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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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Januar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2820#0063

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daß di'e Herzogin von Genua nächstens nach
Neapel qehen nnd daselbst einen längern
Aufenthalt nehmen wird.

Dänemark

Kiel. Die „Eckernförder Zeitung" erzählt
ei'nen Vorfall von unerhörtcr Barbarei. Di'e
Polizei in Eckernförde ließ den 9jährigen Sohn
cines dortigen Schlächtermeisters durch Büttcl
mit Rnthen auspeitschen, weil derselbe auf
der Straße mit einem Zweige nach einem Rei-
ter geworfen und dudurch das Pferd etwas
scheii gemacht hatte. Vergebens waren alle
Bemühungen des Vaters, vergebens die Jn-
tervention des Reitcrs selber (eines Barons
v. Plcffen). Der Vater veröffentlicht den Fall
mit allen Einzelheitcn und theilt zum Bcweis,

< daß sein Kind ein gutgeartetes sei, dic vorlreff-
lrchen demselben ertheilten Lehrcrzcugniffe mit.

A m e r i ka

New-Aork, 3. Januar. Dic Proclama-
tion bes Prästdenten Lincoln ist erst gestern
veröffentlicht worden. L>ie erklärt für immer
frei die Sklaven in Arkansas, Teras, Louistana,
Mississtppi, Florida, Georgia, Süd-Carolina,
Nord-Carolina und West-Birginien, ausge-
nvmmen in einigen gewiffen Grasschaften und
Bezirken, die von den Unionistcn besetzt sind;
und erklärt ferner, daß ihre Freiheit aner-
kannt und aufrecht erhalten werden soll durch
die Regierung und die Behörden der Land-
und der Seemacht in den Verein. Staate».
Alle Grcnz-Sklavenstaate» sinb ausgenomme».
Die Proclamation schärft den so frei Erklärten
ein, sich aller Gewaltthätigkeiten, außer in der
Nothwehr, zu enthalten, und empsichlt ihnen,
in allen erlaubten Fällen getreu für ange-
meffenen Lohn zu arbeiten. Weiterhin erklärte
sie, baß die Sclaven in die Armee und Flotte
dcr Unioii aufgenommen werden sollen, und
schließt, indem sic die Verfügung einen Akl
der Gerechligkeit ncnnt, der vurch die Ver-
faffung bei militärischer Nothweiidigkeit gcstattet
sci, und das ruhige Urtheil der Menschen nnd
den gnädigen Schutz des allmächtigen Gottcs
anrust. Die republikanischen Blätter biüigen
die Proklamativn, die demokratischen neiinen
sie unklug, unzeitig und unconstitutionell —
General Saaton, der Militärgouverneur iu
Port-RoKal(Süb-Carolina), hat an dic Negcr
in seinem Distrikk eine Proclamation erlaffen,
worin cr es ihnen alS ihre Pfltchl bezeichnct,
die Nachricht der Befreiung ihren noch in ber
Sklaverei schmachlendcn Brübern zu über-
brinqen.

New-Avrk, 4. Jan. Zufolge ben lexten
Nachrichten aus Mursreesboro waren die Univ.
niftkn wahrichetnlich bereits am Nachmittag
des 2. Januar tm Bcsiße der Stadt. General
Rosenkranz haue in der vorhergegangene»
Nacht seine Sireukräste reorganisirt und irieb
die Skceffionisten zwei Mciien weit zurück,
nachdem er Verstärkung erhalten hatte. —
Nach Berichtcn aus dem Unionslagcr hat dte
Schlacht von Vtcksburg fnnf Stunben ge-
bauert. Die Seccffionisten lvurden aus ihren
Vcrschanznngcii hinter der Stadt getrieben.
Am folgcnben Tag erneuerte ber unionistische
General Sherman den Kampf und nahm eine
starke Posrtion ber Feinde. — Das Panzer«
schiff „Monitvr" ist am 3t. Decbr. in Grunv
gebohrt worden. — Zn Kentuckp herrscht große
Ünzufriedenheil unter den Fretwiüigen wegen
ber Emancipaiioiisproclamation des Prüsiden-
ten, und in Folge deffen droht untcr den
Truppen in KentuckK Dcmvralisation einzu-
reißen; viele Ofsiciere nehmen rhre Cntlaffung.
— Südstaatliche Berichl« geben die Zahl der
in dcr Schlacht bei Fredericksburg gcsangen ge<
nommenen Unionistcn auf 1626 an.

Auö Meriko ist der Wes.-Ztg. ein Privat-
schreiben zugegange», welchem wir Folgcnbes
entnehmcn: „Daß die Franzvsen iu Kurzem
im Bcsitzc der Hauptstadl sein werden, untcr.
liegt kaum eincm Zweifel. Aber damit be-
giuneli erst die eigentlichen Schwierigkeitcn
für sie. Das Land ist so ausgebehnt, die
größern Stäbte liegen so entferiit von ein-
ander, daß, um nur die wichtigsien zu besetzen,
und um die nöthigc Verbindung unter biesen
Plätzen aufrecht zu erhallen, wenigstenö 80
bls 100,000 Manu erjvrberilch seiu ivcrden,

daruntcr 10—12,000 Pferde, die ketzteren sehr
nöthig, um dem Guerillakriegc ein Ende zu
machen. Entwickeln die Franzosen nicht diese
Streitkräfte, so ist es unmöglich, daß sic stch
zu Herren des Landes machen oder nur Ruhe
stiften. Ein fernerer Urnsiand, ber wohl zu
beachten, ist, daß es vollkommen falsch ge-
rcchnet hieße, wenn L. Napoleon glaubt, Me-
riko wäre sofort im-Stande, seine Truppen
zu unterhalten. Das Laud ift völlig ausge-
sogen und verarmt bei der herrschenden Anar-
chie täglich mehr. Meriko ist eines der reich-
sten Länder der Erde; sein Mineral- und
Produktenreichthum sind bei einer guten Re-
gierung im Laufe von 8—10 Jahren einer
ganz unberechenbaren Entwicklung fähig, aber
ähnlich seinen reichen Minen, bei benen man
zu rechnen Pflegt, daß, um sie prsduktiv zu
macheu, vorerst eine halbe Million Thaler
hineingestcckt sein muß, bleibt Alles Sand und
Stein unb Wüste, wenn nicht Anfangs von
draußen bie fehlenden Hilfsmittel beigebracht
werden. Zu ber völligen Verarmung dcs
StaatcS alS solchen kommt nun noch die totalc
Unfähigkeit der Merikaner, durch Sparsam-
keit und Ordnung den Finanzcn wieder auf-
zuhelscn. Die Regicrungen, eine wie die an-
dere, waren wie ein reicher Verschwender,
welcher Ländereien viele MrÜivnen werth be-
sttzt, aber unfähig ist, sie zu verwalten, ohne
Crevit, ohne Baarsoud, bagegen arg verschul-
det und obendrcin von den halbverwildcrten
Jnsaffen fvrtwährend bestohlen. Mit schwa-
che» Mitteln ist nicht abzuhelfcn. Auch wür-
den sich seinc Gläubiger schwer täuschen, wenn
sie etwa meinten, um sich bczahlt zu machen,
genüge es, eincn Theil seiner Ländepeien oder
alle mit Beschlag zu belegen, dcnn diese pro-
duciren fast nichtö. Wollte man sich bezahlt
machen, so müßte man, um bic im Schooße
der Erde schlummernden Reichthümer ans Licht
zu förbern, zugleich Arbeiter, Lebensmittcl,
Werkzeugc und Betriebskapital in genügenvcr
Menge mitbringen. Die besitzende Klaffe in
Mcriko ist mehr oder weniger günstig für bie
Franzosen gestiinint. Aber die Leute sind furcht»
sam, sie habcn bereitS ben größtcn Thcil ihres
Vermögens durch bas langjahrige Plünde-
rungsjpstem verloren und suchen den geringen
Rest diirch äugstiiches Verstecken zu retten.
Von ihnen also haben die Franzosen keine
Hilfe zu erwarten."

Neuefte Machrtchten

New-Aork, 5. Jan. Die neuesten Nach-
richteu aus Merico melven, daß die Fraiizvsen
Puebla eingenommcn haben, wosclbst sie Ver-
stärkungen erwarteien, um gegen die Haupl-
stadt Merico vorzurücken.

New-Nork, 5. Jan., Abends. Ein dem
Congreß vorgelegtcr GesetzeSentwurf gibt der
Regierung Crmachtigung zur Ausgabc von
300 Millionen Schatzscheinen sowie von 300
Millivnen sechsprocentigen Obligationcn mit
ein-, zwei- unv oreijäyriger VerjaUzeit und
SOO Millionen sechöproceutiger mit zwanzig-
jähriger Verfallzeit.

New Aork, 6. Zan. Die «secessionisten
haben Murjreesbvrv geräuiiit, welches bie
Ünionisten währcnd der Nacht bejetzten. Auf
der Cisenbayn von Knorville habeu sie ben
Verkehr nach Richmond abgcjchnitten. — Sher-
man hat Vicksburg ciugejchloffen. — Bei Lering-
ton in Teniicffe sind die Secesftonisten mit
Verlust von 1400 Maiiu unb einer bebeuten-
den Menge vön Waffen gcschlagen worben.—
Cs sollen 30 MiUivnen sür Besörberuiig der
Sclaveiicmancipativn verwendel werden.

Vermischte Nachrichten.

Ueber daS Unwelter tn den schweiz-rtschen Alpenpäffen
entnehmen wir schwetzertschen BlSltcrn: Der Gdtthardppaß
war sett dem 7. d. zwischen Slirolo nnd Andermatt dnrch
nngcheure Schncemaffen nnd Lawtnenslürze gespcirt. Am
IS. wnrdc dcr Paß sür Fußgänger passirbar, und cS find
dte Brtcsschaften dcS ttallenlsch-n EniterS dis zum 10. d.
in Lnzcrn -lngctroff-n. Am 14. hoffle man mtl Schltttkn
über den Bcrg zu kommen. Zm bnndnerischen Htaterih-in-
thal konnten am I I. d. 40 Mann oon Splügen ans ntchl
das 2 Stnnten -ntf-rntr Dors Htntcrrhein errelchen, ob-
wohl man thnen »on hter cntgcgengearbcttet hatte. Es
waren nenerdtngS 4 Elten Schncc gefaüen. Am 13. ge-
lang eS «ndltch, den Sptügcn mtl 70 Man» bts zur

Schweizergränze zu öffnen; »o» d» -ndnn Seite ware»
aber ketne B-rtchte «tngetroffen. Et» solcher Schneesall tst
sctt Menschcngedenken »tcht erlebt worden; an Stellen, wo
der Schnce ntcht zusammcngcweht worden, hatte >r etne
Höh- v°» S Fnß 4 Zoll erretch«. D-n Bcrnhardto hofft
maa bt« Donncrstag öffnen zn können. Der Juttrr, dtrser
sonst so mtldr Paß, konntr am 13. nur mtt glößter Müh-
praktitabrl gemacht werdc». Dik Uebergänge über den
Maloja, b-n Berntna und drn Of-nrr B-rg siad sett acht
Lagen geschloflrn.

Bon der Weser, 8. Jan. S-tt Wochen hnbe» wir
Hi-I schr mildes W-tter; MlttagS ost s Grad Wärme.
M-n gl-ubt tn England, daß in itesem Wtnter der Gols-
strom besonders krästtg nach Guropa herübrrströmc, woraus
fich auch dte Maffc von Haifischen tn d-r Nords-e erllärea
laffeu soll. Lhalsache bt-tbl daß wihrend g-genwärltg
in Rnßland und s-lbst tn Ostprrußrn strenge Kätte h-rrscht,
br! nnS wedrr Schnee noch Ets angetroffe» wird, und tn
den Sträuchern schon dcr Saft ßch rührt.

Aus Baden. Zn Bühl stcht ein Apfclbaum i»
»ollster Blüthe, etne tn dteser ZahrrSzett scltene Lrschetaung.
— Am lS. Zaa., Nachmittags gcgen 2 Uhr, sprang ein
anständtg gcklctdetcs Mädchca am Rhctndamme tn Manu-
hctm tn den Rhein, trtcb bts gegen bik Etsbreche und
sank dort, che Hllsc gebracht wrrdrn konntr, uatrr. —
Der Matn- und Lauberbol« bemerkt gclcgeatltch der Vcr>
th-tlnng der KrrtSgertchtSfitze und der dabrt stattgehadten
Umgehung WerthctmS: ,Eta Lrost ist thm geblirbea —
kin KretSgerichtSgebände, «as schwereS Gelb grlostct!" —
Zwtschcn dcu babtschen Etsenbahnftaltonen «taersctts und
ben bcicntendercn Staltone« der Psälztjchen Etsenbahaea
dcr K. Saarbrülkcn - Trterer, der K. Saardrülkcr und tcr
Rhet,»Rahr»Bahu andersetls tst etu btrecter Gütrroclkrhr
eingrrtchtct worden, welcher mtt Beaütznng d» zwtschen
Manuhcim und LndwlgShasen h-rgestelllen Trascct»
austalt am 8. t. M. sctaca Ansang genommea hat. —
ZnMannhctm wurde cin Bücgerverrtn gegründet, beffcn
Zweck Geselligkett unb gctsttge Anregung durch Schrtft nnd
Wort sctn soll. Zum Etnliltt tst jeder junge Mnan br-
rcchttgt, wctcher das 18. Lcbrnsjahr crreicht hat. Dtc Aus<
»ahmc crsolgt dnrch Kllgelnng uad dcr jähiltchc Beitrag tst
anf 4 fl. sestgcsetzt.

li AuS dem Unterrheinkreis, 14. Zaa. Mit drr
Zagd scheint es ta d-r gegenwärtlgen Zagdpeitode ntcht zu
bcsondercr Zusricdenheit der Pächter auszusrhen; üver drn
Rangct an Hasea tst wmtgstcnS dtc Klagc t» oiele» Ge>
geadensjetnc ztcmltch allgem-lac. Dtc Jagdsreande -tncS
OrtcS, wahrjchetlllich tn d-r Voranssetzung, thre Gemar-
knng mache von dtksem Mangel etne Änsnahme, lnden
jüngst thre Fr-liade a»s dcr Rachbarschasl zn etnrm Tretb-
jagcn ctn und der Lohn rtneS längern ZagcnS mit nage>
sähr ia Jägcrn und 2V Trribcrn soll — krtn etaztger
Hasc gewesen sctn. Anch ctn Ereigntß! —

rw: Mannheim, 18. Zan. Um «tne unnützc Zer.
spltltrrung der Sltaimen odcr cine ganz crsolglose Wahl
ti> dcm Wltuhcim-Ladiabllrgei Beztr! zu oerhülra, glanbrn
wtr dtr auS glandwürdtger Qnclle uas zugckommcnc Nach>
rtchl mtlthcilln zu müffen, oaß Hr. O.-G.-A. Kunzmana,
salls er gcwähtt werde» solltc, di-sc Wahl auS GeschäslS.
gründc» avzulehnc» cnkschloffen tst. Da nna dtejcaigeu
Wähler, wclchr demsrtbcn thre Sltmmen zn grbrn brab>
sichltgtrn, ohnr Zwelsct j-tzl noch dee Anflchl find, daß ein
tüchttg-r nnd dabct frctfinntgcr Rcchirgelehrtei fur drn
grgenwärligen Laudlag dcn Vorzug vor jedcm anderen, wenn
auch sonfl noch so würdigen Caadtdatcl, verdiene, so er>
achlen wtr rS sür Pfltcht, dcn H-rrn Ob-ramlSrtchlrr H ns>
schmidt hier wtcderholl dltngrad zn empsehlc». Einsendcr
dieses, dcm ctn^Urlheit tn dieser Sache znsteht, wied bet
setnem Voischlagc von dcm retastcn Znterefle sür das Wohd
d-S Vatcitandes gclcttct nnd cr ermächttgt dic Rcdactto»
dicscs BlaitcS, jldem Wähle« ans Vcrtaagen sctnen Ramin
zu nenaca.

st Heidelberg, 18. Zan. ll-ber das Ergebaiß, wcl<
chcS dte Untcrsilchung ter Mtttlärpfltchltgcn tm Oderamt
Hctdrlbcrg gclicsrrt hat, könncn wlr FolgendrS brrtchlcn:
Es wnrdcn im Ganzcn anS dcr Sladt u»d drm Obrramt
Hrtdilbcrg 103 Mann zum großh. Miltlär anSgehobril;
dicse Anzahl wnrte mtl Nummcr 298 »rctcht, dcren Träger,
wrnn wir rccht bertchlct stnd, zum Lctbgrcnadler.Rcgiment
gcnommcn wordcn tfl. Von Nr. 300 an wnrden dic noch
übrtgcn Pfltchtigcil ohne wcilcic Untcrsnchung entlaffen.

Polizeiliches.

Scit etntger Zcit tst cin Ulljug auf den htestgen öff-nt»
lichen Straßcn eingeriflen, d-r nicht stark genng gcrügt
werden tann. Es b-flcißigen slch nämllch mnlhwilltgc
Bllben, sobald dtc Dämmcrnng elnliüt, btö spät in dte
Nacht daö Publikum durch Wcrfen von Knallbomben sort>
währcnd zu erschrecken. Reizbare und schwache Leute haben
dabet AllcS zu bkfürchten uab -llch kräjllge Natnrcn wcrde»
nicht «rfrrut s-in durch das plötzllche starke Krachen unler
thren Füß-n. Wtr siud üb-rz-ugl, d-ß nnsrrc Poklzei AlleS
ausbtetet dic Schuldigcn zn enldecken, wolltcn abcr nochmalS
öffcntltch auf dtesen scandalöscn Unsug anfmerksam machen
nnd auch das Pnbltkum verantaflen, dtc Thäter znr A»>
z-tgc zn bringeo.

Geiverbverein.

Et'nladuna zum Rechciischaftsbkri'cht des Ver-
eiits Ulid Wahl des Vorstandcs Mtt geselliger
und musikalischer Abendunterhaltung
auf Dicustag, den 20. Januar. Abends 8 Uhr,
im Bereinslocal (Deutschcn Haus).
 
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