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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

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Nr. 131 - Nr. 140 (8. Juni - 19. Juni)
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Nummer 132. H Jahrgang.

eus

Samstag. S. Juni 1894.


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für Heidelberg und Umgegend
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Telephon-Anschluß Nr. 102. -W«

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werden von allen Postanstalten, Landbriefträgern
unseren Agenten und Trägerinnen Abonnements
entgegengenommen.

Die beiden Ministerkrisen,
d. h. die ungarische und die italienische, sind zwar
noch immer nicht gelöst, doch zweifelt Niemand
mehr an ihrem Ausgange. Die neuen Kabincts-
chefs werden, wie die alten heißen, nämlich Dr.
Wekerle und Francesco Crispi, aber in den neu-
gebildeten Regierungen dürste mancher frühere Amts-
kvstege nicht wieder erscheinen. Die sachlichen Be-
denken, welche mit den beiden Krisen verbunden
waren, in Ungarn die Garantiefrage und in
Italien Sonnio's Finanzprojckte gelten als be-
seitigt, so daß die gegenwärtig noch nicht gelösten
Schwierigkeiten auf dem personellen Gebiete liegen.
In Ungarn ist es vor Allem Justizminister Szilagyi,
der durch die Art und Weife, wie er in dem
Kampf um die Durchbringung der Ehereform-
gesetze die Krone gegen die parlamentarische Op-
position ausspielte, sich „Oben" so viel wie un-
möglich machte, andererseits aber schwer zu ersetzen
ist, da er mit der ganzen kirchenpolitischen Reform-
gefctzgebung und besonders mit der Ehereform
auf das innigste verbunden ist. Schwierigkeiten
wegen Neueintrittes in ein Kabinet Wekerle sollen
auch Graf Ludwig Tisza und Graf Bethlen machen.
Vom Ersteren war schon lange bekannt, daß er
amtsmüde sei, Graf Bethlen aber soll, wie es
heißt, ein Kabinet Graf Khuen gewünscht haben
und sich daher jetzt zurückziehen wollen. Ferner
spricht man davon, auch der Minister des Innern,
Hieronymi, werde ausscheiden und an Stelle Baron
Bansfy's das Kammerpräsidium übernehmen —
also die personellen Fragen mit Hülle und Fülle.
Fast ebenso dicht schwirren diese bei der italie-
nischen Kabinetskrise. Hier ist es vor Allem
Sonnino, welcher mit Bestimmtheit als Minister
a. D. bezeichnet wird. Man hat Crispi so oft
und so deutlich in der Kammer zugerufen, daß
man sich wohl mit ihm, aber nimmermehr mit
seinem starrsinnigen Finanzminister verständigen
wolle, daß man fast überall die Herbeiführung
der ganzen Krise nur einen geschickten Coup des
schlauen Sizilianers betrachtet, um mit einemmale
sowohl des unbequem gewordenen Finanz-Projektes
und dessen noch unbequemeren Schöpfers und Ver-
treters los zu werden. Der sonstigen personellen
Kombinationen wollen wir nur soweit gedenken,

Das Gespenst der Marquise.
Roman von Hermine Frankenstein.
60) (Fortsetzung.)
45. Kapitel.
Der Kampf beginnt.
Herr Bisset hatte darauf bestanden, Lady Chet-
wynds Sarg zu öffnen, in der Erwartung, ihn
leer zu finden. Er hatte gehofft, seine bisherige
Vermuthung bestätigt zu sehen und sah sich nun
bitter enttäuscht. Er hatte sich in einen geheimen
Kampf mit Gilbert Monk eingelassen und Gilbert
war Sieger geblieben.
Was war jetzt zu thun?
Herr Bisset war zu sehr überzeugt, daß er
Recht hatte, er war zu klug, zu schlau und ge-
wandt im Ergründen von Geheimnissen, um von
seiner bereits gefaßten Meinung wieder abzustehen.
Er war überzeugt, daß die Gebeine, die er in
dem Sarge gesehen hatte, nicht Lady Chetwynds
waren, sondern von Gilbert Monk erst kürzlich
dahin gebracht worden seien. Er war auch über-
zeugt, daß das Seidenkleid, welches er im Sarge
gesehen hatte, nicht das war, in welchem man die
Marquise beerdigt hatte, sondern eines, welches
Monk hatte nachmachen lassen.
Aber wie sollte er das beweisen? Wie die
die Wahrheit enthüllen? Wie konnte er einen
Mann in die Falle locken, dessen Vorsicht und
Schlauheit fast an's Wunderbare grenzten?
Diese Gedanken und Fragen beschäftigten den
Detektiv fortwährend.

als sie von der Möglichkeit einer Annäherung
zwischen Crispi und Zanardelli handeln, wodurch
Ersterem ein nicht ungefährlicher parlamentarischer
Gegner zum Freunde verwandelt und zugleich ein
Justizminister gegeben würde, mit dem er in dieser
Eigenschaft schon einmal zufammcnarbeitcte und
sich vortrefflich vertrug. Noch ein Gegner Crispi's
dürfte lahm gelegt sein — Giolitti, der durch die
Aussagen des Grafen Graziadei, Tanlongo's und
Montalto's inl Bankenprozeß als ein Panamist und
Terrorist schlimmster Sorte, zugleich aber auch als
Lügner entpuppt wurde. Man darf darauf ge-
spannt fein, wie die Kammer ihr Verhalten gegen
diesen „Staatsmann" und Parteiführer einrichtet;
als Ministerkandidat ist er wohl ein für alle-
male unmöglich gemacht.
Deutsches Keich.
Berlin, 8. Juni.
— Angesichts der nahe bevorstehenden Ernte
dürfte für weitere Kreise eine Erklärung von Inter-
esse sein, die zwischen dem deutschen Landwirthschafts-
rathe und dem Verbände deutscher Prioat-Feuer-
versicherungsgcsellschaften bezüglich des landwith-
schaftlichen Versicherungswesens verein-
bart worden ist. Bekanntlich enthalten die gegen-
wärtig bei den dem Verbände angehörenden deutschen
Privat - Feuerverstcherungs - Aktien - Gesellschaften in
Kraft befindlichen Bedingungen für landwirthschaft-
liche Versicherungen die Bestimmung, daß der Ver-
sicherte die Verpflichtung hat, mit Ausnahme der
Hackfrüchte, der Oelfrüchte des Samenklees und der
Handelsgewächse die gesammten aus der letzten Ernte
gewonnenen Erzeugnisse, einschließlich der älteren
Bestände und des Zukaufs, ihrem wahren Werthe
entsprechend zur Versicherung zu deklariren. Diese
Bedingungen, die auf Vereinbarungen zwischen den
Versicherungsgesellschaften und dem deutschen Land-
wirthschaftsrath beruhen, hatte letzterer seinerzeit
nur unter der Voraussetzung erhalten, daß seitens
der Landwirthe die Verpflichtung, die ganze Ernte
zur Versicherung anmelden, was dann im Brand-
schadenfalle zu Differenzen und für die Versicherten
zu Enttäuschungen führen muß. Um nun für
die Folge derlei mißverständliche Auffassungen aus-
zuschließen, haben ^ide Theile eine Aenderung der
landwirthschaftlichen Bedingungen vereinbart, wonach
der Versicherte die Verpflichtung hat, mit Ausnahme
der Hackfrüchte, Oelfrüchte, des Samenklees und der
Handclsgewächse, die gesammten zur letzten Ernte
gehörigen Erzeugnisse, einschließlich der älteren Be-
stände und des Zukaufs, ihrem wahren Werthe ent-
sprechend in den Gebäuden zur Versicherung zu
deklariren, gleichviel, ob diese Erzeugnisse schon in
die Gebäude eingebracht sind oder noch auf dem
Halme stehen oder gemäht auf dem Felde liegen

Am anderen Morgen fand er Lord Chetwynd,
Herrn Tempest, Gilbert und Sylvia Monk beim
Frühstücke anwesend, aber die Herren sahen sämmt-
lich aus, als hätten sie in der Nackt nicht ge-
schlafen. Der Marquis war bleich und nieder-
geschlagen, Herr Tempest sah aus, als drückte ihn
ein heimlicher Kummer, und nur Gilbert Monk
war heiter und lächelnd. Auch Fräulein Monk,
welche durch ihren Bruder schon heimlich von
Allem in Kenntniß gesetzt worden war, trug ein
triumphierendes Lächeln zur Schau.
Nach dem Frühstück begab sich Fräulein Monk
in ihr Boudoir; die Herren zogen sich in die
Bibliothek zurück.
Herr Tempest blätterte in den Karten ver-
schiedener Länder, die auf dem Tische lagen, aber
man sah ihm deutlich an, daß er nicht bei der
Sache war. Lord Chetwynd ging unruhig auf
und ab. Monk warf sich auf einen Divan und
sagte mit einer Art versteckter Unverschämtheit:
„Nun, Herr Bisset, was haben Sie zunächst
in Ihr Programm ausgenommen ? Wir haben das
Haus durchsucht — die geweihten Ueberreste der
Tobten durchstöbert — was nun? — Man möchte
glauben, die Verwegenheit könne. nicht weiter gehen,
wenigstens kann uns nichts mehr überraschen.
Werden Sie jetzt die Dienerschaft befragen?"
„Nein, die Dienerschaft, wenigstens die Lord
Chetwynds, weiß nichts von dem geheimnißvollen
Besuche, mein Herr," sagte Bisset ruhig.
„Und Sie wissen das so genau, ohne sie ge-
fragt zu haben? Sie haben es wohl errathen?
Ihr Detektivs seid schlaue Leute. Bei Gott, wenn
ich nicht der aufrichtigste, offenherzigste Mensch

oder in Schober gesetzt sind. — Wird diese Ver-
pflichtung nicht erfüllt, sondern nur ein geringerer
Werth versichert, so wird im Brandfalle der Schaden
nur pro rata vergütet. Die Erklärung, in der
Landwirthschaftörath und Feuerversicherungsverband
den Landwirthen von der Neuformulirung Kenntniß
geben, ist von Berlin, den 1. Juni datirt und für
den deutschen Landwirthschaftsrath von Frhr. v.
Hammerstein als derzeitigem Vorsitzenden und für
den Verband deutscher Privat-Feuerversicherungs-
Gesellschaften von A. H. Bueck als Vorsitzenden
des Ausschusses unterzeichnet.
— Gelegentlich der abgehaltenen Ausschuß-
sitzung der Deutschen Landwirthsgesellschaft stellt
Hamburg den Antrag die Landwirthschaft-
liche Ausstellung im Jahre 1895 in Ham-
burg stattfinden zu lassen. Der Senat erklärte
sich bereit eventuell das Unternehmen thatkrüfftg
zu unterstützen; auch sind bedeutende Geldmittel
von privater Seite zur Disposition gestellt. Der
Antrag wurde angenommen und die Ausstellung
wird auf dem unmittelbar vor dem Millernthor
belegenen Heiligengeistfeld stattfinden.
— Nach 8 7 des soeben in Kraft getretenen Reichs-
gesetzes über die A bz a h lu n gs g eschä f te ist der-
jenige, der L otterieloose, Jnhaberpapiere mit Prämien
oder Bezugs- oder Antheilscheine auf solche Loose
oder Jnhaberpapiere gegen Teilzahlungen
verkauft oder durch sonstige auf gleiche Zwecke ab-
zielende Verträge veräußert, mit einer Geldstrafe
bis zu 500 Mark zu bestrafen. Es macht keinen
Unterschied, ob die Uebergabe des betreffenden
Papiers vor oder nach der Zahlung des ganzen
Preises erfolgt. Damit sind die Ratenloosgefchäfte,
die in den letzten Jahren an allen Ecken und
Enden des Reiches wie Pilze aus der Erde schossen,
unmöglich geworden.
— Es ist selbst in Geschäftskreisen noch wenig
bekannt, daß auch neuerdings auf Postkarten P o st-
nachnahmen zulässig sind, wodurch sich das
Einziehen von Forderungen nicht nur einfacher,
sondern auch billiger gestaltet. Während der Post-
auftrag außer der Gebühr von 20 Pfennig für
die Postanweisung mindestens 30 Pfennig kostet,
kommt die Nachnahmepostkarte nur auf 15 Pfg.
nebst den UebersendungSkosten des Geldes zu stehen.
Die Nachnahmepostkarten sind auch im Verkehr mit
Oesterreich-Ungarn zulässig.
— Auf Ansuchen des hiesigen französischen
Botschafters finden gegenwärtig genaue Erhebungen
darüber statt, wo sich auf deutschem Boden
Massen- und Einzelgräber französischer
Offiziere und Soldaten befinden, die während
ihrer Gefangenschaft 1870/71 gestorben sind. Diese
Gräber befanden sich bisher in der Pflege der
deutschen Kriegervereine, die in jeder Hinsicht diese

von der Welt wäre, ich würde mich vor Ihnen
fürchten."
Es lag ein beißender Hohn in dieser Be-
merkung, der den Offizier hätte beleidigen können.
Er ließ aber nichts Derartiges merken.
„Herr Bisset," sagte Lord Chetwynd plötzlich,
„wir waren aus einer falschen Spur. Wie konnten
Sie einen Augenblick daran zweifeln, daß meine
Frau wirklich gestorben fei? Ich fürchte, Sie
haben so viel mit großen Geheimnissen zu thun,
daß Sie das unsrige auch vergrößerten; aber Ihre
Worte und die That des gestrigen Tages haben
mich mein Unglück mehr denn je fühlen lassen.
Ich werde England verlassen, sobald —"
Er brach Plötzlich ab, er wollte sagen, sobald
er mit Fräulein Monk verheirathet sei, aber er
konnte die Worte nicht aussprechen. Seine ganze
Seele lehnte sich gegen diese herannahende Hei-
rath auf. Seit der vergangenen Nacht schien ihni
sein ganzer Lebenslauf verändert. Seine beab-
sichtigte Heirath erschien ihm wie der abscheu-
lichste Hohn, sodaß er nicht einmal davon sprechen
konnte.
„Ich will durchaus nicht unhöflich erscheinen,
Herr Bisset," fuhr der Lord in entschuldigendem
Tone fort, „und erkenne Ihren Eifer, dieses Ge-
heimniß zu ergründen, an, aber ich wünschte, wir
könnten das Werk des gestrigen Tages unge-
schehen machen. Meine Frau ist todt. Wie konnte
ich mich nur einen Augenblick versuchen lassen, die
Thatsache zu bezweifeln."
Herr Bisset schien in keiner Weise von Lord
Chetwynds zart angedeuteten Vorwürfen verletzt

Ehrenpflicht erfüllt haben- Die französische Re-
gierung beabsichtigt indessen, diese Gräber fortan
in eigene Pflege zu übernehmen.
Ausland.
Pest, 7. Ium. Wekerle's Ministcrliste
lautet wie folgt: Justiz: Szilagyi, Inneres: Hiero-
nymi, Kultus: Baron Coetvoes, Ackerbau: Banffy,
Hof: Julius Andrassy. Esaky und Bethlen Tisza
traten zurück. Csaky's Rücktritt beruht jedoch nicht
auf politischen Motiven. Wekerle hält an Szilagyi
fest. Der König empfing heute zweimal Wekerle,
dann Banffy. Die Lage ist ungewiß, da der
König Szilagyi zurückweist, die Partei und Wekerle
diesen aber nicht opfern können. Wiederum wählten
zahlreiche Städte Wekerle zum Ehrenbürger. Die
Erregung ist groß.
Rom, 7. Juni. Crispi und die übrigen
Minister begaben sich heute in den Quirinal, um
dem König den gewöhnlichen Donnerstagsbericht
zu erstatten. Hinsichtlich der Lösung der Minister-
krisis liegt noch nichts Amtliches vor; man hält
an der Meinung fest, Crispi werde mit der Bil-
dung des Kabinets beauftragt werden.
Rom, 7. Juni. Crispi hatte heute eine
lange Unterredung mit Zarnardelli, der auch Ru-
dini bcigewohnt haben soll. Was in der Unter-
redung beschlossen wurde, ist noch unbekannt; die
Einen behaupten, beide seien entschlossen, in ein
neues Kabinet Crispi einzutreten, Andere bestreiten
diese Absicht. Wahrscheinlich ist, daß Zarnardelli
noch unentschlossen ist; dies geht wenigstens aus
einem Artikel der „Tribuns", der Zarnardelli zur
Versöhnung mit Crispi mahnt, lieber Rudinis
Geneigtheit zum Eintritt in das Kabinet sind Ge-
rüchte verbreitet, die der ihm nahestehende „Fan-
fulla" als phantastisch bezeichnet.
Newyork, 7. Juni. Streikende griffen
gestern das Littlesche Kohlenbergwerkbei Pekin
in Illinois an. Die Eigcnthümer leisteten Wider-
stand und in dem Kampfe wurden zwei Personen
getödtet und mehrere verwundet, darunter drei
Mitglieder der Familie Little. Die Streikenden
zündeten das Gebäude sammt dem Pulvermagazin
an und zogen sich dann zurück. Das Magazin
explodirte alsbald.
Badischer Landtag.
Karlsruhe, 8. Juni.
91. öffentliche Sitzung der Zweiten Kammer
unter dem Vorsitz des Präsidenten Gönner.
Am Regierungstisch: Staatsminister Geh. Rath
Dr. Nokk, Minister v Brauer, Ministerialpräsident
Geh. Rath Eisenlohr, Ministerialpräsident Dr.
Buchenberger, Ministerialdirektor Seubert.
Präsident Gönner eröffnet 1/4 10 Uhr die
Sitzung und wird in die Tagesordnung, Fort-
zu sein. Er war zufrieden mit sich selbst und
wollte gern auf seine Rechtfertigung warten.
„Verzeihen Sie, mein Lord," sagte er daher
ruhig, „aber Sie machten gestern eine Bemerkung,
die ich nicht ganz verstehen konnte. Sie sagten,
daß das Muster in dem Kleide, das wir im
Sarge fanden, verschieden war von dem Kleide,
das Sie im Hause haben, und es ist wirklich so.
Welches ist nun Lady Chetwynds Leichenkleid?"
„Natürlich das in dem Sarge, Herr Bisset."
„Aber Eure Lordschaft sagten doch, daß Ihre
Gemahlin nur ein Kleid hatte, das in dieser Art
gemacht war," verharrte der Detektiv. „Sie haben
das Kleid vollständig als das rechte anerkannt,
welches Sie in Händen haben. Das Kleid im
Sarge scheint also ein überzähliges zu sein. Wie
kommt das?"
„Ich weiß es nicht. Fräulein Monk könnte
das vielleicht aufklären, oder Fisine, Lady Chet-
wynds früheres Kammermädchen."
„Ich habe mit Sylvia schon über diesen Gegen-
stand gesprochen," sagte Monk rasch. „Aber Syl-
via wußte nichts davon.. Sie weiß nichts weiter,
als daß Fisine das weiße Kleid aus Lady Chet-
wynds Garderobe herunterbrachte, als man sie
für den Sarg ankleidete."
„Fisine wird vielleicht im Stande sein, einiges
Licht in die Angelegenheit zu bringen," erklärte
der Detektiv. „Es wäre gut, wenn ich sie
sehen könnte, ich will die Sache überlegen.
Ich halte die Aehnlichkeit der beiden Kleider für
einen äußerst wichtigen Zug in dieser Unter-
suchung. Was ich sonst noch glaube, darf ich
jetzt nicht erwähnen. Aber ich will das ganze
 
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