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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 16.1924

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Sauerlandt, Max: Die "Geschichte der Bayrischen Porzellan-Manufaktur Nymphenburg von Friedrich H. Hofmann"
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https://doi.org/10.11588/diglit.41564#0585

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Die „Gefd)id)te der Bay rifd)en Porzellan-
Manufaktur Nymptjenburg von Friedrid)
5- I)ofmann“ von max sauerlandt
Die lange mit größter Spannung erwartete Vollendung des umfaffenden Werkes
von Friedrid} 5. ßofmann über die bedeutendfte der füddeutfcßen Porzellan-
manufakturen ift mehr als eine fiegreid) beftandene Energieprobe — fie ift ein
Bekenntnis zu der Idee wiffenfcßaftlicßer Cüdjtigkeit. Denn diefe drei Bände, deren
Fertigftellung durch den Krieg und durd} die neuen organifatorifcßen Aufgaben, die
fid} dem Verfaffer mit der Umwälzung aller Verßältniffe in der erften 3^it nacß dem
Kriege aufdrängten, zeitweilig in Frage geftellt fcßien, bilden nun ein Hauptwerk un-
ferer keramifcßen, ja unferer kunftwiffenfcßaftlicßen Literatur — nicht, weil i}ier eine
neue Methode der Forfcßung begründet wäre, fondern darum, weil ßier die Ent-
faltung eines der bedeutendften künftlerifd}-wirtfd}aftlid}-tecl}nifd}en Unternehmens in
allen feinen weitreichenden Verzweigungen die gründlichste und fauberfte Aufarbei-
tung erfahren hat: die Wirtfd}aftsgefd}ichte und Organifation, der Werkbetrieb und alle
Fragen des Perfonalbeftandes, endlich die künftlerifche Produktion und der Vertrieb
werden mit der gleichen Sorgfalt und Sachlichkeit auf Grund eines außerordentlich um-
fangreichen archivalifchen Aktenmaterials und der ausgebreitetften Benutzung der weit-
zerftreuten fad}gefcl}ichtlichen und biographifcßen Literatur geschildert.
Dabei hat Fjofmann es mit Recht vorgezogen, den ganzen umfaffenden Fragenkom-
plex, deffen Beantwortung feine Arbeit gilt, vertikal zu gliedern. Statt die technifche,
wirtfchaftliche und künftlerifche Entwicklung in zeitlicher Periodenfolge darzuftellen,
faßt er jedes diefer Fragenbündel in ein gefcßloffenes Buch zufammen, das die Ent-
wicklung vom Fabrikationsbeginn bis zum Jahre 1856 durchführt.
Damit wird der Vorteil gewonnen, daß die einzelnen Intereffentengruppen — und für
die Gefcßichte der Nymphenburger Manufaktur, wie für die der andern großen Manu-
fakturen des 18. Jahrhunderts ift nicht nur der Kunfthiftoriker, fondern ebenfo der
Fjiftoriker der Üechnik und der nationalökonomifchen Entwicklung intereffiert — ihren
Stoff beifammen finden, und daß den außerkünftlerifcßen Dingen, die fonft meift ein
wenig oberflächlich nebenher behandelt zu werden pflegen, das gleiche Maß der Ceil-
naßme gewidmet werden kann.
Die durch diefen Aufbau der Dispofition bedingten gelegentlichen Wiederholungen
und Verweife von einem Buch auf das andere wird der einfid)tige Lefer des Werkes
als leicht zu verfchmerzendes Übel — wenn es denn ein Übel genannt zu werden ver-
dient — gern in Kauf nehmen. Denn hier handelt es [ich, das muß mit allem Nach-
druck immer wieder hervorgehoben werden, nicht um ein Werk anmutiger kunftge-
fd)ichtlicher Belletriftik, fondern um eine wiffenfchaftliche Arbeit von vollem Gehalt,
deren Stil fid} immer auf der vollen Fjöhe der Aufgabe hält und in dem für den
Kunfthiftoriker wid}tigften dritten Buch, unter ftrenger Vermeidung jeden Überfchwangs
und jeder Phrafe, eine Folge der treffendften Charakteriftiken der führenden Künftler
der iYlanufaktur, vor allem der drei bedeutendften Modellmeifter, Franz Anton Buftelli,
Dominikus Auliczek d. Ä. und Johann Peter Melchior darbietet.
Für die ftiliftifche Entwicklung der künftlerifchen Produktion Nymphenburgs von be-
fonderer Bedeutung ift die Auffindung und 3ufammenftellung der Überrefte des im Jahre

1 Drei Büd)er in drei Bänden (XIV u. 732 S. mit 12 farbigen, 12 Autotypie-Cafeln u. 2 Marken-
tafeln mit der Wiedergabe von 133 Marken und Signaturen). Karl Cd. Fjierfemann, Leipzig 1921
bis 1923.

Der Cicerone, XVI. Jaforg., Ijeft 12

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