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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

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Nr. 121 - Nr. 130 (28. Mai - 7. Juni)
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Nummer 127. H. Jahrgang.

Aeuev

Montag. 4. Juni 1894.

General-GAmeiger

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Expedition: Hauptstraße Mr.

für Heidelberg und Umgegend
(Murger-Zeitung).

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Expedition: Hauptstraße Mr. 26.

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entgegengenommen.

Das neue bulgarische Kabiuer
ist, wie wir bereits mitgetheilt, nunmehr gebildet
worden. Stoilow übernahm das Präsidium und
Innere; Natjewitsch das Auswärtige und inte-
rimistisch die öffentlichen Arbeiten; Eeschow die
Finanzen; Radoslawow die Justiz und interimistisch
den Unterricht; Petrow das Kriegsministerium;
Tonischem den Handel und Ackerbau. Die Kom-
bination mit Grekow ist demnach gescheitert und
zwar, wie es heißt, an dem Widerstande seiner
früheren Ministerkollegen Stoilow und Natjewitsch.
Von den neuen Ministern gehört der Kabinets-
chef der konservativen Partei, G schow den Zan-
kowisten und Radoslawow den Radikalen an;
Petrow ist ein treuer Freund des Fürsten und
zeigte als solcher bereits seine werthvollen Dienste
während der Unruhen der letzten beiden Tage in
Sofia. Natjewitsch hat schon wiederholt schwie-
rige Missionen im Auslande zu Gunsten Bul-
gariens gelöst und ist besonders in Wien Vor-
theilhast bekannt, wo erlange Gerentder bulgarischen
Angelegenheiten war. Auch Tontschew bewies sich
während seiner früheren Minisierthätigkeit als zu-
verlässig und schätzbar. Wir haben es nicht mit
einer Partei, sondern mit einem Ministerium der
gesammelten Opposition zu thun. Ob es regie-
rungsfähig sein wird, zunächst, ob nicht die haupt-
sächlich auf den Namen Stambulow's gewählte
Sobranje aufgelöst und zu Neuwahlen geschritten
Werden muß, sowie, welches Ergebnis; diese liefern,
Muß abgewartet werden. Vorerst konnten die An-
hänger des gestürzten Ministers gestern und vor-
gestern erfahren, daß mit Stambulow nicht auch
die Macht vom Fürsten gewichen ist. Wie aus
den jetzt vorliegenden näheren Berichten über die
Unruhen in Sofia hervorgeht, handelte cs sich
hauptsächlich um einen Macht-Kampf zwischen
Stambulow und dem Fürsten. Zu Ersterem hielt
die Polizei, die den Befehl hatte, auf Alle zu
schießen, welche gegen Stambulow demonstriren.
Das Militär griff ein, ohne von den Zivilbehörden
gerufen worden zu sein, ja Stambulow ließ an
dasselbe direkt den Befehl ergehen, sich sofort zu-
rückziehen. Ein entschiedener Anhänger Stam-
bulow's, Oberstlieutenant Kutinschew, befahl auch
den Truppen, auf Opposition zu schießen. Da

Tas Gespenst der Marquise.
Roman von Hermine Frankenstein.
55) (Fortsetzung.)
„Ich will Dir mehr zahlen, wenn sie todt
ist," fuhr Sylvia fort.
„Aber ich beabsichtige, sie leben zu lassen,
denn ich liebe Bernice. Du hast gesehen, zu
welcher herrlichen Schönheit sie sich entwickelt hat.
Ich habe ihr ein ganzes Jahr lang eine fran-
zösische Gouvernante gehalten und aus dem ein-
fältigen Mädchen ist eine Dame geworden, die
jedem Hofe erscheinen könnte. Sie ist ebenso ele-
gant als lieblich, ebenso rein als sanft, ebenso
ehrlich und wahrhaft, als geistvoll und anmuthig."
„Ich glaube, Du bist wirklich verliebt in sie,"
entgegnete Sylvia spöttisch. „Aber sonderbar ist's,
Und ich hätte es nie für möglich gehalten, daß
Du Dich überhaupt verliebst. Bernice hat sich
derändert, man kann kaum glauben, daß sie das
Jnselmädchen von St. Kilda ist — — " Aber
Deine Liebe für sie wird Dich und mich rui-
nieren."
„Wieso? Du kannst Chetwynd heirathen und
auf Reisen gehen, wie Du es beabsichtigst. Ich
werde Bernice heirathen — sie glaubt sich durch
ihren Scheintodt und das Begräbniß frei von dem
Vand der ersten Ehe; ich werde Ihr geloben,
über ihre Vergangenheit ewiges Schweigen zu be-
obachten. Sie ist einfältig genug, ein gegebenes
Wort für heilig zu halten. Wenn sie dann mein
ist, und Du wieder nach Chetwynd-Park zurück-
k-hren willst, werde ich mit ihr in ein fremdes

dies direkt den an das Militär hinausgegebenen
Ordres widersprach, so wurde Kutschinschew so-
fort verhaftet. Schließlich verjagten die Truppen
die Polizei und besetzten alle wichtigen Punkte
der Stadt. Die Anhänger Stambulow's unter-
lagen also und mit ihnen der Minister selbst,
dessen Büste im Stadtparke von den empörten
Studenten später in Stücke zerschlagen wurde.
Auch aus anderen Orten des Landes wird von
ernsteren Putschen gemeldet, so daß sich das Ganze
wie im Geheimen vorausbestellt darbictet, um dem
Fürsten die Macht und die Unentbehrlichkeit Stam-
bulo's handgreiflich vor Augen zu führen. War
dies wirklich die Absicht dieses Mannes, dann hat
er in den letzten zwei Tagen eine bittere Ent-
täuschung erfahren. Es scheint vielmehr eine große
Erbitterung gegen ihn und seine Willkürherrschaft
in Bulgarien zu bestehen. Hoffentlich gelingt es,
die Partei Stambulows's bald zur Ohnmacht zu
bringen, denn sonst würde das bulgarische Staats-
wesen den unrühmlichen Wegen Serbiens und
Griechenlands folgen, was durchaus nicht im In-
teresse einer ruhigen und gedeihlichen Entwirrung
der orientalischen Frage gelegen wäre.
Deutsches Reich.
Berlin, 3. Juni.
— Aus der Rede, die Prinz Ludwig von
Bayern, der dereinstige Träger der Krone, bei
dem von der Stadt Landau gegeben Festmahl
gebalten hat, sind noch mehrere Stellen hervorzu-
heben, die auch außerhalb des Bayernlandcs von
Interesse sind. Der Prinz hatte mit Bezug auf
die von der zweiten bayerischen Kammer erfolgte
Verweigerung der Kosten für die Vorarbeiten zu
einem Donau-Main-Kanal sein Mißfallen darüber
ausgedrückt, daß man seine wohlüberlegten und
ernstgemeinten Bestrebungen für das allgemeine
Wohl als „kindische fürstliche Liebhabereien" hin-
stelle, und hinzugefügt: „Ich bin nun bald fünfzig
Jahre alt und ich weiß, was ich will"' Er fuhr
dann, das Verhältniß zwischen Landwirtbschaft und
Industrie streifend, fort: „Ich habe zunächst die
Förderung der Landwirthschaft mir zum Ziele ge-
setzt. Aber ich bin weit davon entfernt, sie ein
seitig begünstigen zu wollen. Denn ich weiß sehr
wohl, daß neben der Landwirthschaft auch die In-
dustrie ihre Stelle haben muß. Ich habe mich
beute auch in Pirmasens zu meiner Freude wieder
überzeugt, daß, wo die Industrie von intelligenten
und tüchtigen Männern betrieben wird, sie ihr
Gedeihen findet. Sie muß dabei auf Absatz auch
im fernen Auslande bedacht sein. Tas thut auch
unsere pfälzische Industrie und die Gesetzgebung
darf das nicht vergessen. Unsere Bevölkerung
wächst in dem Maße, daß die Landwirthschaft allein

Land gehen und dort meine Tage zubringen. Ich
liebe England nicht und möchte gerne in Deutsch-
land leben. Gib mir ein gutes Einkommen, eine
Besitzung im Auslande, und ich verlange nichts
weiter."
Fräulein Monk betrachtete ihre Bruder arg-
wöhnisch und forschend. Sie sah, daß er die
Wahrheit sprach, war aber noch nicht zufrieden.
„Du hattest vor sechzehn Monaten keinen der-
artigen Plan, Gilbert," sagte sie, „und hast Ber-
nice nicht aus dem Grabe befreit, weil Du sie
liebtest. Diese Liebe und der Vorsatz, mit ihr in
einem fremden Lande zu leben, datirt von späterer
Zeit. Warum hast Du sie also dem Tode ent-
rissen, warum sie von aller Welt abgeschlossen?
Du mußt mir sagen, warum!"
„Ich habe keine Einwendungen dagegen," sagte
Monk. „Die Wahrheit kann nichts schaden. Ich
hatte durch meine Verbindung mit Scotsby und
Newman Lady Chetwynds Geschichte entdeckt. Du
erinnerst Dich, daß über ihre Geburt ein geheim-
nißvolles Dunkel herrschte. Sie war von ihrem
Vater, einem reichen Edelmanne, nach St. Kilda
gebracht, und auf dieser einsamen Insel bei Gwellan
und dessen Frau zurückgelasscn worden, und diese
erzogen die arme Waise wie ihr eigenes Kind.
Ihr Vater kümmerte sich nie wieder um sie.
Nun entdeckte ich zufällig wer sie ist, und diese
Entdeckung veranlaßte mich zu handeln, wie ich
es gethan habe. Meine erste Idee war, Bernice
bis nach Deiner Hochzeit in Abgeschiedenheit zu
halten, sie dann ihrer Mutter zurückzugebcn und
die dafür ausgeschte fürstliche Belohnung in Em-
pfang zu nehmen; aber diese Idee war doch zu

sie nicht mehr ernähren kann. Darum muß auch
der Industrie die stete Fürsorge des Staates zuge-
wendet werden. Ich bin der letzte, der das Alte
abschaffen wollte, weil es alt ist. Das gute Alte
muß erhalten weiden. Aber wo das Alte sich über-
lebt Hot und nicht gut ist, da muß es abgeschafft
und geändert werden. Das Neue aber, soweit es
gut ist, verdient die Einführung. Dazu werde ich
gern das Meinige thun. Aber ich weiß sehr wohl,
daß ich nichts vermag ohne die Mitwirkung des
Volkes, und freue mich deßhalb, wo ich diese Mit-
arbeit finde." Am Schluffe seiner Rede, die in
ein Hoch auf Landau auöklang, kam er auf die
Zeit, da die Stadt noch von Festungsmauern ein
geengt war und er zum ersten Male dort Aufent-
halt genommen, zurück und sagte, indem seine
Worte zum treuen Spiegelbild seiner deutschnatio-
nalen Gesinnungen wurden: „Jetzt, nach den glor-
reichen Siegen von 1870, haben die Wällen und
Mauern fallen können. Ich habe bei meiner Um-
fahrt etwas davon gesehen, wie die Stadt sich
ausdehnt, wie Handel und Industrie in ihr sich
auf's beste entwickeln, und freue mich, davon heute
noch mehr sehen zu können".
— Der Präsident der Hamburg'!'chen
Handelskammer Crasemann veröffentlicht
folgende Bekanntmachung betreffend den Zollkrieg
mit Spanien: Durch die Einführung von Zuschlags-
zöllen auf die in der kaiserlichen Verordnung vom
25. d. M. genannten Erzeugnisse Spaniens und
seiner Kolonien wird der gesammte Hande! in den
wichtigsten Artikeln — Kaffee, Tabak, Südfrüchten,
Kakao, Honig— empfindlich betroffen, insofern bei
der Einfuhr aller dieser Waaren, welche von anderen
Ländern stammen, ihr nichtspanischer Ursprung glaub-
haft nachgewiesen werden muß. Namentlich bei den
im Freihafen zu Läget angenommenen Waren ist
dieser Nachweis unter Umständen schwierig zu er-
bringen. Es ist begründete Aussicht vorhanden, daß
in dieser Beziehung mitgehende Erleichterungen ge-
währt und in der Regel, wenn nicht besondere Be-
denken vorliegen, auf besondere Beweise für die ab-
zugcbende Ursprungserklärung wird verzichtet werden
können, wenn die verhältnißmäßig wenigen Waren,
welche dem Zuschlagszolle unterliegen, während ihres
Aufenthaltes im Freihafen einer wirksamen Kontrole
unterstellt werden. Demgemäß fordert die Handels-
kammer alle Diejenigen, welche aus Spanien
oder dessen Kolonien stammende Waren
der in der kaiserlichen Verordnung vom 25. d. M.
genannten Gattungen von heute an ins Freihafen
gebiet einführen, auf, diese Waren sofort nach ihrer
Ankunft bei dem Hauptzollamt St. Annen anzumelden
und sie unter Aussicht der Freihafen-Lagerhaus-Ge
sellschaft zu lagern. Es darf von der Einsicht und
dem Gemeinsinn unserer Kaufmannschaft erwartet

armselig, ich hätte sie kaum ausführen können,
ohne Deine Stellung als Chetwynd's Frau zu ge-
fährden; aber jetzt sehe ich meinen Weg klar.
Wir können Beide unsere Ziele versolgen, ohne
unsere Interessen zu schädigen."
Fräulein Monk's Stirne war gefurcht, ihr
dunkles Gesicht grau und farblos, ihre Miene
finster und drohend.
„Du weißt, wer Bernice ist?" rief sie ans.
„Du hast es die ganze Zeit über gewußt?
Für so verschlagen hätte ich Dich nie gehalten,
Gilbert, sprich, wer sie ist?"
„Das kann ich Dir nicht sagen. Ich bewahre
mir dies Geheimniß für meinen eigenen Vortheil."
„Ist sie eine Erbin größerer Güter?" fragte
Sylvia Monk stirnrunzelnd.
„Höchst wahrscheinlich, ich werde mich nicht
an eine Bettlerin wegwerfen."
„Warum hat ihr Vater sie verlassen."
„Es ist besser sür Dich, wenn Du nicht all-
zuviel von Bernice weißt, Sylvia. Sie ist eine
Erbin, so viel will ich Dir gestehen. Sie ist
von edler Abkunft und hat Verwandte, die mich
reich machen werden, wenn ich sie ihnen zurück-
gebe. Aber wenn sie sie sehen werden, wird sie
meine Gattin sein und gebunden zu schweigen
über ihre erste Heirath und alle Ereignisse,
die daraus entstanden. Du kannst mir vertrauen,
Sylvia; ich werde Aussichten in keiner Weise
schädigen und Chetwynd soll nie erfahren, daß
Bernice aus ihrem Grabe erstanden ist."
Sylvia Monk, anstatt von dieser Vorstellung
beruhigt zu sein, schaute finster und zornig vor
sich hin.

werden, daß dieser Aufforderung allseitig und ge-
wissenhaft werde entsprochen werden und daß die
Eigenthümer der wenigen fraglichen Waren sich dieser
Kontrole im Interesse unseres ganzen Handels bereit-
willig unterziehen werden.
— In der vorgestrigen Sitzung der A g ra r-
konferenz theilte Landwirthschaftsminister Heyden
mit, daß das durch die Konferenz zu Tage ge-
förderte Material einem engeren Kreise von Sach-
verständigen zur Norberathung vorgelegt werden
würde und daß dann noch einmal die Agrar-
konferenz darüber zusammentreten soll.
— Die Silberkommission beschäftigte
sich vorgestern vornehmlich mit Vernehmung des
Prof. Süß. Außer diesem sind als Sachver-
ständige über die Edelmetallproduktion noch Ge-
heimrath Hauchecorne, Geh. Zirkel Leipzig und
Klitzen-Stuttgart geladen.
— Die Meldung der „Pharmaz. Ztg.", daß
der Gesetzentwurf zur Regelung des
Apothekenwesens nach Prüfung im Reichs-
kanzleramte bezw. im Reichsamte des Innern dem
preußischen Kultusministerium zur Umarbeitung
zurückgegeben sei, wird von offiziöser Seite als un-
richtig bezeichnet. Der Entwurf soll vielmehr,
nachdem er von der zuständigen Reichsinstanz ge-
prüft und vorläufig eine von den Reichsbehörden
genehmigte Formulirung erhalten hat, den Einzel-
regierungen zur Begutachtung zugestellt werden.
Vor dieser Zusendung ist er in seiner neuen Form
selbstverständlich dem preußischen Kultusministerium
zur Kenntnißnahme mitgetheilt worden.
Karlsruhe, 2. Juni. Das großherzogliche
Paar verbringt den heutigen Tag wieder hier.
Der Geh. Bergrath Professor Dr. Rosenbusch von
Heidelberg legte gestern dem Großherzog bei einer
Audienz auf Schloß Baden die ersten Blätter der
geologischen Spezialkarte des Großherzogthums vor
und gab zugleich eine Beschreibung der einzelnen
Blätter. — Die Gefahr, daß die Ertragssteuern
in der nächsten Budgetperiode erhöht werden
müßten, wenn das Beamtengesetz unter ungün-
stigen finanziellen Verhältnissen zur Einführung
gelangt, hat wesentlich dazu beigetragen, die Einfüh-
rung auf 1. Januar 1895 allen Parteien nahe
zu legen. Zugleich wünscht man durch die baldige
Annahme des Gesetze auch den Abschluß einer
Preßagitation herbeizuführen, durch welche Dis-
ciplin und Beamten allmählich innerlich und in
der öffentlichen Meinung geschädigt wurden. Im
großen und ganzen konnte die Kommission den Vor-
schlägen der Negierung zustimmen, da diese das
zu verwirklichen bemüht waren, was auch die
Volksvertretung in erster Reihe anstrebte: die
Besserstellung des unteren und mittleren Beamten-
standes. Darüberdaß die Opfer groß sind, geben

„Gilbert," sagte Sylvia nach einer Pause,
„lasse Bernice sterben, und ich will Dich besser
bezahlen, als es ihre Verwandten können, ich will
Dir einen Jahresgehalt anssetzen, der- an sich
schon ein Vermögen ist —"
„Vorausgesetzt, Chetwynd willigt darin, ent-
gegnete Gilbert trocken: „denn Du wirst nicht un-
beschränkt über so viel Geld zu gebieten haben,
meine Liebe. Vergiß nicht, daß Du eine mr-
mögungSlose Braut bist. Apropos, wie steht's denn
mit Deinem Ehekontrakte?"
„Er liegt bereits bei dem Advokaten. Chet-
wynd handelt groß an mir. Mein jährliches Ein-
kommen wird glänzend sein. Aber er kann es ja
thun, da er so reich ist."
„Das weiß ich", sagte Monk aufstehend und
durch das Zimmer gehend; „aber mit Deinem
Hang zu einem luxuriösen Leben wirst Du es da-
hin bringen, daß sich sein Reichtbum vermindert.
Ich aber sehne mich auch nach Reichthum, und
wenn ich Bernice beirathe, werde ich mein Ziel er-
reicht haben. Darum laß uns Freunde werden,
Sylvia. Du kennst meine Geheimnisse und ich
die Deinigen. Du wirst Dich überzeugen, daß
unsere Interessen nicht auseinander gehen."
Fräulein M-nk kämpfte einen schweren, inner-
lichen Kampf. Sie wach voll Haß und Wuth,
und sehnte sich darnach, ihren Zorn an Gilbert
auszulassen, aber ein Gefühl der Vorsicht hielt
sie zurück.
„Du hast recht", sagte sie endlich mit erstickter
Stimme. „Ich bin froh, daß Du nicht gegen
mich gearbeitet hast. Es ist gut, daß wir uns
 
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