aus der Treppe — ganz so,
wie sie es vorher gesagt hat. Hier kann ich nicht
entsagen lernen, wo ich beständig an das Glück,
das ich genoffen habe und das mir nun geraubt
ist, erinnert werde. Ich habe heute mit dem Ver-
walter gesprochen, und werde die Leitung der
Güter, wie im Sommer, in seinen Händen lassen.
Ich bitte Dich, im Chetwynd-Park zu bleiben.
Das ist Deine Heimath, Sylvia. Die Diener
werden Deine Autorität achten und Du wirst
Herrin sein."
„Wirst Du in Deiner Jacht reisen?"
„Nein, Ich habe sie zuletzt mit ihr benutzt.
Zch reise nach dem Festland, wohin weiß ich noch
nicht. Ich bin voll Unruhe. Ich gehe vielleicht
nach Egypten, nach Syrien, nach Afrika. Wenn
ich cs gelernt haben werde, meinen Schmerz ge-
duldig zu ertragen, dann komme ich wieder
heim."
„Gehe nicht, Rog, ich kann Dich nicht fort-
lassen."
„Ich muß gchen. Versuche nicht, mich abzu-

reden. Meine Verfügungen sind bereits getroffen.
Ich reise morgen früh ab, Sylvia. Nichts mehr
— kein Wort! Bedenke, daß mein Herz zu brechen
droht, und daß ich gehe, um Frieden zu suchen.
Du wirst vielleicht von Zeit zu Zeit von mir
hören — aber versprechen kann ich es Dir nicht.
Ich habe Sanders beauftragt, Dir Dein Taschen-
geld in den gewöhnlichen Zwischenräumen aus-
zubezahlen. Wenn Du mehr Geld brauchst, wird
er Dich damit versorgen. Er hat auch den Auf-
trag, Gilbert die Summe von tausend Pfund zu
übergeben, um ihn in seinen Studien und Unter-
nehmungen zu unterstützen. Wenn Gilbert mehr
Geld braucht, wird ihn Sanders damit versorgen.
Ich lasse keine Adresse zurück; ich gehe, um zu
vergessen. Zürne mir nicht, Sylvia, und bedenke,
daß Du und Gilbert jetzt meine nächsten Ver-
wandten sind."
Fräulein Monk überlegte, daß Lord Chet-
wynd's Abwesenheit sie vor der Nothwendigkeit
bewahren werde, einen Kummer zu heucheln, den
sie nicht fühlte. Auch wurde er, wie sie meinte,
Bernice in den romantischen Gegenden ferner
Länder schneller vergessen. Im Ganzen war es
besser, daß er ging. Wenn er wiederkchrt, wird
ie ihm frisch und neu erscheinen, und dann kann
ie es wagen, ihn an Bernice's Wunsch seiner
Vereinigung mit ihr zu erinnern, wenn er sich
laut in seinen Bewerbungen zeigen sollte. Alles
wird gut gehen und ihre glänzenden Hoffnungen
ich zur rechten Zeit erfüllen. Sie schwor eS sich
zu, daß sie den Marquis nach Ablauf des Trauer-
jahres durch die Erinnerung an Bernice's letzte
Worte dahin bringen werde, sie zn heirathen.

„Ich werde Dich morgen früh nicht sehen,
Sylvia," sagte der Marquis ernst. „Und ich sage
Dir daher jetzt Lebewohl."
Lord Chetwynd brachte diese Nacht in den
Zimmern seiner verstorbenen Frau zu, aber er
schlief nicht.
Sein Kammerdiener hatte seine Koffer gepackt.
Bald nach Tagesanbruch begab er sich zu
seinem Herrn, um ihm beim Ankleiden behilflich
zu sein. Als Lord Chetwynd fertig war, ging er
in den Speisesaal hinab.
Das elegante Gemach sah freundlich und ein-
ladend aus mit dem hellflackernden Kaminfeuer
und dem reichbesetzten Frühstückstische. Es war
nicht Frau Skewer, die sonst vor der Kaffee-
maschine saß, sondern Fräulein Monk, anmuthig,
mit trauriger, aber zärtlich lächelnder Miene, die
dunkle Schönheit durch einige künstliche Striche
noch erhöht.
Lord Chetwynd schaute sie überrascht an, grüßte
sie jedoch freundlich und setzte sich dann an den
Tisch.
Das Frühstück wurde fast stumm eingenommen.
Der Marquis trank seinen Kaffee und ließ alles
Uebrige unberührt. Plötzlich stand er auf, sprach
einige Worte mit erstickter Stimme und reichte
Sylvia zum Abschiede die Hand.
„Ich gehe mit Dir bis an's Thor, Rog,"
sagte Sylvia zärtlich.
Der Marquis drückte der weinenden Haus-
hälterin, seinem Haushofmeister, die Hand und
wandte sich dann ab, ohne ein Wort zu sagen.
Sylvia Monk folgte ihm bis zum Wagen. Zum
letzten Male rcichteLord Chetwynd Sylvia seine Hand.
 
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