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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

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Nr. 61 - Nr. 70 (13. März - 24. März)
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—i» ' ' - ...
Portugal kommen werde._
Badischer Landtag
Karlsruhe, 16. März.
51. öffentliche Sitzung der Zweiten Kammer
unter dem Vorsitz des Präsidenten Gönner.
Am Regierungstisch: Präsident des Mini-
steriums des Innern, Geh. Rath Eisenlohr,
und die Ministecialräthe Heil und v. Bodman.
Eingegangen sind folgende Petitionen:
Bitte um Erbauung einer normalspurigen
Eisenbahn von Gottmadingen nach Hilzingen
einerseits und nach Gailingen andererseits, über-
geben vom Abg. Gießler;
Bitte der Witwe Scholl in Heidelberg um
Pensionszulage;
Bitte der Gemeinden Eichelberg, Ittlingen,
Landhausen, Mühlbach, Richen, Rohrbach, Schlüch-
tern, Stebbach, Sulzfeld, Tiefenbach, Bockschaft,
Hilsbach, Reihen, Weiler, Leonbronn, Ochsenbach,
Schweigern, Stetten a. H., Schwabenheim, Für-
feld, Kleingertach, Eroßgertach, Geltungen, Helm-
stadt und Bargen um Erbauung einer Eisenbahn
von Eppingen nach Steinsfurth.
Es wird sodann in die Tagesordnung ein-
getreten und erstattet Abg. Dr. Schluss er Be-
richt über den Gesetzentwurf, die Abänderung und
Ergänzung des Polizeistrafgesetzbuches vom 31.
Oktober 1863 betreffend.
An der Debatte betheiligten sich die Abgg.
Fieser, Venedy, Schumann, Wittmer,
v. Stockhorner, Stegmüller, Gerber,
Gießler, der Berichterstatter Dr. Schluss er,
und seitens des Ministeriums Geheime Rath
E i s e n l o h r.
Schluß der Sitzung 12 Uhr.
Karlsruhe, 16. März. 52. öffentliche Sitzung
der Zweiten Kammer. Tagesordnung auf
Samstag, den 17. März, Vormittags 9 Uhr. 1.
Anzeige neuer Eingaben. 2. Berathung der Be-
richte der Petitionskommission über: a. die Bitte
der Stadtgemeinde Ladenburg, Errichtung eines
Bezirksamts und Wiederherstellung des Amts-
gerichts daselbst betr. (Berichterstatter: Abg. Neu-
mann); t>. die Bitte des Gemeinderaths Neckar-
gemünd um Wiederherstellung des Amtsgerichts
daselbst (Berichterstatter: Abg. Dr. Schlusser);
o. die Bitte der Dienstmänner der Stadt Karls-
ruhe, Abänderung der Vorschrift über Gepäckbe-
förderung betr. (Berichterstatter: Abg. Gerber).
Deutscher Reichstag.
Berlin, 16. März.
Dritte Lesung des Handelsvertrags.
Abg. v. Heyl begründet die ablehnenoe Hal-
tung der Minderheit der Nationalliberalen unter
dem Beifall der Konservativen.
Abg. Frhr. v. Heeremann (Centr.) stimmt
dem Vertrage zu, in der Voraussetzung, daß die
Regierung andere, für die Landwirthschast noth-
wendige Maßregeln trifft.
Abg. Frhr. v. Hammer st ein (cons.) erklärt,
der Handelsvertrag werde statt eines Marksteins
in der Geschichte ein Leichenstein werden, mit den
Inschriften: „Hier liegt die deutsche Landwirthschast
begraben. Die Industrie folgt ihr nach." (Lachen
links! Beifall rechts.)
Abg. Fürst Radziwill erklärt, die Polen
bedauerten die Mandatsniederlegung Herrn v.
Koscielskis und hielten an ihrer Zustimmung zu
dem Handelsverträge fest.
Abg. v. Kardvrff spricht sich gegen, Thom-
sen (freis. Vereinigung) für den Vertrag aus.
Abg. Liebermann v. Sonnenberg
(Antisemit) führt aus, der Vertrag vernichte den
Bauernstand und bedeute ein inneres Jena.
Abg. Lieber (Centr.) widerspricht dem Vor-
redner. Der Handelsvertrag bedeute einen Erfolg,
welcher den Siegen von 1870 ebenbürtig sei.
Abg. Frhr. von Manteuffel meint, der
Regierung sollte vor der sozialdemokratischen Bun-
desgenossenschaft grausen.
Ada sah es mit einem Gefübl unbeschreiblicher
Erleichterung. Sie schämte sich selbst dieser sonder-
bar beklemmenden Vorempsindung, die ihr wie
eine Abmahnung vor dem Ausflug auf der Seele lag.
Enttäuschung auf der einen, befreites Auf-
athmen auf der andern Seite zerrannen vor dem
blendenden Sonnenschein, der mit dem vorschreiten-
den Morgen die Wolkenschicht durchbrach, die
Nässe bald aufsog und einen doppelt köstlichen Tag
versprach.
Margot und Herbert überboten sich an Ge-
schäftigkeit, um alle Vorbereitungen für den Aus-
flug zu erledigen. Fröhlich, wie ein Knabe in
den Ferien, trug Herbert alles herbei, als gelte es
eine Verproviantierung für Tage und Wochen.
Margot hatte sämmtliche Mäntel, Tücher,
Plaids, schon eine Stunde vorher zusammenzerollt,
im Korridor bereit gelegt. Endlich schlug dem
ungeduldigen kleinen Fräulein die Stunde der
Befreiung.
Die lange Reihe der Schulkremser zog fahnen-
geschmückt unter Musik die Straße entlang, und
einer hielt, um die allseitig beliebte Schülerin auf-
zunehmen.
Der Wagen hatte sich bereits auch eingefunden.
Leichtfüßig, mit dem Abwechslungsdurst eines ver-
gnügten Kindes hüpfte Lilly hinein. Schweren
Herzens, von banger Ahnung bedrückt, folgte Ada
und nabm neben ihr im Fond Platz, und auf
dem Rücksitz Herbert und die Aja mit dem Kinde.
Die düstere Stimmung hatte der zauberischen
Schönheit des Tages gegenüber aber nicht lange
standhalten können, geschweige denn bei der leb-

^cyc.^D. «2 cum IN oen vertrag
befürwortet, wird der Antrag auf Schluß der
Generaldebatte angenommen.
Bei der Spezialberathung bemerkt Graf Her-
bert Bismarck, die im Verlauf dec Debatte
citirte Aeußeruug, der Weg nach Konstantinopel
führe durch das Brandenburger Thor, rübre nicht
von dem früheren Reichskanzler der, welcher es
stets gepriesen habe, daß Deutschland keine In-
teressen am Mittelmeer und im Orient hätte.
Den Zellungen zufolge stamme die Aeußerung von
dem jetzigen Reichskanzler her.
Reichskanzler Graf v. Caprivi e-widect, er
habe jene Aeußerung, wie längst festgestellt sei, als
Aeußerung aus russischer Quelle angeführt. Er
bitte den Grafen v. Bismarck, sich vorder besser zu
informiren, wenn er ihm wieder Aeußerungen
zuschreibe.
Graf HerbertBismarck entgegnet, er habe
nur im Interesse der historischen Wahrheit ge-
sprochen. Der Ausfall des Reichskanzlers gegen
ihn hätte keine Veranlassung.
Auf Anfrage des Abg. von Rösicke erklärt
Gesandter v. Thielmann, alle Vorbereitungen
seien getroffen, daß der Vertrag am 20. März,
morgens 8 Uhr, in Kraft treten könne.
Abg. Graf Kanitz bemerkt: die Konservativen
lehnten gestern zum ersten Male eine militärische
Forderung ab, weil die Finanzlage infolge der
Handelsverträge sich verschlechtert hätte.
Reichskanzler Graf v. Caprivi erwidert, der
Kriegsminister habe gestern 760 000 Mk. bekommen
und 789 000 Mk. geopfert. Der Reichstag habe
also ein gutes Geschäft gemacht. (Heiterkeit.)
Nach Annahme der einzelnen Artikel wird der
russische Handelsvertrag endgiltig in der Gesammt-
abstimmung durch Erheben von den Sitzen mit
sehr beträchtlicher Mehrheit angenommen.
Hierauf wird das Etatsgesrg angenommen.
Nächste Sitzung am 5. April.
Aus Wcrtz unö Jern.
* Schwetzingen, 16. März. Ein hier in Ar-
beit gestandener und erst kürzlich zugezogener Fabrik-
arbeiter ist gestern mit einem Mädchen verduftet
und ließ seine Frau mit Kinder zurück. — Seit
gestern Nachmittag wird Maurer Georg Boos von
hier vermißt. Ein langjähriges Augen- und Kopf-
leiden, das plötzlich wieder heftig bei ihm aufge-
treten ist, veranlaßte ihn die Baustelle zu verlassen
und ist seitdem nicht mehr wieder geseben worden.
Die Familie, die dadurch in tiefe Bekümmerniß
gerathen, wird allgemein bedauert.
* Aus dem hessischen Odenwald, 15. März.
Gestern Nacht verstarb zu Erbach im Gräflichen
Schlosse die Gräfin Louise zu Erbach-Erbach und
von Wartenberg-Roth, die Tante des regierenden
Grafen Georg Albrccht, nach mehrjähriger Krankheit.
Sie war geboren zu Erbach am 30. Dezember
1819 als Tochter des damaligen regierenden Grafen
Karl und seiner Gemahlin Sophie geb. Gräfin zu
Erbach Fürstenau und als solche die einzige Schwester
des regierenden Grafen Eberhard, der ihr bereits
im Tode vorausgegangen ist.
* Mainz, 16. März. Elftes deutsches
B u n de s s ch i eße n. In der letzten Sitzung
des Festausschusses wurde das Programm für den
Festzug festgestellt. Der Zug wird in Kostümen,
Waffen und Rüstungen historisch treu durchgeführt
und das Fest in würdigster Weise einleiten. Die
Festleitung wird dafür Sorge tragen, das Schönste,
was Mainz fremden Gästen zu bieten vermag,
ihnen zu vermitteln: eine Rheinfahrt bis zum
Fuße des Niederwalddenkmals auf zahlreichen
Schiffen mit der großartigen abendlichen Beleuch-
tung der Berghöhen, der Weingärten, der Ort-
schaften, Fabriken und Landhäuser, der Häfen und
Rheinbrücken von Neu-Mainz.
* Mainz, 16. März. Die Errichtung eines
Denkmals für Heinrich Heine hier — eine Frage,
die in den letzten zwei Jahren ziemlich viel böses
Blut unter der Mainzer Bevölkerung hervorgerufen

und welche man endlich glaubte durch die Ver-
weisung in eine Kommission für immer begraben
zu haben — kommt plötzlich in Folge unablässigen
Bemühens einiger sozialdemokratischer Stadtver-
ordneten wieder von Neuem auf das Tapet. Die
Sozialdemokraten wollen nämlich absolut einen dies-
bezüglichen Antrag auf Errichtung eines Heine-
Denkmals znr Berathung gebracht haben und so
bleibt nichts anders übrig als den Gegenstand in
der Stadtverordnetenversammlung zur Verhandlung
zu bringen.
* Berlin, 16. März. Ein frecher Rauban-
fall ist am letzten Sonntag Abend gegen einen
Briefträger im Vorort Wilmersdorf verübt worden.
Als dieser mit seiner Braut spazieren ging, wurde
er Plötzlich von drei ihm unbckanuten Männern
angehalten. Zwei hielten ihm die Hände so fest,
so daß er sich nicht wehren konnte, während der
dritte ihn ausplünderte. Am Dienstag sind nun,
wie die „Cbarl. Ztg." berichtet, die drei Räuber,
deren Spuren nach Charlottenburg führten, von
der dortigen Kriminalpolizei ermittelt und verhaftet
worden.
* Straßburg i. E., 16. März. In einem
Hühnerhofe in der Polygonstraße wurde dieser Tage
ein Huhn geschlachtet, in dessen Magen sich nicht
weniger als 35 Steck- und Nähnadeln befanden.
Dabei war das Thier fett und schwer wie eine
gemästete Gans.
* Luzern, 16. März. Beim Bau dreier Häuser
in der Nähe des Löwendenkmals ist man, wie die
„Neue Züricher Ztg." meldet, auf neue ganz eigen-
artige Gletscher-Gebilde, Mühlen und Schliffe, ge-
stoßen. Das wäre demnach ganz in der Nähe
des berühmten alten „Gletschergartens."
* Thorn, 15. März. Malinowski, der Mörder
des B rons Goltz und des Försters Kath, ist heute
hingerichtet worden.

WennischLes.
— Einen schlechten Scherz haben sich dieser
Tage ein Stellmacher und ein Schneider mit
einem Schuhmacher gemacht. In der Nacht zum
6. d. Mts. hörte ein Nachtwächter im Grünen
Weg in Berlin, daß jemand von innen fortgesetzt an
eine Hausthür schlug. Der Beamte öffnete die
Thür, und ein Schuhmacher theilte mit, daß er
eben Falschmünzern in die Hände gefallen sei.
Er habe in einem Wirthshause zwei Männer ge-
troffen, die eine Formplatte und einen eigenar-
tigen Hobel bei sich geführt, auch ihm im Ver-
trauen mitgetheilt hätten, daß sie falsche Tausend-
markscheine anfertigen. Fünf solcher Scheine hätten
sie ihm gezeigt und für den Absatz eines solchen
200 Mark zugesagt. Er sei scheinbar darauf ein-
gegangen. Die beiden Falschmünzer hätten ihn
nach dem Hause geführt, aus dem ihn der Wächter
herausgeholt habe. Die Thür hätten sie von
innen verschlossen und ihn mit nach der Werk-
statt nehmen wollen. Da sie aber ihm die Augen
hätten verbinden wollen, sei ihm die Sache be-
denklich vorgekommen, und er habe nach dem
Wächter gerufen. Die beiden Männer hätten ihn
stehen lassen und sich in das Haus zurückgezogen.
Die Sache hat eine sehr harmlose Lösung erfahren.
Jene beide „Falschmünzer", ein Stellmacher und
ein Schneider, haben den angeheiterten Schuh-
macher getroffen und auf seine neugierigen Fragen
über Formplatte und Hobel den Scherz gemacht,
ihm die Geschichte von dem falschen Papiergeld
aufzubinden, auch ein Stück blaues Papier ge-
zeigt, aus dem die Tausendmarkscheine gefertigt
würden.
— Eine Heiraths-Berlockung. Man schreibt
aus London, 13. März: Im Staate Kansas in
Amerika scheint man in oer Förderung von Ver-
mählungen nicht leicht zu weit gehen zu können.
Es wird berichtet, daß die Beamten, welche die
Civil Trauung dort vornehmen, in letzter Zeit nicht
nur alle Spesen freiwillig abgeschafft, sondern daß
einer derselben letzthin auch bekannt gemacht, daß
er jedem jungen Paare, das sich von ihm trauen

zu lassen gewillt sei, einen fetten Puter zum Hoch"
zeitsmahle verehren werde, „auch gebraten, wenn
gewünscht". Wie uns diese Amerikaner doch i"
allem weit voraus sind!
Lokale MiLtHeil'ungen
ans Stadt und Amt Heidklöerg.
Seidelberg, 17. März.
* Preisveeleihung. Wie aus Berlin bericht
wird, soll Professor E rdm a nnsd örffer-Heidelberg
für seine Arbeiten zur Geschichte des Großen Kurfürsten
den Verdnnpreis erhalten haben.
* Weinbischof Dr. Knecht in Freiburg wirb
vor Pfingsten in den Kapiteln Weinheim und
Heidelberg firmen. Nach Frohnleichnam wirdvvr-
aussichtlich in Baden-Baden und Anfangs Juni isN
Tauhergrund das hl.Sakrament der Fumung aus-
gespendet werden.
* Verhaftungen. Zwei Agenten aus Mann-
heim, die sich hier unter Vorspiegelung simulirter
Heirathsvermittlungen nicht unbedeutende Geldbeträge
zü erschwindeln wußten, wurden gestern wegen Betrugs
in Mannheim verhaftet und hierher zur Untersuchung
eingeli-fert. — Jene Weibsperson, die vor einigen
Wochen der hiesigen Polizei die simulirte Anzeige we-
gen Beraubung und Wegnahme eines Kindes in der
Nähe des Bismarckplatzes gemacht hatte, wurde gleich-
falls verhaftet.
* Leimen, 16. März. Die kleine goldene Ver-
dienstmedaille hat der Großherzog dem Hauptlehrer
Georg Kind dahier verliebe».

Heu-

Mangels Ge-

Weizen März
„ Mai
» Juli
Koggen März
. Mai
. Juli

16.
13.90
13.70
13 60
1085
10.60
10 60

Tendenz: flau.
Mannheimer Börse, Getreide. Mangels Ge-
schäftsbetheiligung war der Verkehr für Weizen und
Roggen stagnirend. Hafer wurde zu behaupteten
Preisen umgesetzt. Mais geschäftslos.
Brod-Preise vom 16. bis 31. März bei den
hiesigen Bäckermeistern: 2 Kilo (4 Pfd-) Brod 1- L-orte
48 Pfg., 2 Kilo (4 Pfd-) Brod 2. Sorte 42 Pfg.
Wiesloch» 16. März. Der heutige Schweine-
markt war mit 15 Paar beschickt, Preis 20—28 PU-
Butter Atk. 1.20—1.30. Eier 1 Stück 5-6 Pfg. Käst
per Stück 7 Pfg. Zwiebeln pr. Pfd- 10 Psg. Aepfel
1 St. 3 Pfg.

Handels- u. Marktberichte.
Mannheimer Börse, Effekten. An der
Ligen Börse war ziemlich belebtes Geschäft. Im Ver-
kebr waren: Bad. Brauerei zu 25. Bad- Rück- und
Miwersichcrungs-Actien zu 180. Oggersheimer Spitz-
nerei-Actien zu 26. Mannhemer Laaerhausgesellschast^
Actien zu 95. Mannheimer Gummi- u- Asbest ActieN
zu 110V«- Gesucht blieben: Pfälzische Hypothekenbank-
Actien zu 142^.
Mannheim», 16. März tProduktenbörse.)

15.
16.
15.
14.70
14.70
Hafer März
13.90
14.50
14.50
„ Mai
13 70
14.50
14 55
Juli
13.75
12.70
12 70
Mais März
10.90
12.60
1260
„ Mai
10.60
1260
12 60j
„ Juli
10.60

Geschäftliches.
Unter dem Hirt versichert. Die jüngste
Neuheit, die in dec Chicagoer Weltausstellung
den ersten Preis erhielt, ist Maysbr's Versiche-
rungshut. Jeder Käufer eines solchen Hutes ist
bis zum 1. Mai 1895 giltiq— für den Tod durch
einen Eisenbahnunfall mit Pfd. 100-Mk 2040.— ver-
sichert, welche Summe auch dann an die Hinterbliebenen
gezahlt wird, wenn der Tod erst innerhalb 3 Monaten
nach dem Unfälle als Folge desselben einaetceten. Solche
Hüte sind zu haben in verschiedenen Qualitäten und
Preislagen bei Oskar Schubert, Hauptstraße 129 und
Aug. Allstädt, Friedlichste. 15.

Neuestes.
Berlin, 16. März. Der kaiserliche Statt-
halter Fürst Hohenlohe, aus Straßburg
kommend, und die Frau Fürstin von Hohenlohe
aus Rußland kommend, sind heule Abend zu einem
zweitägigen Aufenthalt hier eingetroffen und im
Hotel Continental abgestiegen.
Berlin, 16. März. Heute veröffentlicht das
„Deutsche Kolonialblatt" den Wortlaut des zwischen
Deutschland und Frankreich abgeschloffenen
Abkommens über die Abgrenzung von Kamerun
und gleichzeitig eine dasselbe begründende aus-
führliche Denkschrift.
Berlin, 16. März. Graf Kanitz-Schlochau
hat sein Reichstagsmandat niederzelegt.
Wien, 16. März. Der Kaiser von Oester-
reich ist heute Vormittag in Ala eingetroffen.

haften Empfänglichkeit Adas für die Wunder der
Natur.
Traumstill schloß sich nach kurzer Fahrt der
Hochwald zur Rechten und Linken wie ein undurch-
dringlicher grüner Rahmen um die schmale Fahr-
straße. Ueppig aus feuchtem Grunde ragten breite
Farrenwedel in dichten Gruppen empor. Auf den
vom Frühregen metallisch glänzenden Blättern
funkelte das Sonnenlicht und sprühte demantgleich
in einzelnen Hellen Tropfen an den Grashalmen
und auf dem moosigen Waldboden, dem würzige
Düfte, sich mischend mit berauschendem Tannen-
aroma, entstiegen. Hier und da öffneten sich
malerische Baumgruppen auf saftigem Wiesenzrün
und ließen von Sonnenfunken übersprühte Wasser-
läufe hell durchblinken.
Nach köstlicher Fahrt langte man endlich am
Bestimmungsorte an.
„Ist das alles?" fragte Lilly enttäuscht und
gelangweilt. „Bäume und wieder Bäume, und
Wasser und wieder Wasser, und nur diese schrecklich
lärmenden Kinder mit ihren schlecht angezogenen
Lehrern und Lehrerinnen! Ach, da hinten scheint
gute Gesellschaft zu sitzen, elegante Damen und
Herren. Laßt uns da unter die Veranda gehen,
wozu isoliert Ihr Euch immer?" schmollte sie.
Man gab ihr gutmüthig nach, obgleich es mebr
Adas und Herberts Neigung entsprach, da unter
der weitschattenden Linde, fern dem Geräusch und
ft gut wie allein in dem weitläufigen, schattigen
Wirthzhausgarten ihr frugales Mahl einzunehmen.
Lilly hatte aber so reizende Toilette gemacht,
ihr schmelzübersäetes, schwarzes Spitzenkleid, der
Pariser Hut, der wie im Heiligenschein ihr blondes

Köpfchen umschloß, mußten Bewunderer haben,
und sie fand sie in Menge. Den Damen im-
ponirte die Kostbarkeit ihrer Toilette, die unbe-
kümmerte Art, mit der sie Geld und Geldeswerth
behandelte. Ehe noch die Tischzeit verronnen, war
sie der Mittelpunkt der ganzen Gesellschaft, die sich
in dieser ländlichen Einsamkeit schon zu lang-
weilen begann. Man ließ sie schwatzen und hörte
mit staunender Bewunderung ihren Mittheilungen
über das indische Leben, die Großartigkeit der
Verhältnisse zu, und Ada und Herbert waren fast
ganz dabei vergessen.
Die Kinder hatten sich inzwischen von den
langen Tafeln erhoben und waren zu den Schau-
keln, Wippen, Würfelbuden und Schießstanden
umhergeflattert. Aja mit Archie saß in einer rie-
sigen Bootschaukel. Sie flogen lustig auf und
nieder durch die Luft, und Archie kreischte vor
Vergnügen.
Die Mittagsschwüle, die summende, alltägliche
Unterhaltung wirkten ermüdend und lähmend auf
die schweigsamen beiden.
„Wollen wir aufstehen, ein bißchen prome-
niren?" fragte Herbert, halb zu Ada, halb zu Lilly
gewandt, die sich von einem martialisch strammen
Major mit riesigem Schnurrbart, den er geschäftig
drehte, lebhaft den Hof machen ließ.
Sie schlug den schwarzen Straßenfächer mit
einer unnachahmlichen Grazie auseinander und
sah Herbert mit einem Ausdruck lächelnden Trium-
phes an.
Sollte er eifersüchtig fein? War dies das
Mittel, um ihn aus seinem kühlen Gleichmuth
hervorzulocken? „Ich fühle mich sehr gut hier,"

sagte sie, das goldige Köpfchen an die grün über-
rankte Rückwand lehnend und eine voll erblühte
Rose mit lächelndem Dank entgegennehmend, die
ihr der galante Offizier von einem nahen Rosen-
strauch brach.
„Und Sie?"
Ada stand nur zu bereitwillig auf. Die ober-
flächliche Tischunterhaltung hatte sie lange sch^n
ermüdet, die faden Speisegerüche, die abgegessenen
Teller sie gelangweilt. Die verwöhnte Lilly schien
alles das in ihrem Eitelkeitstriumph heute nicht
zu bemerken. Sie ließ sich anbeten, anstaunen
wie ein Wesen aus einer höheren Welt und genoß
ohne einen ernsten Gedanken diese Abwechselung
ihres einförmigen Lebens mit der ernsten Frau
und dem ewig schulmeisternden Beschützer.
Herbert und Ada hatten den Kindern nach-
ziehen wollen, die tief im Walde alle möglichen
Spiele jetzt aufführen mußten, denn man hör^e
von allen Seiten ihre Hellen Stimmen, ihr ver-
gnügtes Lachen.
Langsam wandelten sie Seite an Seite unter
den Bäumen über elastischen Waldesboden hin.
Hier und da bückte sich Ada, um ibre Lieblings-
blume, die Glockenblume, zu brech.n.
Und Herbert?
Der warme, duftige Sommernachmittag, die
reife, ernste Schönheit der Frau, die da an seiner
Seite in dem graublauen Sommerkleid in rhyth-
mischer Bewegung dahin ging, es schien ihm alles
in bester Harmonie zu sein.
So im ruhigen Gleichmaß hinfließend hatte er
sich stets das Glück geträumt.
(Fortsetzung im 2. Blatt.)
 
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