Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0757
DOI Heft:
23. Heft
DOI Artikel:Reiche, Richart: Das Rheinische Provinzial-Museum zu Bonn
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Das Rheinische Provinzial-Museum in Bonn
729
_L
Holländische Gemälde der Sammlung Wesendonk
Provinzial-Museum, Bonn
Die letzten zehn Säle 18 bis 27 enthalten die Gemälde-Galerie. Muster-
haft ist die kunstgeschichtliche Sichtung und Bezeichnung und die geschmackvolle An-
ordnung durch Dr. Cohen, der auch den wissenschaftlichen Katalog bearbeitet. Zu-
nächst sind die Crouten und Kopieen, die früher wahllos zwischen den Originalen
der Wesendonk-Galerie hingen, ausgeschieden und aus den echten Werken aller drei
hier vereinigten Sammlungen unter streng historischem Gesichtspunkt in den einzelnen
Sälen die großen Epochen und innerhalb dieser in den Kojen (die für die Belichtung
der auf den Rückwänden hängenden Bilder oft leider etwas zu tief sind) systematische
Unterabteilungen zusammengestellt. Das Arrangement der Bilder ist innerhalb dieser
festen wissenschaftlichen Rahmen mit viel Geschick nach dekorativen Grundsätzen
durchgeführt, wobei wichtige Bilder immer wichtige Plätze erhalten haben.
Der blaue Saal 18 birgt die Niederländischen Werke des XV. und
XVI. Jahrhunderts. Die führenden Schulen von Haarlem, Antwerpen und Brüssel,
an deren Werken man das Eindringen der italienischen Renaissance verfolgen kann,
sind reich vertreten mit Kirchenbildern, Genre- und phantastischen Stücken, Landschaften
und Porträts. Da ist Jan Mostaert mit einem Triptychon des Jüngsten Gerichts, Jan Scorel
mit der viel diskutierten Kreuzigung und einer Anbetung, die Cohen ihm zuschreibt,
Patinir mit zwei seiner feinen Landschaften, Lucas van Leyden, der Meister vom Tode
der Maria und der spukhafte Hieronymus Bosch. In Saal 19 folgen Pieter Brueghel
d. ä. und d. j., in einer anderen Koje rheinische und westfälische Maler.
Hier das für die Marianische Typologie so wichtige von Schlosser gedeutete nieder-
rheinische Altärchen vom Beginn des XV. Jahrhunderts mit symbolischen Darstellungen
der unbefleckten Empfängnis, dann in Gewandbehandlung und Typik (Lochner) be-
sonders interessant ein oberrheinisches Altarbild von etwa 1460, die Madonna mit
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Holländische Gemälde der Sammlung Wesendonk
Provinzial-Museum, Bonn
Die letzten zehn Säle 18 bis 27 enthalten die Gemälde-Galerie. Muster-
haft ist die kunstgeschichtliche Sichtung und Bezeichnung und die geschmackvolle An-
ordnung durch Dr. Cohen, der auch den wissenschaftlichen Katalog bearbeitet. Zu-
nächst sind die Crouten und Kopieen, die früher wahllos zwischen den Originalen
der Wesendonk-Galerie hingen, ausgeschieden und aus den echten Werken aller drei
hier vereinigten Sammlungen unter streng historischem Gesichtspunkt in den einzelnen
Sälen die großen Epochen und innerhalb dieser in den Kojen (die für die Belichtung
der auf den Rückwänden hängenden Bilder oft leider etwas zu tief sind) systematische
Unterabteilungen zusammengestellt. Das Arrangement der Bilder ist innerhalb dieser
festen wissenschaftlichen Rahmen mit viel Geschick nach dekorativen Grundsätzen
durchgeführt, wobei wichtige Bilder immer wichtige Plätze erhalten haben.
Der blaue Saal 18 birgt die Niederländischen Werke des XV. und
XVI. Jahrhunderts. Die führenden Schulen von Haarlem, Antwerpen und Brüssel,
an deren Werken man das Eindringen der italienischen Renaissance verfolgen kann,
sind reich vertreten mit Kirchenbildern, Genre- und phantastischen Stücken, Landschaften
und Porträts. Da ist Jan Mostaert mit einem Triptychon des Jüngsten Gerichts, Jan Scorel
mit der viel diskutierten Kreuzigung und einer Anbetung, die Cohen ihm zuschreibt,
Patinir mit zwei seiner feinen Landschaften, Lucas van Leyden, der Meister vom Tode
der Maria und der spukhafte Hieronymus Bosch. In Saal 19 folgen Pieter Brueghel
d. ä. und d. j., in einer anderen Koje rheinische und westfälische Maler.
Hier das für die Marianische Typologie so wichtige von Schlosser gedeutete nieder-
rheinische Altärchen vom Beginn des XV. Jahrhunderts mit symbolischen Darstellungen
der unbefleckten Empfängnis, dann in Gewandbehandlung und Typik (Lochner) be-
sonders interessant ein oberrheinisches Altarbild von etwa 1460, die Madonna mit