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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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Februar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2820#0183

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polnkschen Städtchen Dobrzpn hieß eS gestern,
die Insurgenten würden von Rppkn anrücken.
Durch die rusflschen Behörven wurde die hie-
fige Militärbehörde davon benachrichtigt. Da-
rauf gingen die preußischen Truppen über die
Grenzc nach Dobrzpn und hieltcn dasselbe 8
Stunden besetz t. Die Jnsurgenten kamen nicht.

Keueste Machrtchteu

4>aris, 21. Febr. Die „Patrie" fignali-
firt die in Prcußen vollzogene Verhaftung
von sechs Zöglingen der Polcnschulen in Cu-
nos und Paris, welche im Befitz von regel-
rechten Päffen waren. „Europa — meint
das genannte Blatt — muß gegen diesen An-
griff auf das Völkerrecht protestiren." — Die
„Francc" behauptet, baß Preußen durch sein
Project einer Zntervention in Polen die
Frage aus den Boden der Verträge von 1815
gestellt habe.

Paris, 21. Febr. Der „Constitutionnel"
enthäll einen von Limaprac gczeichneten Artikel
über die polnische Frage, welcher Folgendes
sagt: Der polnische Aufstand konnte als eine
Angelegenheit der inneren Politik Rußlands
betrachlet werden; aber die Einmischung Preu-
ßens hat ihn in eine europaische Frage ver-
wandelt. Das Verfahren Preußens wird ein-
stimmig mißbilligt, und Preußen konnte sich
überzeugen, daß cs einen großen Fehler machtc,
als es zwischcn fich und Rußland cine Soli-
darität herzustellen suchte, die in Wirklichkeit
nicht eristirk. Die Convention vom 8. Febr.
bringl Rußland und Preußen in eine falsche
Stcllung und kann, wenn fie in dem ange-
deuteten Geiste abgeschloffen ist, schwere Fol-
gen haben.

Es ist zu befürchten, daß bei dem Eifer
Prcußenö, Rußland gegen den polnischen Auf-
stand zu Hülfe zu eilen, Europa unter den
Namcn, welche bie neuen Karten Polen geben,
den allen Namen Polens und statt eines Aus-
standcs von Unterthanen gegen ihre Regierung
eine Zurücksorderung dcr Nationalikät sehe.
Es heißt die ganzc Frage von Neuem auf die
Tagesordnung stellen, wenn man das Schau-
spiel der Theilung Polens erneuern, und frei-
willig jene Handlung der UngerechNqkeit (ini-
^uito) wieder vor die Augen ber Welt brin-
gen will, gegen wclche das öffentliche Gewiffcn
noch nicht zu protestiren aufgehört hat; dies
würde Europa in Verwirrung und Unruhe
stürzen! Unv in welchem Augcnblick glaubt
Preußcn eine solche Verantwortlichkeit über-
nehmeii zu sollen? Jn cinem Augeublick, in
welchem Frankreich, um das Beispiel gewiffen-
hafter Achtung ber Vcrträge und großer poli-
tischer Mäßigung zu geben, und mit Hintan-
setzung seiner lcbhastcsten Spmpathicn darauf
verzichtete, auch nur mit einem Worte dem
Jnleresse Ausdruck zu geben, welches es stets
an dem Unglück früherer Verbündeten genom-
men hat und nchmen wird.

Geben wir indeffen uns noch der Hoffnung
hin, daß die Veröffentlichung des Wortlauts
der Convention die Mehrzahl dieser Befürch-
tungen zerstreuen werde. Jn jedem Falle
wird Preußen nicht sagen können, daß ihm
freundschasllicher Rath nicht geworden ist: es

weiß heute, was daS gesammte liberale Europa
von dieser Verletzung deS PrincipS der Nicht-
intervcntion dcnktl

London- 21. Febr. Oberhaus. Jn der
gcstrigen Sitzung erklärte Earl Ruffell alS
Antwort aus die am vorhergehenden Tage an-
gekündigte Znterpellation Ellenborough's, er
könne die gewünschte AuSknnft über Polen
nicht geben, da sonst beide Theile stch beleibigt
fühlen und weitere Mittheilmigcn vorentbal-
ten würden. Ob der Aufstand ein Act der
Verzweiflung sei, möge dahin gestcüt bleiben.
Die Gesandlen PreußenS und Rußlanvs hät-
ten ihm mitgetheill, daß von beiden Länbern
ein Engagement eingegangen worden sei, kraft
deffen die Ruffen die nach Preußen geflüchte-
ten Polen gefangen nehmen dürsten und um-
gekehrt, wenn in Posen eine Revolution auS«
breche. Preußen habe unzweiselhaft eine be-
benkliche Politik eingeschlagen, und er habe
dem preußischen Gesandten angedeutet, daß
es durch die Convention gewiffermaßcn die
Mitverantwortung für die Veranlaffung zum
Ausstande übcrnommen habe/ Der Earl von
MalmeSburp bebauert PreußenS Haltung. Earl
Russell bemerkt, er wiffc iiicht, ob Stipula-
tioncu Betreffs der ohne Waffen die preußische
Grenze überschreitenben Polen eristirlcn.

Unterhaus. Lord Palmerston gtbt über Po-
len ähuliche Auskunst wie Earl Ruffell und
sügt hinzu, cr bczweifle, daß die Convention
eine gegenseitige Coopcration einschließe, doch
befitze cr keine Abschrift deS Wortlauls.

Newyork, 1k. Febr. Jn Folge der An-
kunst vvn Negerregimentern hat fich eine re-
volutionäre Ausregung unter den untonistischen
Truppen zu Slup Zsland gezeigt. — Der
englische Consul zu Charlesto» ist von Lord
Ruffel angewiesen worden, stch nach der Ha-
vana zu begeben. — Die Erpedilion nach
Teras unter General Buttler soll unverzüglich
abgehen. — Jm Sen«t hat Summer ben An-
trag gestellt, 800,000 Ncger anzuwerben.

Vermischte Nachrichten.

Heilbronn, 16. Febr. Bei der heute stattgehabten
Rinvenverstetgerung wurden zum Verkauf gebracht etwa
20,000 Centner Glanz- und Rattelrinde und 450 Klafter
Grobrtnde. Dte Pretse stellten sich höher, alS tm vortgen
Zahre._

Aus Baden. Dte Frage über dte Richtung der neuen
Etsenbahn nach Würzburg tst nach dem S. M. entschteden.
Von Eubighetm wtrd dte Richtung über Köntghetm und
TauberbtschofShetm ntcht gewählt, sondern durch den Lchüpfer
Grund über Borberg und Königshofen nach Gerlachshetm,
wte dteS ursprüngltch von den Technikern bestimmt war,
gebaut werden. Dagegen soll dte Herstellung einer Zwetg-
bahn von GerlachShetm nach Tauberbtschofshetm
uvd Werthetm beschlossen setn. — Dem Vernehmen
nach tst Hr. Proseffor Rapp am Lyceum Ln Mannhetm
zum Dtrector der höheren Bürgerschule tn Fretburg an
Stelle deS zum Oberschulrath ernannten Prof. vr. Frtck
befördert worden.

8 Heidelberg, 20. Febr. Vielsettig ist man Aus«
wärtS der irrtgen Meinung, daß große Ladungen von Ge-
päck und Waaren, sowte VtehtrauSporte und dergletchen
mehr ntcht an der Haltstatton des KarlSthorS auf- und
abgeladen werden könnten. DteS tst jedoch ganz unrtchttg,
tndem an dem Bahnhof des KarlSthors so gut wte an dem
Hauptbahnhof vor dem Mannheimer Thor, alle und jede
Art von Waaren und Gepäcke auch da abgegeben werden
kann. — So vtel wtr aus guter Quelle vernommen, wtrd
schon tm März beim KarlSthor ein größereS Hotel er«

rtchtet, welchem dieser Name bekgelegt uud dem uach Doll-
endung der Würzburger Bahu eine erfolgreiche Zukunft iu
AuSficht gestellt werden kann. — Zu der Gegend des Haus«
ackcrS tst nunmehr eine neue bequeme Fahrstraße mtt ge-
rtnger Stetgung auf daS Schloß auSgesteckt. Sollte dteß
der etnztge bequeme Fahrweg zum Schloß bleiben, so ver-
möchten wtr das Project ntcht zu billtgea. Denu wer
sollte -on dem westltchen Thetle der Stadt über den HauS-
acker auf daS Schloß fahren? — doch wird ficherem Vecnehmeu
nach etne zwette bequeme Straße von der westlichen Sette
durch den Kltngenteich, am Judenktrchhofe vorüber, auf'S
Schloß ausgeführt, wodurch Hetdelberg um zwei herrltche,
an schöuen Ausfichten retche Straßen vermehrt und etnem
allgcmetn empfindltch gefühlten Bebürfntffe abgeholfen wtrd.
Etnen drttten neuen Weg für Spaztergänger wtrd dte
Domäne errtchten laffen.

ii Heidetberg, 22. Febr. Zn der Betlage des Het-
delberger ZournalS Nr. 45 begegnen wtr einem „Etnge-
sandt," welches wtr eher tn einem mit den htefigen Ver-
hältntffen gänzltch unbekannten Organe, als tn etnem Löcal-
blatte Hetdelbergs erwartet hättcn. Etu mit Z. unterzetch-
ueter Correspondent beschwert fich nämltch tn gedachtem
Blatte, daß der „ehemaltge St. Auua-Frtedhof aus Rück-
ficht für etnen Prtvatspcculanten durch städtische Arbetter
aplantrt und zu etuer Anlage umgearbettet werde/ währeud
frete Plätze tn jenem Stadttheile genügeud vorhaudeu, uud
dte auf 80,000 fl. veranschlagte Summe, welche aus dem
Verkaufe des FrtebhofplatzeS gclöst werden könute, geradezu
der Gemetndekaffe entzogen würde. Der Hr. Etnsender
knüpft daran die Betrachrung, vaß eine solche HandlungS-
wetse unverantwortltch sei, da „daS Verlaugen der Bürger-
schaft nach Befrtedtgung städtischcr Bedürfntffe tägltch
schretender werde und trotz der hoheu Umlage kaum befrie-
dtgt werden könne."

Wtr erwtedern hterauf, daß nach eingezogener Erkundt-
gung über den Platz deS St. Anna-FrtedhofeS noch gar
ketne Besttmmung getroffen tst, wetl dte gesetzltche Frtst zur
Benützung deffelben erst tn etwa 5 Zahren abgelaufen ist.
Dte Gradmonumente der daselbst Ruhenden find ta keiuer
Weise angegrtffen, vtelmehr tst sür deren fernere Erhaltung
angelegentliche Sorge getragen, und wtr können zu den
vorgesetzten Behörden dte Ueberzeugung hegen, daß dte über
dte Benützung der Frtcdhöfe maßgebenden Verordnungcu
ntcht nur tn vollstem Maße beobachtet, sondern auch Set-
tenS derselben aüe mögliche Rücksicht für dte Denkmäler
längst Dahtngeschtedener genommen werde.

Alletn unbegretfltch tst eS, wte man es wagen kann, us-
seren Gcmetndcvorstand öffcntltch anzuNagen, derselbe wolle
auS Rücksicht für etnen „Prtvatspeculanten," welcher bet
dem St. Anna - Frtedhof etnen „Bauplatz um theurc-
Geld gekauft", ersteren, statt thn um vtele Tausende zu
Gunsten unserer Gemetndekaffe s. Z. zu verwerthen, tn
etnen freten Platz «mwandeln, ohne dafür auch nur trgend
etnen sttchhalttgen Grund anzuführen. — Dte Kosten der auf
dem St. Anna.Frtedhof etnstwetlen beabfichttgten Anlagen
hat übrtgenS nicht die Stadt zu tragen, sondern dteselben
hat Hr. Schrtcder berettwtlltg übernommen.

* Heidelberg, 22. Febr. Gestern Abend trug sich t»
der Nähe deS KohlhofeS etn bedauerltcheS Unglück zu, deffen
Folgen betnahe dret Mcnschenlebcn gekostet hätten. Etu
hter angckommener Retsender, dem Vernehmen nach au-
Mainz, benutzte den gestrtgen Nachmittag zu etncr Spazicr-
sahrt auf den Kohlhof, wo er sich bet ctnem Glase deS be«
kannten auSgezeichneOn AepselwetnS so gütlich that, daß er
erst gegen 9 Uhr auf dcn Heimweg sich degab. — Der
Kutscher, welcher eS am Zechen ntcht fehleu lteß, und wahr-
schetnltch deS Guten allzuviel gethan hatte, fuhr mit ztem-
ltcher Schnelltgkeit den Berg htnab, lenkte dte Pferde je-
doch bet etner Biegung statt auf den Weg, an etne Böschung,
wodurch die Droschke umgeworfen wurde, und die Mtlfah-
renden sich stark beschädtgten. Etn Pferd rtß fich los, da-
andere blteb, wetl eS sich gänzlich verstrtckt, ltegen — der
Kutschrr war jedoch ntrgendS zu sehen. Herbetgcetlte HLlfe
brachte zwar den defecten Wagen und daS verletzte Pferd
nach Hause — der unglückltche Kutscher (Keller) wurde
jedoch erst heute früh tn etner Schlucht todt aufgefuadeu.

Gewerbverein.

Dienstaq, 24. Jan., Abends 7 Uhr Lese«
stünde. Versainmlung um 8 Uhr. Taqes-
ordnung: Gründung einer bleibendcn Ge-
werbeausstcllung. — Auch Nichtmitgli'e-
der werden hiezu freundlich eingeladen.

Ackcrverstcigerung.

Maurermetster Beiler Wittwe läßt
Dicnstag den 24. d. M.,
NachmittagS 8 Uhr,

im Rosenbusch in Schlierbach zwet daselbst lie-
gende Bergstückc einer Versteigerung mtt dem Be-
merken aussctzcn, daß bet annehmbarcm Gebote
bcr Zuschlag sogleich ertheitt «ird.

1) 2 Vicrtel 44 Ruthcn N. B. M. Bergfeld,
städtischcr Erbbcstand auf dcm Oelberg, etncrseitS
»hristian Dori, anderserts Pcter Beck, zahlt jähr-
Och^iur Stadtrente 1 fl. 37 kr.

2) 1 Mvrgen 48 Ruthen 68 Schuh N. B. M.
Bergseld, städtischer Erbbestand hinter dem
Schtoffe, kinerseits I. Prestinari, anderscits Pctcr
Zündel, die Gemeinde Hcidelberg und gemetn-
schaftlicher Wcg; »bcn Philipp Hvrmuth, unten
Zoh. Gcorg und Phll. Aacob Fries, zahlt jährllch
zur Stadtrcnte 3 ft. l3 kr. Erbpacht.

Heidclberg, den 18. Februar 1863.

(3) Ph. Schaaf, Waiscnrichter.

Pfänder-Versteigerung.

Mittwoch den 23. Febrnar, Nachmittags

2 Ahr werdcn im hicflgcn Leihhuust dic vom Mo-
nat Dezember 1861 Nr. 17259 bis 19773 ntcht

Anzeigeblatt der Heidelberger Zeitung.

ausgelösten oder erneuerten Pfänder öffentlich ver-
stetgert.

Dieselben bestehen tn Gold und Silber, Klci-
dern, Weißzeug, Bettung und diversen Gegcn-
ständen.

Heidclberg, 23. Zanuar 1863.

(1) Leihhaus-Berwaltung.

Fahruißversteigerung.

NLchstcn Dicnstag dcn 24. d. M., MittagS
2 Uhr, «erden Dreikönigsstraße Nr. 20, 1 Sttege
hoch, 2 Kanapce's, 1 Sckrank, 1 runderTisch, so-
wie vcrschicdcnc andcre Möbel, Bettung, Weißzcug
und sonstige Gegenstände offentlich gegen Baarzah-
lung vcrstcigcrt.

(2) G. Kayßer» Amts-Tarator.

Heidclberger Turnverein.

Mittwoch, dcn 25. Februar, Abends 8
Uhr, im Schiff

Mgemeiue Bersnmmlung

zn Ehren eines abgehenden Vorstandsmitgliedes.

Der Vorstand.

Z ktz6dt86llM6Ltz Iitzllttzz Z

G äie 1«u8t dsben, siob kür eioe» teiebt vvä «S
^ UZreraH verbäuÜtcke» ^rtibel 2u iuteres- ^
A sireu uvä solekeu Ke§eu I

G iu Oommisgion 2u vebmeo, wol- Ä

R leu 8iob iu krsubirteu Lriekeu uvter äen Luod- ^
Z 8tsbeu k. k». IVo. 10 su äie LxxeäLtion äie^er F
N 2eituvA weuäeo. (1) O

ÄSSZSSVSSBSÄSSEBEISSSGSSirSKWSDS

Für dic Munnheimer Natnrbleiche, welche

sich schon sctt Zabrcn stetS als vorzüglich bewäbrt,
nchme ich auch diescs Aahr Tücher und Garne
zur Besorgung an. sls

Echter deutscher nnd ewiger Klee-
saamen, in keimsähiger Waare, ist billig
zn haben bei
 
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