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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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21. Heft
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Benkard, Ernst: Die neue städtische Galerie in Frankfurt a. M.
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0698

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670

Der Cicerone

Heft 21

aus Deutschland, Frankreich und Italien — burgundische Plastik vom Anfang des
XV. Jahrhunderts“. Namentlich diese letzteren Stücke, von denen einige durch die
Veröffentlichung Direktor Swarzenskis im Münchener Jahrbuch bekannt wurden, zählen
zu den Interessantesten unter den ungefähr 40 vorhandenen Arbeiten. Ein zweiter
gleich intimer Raum ist dann der deutschen spätgotischen Holzplastik gegeben; von
dem Vielen, was hervorzuheben wäre, seien nur der heilige Georg, der Jörg Syrlin
dem Älteren zugeschrieben wird, eine Madonna mit Kind aus Ochsenhausen um 1460
angesetzt, die stilistisch der Multscherchen Madonna in Sterzing nahesteht, und eine
zweite Madonna aus Munderkingen in Oberschwaben vom Ende des XV. Jahrhunderts
erwähnt. Der dritte Raum ist der italienischen Früh- und Hochrenaissance Vorbehalten
und zeigt denn auch weiträumigere Proportionen analog der Gesinnung, aus der heraus
die Kunstwerke entstanden. Das monumentale Prunkstück bildet hier der Terrakotta-
altar mit der Himmelfahrt Mariä von Andrea della Robbia, der gleich der Athena als
Geschenk großherziger Gönner der jungen Sammlung einverleibt werden konnte.

Zur Villa Liebieg führt dann eine Treppe hinauf, in der in einem ersten Zimmer
die Funde der Menas-Expedition zur Schau stehen. Diese repräsentieren in dem
nunmehrigen Gesamtrahmen in interessanter Weise das plastische Wollen der alt-
christlichen Epoche. In den sonstigen Wohnräumen des Parterrestockes der Villa findet
man im wesentlichen neben einzelnen Holzskulpturen Werke der Kleinkunst in Terra-
kotta, Bronze und Silber. In zwei Wohnräumen kommt dann zum Schlüsse die Barock-
plastik zum Wort, von der wenigstens Christian Wenzingers Ölberg erwähnt sein mag.

Es ist natürlich nur im Rahmen dieses Berichtes andeutungsweise möglich, eine
Vorstellung von der reichhaltigen und interessanten Sammlung zu geben, die aber
für Frankfurt hoffentlich erst einen Anfang bedeutet, den zum Gesamtwerk auszubauen
den nächsten Jahrzehnten Vorbehalten sein möge. Man kann diesen Wunsch nur im
Interesse der Allgemeinheit aussprechen und hoffen, daß das Museum sich künftig so
entwickelt, wie es sich gegenwärtig präsentiert.
 
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