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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

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Nr. 91 - Nr. 100 (19. April - 30. April)
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Metallwaaren 3593 (6412), Musik-Instrumente
— (185), Oelgemälde — (314), Papierwaaren
— (340), Pappschachteln — (462), Bilderrahmen
2253 (1606), Porzellan und Topfwaaren 3216
(30281), Edelsteine — (532), Spielwaaren 2431
(775), Plüschwaaren — (920), Holzwaarcn —
(2045), Wollenwaaren 284 (—) u. s. w. Im
Ganzen wurden im I. Quartal 1894 für 183 908
Dollars gegen 482 188* Dollar im I. Quartal
1893 exportirt, was eine Abnahme von 298 280
Dollar ausmacht. Demnach haben nur Messer-
schmiedewaren, Bilderrahmeu, Spielwaaren und
Wollwaarm, kleine Zunahmen aufzuweisen, während
alle andere Artikel mit großen Abnahmen zu
rechnen haben.
Karlsruhe, 28. April. Der Großherzog
und die Großherzogin haben heute Nach-
mittag 3 Nhr unsere Stadt verlassen, um einen
10- bis 14tügigen Aufenthalt in Baden-Baden zu
nehmen. — Von der Kronprinzessin von
Schweden sind aus Rom günstige Nachrichten
eingelaufen. So viel bis jetzt projektirt, beab-
sichtigt dieselbe etwa Mitte Mai die italienische
Hauptstadt zu verlassen und hier einen 14tägigen
Aufenthalt zu nehmen, worauf alsdann Ueber-
siedelung nach Schloß Baden stattfindet.
Aukland.
Paris, 28. April. Die heutige Schwurge-
richtsvcrhandlunz gegen den anarchistffchrn Ver-
brecher Emile Henry wurdk Mittags eröffnet.
Das ZeuaenyerhLr wurde fortgesetzt. Der Direkter
des städtischen Laboratoriums, Girard, erklärt:
„Henry kennte das Sprenggeschoß für das Ver-
brechen in der Rue des Bons-Enfants nicht allein
anfertigen." Henry versichert, allein der Schuldige
;u sein. Vor dem Justizpalast hat sich heute der
Verhandlung gegen den Anarchisten Henry halber
eine größere Menschenmenge als gestern angesam-
melt. Kundgebungen haben aber nicht stattge-
funden. Der Schwurgerichtssaal ist überfüllt. Die
Verhandlungen werden mit der Vernehmung der
Belastungszeugen fortgesetzt; es ergibt sich aus den
heutigen Aussagen nur wenig Neues. Der Leiter
des städtischen chemischen Laboratoriums ist über-
zeugt, daß die in der Rue des DonS-Enfants ge-
fundene Bombe nicht durch eine einzige Person
geschlossen werden konnte. Der Bombenwerfer
mußte dabei Mitschuldige haben. Während der
Voruntersuchung war diese Bombe zu Henry in's
Arresthaus gebracht worden, damit er sie verschlösse;
er hat sich dessen geweigert. Bei der heutigen
Vernehmung war Henry sehr rnhig. Die Reihe
ist nun an den Entlastungszeugen. Die als Ent-
lastungszeugen von der Vertheidigung geladenen
ehemaligen Lehrer und Schulkameraden rühmen alle
die geistigen Fähigkeiten Und die Gutherzigkeit des
Angeklagten. Dr. Goupil, der Henrys Mutter vor
dem Prozeß zu den Geschworenen begleitete, um
diese mild zu stimmen, sagt aus, er halte Henry
für gkistr^stört, ' NM bSMn lebhaft
Einspruch lind beansprucht volle Verantwortlichkeit
lür ariech was er gethan. Auf den Antrag des
Angeklagten beschließt der Gerichtshof, die Mutter
Henrys und dessen Bruder nicht zu vernehmen.
Nach dem Zeugenverhör folgt das Plaidoyer des
Generaladvokaten Bulot, der in beredten Worten
strenge Anwendung des Gesetzes fordert. Der Ver-
theidiger ergreift das Wort. Der Staatsanwalt
beantragte die Todesstrafe für Henry, der in vollem
Maße verantwortlich sei. Darauf begann das
Plaidoyer des Vertheidigers.
Chr'stiania, 28. April. Das St ort hing
hat dem Anträge des Militärausschusses ent-
sprechend mit 77 gegen 34 Stimmen die Be-
willigung von 253000 Kronen für die Feld-
manöver dieses Sommers abgelehnt.
Sofia, 28. April. Der Ministerpräsident
Stambulow hat eine Depesche au den
Sultan gerichtet, worin er den tiefen Eindruck
betont, den das letzte Jrade hervorgerufen hat.
In der Depesche heißt es: „Der Fürst, die Ne-
gierung und die Nation erblicken in dem hoch-

herzigen Akte einen glänzenden Beweis der väter-
lichen Fürsorge Eurer Majestät für das Wohl
und den Fortschritt des bulgarischen Volkes, das
bei diesem Anlaß von den Gefühlen tiefster Treue
für die erhabene Person Eurer Majestät erfüllt
ist. Ich schätze mich außerordentlich glücklich, daß
mir die hohe Ehre zu Theil wiro, Namens des
Fürsten, der Regierung und des Volkes Eure
Majestät der tiefsten Dankbarkeit und der unbe-
grenzten Ergebenheit zu versichern, die wir alle
für die erhabene Person des hochherzigen Suzeräns
empfinden." Der erste Sekretär des Sultans Su-
reha Pascha, antwortete hierauf: „Der Sultan
hat die Depesche empfangen, in welcher Sie von
der Freude berichten, die bei den Bulgaren durch
das Jrade hervorgerufcn wurde, und in der Sie
der Dankbarkeit und dem Gefühle der Treue Aus-
druck verleihen. Der Sultan hat große Befriedi-
gung empfunden über die Anerkennung und
Dankbarkeit der Bulgaren anläßlich der Ent-
schließung, die der Beweis seines hochherzigen
Wunsches ist, das Wohlergehen und das Glück der
Unterthanen sich fortschreitend entwickeln zu sehen.
Der Sultan war gerührt von den bei diesem An-
lasse neuerlich; um Ausdruck gebrachten Gefühlen und
hat mich beauftragt, Ihnen sein hohes Wohlwollen
zur Ksnülll'ß zu bringen."
Petersburg, 28, Aslril, Fsir Persien wird
die Einrichtung von Wanderausstellungen russischer
Waarenmuster geplant. Aus diesen Aus-
stellungen sollen zugleich die Bestellungen auf rus-
sische Maaren angenommen werden,
Petersburg, 27. April. Ein interessanter
Brief geht den „Nowosti" aus A lex an dria zu
Gleich nach Ankunft des russischen Geschwaders
machte Admiral Avelane dem russischen Agenten
Kojander in Kairo einen Besuch. Daraus ersuchte
der letztere seinen dortigen französischen Kollegen,
Marquis de Reverfeaur, während der Anwesenheit
der russischen Offiziere in Kairo möchte die fran-
zösische Kolonie doch keinerlei Festlichkeiten veran-
stalten, denen man den Charakter einer Kund-
gebung beilegen könne, da gewisse politische Ur-
sachen und Höflichkeitsrücksichten die Beobachtung
besonderer Zurückhaltung vorschrieben. Als Ent-
schädigung dafür wurde eine Einladung zu einem
für die Offiziere in Alexandria veranstalteten großen
französischen Fest angenommen. Sie abzulehnen,
war unmöglich, da Avelane bereits vorher eine
ähnliche Einladung der Engländer angenommen
hatte. Kojander Ionin und die Vertreter der
russischen Gesellschaft von Kairo hatten ebenfalls
ihr Erscheinen bei dem französischen Feste zugesagt.
Admiral Avelane selbst aber mußte ihm fern-
bleiben, weil er krank Nach Alexandria zürückkebrte.
Der Brief schließt: „Das französische Fest erwies
sich als nothwendig, denn die Engländer hatten
das Gerücht zu verbreiten gesucht, der russisch-
deutsche Handelsvertrag habe die Beziehungen
Rußlands UNd Frankreichs zerrissen. Im Hinblick
daraus richteten sie es so ein, daß die Russen zu-
erst die Engländer und dann die Franzosen be-
suchen."
Kus WcrH und Jern.
Amtliches.
So. Kgl. Hoh. der Großherzog hat unterm 24. d. I.
u. A. ernannt. Zum Geheimen Rath 2. Klasse: den
derzeitigen Prorektor der Universität Heidelberg Geheimen
Hofrath Prof. Dr. Erwin Rohde; zu Geh. Hofräthen:
die Hofräthe Prof. Dr. Ferdinand Adolf Kehrer,
Profi Dr. Ernst Pfitz er und Honorarprofessor Ober-
bibliothekar Dr. Karl Zangenmeister an der Uni-
niversität Heidelberg; zum Hofrath: den Honorarprofessor
Dr. Moritz Cantor an der Universität Heidelberg;
zum Domänenrath: den Domänenverwalter Xaver Fut-
t er er in Heidelberg; zum Forstmeister: den Oberförster
Emil Biehl er in Heidelberg; zum Rektor: den Ge-
werbelehrer Hermann Lender in Heidelberg; zum
Kammersänger: den Sänger August Knapp beim
Mannheimer Hoftheater; zur Kammersängerin: die
Sängerin Fran Helene Seubert-Hausen beim Mann-
heimer Hoftheater. Sodann wurde verliehen: die kleine
goldene Verdienstmedaille: dem Schloßverwalter Hrch.
Fleig in Schwetzingen; das Kommandeurkreuz 2. Klasse:
dem Landgerichtspräsidenten Otto Haaß in Mosbach;

Das Ritterkreuz 1. Klasse mit Eichenlaub: dem Kirchen-
rath Profi Dr. Karl Holsten an der Universität
Heidelberg; das Ritterkreuz 1. Klasse: den Ober-
ingenieuren Julius S chw eifurth in Heidelberg, Otto
Staub in Eberbach und dem Geh. Hofrath Prof. Dr.
Georg Meyer an der Universität Heidelberg; den
kathol. Pfarrern Lorenz Berber ich in Rothenberg
und Friedrich Pfister in Rußloch, dem Obmann des
Stadtverordnetenvorstandes, Rechtsanwalt Eduard Leon-
hard in Heidelberg, dem Hauptamtsverwalter Hip-
polyt Weis in Heidelberg; Das Ritterkreuz 2. Klasse:
den Notaren 1. Gehaltsklasse: Josef Meixner in
Krautheim und Gustav Hoch st et ter in Mosbach; den
Revisoren Friedr. Laux in Eüerdach und Karl Phil.
Speckert in Mosbach; dem Mitglied des Kreisaus-
schusses Heidelberg, Gerbereibesitzer Julius Bu rckha r dt
in Wiesloch; dem Bürgermeister Karl Thiloin Neckar-
gemünd ; dem Stadtrath Karl Friedrich Däcke in
Heidelberg. (Weitere Mittheilungen folgen morgen.)
* Mannheim, 28. April. Ein orientalischer
Irrgarten wird auf der diesjährigen Maimesse
überm Neckar zur Aufstellung gelangen. Ein Frei-
burger Blatt schreibt über diese interessante Sehens-
würdigkeit folgendes: „Der Irrgarten, welcher sich
gegenwärtig auf der Messe befindet, ist gewiß eine
der interessantesten Schaustellungen, die bis jetzt
unser hiesiges Publikum zu sehen Gelegenheit ge-
habt hak. Ed ist eine der neuesten Illusionen,
die bis jetzt gezeigt wurde und kann daher nur
Jedermann, auch Kindern, bestens empfohlen werden.
* Mannheim, 28. April. Gelände! würbe
vor wenigen Tagen im Rhein bei Gernsheim die
Leiche eines 28—35 Jahren alten, 1,83 Meter
großen Mannes mit kurzem dunklen Kopfhaar
und rolhbraunem kleinen Schnurrbart. Ueber
die Persönlichkeit des Gelandeten ist bis jetzt nichts
bekannt.
* Dossenheim, 28. April. Hier ist gestern
mit Majorität des Ausschusses und Gemeinderathes
der Bau einer neuen Wasserleitung
beschlossen worden. Die alte Leitung soll uns durch
eine Leitung nach neuestem System ersetzt werden.
An vielen Plätzen im Orte werden Hydranten wegen
Feuersgefahr angebracht. Die neue Leitung ist zu
57000 Mk. veranschlagt. Sic soll sofort vergeben
und wenn von der Kulturinspektivn und dem Ge-
meinderath genehmigt alsbald in Angriff genommen
werden.
* Durlach, 27. April. In Grünwcttersbach
wurden 8 junge Männer und Burschen durch die
Gendarmerie verhaftet und hierher in Untersuchungs-
haft geführt. Vor einiger Zeit machte der dortige
Turnverein einen Ausflug. Der Marsch ging
dabei auch durch das Dorf Reichenbach, Amt 'Ett-
lingen, wo eine größere Schlägerei mit Bewohnern
der erwähnten Gemeinde entstanden sein soll, bei
.der guf beiden Heften allerhand „Kraftproben" ab-
gelegt wurden.
* Wössingen (A. Bretten), 28. April. Bei
dem gestern hier stattgefundenen Scharfschießen des
in Durlach liegenden Bataillons des Leibgrenadicr-
regiments Nr. 109 erschoß sich ein Unteroffizier von
oer 5. Komp., welcher bei der Postenkette war,
mit seinem Dienstgewehr.
" Müllheim, 27. April. Mit welch' großem
Leichtsinn immer noch mit geladenen Schußwaffen
umgegangen wird, davon giebt der folgende, in
unserer Gegend vvrgekommene Fall beredtes Zeugniß.
Der Jagdaufseher Joos in Buggingen betrat vor
einigen Tagen mit geladenem Gewehr eine dortige
Witthschaft und betheiligte sich au; Kegelspicl, wobei
es zu Streitigkeiten kam. Im Wortwechsel und
Zorn schlug er das Gewehr zu Boden, was eine
Entladung desselben jedoch nicht zur Folge hatte.
Nicht genug damit, warf er eö im weiteren Ver-
lauf der Zänkereien auf den Tisch: ein Krach und
die ganze Schrotladung drang einem in der Nähe
stehenden Knechte, Namens Kurz, in den Ober-
schenkel.
* Hecklingen a. Kaiserstuhl, 28. April. Vor-
gestern Abend ereignete sich hier ein schwerer Nn-
glücksfall; indem Adlerwirth Benedigt Mayer von
seinem Holzfuhrwerk stürzte und so schwere Ver-
letzungen davontrug, daß er heute denselben erlag.
* Freiburg, 27. April. Bei der ersten Imma-
trikulation für das Sommersemester 1894 an der

Hiesigeft Universität wurden im Ganzen 95 cinqe-
schrieb/en. Weiter vorgemerkt sind bis jetzt 238,
im Gänzen sind es also 333 Studirende.
° Hanau, 28. April. Auf den benachbarten
Butterstädter Höfen machte vorgestern Nachmittag
ein Bürsche auf eine Geliebte einen Mordversuch-
Er brachte dem Mädchen vermittelst eines Revolvers
einen Schuß in den Hals bei und jagte sich danil
selbst zwei Kugeln in den Kopf. Beide sind lebens-
gesährftch verletzt. Der Attentäter wurde in das
Landkrankenhaus nach Hanau verbracht. Nebel
das Motiv zur That ist noch nichts bekannt.
Weimar, 28. April. Das rege Interesse,
welches der Renten- und P e ns i o n s ansta lt
für deutsche bildende Künstler zu Wei-
mar von Gönnern entgegengebracht wird, hat durch
reiche Zuwendungen zur Ansammlung eines ziem-
lich bedeutenden Grundkapitals - geführt. In der
letzten Zeit sind wiederum eingegangen: von dem
Rath der König!. Haupt- und Residenzstadt Dresden
500 Mk-, von dem Senat der Stadt Hamburg
500 Mk., von der Firma Meisenbach, Riffartb u.
Co. in Berlin 200 Mk., von Herrn Ed. Leonbardt
in Loschwitz 100 Mk., von Frau Elise Siemens
in Dresden 50 Mk., von Frau Baronin v. Kittlitz
in Dresden 300 Mk., von L. P. in Karlsruhe
500 Mk. Da außerdem auch die ordentlichen
Mitgliederbeiträge und die Nebcnversicherungen in
steter Zunahme begriffen sind, so vermehren sich
sämmtliche Fonds in erfreulicher Weise,
" Metz, 27. April. Zwei Kinder im Alter
von 5 Jahren und 10 Monaten sind vorgestern
in Abwesenheit der Eltern verbrannt. Im Wohn-
zimmer entstand in noch unaufgeklärter Weise ein
Brand, hinzueilende Nachbarn fanden die Kinder
bereits todt — im Rauche erstickt. Die Eltern
sind Arbeiter.
' Sarburg, 26. April. Vorgestern Abend
wurde der hier wohnende verheirathete Arbeiter,
Barasino, Vater von vier Kindern, von einem
hiesigen Holzschuhmachergesellen, ebenfalls verheirathet
und Vater von zwei Kindern, mit welchem er schon
im Laufe des Tages Streit hatte, beim Heraus-
treten aus dem Wirthshause mit einem sogenannten
Holzschuhmefser niedergeschlagen; der Unglückliche
sank auf der Stelle mit gespaltener Hirnschale
nieder nnd wurde in hoffnungslosem Zustande in
das Spital nach Hagenau gebracht, während der
Thäter noch in derselben Nacht verhaftet wurde.
Bei einer stattgefundenen Haussuchung wurde das
noch blutige Holzschuhmesser aufgefunden.
* Schaffhausen, 27. April. Ueber ein blutiges
Drama, das sich öergangenen Mittwoch hier zu-
getragen hat, wird Folgendes berichtet. Der Mann,
Ciseleur, lebt schon längere Zeit von seiner Frau
getrennt. Die Frau arbeitete in einer Fabrik,
wo sie monatlich 60 bis 70 Fr. verdiente und
ihren Mann von diesem Verdienst zeitweilig auch
noch unterhalten mußte. Vergangenen Samstag
verkaufte der Mann die Kleider der Frau und
kam betrunken nach Hause. Am Sonntag sand
die Frau ihre Kleider in einer Feilträgerei aus"
gestellt und löste sie wieder ein, gab aber gleich"
zeitig ein Inserat in die Blätter, daß sie für ihren
Mann nicht mehr hafte. Dieser suchte sie arn
Mittwoch in der Wohnung ihrer kranken Mutter
aus. Es gab Wortwechsel, wobei der Mann die
Frau auf das Sofa drückte und ihr mit einem
Messer 4 Stiche in den Kops beibrachte. Das
Messer blieb im Kopf stecken. Die unglückliche
Frau wurde in das Krankenhaus verbracht-
während der Mann bald darauf verhaftet wurde-
* Algier, 27. April. Heute Nacht ist eine
Schaluppe mit 17 Eingeborenen und einew
Italiener im Hafen gekentert. Mehrere Insassen
sind ertrunken._
Lokale WrLLHeil'ungen
aus Stadt und Amr Heidelberg.
Heidelberg, 30. April
* Se. Kgl. Hoheit der Erbgrostyerzog von
Baden kam gestern Nacht von Mannheim 12 Uhr 34 MM-
dier an und setzte die Reise 12 Uhr 55 Min. mittelst
Schnellzuges landauswärts weiter.

„Todt!" sagte er heiser. „Bernice ist todt,
die Gwellans sind auch todt. Ich habe zu lange
gewartet und meine heilige Pflicht nicht erfüllt —
jetzt ist's zu spät! Bernice ist bereits ein Jahr
todt! Ich werde sie nie sehen, um sie um Ver-
zeihung dafür zu bitten, daß ich sie ihr ganzes
Leben lang auf der einsamen Insel ließ. Ich werde
nie ihren Kuß auf meiner Wange fühlen — nie
hören, wie sie mich Vater nennt. Das hätte ich
nicht gedacht. O, Bernice, mein armes, verlassenes
Kind, ausgestoßen aus dem Vaterherzen, wegen des
Betrugs Deiner falschen Mutter, so werde ich Dein
unschuldsvclles Gesicht nie Wiedersehen! Jetzt fühle
ich es erst, wie ich mich nach der Vereinigung
meines Kindes sehnte. .Mein Kind! Barmherziger
Gott! Ich habe keins mehr! Ich stehe allein! Ich
habe jetzt keine Reise mehr zu machen. Nur einen
Blick noch in das falsch: Gesicht meiner Frau, ohne
daß sie mich sieht, und dann kehre ich in die
Tartarei zurück."
Er neigte seinen Kopf und weinte leise.
19. Kapitel.
Die Heimkehr.
Keine Freudenglocken läuteten bei der Rückkehr
des Marquis von Chetwynd von seiner langen
Wanderung; keine Blumenpforten blühten, keine
bunten Lampen wurden angczündet, kein Feuerwerk
wurde abgebrannt, kurz, jedes Zeichen festlichen
Empfanges unterblieb.
Lord Chetwynd stieg schweigend, mit bleichem
Gesichte die große Freitreppe hinauf.
Der Marquis schüttelte seinen treuen Dienern

die Hände, grüßte die alte Jndierin und gestattete
dem Haushofmeister, ihm den Oberrock abzunehmen.
Er legte Hut, Handschuhe und Shawl ab und ging
in den Salon, während Monk und Sanders noch
draußen blieben.
Unter den verschiedenen Bildern, welche das
Zimmer zierten, war ein vor zwei Jahren gemaltes
Oelbild des Marquis.
Dieses Portraft war reichlich mit Blumen be-
kränzt und unter demselben stand aus einer kleinen
Consvle ein prachtvolles Bouquet von duftenden
Blumen.
Eine plötzliche Feuchtigkeit trübte die Augen
Chetwynds, als er dieser Liebcsbezeugungen ansichtig
wurde. Nur eine Person im Hause war im
Stande, ihm einen freundlichen Willkommengruß
zu bieten.
Er schaute sich um. Es war Niemand in dem
großen eleganten Gemach außer ihm. Schnell, halb
ungeduldig, rief er:
„Sylvia!"
Da rauschte es im Nebenzimmer und Sylvia
Monk, groß und stattlich in ihrer orientalischen
Schönheit, in einem dunklen Sammtkleide mit langer
Schleppe, mit leuchtenden Augen, hochgerötheten
Wangen und einem strahlenden Lächeln auf den
blühenden Lippen, kam rasch auf ihn zugestörzt.
Er reichte ihr seine Hand entgegen, sie aber
hielt ihm das Gesicht zum Kusse hin.
„O Rog, lieber Rog", flüsterte sie entzückt,
ihren Kopf an seine Achsel sinken lassend.
„Willkommen daheim — vieltausend Mal will-
kommen !"
In der nächsten Sekunde trat sie in jung-

fräulicher Schamhaftigkeit zurück und in ihrem Er-
röthen, ihrer Aufregung, ihren gesenkten Blicken,
vcrrieth sich ihm deutlich die Thatsache, daß sie
ihn liebe.
Er trat an den Kamin zurück, fast mit einem
Gefühle des Widerwillens. Er hatte kein Verlangen
nach einer anderen Liebe, als nach einer ruhigen,
schwesterlichen Zuneigung.
Fräulein Monk wurde unruhig, ging ihm zu
dem Kamine nach, legte ihre Hand auf seinen Arm
und sagte in zärtlich flehendem Tone: „Lieber Rog,
wenn Du wüßtest, wie ich mich nach dieser Stunde
gesehnt! Tag und Nacht habe ich an Dich gedacht,
mich immer gefragt, wo Du sein magst, und für
Deine Rückkehr geweint und gebetet, und jetzt bist
Du gekommen und ich finde Dich verändert —
kalt — gezwungen —"
Sie fing zu schluchzen an und senkte den Kops.
(Fortsetzung folgt.)
Meines JeuMeuLon.
— Millionäre. In den letzten Tagen machte
eine Notiz die Runde, wonach die Städte Brooklyn
und Newyork zusammen nicht weniger als 1000
Millionäre in ihren Mauern bergen. Das ist
gewiß eine stattliche Zahl, die geeignet ist, Ver-
wunderung zu erregen. Jndeß gibt es in Europa,
und zwar in der nächsten Nachbarschaft des deut-
schen Reiches, eine Stadt, die noch mehr Mil-
lionäre zählt, im Verhältniß natürlich. Es ist
Basel, das nach dem Verwaltungsbexicht des
Finanz-Departements für 1891 nicht weniger als
132 Millionäre besitzt. Ein Baseler Blatt schreibt

dazu: „Newyork und Brooklyn haben zur Zeit
zusammen 2 608 000 Einwohner, während Basel
im Jahre 1891 gegen 76 000 Seelen zählte-
Basel hat demnach verhältnißmäßig vier Mal ft
viel Milionäre als Newyork und Brooklyn." Da
man aber im gewöhnlichen Leben wohl eine Mil-
lion, nicht aber einen Millionär in Brüche theilest
kann, so könnte man besser sagen, wenn man ist
Basel am Sonntag spazieren geht, so ist die 576-
Person die man antrifft ein Millionär oder eine
Millionärin, in Newyork oder Brooklyn immer

erst die 2371.
— Zur Hebung des Theaterbesuches! Der
Direktor eines Theaters in Newyork, dem die
Unzuträglichkeiten, die die Anwesenheit von kleinen
Kindern im Schauspielhause darbietet, große Sorge
machten, hat den Plan gefaßt, eine Art Garde-
robe einzurichten, wo die mit Familie beladerieft
Zuschauer vor Eintritt ins Theater ihre Spröft
linge abgeben können. Es ist eine Art von
Kinderstube, in welcher die der Pflege der Ammen
und praktischen Frauen anvertrauten Kleinen eiM
bequeme Wiege, Milch und jede wünschenswerte
Aufsicht und Sorgfallt finden würden. Für jedes
zur Aufbewahrung übergebene menschliche Wesen
soll, wie sür einen Rock oder für einen Regen-
schirm, eine Mark verabreicht werden. Gegen Er-
legung weniger Pfennige können der Papa oder
die Mama des Kindes nach der Vorstellung ihrest

Erben wieder in Empfang nehmen.
* Abergläubig. Handlungsreisender (der über
ein Hufeisen stolpert, als er herausgeworfen wird) -
„Das bedeutet Glück . . . Hier gehe ich nochwm

hinein!"
 
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