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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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Februar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2820#0127

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fich gegen den durch nichts gerechtfertigten,
abenteuerlichen Krieg tn Mcricv; in der rö-
mischen grage wollen fie ein Aufhören der
, franzöfifchen Occupation; in Folge der durch
den Hanoelsverlrag feierlich anerkannten Prin-
cipien verlangen fie alS gcrechte Conseguenz
das Recht für Arbeiter und Arbeitgeber, frei
den ArbeitSlohn festzustelleu, wonach also die
Bestimmungen des Strafgesetzbuches über Coa-
litionen abgeschaffl werven follen; für die
Städte Paris unv LKvn fordern fie beharrlich
die Anwendung deS Prmcips des öffentlichen
Rcchtes, kraft deffen, ohne Bewilligung von
Seiten der L-teuerpflichtigen oder ihrer Ver-
treter keine Steuer ausgeschrieben und keine
Ausgabe genehmigt werden darf; endlich ve»
langen fie eine naturgemäßere Eintheilung der
Wahlbezirke.

Paris, 4. Febr. Etn gewiffer Hr. Mas,
wohnhaft in Nantes, verlangt, „vaß man dem
Kaiser, da kein Herrscher jemals so viel, wie
er, in schwierigen Berhältniffen für das Volk
gethan habe, den Titel eines VaterS des
Vvlkcs beilege." Der Senat, einigermaßen
in Verlegenheit, auf welchem durch die Ge>
schäftsordnung eröffneten Wegc er dicse ebenso
lakontsch abgefaßte, als patriotisch gedachte
Petitivn beseitigen soll, geht schließlich unter
Bezeugung deS gebührcnden Lobes der Gesin-
nung des Hrn. Mas zur Tagesordnung über.

S ch w e t z.

Aus der Schweiz, 3. Febr. Die An-
nahme des kleineu Gewehr-Kalibers durchdie
Bundesversammlung hat eine Anzahl Ober-
officiere sehr mißstimmt; mehrere haben ihre
Entlassung auS bem eidgen. Stabe genommen,
so leider namentlich Obrist Ziegler v. Zürich;
auch Obrist Gonzenbach von St. Gallen.

Bern, 3. Januar. Anläßlich der Debatte
über den Dappenlhalhandel hat fich gezeigt,
daß der bisherige militärische Attachö der
jchweizerrschen Gesandtschaft in Paris, Herr
Oberst Huber-Saladin, den Orden der Ehren-
legion trage. Auf geschehene Anfragc erklärte
derselbe, insofern der Bundesrath dies als mit
seiner Stellung unvereinbar betrachte, so
wünsche er seine Entlaffung zu erhalten. Diese
wurde denn auch unter Vervankung der ge-
leisteten Dienste ertheilt.

Ita lten

Die „Lombardia" veröffentlichte ein Circular
des Generalprocurators an die richterlichen
Beamten, worin darauf hingewiesen wird,
daß einem Gerücht zufolge durch ein Rund-
schreiben allen Priestern, welche P. Paffaglia's
Adreffe an den Papst unterzeichnet haben, das
Recht, Beichte zu hören, entzogen werden soll,
und daß Aüe, welche sich an Einführung oder
Jnslebensctzung dieses Rundschreibens bcthei-
ligtcn, nach Art. 207 des Strafgesetzes straf-
fällig stnd.

Spanten

Madrid, 3. Febr., Abends. Deputirten-
kammcr. Marschall Serrano antwortet dem
Hrn. Valera, daß dic Mchrzahl der Länder,
dic Jtalien anerkannt haben, protestantisch
seien. Die Anerkciinung Jtaliens Vurch Spa-
nicn sei unzertrkunlich von Aneikkiinung ver
Ereigniffe im Kirch-nstaat. Die Gegenwart
kines bevoUmächtigten Ministers Franz H. in
Madrio sei aus rein persönlichen Betrachiun-
gen zu erklären. Der Minister giaubt nicht,
daß die Einheit Jtaliens lcicht zu verwirkli-
chen sli. Er bezweifelt, daß dic kacholische
Gesiniuing SpanienS die Meinungen des An-
tragstellcrs biliige. Er erinuert, daß König
Karl Albcrt 7 Jahre gewarket habe, bevor er
Jsabella II. auerkanntc und verwirft nicht die
Möglichkeit cines ähnlichen Verhaltens von
Seitcn Spaniens dem Sohue dieses L-ouver-
äns gegenüber; dcr Minister schlicßt, indem
cr läugnet, vaß Spanieii in Bezug auf Jta-
lien deu Eingebungen Frankreichs solge. Auf
eineii audern Gcgenstaiid übergehend, sagt dcr
Minister dcS AuSwärtigen, daß die Regierung
ein wachsames Auge auf die spanischen Be-
fitzungen in Guinea werfc. Die englischen
Kreuzer habe» keiuen willkürllchen Act began-
gen. Das Visitirungsrecht werde abgeschafft
werdeii, weun die Regierung den Sclavenhaii-

del unterdrückt habe. Hcrr Valera zieht sei-
nen Borschlag zurück. — Das gelbe Fiebcr
hat auf den kanarischen Jnseln ausgehört.

R u ß l a «i d.

Das National-Centralcomite Ln Warschau
hat sich als provisorische Nationalregierung
constituirt und einen Aufruf erlaffen, der dem
„Botsch." aus Warschau zugesenvet worden
ist. Es heißt in vcmsklben:

„Jede K«ndgebung eines Mangels an Auhänglichkeit für
die heiltge Sache, ja selbft deS Mangels an Eifer, soll
gleichsam tm Namen deS strengen, wenn auch gerechten
Trtbunals deS beleidtgten Vaterlandes verfolgt und auf
daS Schwerste bestraft werden. Gletch am ersten Tage deS
offenen AuftretenS, im ersten Augenblick deS begtnnenden
Kampfes erklärt daS Nattonal-Centralcomite alle Söhne
PolenS, ohne Unterschted deS GlaubenS und StammeS, deS
StandeS und der Herkunft, für frete und gleiche Bürger
deS LandeS. Der Grund und Boden, welchen daS Land-
volk btsher auf Rechtsgrund deS Zinses oder der Robot
besaß, wtrd von nun alS setn unbestrettbares Etgenthum
und bleibendeS Erbgut erklärt. Die dadurch benachtheiltgtea
Grundherren werden aus LandeSmitteln entschädtgt; alle
Häu-ler und Tagelöhuer htngegen, welche tn dte Rethen
der Vaterlandsvenhetdtger treten, sowte dte Familten Der-
jentgen, welche auf dem Felde der Ehre und deS KampfeS
den Tod gefunden haben werden, sollen mtt den vom Fetnde
wteder errungenen Gütern bethetlt werdcn. Zur Wehr!
zur Wehr! nun ihr Völker von Polen, Litthauen und
Reussen! denn dte Skunde der gemetnsamen Besreiung hat
geschlagen und dte Banner deS Adlers, deS RctterS und
des ErzengelS flatter» über unsern gezückten alten Schwer-
tern."

Warschau, 1. Febr. Seit Kestcrn ver-
breiten sich hier beunruhigende Gerüchtc in
der Stadt. Es sollten sich bewaffnete Znfur-
genten in der Nähe gezeigt haben. Jn Folge
defsen nahm der Großfürst selbst in der Nacht
mit cinem starken Detachement Kosacken eiue
Recognoscirung außerhalb der Stavt vor;
wie der Cvrresp. der „Nat.-Ztg." vernommen,
soll er fich einige Werst von dcr Stadt ent-
fernt, aber Niemand getroffen haben. Dem-
ungeachtet waren die Trnppen heut den gan-
zen Tag über in ungewöhnlicher Bewegung,
dvch blicb alles ruhig. Heute wurde in der
Paulinenkirche von mehreren Anwcsenden das
„Lo2s vo8 polslrv" angestimmt, die Demon-
strirenden abcr fofort von den Stadtsoldaten
festgenommen.

Griechenland

Athen, 4. Febr. Die Nationalversamm-
lung hat die Decrete der provisorischen Re-
gierung, welche die Absetzung des Königs Otlo
und seiner Dpnastie aussprachen, einstimmig
genehmigt. Da der Thron Griechenlands dem-
zufolge vacant ist, sv ist der Prinz Alfred von
England, als erwählt durch 230,000 Stim-
men, zum Könige der Hellenen ausgerufen
worden.

A s i e n.

Shanghai, 24. Decbr. Die chinesischen
Rcbkllen verschanzen stch in Nanking. Es fehlt
ihnen an Lcbensmittekn. Aus die Nachricht
von ber ruffischen Zntcrvention hat stch ein
Rebellenhäupkling nach Chingehon begeben. Die
englische Gesandtschaft in Japan bleibt in
Aokohama.

Ae»este Aachrichte«

Frankfurt, 5. Febr. Jn der hentigen
Sitzung der Bund esv er sa mm lung sprach
Bayern nachnäglich seinc Zustiinmung zu
der nach Schluß Ler Abstlmmung über das
Dcleglrteiiprojcct von Oesterreich abgegebenen
Erklärung aus.

Berlin» Donnerstag, 5. Febr., Nachmit-
tags. Jn der heuiigen Sitzung des Herren-
hauses wurden alle elnzelnen Abschnitte der
Adreffc ohne Discussion einstimmlg angenom-
men. Schlicßlich wurde die ganze Adreffe
beim Namensaufruf von allen 96 anwesenven
Mitgliedcrn angenommen. Die Minister und
die liberale» Mitglleder fehlten. Es wurde
die Ueberreichung durch die drei Präfldenten
beschloffen.

Lvndo«, 5. Fcbr. Die Thronrede ver-
knudet die Vcrmählung des Thronerben unv
erwintet von dem Parlamcnt eine entspre-
chende Aussteuer.

Zn Griechenland hat eine Revolutio»
j stattgefundcn und die Griechen wünschen beti
i Prinzen Alfred zu ihrem Könige. Diese spon-
^ tane Kundgcbuiig von Wohlwollen sür die kö-

>ntgliche Familie und von gerechter Würdigung
der Vorzüge der englischen Verfaffung haben
die Königin sehr gefreut. Diplomatische Ver-
pffichtungen und andere Rückstchten jedoch ge-
statteten die Erfüüung der Wünsche Griechen-
lands nicht. Die Köiilgin vertraut aber, baß
diejenigen Grundsätze, welche die Wahl der
Griechen auf den Prinzen Alsred lenkten, ferner
znr Wahl eines Fürsten führen werden, ber
Wohlstand und Friedea fördern wlrd, und solltea
dann die Jonier in wohlüberlegter Weise
die Vereintgung mit Griechenland wünfchen,
so würde die Königin einc Revision des be-
treffenden Novembervertrags behufs der Auf-
gcbung des Protectorats anstreben.

Die Königin vermied Versöhnungsschritte
in Amerika, weil der Erfolg unwahrscheln-
lich war. Sie bedancrt den Bruderkampf und
Englands Mltlcidenschaft schmerzlich, hofft anf
haldige Befferung, und freut stch der allgc-
ineinen Beisieuern.

Die Königin schloß Handcls-, Schifffahrts-
und Actiencompagnienverträge mit Belgie».
Die auf diese, sowte anf die griechischen, dä-
nischen und japaneslfchen Frage» bezüglichen
Papiere werdcn vorgclegt werden.

Das Budget wird möglichst ökonomisch
ausfallen.

Die Köiligin freut stch der allgemcinen Ord-
iiung und Wohlfahrt und der guten Wir-
kungen des Handelsvertrags mit Fran kreich.

Warschau, 5. Febr. Auf Befehl des
Kaiscrs soll der Staatsrath verschiedene Pro-
jecte behufs der Verbefferung der Verwaltung
deS Könlgreichs ausarbelten. Jn PIock wur-
den 18 Znsurgenten standrechtlich abgeurtheilt
und 2 erschoffen.

Vermischte Nachrichten.

Aus Baden. Jn Fretburg ftarb am r. Februar
der ältefte Bürger der Sladl, der früherc Rentmetftcr Io>
seph Schaal tu seiuem 95. LebcnSjahr. — Der Arbeitcr-
veieln ln Psvrzheim hat Hrn. Mvrth Müll-r zu setncm
Bvrfttzcndcn gewihlt. — Rach dci B. L.-Z. werdcn vvn
nnscrcr Rcgicrung tn Franlfurt a. M. die nölhtgen ein-
lcNendcn Schrtttc gcthan werden, dic vorausgehen müsien,
um unser Picß- und BerctnSgesetz auf den unerschütterlichen
Boden gcsetzlicher Freihelt stellen zu können. — DaS heu-
tige Anzcigeblatl sür die Erzdiöccse Fretburg Nr. 3
cnthält den erzbischöstlchen Faftenhirtenbrlcf. Dte Vor»
schrlsten sür dte bevorftchende Fastenzett sind dic bishcr
üblichen. — Bei dcr am 5. Fcbruar tn Fretbnrg ftatt-
gehabtcn Wahl eines Abgeordnetcn tn die 2. Kanuncr sür
d-n 14. Wahtbezirl a» dtc Stellc des ausgetretenca Fa-
britanten Hrn. Kapscrcr wnrde Hr. HofgcrtchtSrath Mcyr
tn Constanz mtt 34 oon 81 Stimmen gewählt. — Dcl
große BürgerauSschuß tn Kreiburg genchmigtr hcute etn-
sttmmig den Anlrag, daß dic aus daS dorttgc Thcatci zn
verwendcnde Summe aus 6000 fi. nunmchr erhöht werbc,
ohnc daß dse weitcren Letftungen, namentlich unentgcltltche
Ucberlaffnng des HanseS sammt Dccorattoncn, Benütznng
dcr Garderobe, BtbUothek, MusikaUcnsammlnng rc. »erkürzt
wüldcn. — S. K. H. dcr Grvßherzog habcn mtt Erlaß
aus grvßh- StaatSmintfterlum vom 32. D-c. v. I. den
RecurS vcS MünftcrpsariamteS und des erzbischöst. Dom-
kapttcls in Betreff dcr Fretburgcr MünsterbestaggungSge-
schtchte als nnbegründct vcrwotfcn.

KarlSruhe, 5. F-bruar. 28. öffeutllche Sltzung d-r
Erstc» Kammcr. TageSoidnung auf Montag, den 9
Februar, VormittagS 10 Uhr: 1) Anzetge neuer Ein-
gabeu. 2) R-gt--ungS»°rlag-n. 3) Wahlprüsung.

Karlsruhe, 4. Fcbr. Die 9 Candtdaten, welche fich
d-r letzten theoretischcn Prüfnng im Postfache unterzogcn
habcn, find durch Erlaß großh. HandelSmtntfteiiumS oom
5. Zannar d. Z., Nr. 75 sämmtlich, und zwar tn nach-
stehender R-lh-nfolge, unter dl- Zahl d-r Poftaspiranten
aufgenommen wordcn: Karl Ganz von DnrmeiShcim, Otto
Zorda» von Wchr, Karl Döll vo» Karlsruhe, Fz. Hoffer
oon Bruchsal, Wilhelm Weinmann von Walldürn, Frtedr.
Kühner oon Wannheim, Adam Knappschnetder voa Dur»
lach, Friedrich Honcck von KarlSruhe, Emil Dorn von Kehl.

Vautedict.

Gcgcu Zimmcrmcifter Fianz Eckert vou Horheim, AmtS-
gcricht Stühliugen, Tagfahrl Samftag, 21. Febr. d. Z.,
BormitlagS 9 Uhr.

Gottesdienst in Heidelberg.

Sonntag, deu 8. Februar, Bormittags 8 Uhr, prcdigcu:
in der H-iliggeifttlrche: Hr. Stadtpsarrer Herbft: iu der
Prootdenzklrchc: Hr. D-can Zittcl.

NachmittagS 2 Uhr,

tn dcr Providentkirche: H» Vtcar Röck.

ttiiiverfitätsgottesdienst in dcr Provldenzlirche,
Voimittag» V-li Hn Kiichcnrath Schcnkel.
WochengottcSdienste: in der St. Pelersktrche:
Mittwoch, 9 llhr: Hr. Vlcar Röck.

Freilag, 8 Uhr: Hr. Candidat Gräbener.

Deutschkatholische Gemeinde.
Sonntag, den 8. Februar, früh 9 Uhr,
lm Saale der Easino-Gesellschaft GotteSdienst
durch Herrn Dr. Brugger.
 
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