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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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Januar
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Colleg« Rollin, jetzt Profeffor an der Untver-
sität, ausersehen.

G n g l a n d

Londo«. Ein Memorandum einer
Anzahl angesehner Einwohner von Schlcswig.
Holstein ist soeben in Karl Blind's
Händc gelegt worden, um durch ihn zur
Kenntniß der hiesigen leitcnden Kreise und
des englischcn Publikums im Allgemeincn gc-
dracht zu werden. Das Mcmorandum zieht
eincn Vergleich zwischen dcr AlgKna 6darts
und dem Grundgesetz der Herzogthümer und
schildert »ntcr Anknüpfung an Earl Ruffels
neuliche Noten, die Rechtsverletzunqen, Be-
drückungen und die finanzielle Auösaugung,
die stch vas im eigncn Hause freie, gcgen die
deutschen Elbländer aber tNrannische Däne-
mark zu schulden kommen laffe. Der Stand-
punkt dcs Memorandums ist ein durchaus
freisinniger. Die Willkühr des kopenhagener
Hofes wird namentlich durch Citate auS
dänischen Quellen bewiesen; so durch An-
führung der Worte des ehemaligen Ministers
RaaSlöff und des emincnteii dänischen Rechts-
gelchrten und Ministers Anders Somdon
Oerstev, der sich einst gegen Einverleibungs-
politik und gegen die Sprachlpraniiei seiner
Landsleute crklarte. Das Memorandum ent-
hält auch in Budgctsachen sehr schlagende
Ziffern. Es verlangt bie Wiederherstellung
der staatsrechtlichen Trennungslinie zwischcn
Schleswig-Holstcin und Dänemark. Größerc
Auszuge ans dieser internationalen Beschwerdc.
schrist werden demnächst im „Hermann" und
den englischen Zeitungen erschcinen. —

S ch w e i z.

Bern» 19. Januar. Die Päffe über den
Bernhardin, Splügen, Julier und Maloja sind
mit großcn Mühen und Kosten endlich wieder
fahrbar gemacht.

Ueber das Unglück der Gemeinde Bedretto
(Desfln, in dem an der Südscite des Goit-
hards von Airolo gegen die Nufenen ausstei-
gendcn Thal) erfährt man folgcndcs Nähere:
Von einer ungeheuren Lawinc wurde 13 Häuser
mit 12 Familicn verschültet; mehrere Per-
sonen wurden nvch lebeud und 7 als Leichen
an's Tageslicht gezogen. 24 lagcn, als diesc
Nachricht abging, noch rettungslos unter cincr
ticfen Decke von Schnee und Gcröll begraben.
— Das Gerücht vvn der Verschüttnng von
27 Wegmachern am Gotthard hat sich bis jetzt
nicht bestäligt.

I talten

Ikov», 19. Jan. Heute hat der Herzog
von Saldanha dem Papst in öffentlicher Au-
dienz ein Beglaubigungsschreiben als portu-
gicsischer Gesandter überreicht.

B ö l g t e n.

Brüfsel, 20. Zan. Das „Etoils-belge"
melvet: „Gestern Morgen wurde dcm engl.
Cabtnet per Telegraph angezeigt, daß der Hcr-
zog von Coburg die griechische Krone abge-
lehnt habe. Der Hcrzog ist gestern Abend
nach Deutschland zurückgekehrt.

Schwe - e n

Stoekholm» 13. Zan. Der am vorigen
Mittwoch ben Reichsständen vorgelegte Re-
präsentationsvorschlag der Regicrung enthält
folgende Bestimmungen: Der Reichstag soll
aus zwci Kammsrn bestehen. Die Mitglieder
der einen werden ans den Landthingen und
dcn größeren Städten, die nicht zu irgend
einem LandthingskreiS gehören, gewählr. Zn
diese Kammer sind nur wählbar die, welchc
ihr 35. Lebcnsjahr zurückgelegt haben und ein
Vermögen von 80,000 Thlrn. oder eine jähr-
liche Einnahme von 4000 THIrn. aufweisen.
Diese Mitglicder erhalten keine Cntschädigung
sür ihre Wirksamkeit im Reichstage, Die Städre
u»d Landbewohner wählen die zweite Kammer.
Um zu dieser Wahl berechtigt zu sein, muß
man ein Vermögen von 10,000 Thlrn. oder
cine jährliche Einnahme von 800 Thlrn. be-
sitzen. Gewählt kann nur der werden, der
sein 25. Jahr überschritten und sich z» der
protestantischen Religion bekennt. Die Mit-
glieder der zweiten Kammer erhallen 1200

Thlr. als Entschädigung für ihre Mühe. Der
Reichstag wird aüjährlich am 15. Januar zu-
sammenticten; der König ist berechtigt, ihn
nach Verlauf von vier Monatcn aufzulösen.

Griechenland

Korf«, 17. Jan. Die jonischen Blättcr
widersprechen entschieden der Aeußerung, daß
die Jonier die Vkrcinigung mkt Gricchenland
nicht wollen; dic in Korsu und Zante statt-
gefundenen Demoiistrationen seien ein deutli-
cher Gegenbeweis, und wenn bis jetzt keine
großartigcren Kundgebungen staltgesunden ha-
bcn, so entspring» di»s lediglich aus Mißtrauen
in die Absichten Englands.

Amertka

New-Aork. Die Depeschen vom 5.,^die
mit dem „Great Eastern" angekommen sind,
besagen noch, daß Teras mii einer Znvasion
von Meriko aus bedroht sei, und daß 500
bis 10M Mann unler Cortensia bazu orga-
nisirt scien. Dcr Liverpoolcr Baumwollmarkt
war in Folge der aus Amerika eingegaiigencn
Nachrichten weniger bewegt. Wie vie New-
Zjork Tribune meldet, waren zwei junge Zu-
tavski, Neffen Koffuths, angckommen, um in
die univnistischc Armee einzutrelen.

Ein aus Charlesion i» Süd-Carolina vor
Kurzem in Norsolk angekommener britischer
Unterihan erzählt, daß vor seiner Äbreise von
Charleston dvrt 19 Neger gehängt wurdcn.
Sic hatlen Waffen in eigeiithumlicher Weisc
t^rsteckt. Es siei auf, Laß unler dcn Negern
ungewöhnlich viet Begradiussc vorkamen. Ein
Burger verstellie sich alS Schwarzer, folgte
cinem Leichenzug, unb machte so d,e Entde-
ckung, baß ver Sarg keine Leiche, sondern Sä-
bel, Gewehre und Paironen enlhiclt.

Uebcr den Unlergang dcS unionistischen Pan-
zerschiffs Monitor liegen solgende Delaiis vor:
Das Schiff sank i» der Nacht vom 31. Dec.
sudlich vom Cap Hatkeras a» der Küste von
Nord-Carvlina. ES lst vvm Schiff »ichls ge«
reitet. 38 Mann und 2 Ossiciere ertranken.
So ist denn der Mouilor dem Merrimac bald
nachgesvlgt. Die beiden Gegner überledlen
nur kurze Zeit den Ruhm, mil dem sie eine
Weile die ganze Welt ersüllt yalicn.

Neueste Nachrtchten

Kaffel, 21 Za». Z» der heutigen Sitzuug
der S tanveversammlung wurde der Än-
trag Oetker's aus formeUe Beseitigung der
wichtigsten, seit 1849 unb 1850 erlaffenen p r o-
visorischenGesetze uno Verorbnungen
einstlmmig angenommen. Der Landtngs-
kommissar ertheilre in dieser Beziehung
beruhigende Zusagen.

Dresden, 21.. Zan. Eine Franksurter
Correipondenz des „Dresd. Zournals" jagt,
daß die Abstimmung über bas Detegirtenpro-
ject in der morgigen Bundestagssitzung be-
stimmt st^ttfinben, daß aber oer Anrrag der
Ausschußmehrheit zwelseUos in der Mlnder-
heit bleiben wird. Die AntragsteUer, meint
ber Correspondent, würden hierburch nur ver-
anlaßt werben, ihre Nesormbestrebungen aus
eine anoere Basiö hinüber zu lelten.

Paris, 21. Zan. Zm Bulletln des „Mo.
niteur" wlrb gesagt, daß die Nachricht von
der Cinnahme Puebla's durch die Franzosen
lediglich dle Wlebergabe einer an der Börse
angeschlagenen Bostoner Depesche sei unv kei-
neswegs aus Glaubwürdigkeit Anspruch ma-
chen könne. Znzwijchen sei kaum anzuneh-
men, baß sie ganz ohne allen Grund sei.

Vermijchte Nachrichten.

»PaSquino" bringr eincn guten Witz über Napoleon und
den mertkanischen Feldzug. Ztalien habe nur 3 Ducati
(Worljpiel, ba ba- Worl äueat zugleich Herzog unb Du-
rato beveutet), Mertco werbe aber einen Napoleon kosten.

Aus Baden. Zm Zahre 1862 siud im Mittelrhein-
kreis 36 Personcn durch Unglücksfäile um'S Leben gekom-
men, und zwar durch ErfrLeren 1, Uebersahren 3, Pferd-
schlag 1, Herabstürzen lt, Ertrinken 11, Erdrüüen 4,
Verbrenucn 5. — Zm Seekreis sind im Laufe LeS ZahreS
1862 52 Personen ducch Unglückssälle um's Lcben gekom-
men, und zwar 39 Erwachsene und 13 Kinder. 6 durch
Ueberfahren, 19 durch Heradstürzen, 2 durch Ersttckeo, 1
durch dcn Schlag etves PserdeS, 10 durch Ertrinken, 2
durch Er-rücktwerdcn, 1 rn tzoige zu starkcn Vrauntwein-

genuffes. 1 durch Verbrerwen, 1 durch Erfrtereu, 1 durch
Verschlucken einer Stecknadel, 1 durch Blttz, 4 durch Hcrab-
fallen von Gegenständen und 3 durch Schlag oder Stoß
von Thteren oder Maschtnen.

Karlsruhe, 17. Jan. (Landwirthschaftl. Centralaus-
Gestern wurde etne Vorberathung über daS Ve-
terinärwesen gehalten und die Frage besprocheu: „Welche
Einrichtungen im Veterinärwesen sind tm Stande, den
Thierärzten eiue gtößere Wirksamkett und etne gesicherte
Stcllung zu verschaffen^ Es nahmen daran Thetl: dte
HH- Neg.-Ässeii. Vterordt, Thtrrarzt Verner, Dr. Schiu-
ztnger, Dr. Hcrth, Fribertch, tzöhlisch und Steiuer.

Heute Nachmttlag LVr ühr suhren die Mttglieder deS
großh. HandelSmlntsteriums, dec großh. CentralsteUe für dir
Landwtrthschaft, uud des EeatcaiauSschuffeS mit Ertrazug
nach Knteiingen, um dte dortigen Pserde zu besichtigen.
Alle Anwesenden waren erfreut über dte großen Fortschrttte,
dte durch bte GestütSanstalt hervocgebracht wurdcrr. Ebenso
war das Urthetl üver bte von der großh. LandeSgestütöan-
stalt in Norbdeutschland angekauften und tn Knieitngen
ausgestelltcn Stuten etn sehr günstiges. Mlt größter Be-
friedtguug kehrte man Abeudö 5 Uhr hierher zurück. —
Dte Comlnlsston für Weinbau hatte gestern Abend von 6
bts ^/zlO Uhr und heule vvn 10 Uhr MorgeNS bis i/,1
cUhr Sitzungcn, an welchen auch andere Persoueu, die sich
ür den Wetnbau intercssiren, Lheil uahmen.

KarlSruhe, 20. Zan. Zn der 6. Sttzung des landw.
AusschuffeS wurven die Prolokolle cer Verhaubtungeu bes
GesammtauSschuffeS unb baS neue lanbw. Wocheublatt be.
sprochen, sobann die Verhanblungen uver dte Lungenseuche
sortgesetzt. Dte Frage: ob eiue Verorbuung gegeben wer-
den soll, wovurch dte Besitzer von Thteren mit Lungeu-
seuche vom Staat enrschädigl würdend vernetnt bie Ver-
sammlung; dagegcn erkläit dtcsclbe: es set mögllch und
wahrscheiuttch, baß.burch Elsenvahuwageu eiue Verdreüung
der Lungenseuche vorkomme; eS set baher wunschenSwcrth,
daß man bie Wageu mögttchst rein haite und Zedem, ber
Vleh transportüt, geilaite, dic Wagen selvst zu reruigen
und elwa mtt Ehtorkalk anzustretcheu. Ein Zwaug zur
Protocollirung dtS Viehs soll nach bem Wuusche des Aus-
schuffes uichk mehr eiugesuhrt welbcu. Er wun>cht, baß
die Lungeuseuche alö Währschastömangel gette und daß die
Währschaftszetl babet aus 2V Tage se,lgesetzt werde. End«
lich empsiehlt die Versammluug, bie Zmpfuugen anzuwea-
den, wo bte Ärankhelt ausgetrelen sei, nalurgemaß zu sut-
tern, dte Stalluug rein zu halteu rc. Zum Schiuffe er-
klären auf Aufforbcrung des Hrn. Geh. Ref. Dtetz ver-
schledene Mttgtteber folgeude Gegenstanve noch zur Vespre-
chung bringen zu wollen: Rollra: Waid-unv Wäfferuugs-
rechr; Dr. Schtnzinger: Vtlltgeres Vtehsalz; tzrlderlch:
Äatastervermeffung; Zuug, Schmidt uud Dr. Herth: landw.
Unterrichl tn Voltsschulen; Steiner: Eultivlrung ver Reut-
berge; Berner: ÄnsteUuug eineS WlcsendaüaufseherS tn
Adetehetm; Tchuck: Besteuerung neuer Cuttureu und Dr.
Herrh: Waldstreu. (L. Ä.)

8 Heidetberg, 22. Jan. Bet der gestrtgen Ergäu-
zungswahi des VorstandeS des Hetdelberger SchutzenveretaS
wurben sür die Herrcn Dr. Mtttermaier und Dr. Vlum,
welche dte auf sie gefallene Wahl ablchuten, bte Herren
Kaufmann Wtnter und Znstrumentenmacher Görck tn
den Vorstanb gewählt.

-z- Heidelberg, 22. Zan. Durch das sett etntgen
Tageu herrschendc Regenwetter tst der Wafferstaub deS
Neckars, welcher schon seit geraumer Zett über Mtttel war,
dergestalt gewachsen, baß der hicsige Vrückenpegel heute
morgen 6 Fuß uber 0 anzeigt. Durch dtesen hohen Stand
wurde dte bis gestern noch tm Gange betittdliche Schtfffahrt
unterbrochen. DaS Waffer tst noch im Steigen begriffen.

Aufruf und Bitte.

Bet Gelegenhett der Feier des hundertsten GeburtStageS
Pestalozzt's, am 12. Zanuar 1846, hat sich tn Vaden cin
Verein von Lehrern gebtldet, der sich zum Zwecke gesetzt,
den hiuterbliebenen Wittwen und Waisen verstorbener Mlt-
glteder sofort etne Unterstützuug in Geld zukomme» zu
laffen. Dteser Veretn zählt beretts gegen 700 Mitglieder
uud hat dte erfreuliche Genugthuung, schon manche Sorge,
manchen Kummer gemtldert unb manche Lhräne getrocknet
zu haben. Um für dic Folge aber uoch nachhalttger nach
dteser Seite hin wtrken und auch dürfrtgen Lehrern, dte
ntcht Mttgltcder dieseS Veretns sind, etne Unterstützung
retchen zu können, hat man in der Geinralversammlung,
wclche tm October v. Z. abgehalten wurbe, beschloffen,
man wolle eine Lottertc veranstalten, und zwar solcher
Gegenstände, welche zunächst von Lehrerfrauen und Lehrer-
töchtern und a'üch von andern theilnehmenden Freundtnuen
und Freundcn der Sache gespendet würden. Dte hohe
Staatsbehörde hat die Genehmigung htezu huldvollst er-
thetlt.

Wtr rtchten also zunächst an Sie, Lehrerfrauen und Lehrcr-
töchter, und auch an Ste, thetlnehmcnde Freundinneu und
Freunde deS Lchrerftandes, dte freundliche Vttte, Sie möch-
ten uns in unserm Vorhaben durch eine Gabe, vielleicht
etne Arbett Zhrer Hände, wohlwollend unterstützen, einge-
denk des AuSsprucheS: ^Weigere dtch ntcht, den Dürftigen
GuteS zu thun, so deine Hand von Gott hat, SolcheS
zu thun."

Dte Etnsendungen mögen gcschehen:
in Hetdelberg und Umgegend an Lie Herren Hauptlehrer
Buhltnger, Holdermann und den Unter-
zetchneten;

tn Neckargemünd und Umgegend an Herru Haupttehrer
Pfkfftnger daselbst;

in dem Bezirk Ladenburg an die Hcrren Hauptlehrer R t tz-
mann und Wagenmann tn Ladenburg;
tn Weinhetm und Umgegend an dte Herren Hauptlehrer
Zettwoch uud Beckenbach daselbst.

Auf dtesem Wege werden setuer Zett auch dte Loose
auSgegeben werden.

Heidelberg, den 12. Zanuar 1863.

Fritsch,

ILtjülSvirwiN!» »k« Pestalojzivkikin»,
 
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