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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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Januar
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Bestellungen auf -ie „Heidelberger
Zeirung" nebst Beilage „Heidelber-
ger Familienblätter" für das mit 1.
Ianuar 1863 begonnene 1. Quartal
werden fortwährend angenommen.

Die Expedition

* Politische Umschau.

Die ilächsten Schritie, welche sich an die
fortflesktzten Versuche,» Pkeußen aw Bunde zu
majoristren, dieffells knüpsen würden, stnd,
wic der „Berl. B.-Ztg." verfichert wird, von
dem Ministerium bereits sestgestellt. Unter
Anderem würde Preußen auf einen seiner Auf-
faffung widersprechendcn Beschluß über daS
Delegirten-Projcct mit dem Antrage antwor-
ten, ihm das in den Bundesfestungtn vorhan-
dene Kriegs-Materia! sofort zurückzugeben.

Die „Militärischen Blätter" bringen der
Armee zum Neujahrsgruß den Wunsch nach
einem frischen fröhllche» Kricge und geben
dann zur Militärorganisations- und Budget-
frage ihre Meinung in folgender Weise ab:
,,Die Armee ist kein Object, worüber zwischen
der Regierung und den Abgeordneten zu strei-
ten wäre; die Armee ist lediglich ein Werk-
zeug in der Hand Sr. Majestät des Königs,
und ihrc Organisation wie ihr Gebrauch wird
niemals und unter keincn Umständen von einem
Votum des Abgeordnetenhauses abhängig ge-
macht werden. Dem Rechte des letzteren zur
Budgetberathung steht das Recht des Königs
als alleiniger Oberbefehlshaber der Armee
gegenüber, und wo beibe Rechte collidiren, da
habcn die Abgeordneten zn weichen, weil das
königliche Recht das höhere und ältere ist.
Daß nach diesem Grundsatze vcrfahren wer-
den wird, deffen können wir uns getrösten,
und welche Maßregcln auch Se. Majestät für
die Armcc beschließcn mag — fle werden im-
mcr ein Ausfluß der lanbesväterlichen Erwä-
gung der Bedürfniffe und Kräfte des Htaa-
tes, und niemals eine Folge ver Beschlüffe
dcs Abgeordnetenhauses scin, welchem die Ar-
mee in keiner Weisc und nach kciner Richtung
hin unterstcllt werden wird." (Jn Oesterreich
hat stch did Regierung dem Reichsrathsbeschluß,
bczüglich des Absatzes von 6 Millionen beim
Militärbudget, unterworfen.)

Nach der „Chemnlßer Zeitung" haben von
der Erlaubniß zur straffreien Rückkehr die säch-
stschen Flüchilingc in der Schweiz mit Aus-
uahmc eines einzigcn keinen Gebrauch ge«
macht.

Die „Rheinische Zeitung" sagt in Beziehung

auf das Säbelgeraffel, däS auf einmal wieder
von Berlin her laut wird: „Es werben nun
gewiß nicht acht Tage vergehen , oyne daß
von den bekannten servilen Zeitnngs - Corre-
spondcnten ein großes KriegSqeschrci crhoben
und Zedermann für einen Landesverräther er-
klärt wird, der nicht mit Hcrrn v. Bismarck
in den Krieg gegen Oesterreich und die ihm
verbündeten Würzburger ziehcn will. Für
Herrn v. Bismarck's Pläne werden die preu-
ßischen Freistnuigen niemals zu. Felde ziehen.
ÜebrigcnS ist cs leicht zu erkenneii, wie der
Kriegslärm nur an die Adreffe Oesterreichs
gcrichtet, aber im Grunde zur Einwirkung
auf andere Leute bestimmt sein dürfte. Man
wiü das Abgeordnetenhaus einschüchtern und
zu Opfern zwingen."

Die Abrcffen allein thuen es nicht! Die
„Kreuzzeitung" verhöhnt (nicht ohne einigeS
Recht) die Petitionslnst der Liberalen. Sie
erinnert, daß die Berliner Stabtverordneten
im November 1843 eine viel entschiedenere
Adreffe als gegen von Bismarck, gegen daS
Ministenüm Brandenburg-Manteuffel gerichtet,
und später Hrn. von Manteuffel zum Ehren«
bürger von Berlin gemacht haben.

Jn Fulda und Hanau ist ben 5. Jan.
der Jahrestag dcr knrhesstschen Verfaffnngs-
proclamirung (1831) sestlich begangen worden.
Manches patriotischc Wort wurde gesprochen,
und zum Schluffe eine Sammlung für den
Nationalfonds veranstalket, welche gegen 200
Gulden ergab.

Die Hauiburger „Rcform" theilt die Grund-
züge eines Vortrags „über Erblichkeit" mit,
dcn Profeffor Virchow im Athenäum zu Ham-
burg mit großem Beifall gchalten hat. Er
hob u. A. Folgendes hervor: „Die beständi-
gen Heirathcn untcr Bluisverwanbten durch
mehrere Generationen hindurch sührten zu De-
generation, zu Entartung. Die fürstlichen
Dpnastien, die am häufigsten in diesc,m Falle
stnd, stehen, waS Geisteskrankheiten in der
Familie betrifft, gegen andere gcwöhnliche
Menschen in dem statistisch ermittelten Verhälk-
niß von 60 zu 1. Zm spanischen Negenten-
hause wurde die Cpilepste erblich und ging
von da auf das HauS Lotharingen über."
(Zn einem andern Hause soll Gehirn-Erwei-
chung oder wenigstens Schwäche einzureißen
drohen.) Es ist damit eine Erscheinung ange-
deutet — Erblichkeit ber Krankheiten — die
überhaupt zu ganz neuen Forschungen auf sta-
tistischer Grundlage aufforbert. Wir haben
schon früher auf dic Ergcbaiffe der Untersu-
chungen Boubins hingewiesen, die kaum einen

Zweifel darüber bestehen iaffen, daß die Hei-
rathen nahcr Verwandten ein unverhältniß-
mäßigeS Contingent zur Gesammtsumme dcr
Taubstummen liefern.

Zum Neojahrabend bringt das Abendblatt
der amtlichen Wiener Zeitung einen Artikel,
in dem es u. A. heißt: „Mit freudigen, ge-
hobenen Gefühlen steht Oesterreich heutc wie-
der ein Jahr zu Ende gehen. Mancher Zwei«
sel, der früher beunruhigen mochte, liegt hin-
ter «ns; der damalS Zagende fühlt fich heute
beiname beschämt, und die Zuverstcht, die
selbst unter schwierigen Verhältniffen nicht an
Oestcrreichs Stern verzweifeln wollte, findet
jetzt dea Lohn in dem Ergkbniffc, daß sie alleia
auf der richligen Spur war. Wie nach Zn»
nen, begegnet der Blick auch nach Außea lröst-
lichen unb erfreulichen Erscheinunge». Wer
empfände nicht die tiefe Wahrheit ber Worte
der Thronrede: „„Das Vertruuen auf' die
Kraft Ocsterreichs hat stch mächtig gehobcn,«»
und „„ungctrübt stnd uns' die Segnungen
des Friedens erhalten geblicben!"" Nicht
vereinzelt, nicht isolirt nimmr Oestcrreich skiiien
hervorragcnven Platz im Rathe EuropaS ein;
die Gesinnungen seiner alken Änhänger haben
stch befestigt, neue Freunbe sind zu ihm her-
angetrete», und der Groll seines GegnerS,
wir können zum Glück nicht anbers alS ia
der einfachen Zahl sprechen, hat seine Wir-
kung eiygebüßt, weil derselbe keinen Grund,
keinen AuhaltSpunkt findet. U»d so trill Oester-
reich getrost in-das neue Jahr ein, unerschüt-
terlich an seinem alien GlaubenSbekenntniffe
haltend: Achiuiig fremb», Wahrung eigener
Rechte; .treu de« FreuiiIiKMM wea» es benn
je sein müßte, stark unv fejfim nochgidrungc-
nen Kampse gegen Unglimpf, der eS steis un«
verdient treffen würde, weil eS ihn ni« herauS-
zufordern pstegt."

Die Wiener „Preffe" bringt nachträgliche
Neujahrsbclrachtungen. Sic schreibt am Abend
des 1.: Der heutige Tag, der Neujahrstag,
hat nicht gcbracht, was Viele erwarteten. We-
der das Preßgesetz, noch die Preßamnestie,
noch irgend ein anderer legislatorischer Act,
deren eine nicht geringe Zahl nach reichsräth«
licher Erledigung nvch ber kaiserlicheu Sanr«
tion harrt, ift publicirt worben. Die „Ostd.
Post", welche das Ausbleiben der für heute
erwarteten Amüestic vorher gewußt zu haben
scheint, gibt unverholen dem schmerzlichen Ge-
fühl der Enttäuschung Ausdruck: ste glaubte,
daß diese Amnestic nicht blos vom Stanbpunkie
des Gemüthes, der Barmherzigkeit, sondern
vielmehr vom Stanbpunkle res VerstandeS,

Drr Sazar

teim Bcginn scincs IX., i» 100,000 Eremplarcn
erschcinenden Jahrganges.

Dic Leipziger Zeitung vom 11. December 1862
und nach ihr das Börsenblatt für den dcutschcn
Buchhandel Nr. 154, vom 15. December, enthiel-
ten solgenden Artikel:

Lcipzig, 6. Dccember. Es ist noch nichtlange
her, daß cs für unmögltch gehalten wnrdc, in Deutsch-
land jcne großartigcn Erfolge zu crzielen, dcrcn
fich die Preffe Englands und Frankreichs rühmcn
kann. Die mitunter ungeheure Verbreitung engli-
scher und franzöfischcr Zeitschriften wurdc inDcutsch-
land bewundert uftd hier — für uncrreichbar gc-
halten. Daß dies ein Arrthum war, dafür liegen
in mehreren deutschen Unternehmungcn die glän-
zcndstcn Beweise vor. Auch wir sind in dem Falle,
heute über ein periodischcs Unternchmcn zu berich-
ten, «elches nach achtjährigem Bestehen jcht in der
cnormcn Anzahl von 100,000 Eremplaren verbret-
tet wird. Mit dieser Auflage nämlich hat soeben

„Dcr Bazar. Jllnstrirte Dameu-Zcitung"
seinen IX. Zahrgang bcgonnen.

Wir würdcn sclbst an cinen so außerordentlichen
Erfolg nicmals geglaubt habcn, wenn uns nicht
bei cincm Gange durch die Teubner'sche Officin tn
der lctzten Woche dcs Novcmbcr die überraschendc
Erschcinung entgegcngetrcten wäre, daß 10 Schncll-
preffcn nur mit dem Druck deS „Bazar" beschästigt
waren, und wenn uns ntcht die barauf eingczogc-
nen Erkundigungen das Factum ciner skändigcn
Auflage »on 100,000 Eremplaren vollkommcn be-
stätigt hättcn.

Plan und Tendcnz des „Bazar" sind bekannt.
Ncben ciner unterhaltenden unb bildenden Lectürc
gibt er nnsern Fraucn und Töchtern Anleitung zur
Sclbstanfertigung aller Gegenstände, welche in das
Bercich cheiblicher Handarbeiten gehören, also der
gesammtcn Damen-Garderobc, Lcibwäsche und Kin-
der-Garderobe, und verbindet damit eine Fülle er-
probter HilfSmittel und Recepte für das ganze Gc-
bict der HauSwirthschaft, zu dercn vorthetlhafter
Anwcndung jedc HauSfrau mchr odcr «enigcr Ge-
lcgenhett hat. Bet dieser practischcn, mit unvcr-
kcnnbarem Geschick verfölgten Aufgabe kann es ntcht

verwundern, daß der „Bazar" tn sciner dkutfchea
Ausgabe nicht allein in Deutschland, sondern in
Tausenden von Ercmplaren auch in Rußland, Nor-
wegen und Schwcdcn, DLnemark, England und
Amerika verbreitet ist; ja selbst nach der Türket,
nach Jndien, Australien u. s. w. hat er scinen Weg
gcfunden, und seinc Verbreitung ist auch in diesen
fernen Ländern tn fortwährcndcm Wachsen bcgrif-
fcn. Scin Einfluß ist abcr nicht auf diescn aus-
gedehnten WirkungSkreis bcschriinkt. Jn Frank-
reich wird der „Bazar" in einer zu Parts erschet-
nenden französifchen Ausgabc in 30,000 Erem-
plaren verbrettet, und wicderholt ist von franzö-
fischen Zettungcn hcrvorgchoben wvrden, daß setne
vortrcfflichen Muster und Vorlagen wesentlich dazu
beitragcn, die scither in den gebildctcn Familien
FrankrcichS fast gar nicht gcübtcn weiblichen Hand-
arbeiten auch dort tmmer mchr zu Ansehen und
Geltung zu bringen. Außerdem crschetnt der „Ba-
zar" mit ClichoS der deutfchcn Holzschnitte tn spa-
nischer Uebersetzung zu Eadir, und in London wcr-
dcn scine sämmtlichen Jllustrationen mit englifcher
Uebersetzung dcs deutschc» Tertes gedruckt. ES kann
demnach mit Fug und Recht bkhauptet «erden, daß
 
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