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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

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Nr. 111 - Nr. 120 (15. Mai - 26. Mai)
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die gegensätzlichen Interessen bezüglich derTabak-
sabrikatstcuer. Es stehe zu hoffen, daß die
Tabakpslanzer ihr eigenstes Interesse
i n dieser Sa che klarer als bisher er-
kennen und nicht vor den Wagen der
industriellen Agitation spannen lassen.
Das Mittel der Zollerhöhnng auf ausländischen
Tabak wurde als sehr gefährlich für die inlän-
dische Produktion bezeichnet. Sollen die Finanzen
dabei gewinnen, dann darf der Verbrauch nicht
zurückgehen; die Ersparniß kann aber nur am
inländischen Gewächs bewirkt werden.
Anstand.
Wien, 22. Mai. Das Abgeordneten-
haus hat in seiner gestrigen Abendsitzung den
Eisenbahn-Etat angenommen, womit der
Voranschlag des Handelsministeriums erledigt ist.
Im Laufe der Debatte widerlegte der Regierungs-
vertreter, Präsident der Staatsbahnen von Bilinski,
die Klagen über die angeblich allzu centralistische
Verwaltung der Staatsbahnen. Die Einheitlichkeit
der Bahntarifpolitik sei nothwendig- Eine Decen-
tralisation würde den Verkehr erschweren. Das
Staatseisenbahnbudget stelle sich derart, daß die
investierte Milliarde sich mit 2'/? pCt. verzinst,
dies sei nicht besonders günstig, involviere aber kein
Defizit. (Lebhafter Beifall.)
Paris, 22.Mai. DerMinisterrath beschloß
heute, dem Antrag Dejeante üben den Erlaß einer
Amnestie entgegenzutreten. Ferner wurde über die
Haltung der Regierung beraten bei der Interpellation
des Abgeordneten Salis wegen des Kongresses, den
Eisenbahnangestellten abhalten wollen, um ihren
Zusammenschluß zu einem Gewerkvereins zu erzielen
und bei der Interpellation Pelletans über die Rück-
lagen zu Deckung der Eisenbahnschuld.
Petersburg, 21. Mai. Wie die „Byrshewyja
Wcdomosti" gerüchtweise melden, wird dem Reichs-
rath demnächst ein Gesetzentwurf zugehen, wonach
(inländische Angelegenheiten, welche eine allgemeine
staatliche Bedeutung haben, künftighin durch ein
vom Kaiser bestätigtes Reichsrathsgutachten ent-
schieden weiden sollen, nachdem der (inländische
Senat und der Landtag ihre Ansichten über die
fraglichen Angelegenheiten geäußert haben.
Aus Wcry und Jern.
* Karlsruhe, 22. Mai. Heute Nachmittag
1 Uhr 10 Minuten begaben sich auf ergangene
Einladung der großh. Regierung die Mitglieder
der Zweiten und Ersten Kammer nach Baden-Baden
zur Besichtigung der dortigen Bade-Anstalten und
-Einrichtungen. Ein Theil der Kammermitglieder
hatte sich schon mit Frühzügen nach der schönen
Bäderstadt begeben, während der größte Theil den
von der Regierung zur Verfügung gestellten Ertra-
rug benützte. Von Seiten der Regierung waren
die Ministerialpräsidenten Eisenlohr und Buchen-
berger zugegen.
* Karlsruhe, 22. Mai. Die Frequenz der
Technischen Hochschule dahier ist entsprechend dem
Winterhalbjahr 1893/94 auch im lausenden
Sommerhalbjahr höher als in den vorhergegangenen
Jahren; sie beträgt im Ganzen: 715 Studirende
und 86 Hospitanten und Hörer, zusammen 801.
Von den Studirenden haben sich eingeschrieben:
für Mathematik und Naturwissenschaften 20, für
Jngenieurwesen 78, für Maschinenwesen 391, für
Architektur 79, für Chemie 118, für Forstwesen 29.
* Altlußheim, 21. Mai. Die seit Pfingst-
montag vermißte, geistig etwas beschränkte, 50
Jahre alte, ledige L. Marx von hier wurde gestern
im Altrhein auf hiesiger Gemarkung geländet.
Dieselbe hat sich auf diese Weise der Schande und
der ihr drohenden Strafe wegen Uebertretung des
8 175 des R.-St.-G. entzogen. Ihre Ersparnisse
soll sie zwar noch erhoben, aber nicht mitgenommen
haben.
' Unterreichenbach (A. Pforzheim), 21. Mai.
Zwei Knaben, worunter der 4^ Jahre alte des
hier stationirten Landjägers Böhringer, setzten sich
ohne Beachtung des.Fuhrknechts Trautz von Dill-
diesem Wahne so schnell als möglich befreien", be-
merkte Bisset. „Entschuldigen Sie mein Lord,
daß ich wir die Bemerkung erlaube, daß Sie keinen
Detektiv, sondern einen tüchtigen Arzt und eine
Ortsveränderung brauchen."
„Sie haben noch nicht Alles gehört. Ich sehe,
auch Sie glauben mich von einer firen Idee be-
haftet. Doch hören Sie! Als meine Frau mir
vorgestern Abend zum letzten Male erschien, ver-
folgte ich sie- Ich sprang ihr durch den Winter-
garten nach — ich haschte nach ihr — ich erfaßte
ihren Aermel-"
„Ah!" flüsterte Bisset.
„Und ich riß diesen Spitzenbesatz davon ab —
einen wirklichen, greifbaren Beweis, daß die Kleider
wenigstens nicht gespenstig waren. Sehen Sie her!"
Chetwynd zog ein kleines Päckchen aus der
Tasche und brachte daraus das Stück gelblichen,
zerrissenen, echten, alten Spitzenbesatzes zum Vor-
schein.
Bisset und Tempest betrachteten den Spitzen-
besatz voll Eifer und Neugierde.
„Das giebt der Sache ein anderes Ansehen,
mein Lord", sagte Bisset, nicht mehr in affektirt
schnarrendem, sondern in raschem, geschäftsmäßigem
Tone. „Ihr Gespenst war ein lebendes Weib!"
„Daran ist nicht mehr zu zweifeln."
„Und wie war sie gekleidet, mein Lord . fragte
der Detektiv.
„In ihrem Leichenkleide — ein langes, weißes
Seidenkleid mit viereckigem Ausschnitte und kurzen
Aermeln, und Spitzenbesatz um Hals und Aermel.
Sie ist mir immer in demselben Kleide erschienen."

stein auf einen im Fahren begriffenen Langholz-
wagen. Als der Wagen über die Ortsbrücke fuhr,
geriethen die Stämme in rollende Bewegung. Die
Knaben fielen herab, jener des Landjägers kam
unter das Hintere Wagenrad und wurde ihm das
Genick gebrochen.
* Lahr, 21. Mai. Der vierte Verbandstag
der kaufmännischen Vereine Badens und der Pfalz
zählte 50 Delegirte. Von besonderer Bedeutung
war der Vortrag des Hauptlehrers Haußer von
Mannheim über die Organisation der Handels-
schulen. Es handelte sich 1) um die Gleichstellung
der kaufmännischen Fortbildungsschulen mit den
Gewerbeschulen; 2) um den Lehrplan; 3) um
Verlegung der Unterrichtsstunden in die Geschäfts-
zeit und 4) um die planmäßige Heranbildung
tüchtiger Fachlehrer. Von dem Vertreter der Re-
gierung, Ministerialrath Braun, wurden diese Ge-
sichtspunkte im Wesentlichen gutgeheißen. Durch
einen besonderen Beschluß wurde der Werth der
Jugendspiele anerkannt. Der Verband chat wegen
der Lebensversicherung günstige Abmachungen mit
der Allgemeinen badischen Versorgungsanstalt ge-
troffen. Der Verband zählt in seinen 18 Vereinen
5107 Mitglieder, der Krankenkasse 1046. Die-
selbe hatte im letzten Jahre einen Abmangel von
etwas über 500 Mk., wofür die großen Ansprüche
verantwortlich gemacht werben. Präsident ist Witzig-
man Mannheim; Stellvertreter Schunke-Ludwigs-
hafennndUeberle-Heidelberg. NächsterVersammlungi-
ort Ludwigshafen.
* Triberg, 21. Mai. Das dem Kaufmann
Joseph Köbele gehörige Wohn- und Oekonomiege-
bäude wurde bis auf die Umfassungsmauer durch
Feuer zerstört. Zwei Ziegen sind mitverbrannt.
Der Schaden beträgt über 8 000 Mk. Zwei Kinder
von 4 und 5 Jahren, welche ein Feuerle anmachten,
haben den Brand verursacht.
* Freiburg, 21. Mai. In der Gambrinushalle
fand Samstag Abend eine Besprechung über einen
Generalstreik statt. Wie aus den bisherigen Ver-
öffentlichungen bekannt, beträgt die Zahl der strei-
kenden Maurer zur Zeit 90, den unter den alten
Bedingungen arbeitenden Maurer 360. Die An-
erbieten auswärtiger Maurer, hierher zu kommen,
mußten seitens der hiesigen Baumeister in letzterer
Zeit wiederholt abgelehnt werden, da genügende
Beschäftigung für dieselben nicht vorhanden ist.
Auch ist an eine Wiederbeschäftigung der streikenden
Maurer nicht zu denken. Unter diesen Verhältnisse
fand man es räthlich, von der Proklamirung eines
Generalstreiks abzugehen.
* Aus Baden, 22. Mai Dem Landwirth
Wilhelm Rapp von Ettlingen ist ein bedauerns-
werther Unfall zugestoßen. Als er mit seinem
Fuhrwerk auf einen Acker fahren wollte, scheute
unterwegs plötzlich das Pferd, wodurch Rapp vom
Wagen fiel und zwar so unglücklich, daß ihm die
Räder über den Kopf gingen. Schwer verletzt
brachte man den Verunglückten in seine Wohnung.
— Der 70 Jahre alte Steinklopfer Math. Leh-
mann von Reichenbach wurde in Prechthal erhängt
aufgefunden. Schneider Holzer, der den L. auf-
gehängt haben sollte, wurde verhaftet, aber wieder
auf freien Fuß gesetzt.
* Neustadt a. H., 21. Mai. Heute fand im
Theatersaale des Saalbaues wie wir gestern be-
reits kur; mittheilten, die erste Sitzung der 31.
Wanderversammlung bayerischer Landwirthe statt.
Dieselbe war von etwa 120 Personen besucht. Prinz
Ludwig von Bayern traf gegen halb 10 Uhr
in Gemeinschaft mit dem kaiserlichen Statthalter
von Elsaß-Lothringen, Fürsten Hohenlohe, in
der Versammlung ein, nachdem er vorher in Be-
gleitung des Freiherrn v. Soden, des ersten Vor-
sitzenden des Generalkomites des landwirthschaft-
lichen Vereins von Bayern, die Ausstellung von
Vieh und landwirthschaftlichen Geräthen in Augen-
schein genommen hatte. Den Vorsitz in der Ver-
sammlung führte Reichsrath Dr. Buhl, während
zu Protokollführern die Oekonomieräthe Merl und
Sauter ernannt wurden. Vor Eintritt in die

„Und sie sah aus, wie Ihre verstorbene Gattin,
mein Lord ?"
„Ja und nein. Die Augen waren dieselben,
groß, tief und schöner, hatte einen klareren, zarteren
Teint, mehr Rundung und Weichheit. Es war
ein so bezaubernd schönes Gesicht, daß ich es für
das eines Engels hielt."
„Hm!" sagte Herr Bisset, „hat außer Ihnen
noch Jemand diesen weißgekleideten Engel gesehen,
mein Lord?"
„Fräulein Monk hat sie gesehen und hielt sie
für einen Geist. Sonst sah sie Niemand. Sie
kommt und geht wie ein Schatten. Ich halte sie
für ein lebendes Weib, aber wer ist sie? Was ist
das für ein Gebeimniß? ich habe sie gerufen, um
es zu erforschen?"
„Auf den ersten Blick", entgegnete der Detektiv,
würde ich sagen, daß irgend ein Frauenzimmer
ihre Aehnlichkeit mit der verstorbenen Frau aus-
beutet. Es ist natürlich kein Zweifel vorhanden,
daß Ihre Frau wirklich todt ist."
„Sie starb in meinen Armen und lag sechs
Tage aufgebahrt in meinem Hause, und dann be-
grub ich sie in unserer Familiengruft in der Pfarr-
kirche", erklärte Lord Chetwynd feierlich. Und den-
noch, Herr Bisset, kann ich beschwören, daß dieser
Spitzenbesatz von dem Leichenkleide meiner Frau
herrührt. Sie werden bemerken, daß das Muster
ganz eigenthümlich ist."
»Ich stimme nicht mit Ihnen überein, daß
dieses Stück Spitze von dem Kleide Ihrer Frau
herrührt", sagte Bisset gedankenvoll. „Es werden
von einem beliebten Muster immer sehr viele
Spitzen erzeugt, aber die Thatsache, daß dieser Be-

Tagesordnunz feierte der Vorsitzende Dr. Buhl in
schwungvollen Worten den Prinzregenten Luitpold.
Sodann erstattete Frhr. Dael v. Koeth, Gutsbesitzer
in Dirmstein, den Bericht über die Ausführung
der Beschlüsse der 30. Wanderversammlung bayerischer
Landwirthe in Würzburg im Jahre 1892. Hier-
auf berichtete Hofrath Dr. Hecht von Mannheim
über das Thema „Die Tilgung der Hypotheken
durch Annuitäten und Lebensversicherung". Der
Referent schlug eine Reihe von Thesen vor, von
denen die hauptsächlichste dahin ging, daß jede von
einer neuen Wirtschaft aufgenommene Schuld am
Ende dieser Wirtschaft durch Annuitäten und
Lebensversicherungen getilgt werden soll. Ueber diese
hochwichtige Frage entspann sich eine sebr lebhafte
Diskussion, m der sich wenig Neigung zur An-
nahme dieser These zeigte, sodaß der Vorsitzende
den Vorschlag machte, von einer Beschlußfassung in
dieser Frage abzusehen, womit sich die Versammlung
einverstanden erklärte. Der Vortrag des Herrn
Hecht sowie die sich daran anschließende Diskussion
sollen weiteren Kreisen bekannt gemacht werden,
um eine allseitige Prüfung dieser hochwichtigen
Angelegenheit zu ermöglichen. Endlich erstattete
noch Oekonomierath und Kreiskulturinspektor Merl
von Speyer Bericht über die Moorkulturen von
Landstubl. Hiermit fand die Versammlung gegen
halb 2 Uhr ihr Ende. Prinz Ludwig und Fürst
v. Hohenlohe speisten im Hotel zum Löwen."
* Neustadt a. d. H., 22. Mai. Schlosser-
meister Wappler hat sich heute Mittag erschossen.
Ursache bis jetzt unbekannt.
* Lambsheim, 20. Mai. Ein häufig hier
vorkommender Unfug, mit Petroleum Feuer an-
zuzünden, kostete gestern der Elisabetha Lebkücher
im Altern von 12 Jahren das Leben. Durch
Unvorsichtigkeit explodirte das Gefäß und im
Augenblick stand das arme Kind in Flammen,
so daß es am ganzen Körper braun gebrannt
war, ehe Hülfe kam. Nach 4stündigen Qualen
gab es seinen Geist auf. Wiederum eine ernste
Mahnung, besonders sür Eltern, welche .das Pe-
troleum so oft zu diesem Zwecke gebrauchen in
Gegenwart ihrer Kinder.
* Stuttgart, 21. Mai. (Prozeß Hegcl-
maier.) Die Urtheilsgründe des Disziplinarhofs
besagen im Wesentlichen: Die Anklage ist nicht
im vollen Umfange erwiesen. Hegelmaier habe
eigenmächtig gehandelt bezüglich der Wiener Reise,
der Geldanlage bei Rümelin, der Bäderreise und
der Hafeneinweihung. Eine Bedrückung wurde
nur im Falle Dr. Mayer angenommen, wo er ge-
hässig und sittlich verwerflich handelte. Disziplin-
losigkeit ist mehrfach erwiesen, besonders im Fall
des Zimmermanns Maier. In vier Fällen, näm-
lich im Fall EmbS, ferner betreffend Ehrener-
klärung an die Mitglieder des Landgerichts, im
Ferienkof: erfahren und im Verfahren bezüglich des
geisteskranken Maier, habe er sich einer Verletzung
der Wahrheit schuldig gemacht. Auf der Bäder-
reise habe er zwar keine unsittliche Hanvlung aus-
geführt, aber sich seines Amtes nicht würdig be-
nommen. Das Verhältniß zu den bürgerlichen
Kollegien war hauptsächlich durch seine Schuld ge-
trübt. Hinsichtlich der Strafe kam Artikel 47 der
Verfassungsurkunde und das Verwaltungsgesetz von
1891 (letzteres für die wenigen Strasthaten, di?
nach dem Inkrafttreten des Gesetzes vorkamen) in
Betracht. Es lag die Frage vor, ob die obenge-
nannten Verfehlungen Hegelmaier's im Zusammen-
hänge nicht geeignet seien, ihn des Amtes zu ent-
heben. Jn's Gewicht fielen hierbei seine Angriffe
gegen seine Vorgesetzten, das Verhältniß zu den
bürgerlichen Kollegien und der Mangel an Wahr-
heitsliebe. Andererseits fielen mildernd in's Ge-
wicht die Angriffe, die er in Heilbronn zu erfahren
hatte, das gegen ihn eingeleitete prozessuale Ver-
fahren, aber auch sein, den Heilbronnern ^bekannt
gewesenes Naturell. Den Vorwurf der Ünwahr-
haftigkeit haben die Anklage nicht in vollem Um-
fange aufrecht erhalten können. Endlich müsse fest-
gestellt werden, daß er nie eigennützig oder zum

satz ganz gleich^ ist der Beachtung werth. Besaß
Ihre Frau viele solcher Spitzen?"
„Von diesem Muster nur die an Ihrem Leichen-
kleide, sonst keine. Dieses Kleid wurde in London
für sie angefertigt."
„Wir wollen diese Spitzengeschichte genauer
untersuchen, mein Lord. Wer mit so viel Geschick-
lichkeit, ohne Mühe und Ausdauer zu scheuen, die
verstorbene Frau vorstellt, verfolgt damit einen
Zweck. Was dieser Zweck ist, das müssen wir
ergründen. Wissen Sie irgend Jemanden, der sich
Ihrer Heirath mit Sylvia Monk widersetzen würde?"
„Ich wüßte Niemanden. Meine Heirath mit
ihr wird als etwas Selbstverständliches betrachtet",
erwiderte Lord Chetwynd.
„Hm!" sagte Bisset mit einiger Bedeutsamkeit;
„Sie müssen mich nicht für gar zu neugierig
halten, mein Lord, aber da sie meine Hilfe bei
Lösung dieses Geheimnisses von dem Gespenste
Lady Chetwynds in Anspruch nehmen, muß ich
Sie bitten, vollkommen offen mit mir zu sein, und
mir auch genaue Auskunft über Dinge zu geben,
die mit der fraglichen Angelegenheit in Zusammen-
hänge stehen. Ich muß jedes Glied Ihres Haus-
haltes kennen, Dienerschaft und Alle. Um mit
den Ihnen zunächststehenden Hauptpersonen zu be-
ginnen, wer ist Fräulein Monk?"
(Fortsetzung folgt.)
Meines JeuMerrLon.
* Viel glücklicher lebten oft Frau und Mann,
wenn sie folgende Lehren annehmen würden: 1.
Wenn man sich bemüht, die häuslichen Vorkomm-

Schaden der Stadt handelte. In freier Würdigung
dieser Punkte vermochte der Disziplinarhof es nicht,
die Strafe der Amtsentsetzung, die seine Eristenz
vernichte, auszusprechen, sondern erkannte, wie be-
reits mitgetheilt, auf 100 Mark Geldstrafe sowie
die Hälfte der Kosten, abgesehen von den Kosten
für die Sachverständigen. Eine höhere Strafe zu
erkennen, verhindere das Gesetz.
* Ulm, 21. Mai. Der Friseurlehrlinz Müller
wurde heute früh im Hause seines Stiefvaters,
des Wagenwärters Eisenbart, im Bett mit auf-
geschlitztem Bauche aufgefunden. Von dem Tbäter
fehlt bis jetzt jede Spur.
* Ma'uz, 22. Mai. Ein in einer hiesigen
Fischhandlung bediensteter junger Mann feuerte
gestern Nachmittag aus Eifersucht auf ein Laden-
mädchen, mit welcher er früher ein Verhältniß
hatte, durch die Scheibe einen Schuß ab, glücklicher
Weise ohne im Laden Jemanden zu treffen oder
zu verletzen. Davon eilend, von mehreren Personen
verfolgt, blieb der junge Mann in einer Seiten-
straße Plötzlich stehen und feuerte sich eine Kugel
in den Kopf und zwar so wohl gezielt, daß er
alsbald entseelt zusammenstürzte.
* Mainz, 22. Mai. Die vor einigen Tagen
bei dem nahen Kostheim unter dem Verdacht der
Spionage verhafteten Franzosen sind wieder ent-
lassen worden. Wie man hört, haben sich die-
selben als harmlose Touristen entpuppt, die die
Unklugheit begangen hatten, hier und da irgend
eine schöne landschaftliche Ansicht durch einen Mo-
mentphotographen aufzunchmen.
* Kassel, 22. Mai. Ein Straßenkravall
wurde gestern durch fremde Maurer herbeigeführt.
Polizei und Militär machten von der blanken
Waffe Gebrauch. Viele Verhaftungen wurden vor-
genommen.
" Leipzig, 22. Mai. Postassistent Ullrich ist
seit Sonntag nach Unterschlagung von Wertbbriefen
im Betrage von mehreren hunderttausend Mark
flüchtig.
* Berlin, 22. Mai. Die „Statistische Korre-
spondenz" meldet: Nach amtlichen Berichten war der
Saatenstand in Preußen Mitte Mai folgender:
Winterweizen 2,4, Sommerweizen 2,3, Winterspelz
1,9, Sommerspelz 3,0, Winterroggen 2,3, Sommer-
roggen 2,5, Sommergerste 2,4, Hafer 2,5, Kar-
toffeln 2,4, Erbsen 2,6, Klee 3,4, Wiesen 2,5-
Es bedeutet 1 sehr gut, 2 gut, 3 mittel, 4 gering,
5 sehr gering. Die Befürchtungen des Aprilberichts,
daß die anhaltende Trockenheit den Saatenstand
verschlechtern könne, sind theilweise eingetrossen, ins-
besondere haben die Saaten in Ostpreußen und
Westpreußen gelitten. Die Nachtfröste des Monats
Mai richteten in einzelnen Gegenden schweren
Schaden an. Aus Brandenburg, Pommern, Posen,
Schlesien, Schleswig-Holstein, Hannover, Westfalen
und der Rheinprovinz wird furchtbares Wetter ge-
meldet.
* Bocholt, 21. Mai.' In dem holländischen
Nachbarorte Winterswyk sind beim Baden 3 Knabe»
ertrunken.
' Wien, 21. Mai. Entmenschte Kinder ver-
übten eine fürchterliche Unthat in Borkut (Ungarn)
der 13jährige Knabe und das 11jährige Mädchen
des Waldhüters Cstch ermordeten den eigenen Vater,
während er schlief. Der Knabe spaltete dem Vater
mit einem scharfen Beile den Kopf, und beide
schleppten sodann die Leichs in den Wald, wo sie
dieselbe unter dem Laub versteckten. Die Kinder
wurden in Haft genommen; sie sagten, sie habe»
die That verübt, weil der Vater sie bestraft habe-
* Newyork, 21. Mai. (Überschwemmungen
haben enorme Schäden in dem ganzen Berggebiet
von Pemsylvanien und im Westen des Staates
Newyork verursacht. Die Bahn- und Telegraphen-
verbindung ist unterbrochen. In Jshnstown und
Williamsport in Pennjylvanien wurden Häuser
und Brücken fortgerissen, die Einwohner flüchtetet
sich. Die Schäden in Williamsport betragen ein?
Million Dollars. In Pittsburg und Johnstow»
sind je zwei Personen ertrunken.
nisse für sich zu bebalten. Als einen grimmig?"
Feind des ehelichen Glückes erweist es sich, wen»
Mann oder Weib sein häusliches Leid an die Glock?
hängt, oder auch nur dem Nachbar, der NachbarR
dem Freund, der Freundin in einer schwachen Stund?
zuträgt. Man soll keinem, und wenn er der ver-
trauteste Freund wäre, den Einblick gewähren
das Schreinlein, das den verborgenen Herzenskind
mer des Hauses birgt. Wer bei Nachbarn oder
Freunden Klage führt über das eigene Ehegespons/
erziebt einen Wurm, der die Liebe und das ehelich?
Glück zernagt. 2. Wenn man bemüht wäre, d>?
Ausgaben den Einnahmen anzupassen und d^
bei für einen Spar- oder Nothpfennig zu sorz?si'
3. Wenn die Eheleute sich bemühen wollten,
ihrem gegenseitigen Verkehr dieselbe freundliche Zuvor'
kommenheit zu beobachten, die ihren Brautstand ken»'
zeichnete. 4. Wenn ein Theil stets eingedenk s?fl?
wollte, daß der andere Theil ein schwaches, mensch,
liches Ehegeschöpf, kein Engel sei. 5.
jeder der beiden Theile den Entschluß faßte u»
ausführte, des anderen treuer Beistand, Trost u»^
Sorgenbrecher zu sein. 6. Wenn im KleiderschraN
weniger Gewänder von Sammet und Seide, "
denen man außerhalb deS Hauses glänzt, zu sink'?
wären und mehr einfache Kleider, durch
Schutz und Zier des Hauses erhöht werden.
Wenn sich die Eheleute in ihrer Häuslichkeit n>«
weniger liebenswürdig gegenüberständen, als in d
Häusern ihrer Bekannten. , >
" Der Michel beim Optiker. „I brauch "
Brill'n!" — „Weitsichtig?" — Na!" —
sichtig?" — „Na!" — „Nun was denn?"
„Durchsichtig!"
 
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