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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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Februar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2820#0199

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mit auSISndlschen Päffcn versehen nach Polen,
ihrer Heimalh, reisen wollten und am 12. d.
hier verhaftet worden waren, Ende voriger
Woche unter Begleitung von Gendarmen nach
Alerandrowo gebracht, wo sie ruffisches Mili-
tär in Empfang nahm und nach Wloclawek
brachte. Bei ihrer Ankunft daselbst, so er-
zählk uns ein hiesiger GeschäftSmann, welcher
geschäftshalber in Wlociawek anwesend war,
eilte eine große Menschenmenge herbei, welche
über das Schicksal der Verhafteten weintc u.
jammerke, sowie die leidenschaftlichsten Ver-
wiinschungrn und Drohungen gegen dic Deut-
fchen ausstieß. Uns deutschen Geschäftsleuten,
so meinte unser Gewährsmann, die wir in
Polen Geschästc haben, wird dieser Vorfall
keinen geringen Nachtheil bereiten.

Warfchau, 17. Febr. Zur Charakteristik
der Art und Weise, in welcher die Ruffen
„Ruhe und Orbnung" im Lande herstellen,
theilt der „Wanderer" in wortgetrcuer Ueber-
setzung folgenben vom Civilgouverneur des
Gouvernements Lublin an den präsidirenten
Director der Regiernngscommission deS Jnncrn
in Warschau, Grasen Keüer, über die Vor-
gänge in Tomaszow erstatteten Bericht mit;
„Mil Bezugnahme auf den am gcstrigen Tage
per Estaffetke übersandten Bericht beeile ich
mich, Ew. Ercellenz einen Brief meiner Nichte,
welche an den städtischen Arzt in Tomaszow
Verheirathct ist, beizulegen, in welchem sie
mir die am 6. d. M. in dieser Stadt von den
Truppen begangenen Mordthaten, Plünberun»
gen u»d Fcuersbrünste beschreibt, wvbei ihr
Mann, der zugleich Guts- und Hausbesiher
und Mitglied des KreisralheS von Zamosc ist,
um's Lebcn gekommen war, resp. mit seinem
Hause zugleich lebendig verbrannt worde» ist.
Da ich über die entsetzlichen Vorgänge in
TomaSzow wcdcr vom dortigen Magistrate
noch auch vom dortigen Kreisvorsteher bis zwr
Stunbe eine Melduug habe, diesclbc dagegen
erst von dem Vorsteher des benachbarten Hrahic-
zower Kreises erhielt, so ist anzunehmen, daß
alle Beamte in TomaSzow das Leben verlo-
rcn, der Lauf der Amlsgeschäfte in Folge deffen
aufgehalten, und kein Mensch vorhanden ist,
üm cinen Räpport zu schrciben. AuS Anlaß
svlcher außerordentlichen Umstände habe ich
die Ehrc, Ew. Ercellenz zu bitien, von Sr.
kaiserl. Hoheit dem Großsürsten-Statthalter im
Königreich Polen einen Besehl zum Schutze
des LebenS und VermögenS der ruhigen Bür-
ger zu erwirken, besonberS da die Einwohncr
der Stadt Hrubieszow mit Recht fürchten,
daß die Auflritte der Lruppen in Tomaszow
und kurz vorher in dem Städtchen Mvdlibor-
zpce, also zwei hinter cinaiider folgende blu-
tige Scene in demselben Kreise, sich lei'cht auch
an andern Orten wiederholen könnten. Schließ-
lich berichtc ich, daß ich sofort per Estafettc
an das königl. Postamt in Tomaszow die
Ordre geschickt habe, daß dcr Magistrat oder,
wenn kein Mitglied deffelben mehr am Leben
ist, dcr Pfarrer oder irgend ein Beamter die
in solcheu Fällen uiierläßlichen Maßnahmen
treffe, als da sind: Feststellung der Person der
Getödteten odcr Verbrannken, Beerdigung, Ob-

duction, Jnventur und Schutz des hinterkas-
senen VermögenS u. s. w. Da ich jedoch nicht
mit Sicherheit darauf rechnen kann, daß irgend
eine von den aufgezählten Personen noch amLcben
ist, so habe ich an den Vorsteher deS Zamosccr
Kreises per Estafette den Befchl geschickt,
persönlich, nöthigensalls unter militärischer
Bedeckung, in Tomaszow zu erscheinen und
alldort eine prvvisorische Stadtverwaltung ein-
zurichten. Der Civilgouverneur vvn Lublin.
(gez.) Boduczynski."

Breslau, 25. Febr. Die heuti'ge „Bresl.
Ztg." bringt eiuc Warschauer Correjpondenz
vom 23. d., worin es heißt: Jn unterrrich-
teten Krciscn wird behauptet, die Slellung
Wielvpolski's sei wankend geworden in Folge
des Berichts des Generaladjutanten Grafen
Adlcrberg über die hiesigen Zustände. Eine
Bekanntmachung des revvlutionären Stadt-
oberhauptes bcdroht Jede» mit dem Tode, der
der Polizei Waffen ausliefert.

Krakau, 25. Febr. Reisendc erzählen,
die Ruffen ständen bei Siewierz, und Langie-
wicz zieht gegen sie, um Wcstpolen und die
Eisenbahn indie Hände zu bekommen. Die Nach-
richt, daß Kurowski sich erschoffen, ist unwahr.

Krakau» 26. Fkbr. Nach dem „Czas"
svll Langiewicz bei Jendrzejow die Ruffen ge-
schlagen haben. Details über -diese Affaire
sehlen jedoch. Jn Podlachien (dcm nördlichen
Theil bes Guberniums Lublin) hat der Aus-
stand zugcnvmmen.

Reueste Machrichteu

Kaffel, 26. Febr. Heute ist die Eisen-
bahnvorlage an die Ständeversammlung ge-
langt; die Bah» soll auf Staatskosten aus-
geführt und zu dem Behuf eine Anleihe von
10 Millionen Thalern ausgenömmen werden.

Jnnsbruck, 26. Fcbr. Der tyrolische
Landiag hat dcn bekanntcn antiprotestantischen
Antrag des Fürstbischofs von Briren ange-
nommen.

Madrid, 26. Febr. Da dl'e Königin dic
constitutionelle Reform nicht aus demselben
Gesichtspunkt betrachtet, wie das Ministerium,
so hat dieses seine Demission gegeben. Ob
dieselbe angenommen ist, weiß man noch nicht.

Athen, 25. Febr. Die Nationalversamm-
lung hat aus nachstehcnden Persönlichkeiten
ein neues Ministerium crnannt: Valbis, Prä-
sident ohne Porteseuillc; Smvlentz, Krieg;
Augerinos, JnnereS; Demetrios Maurokor-
datos, Aeußeres; Karalamby, Finanzen; Do-
sios, Vaier, Kultus und Unterrichi; Burduris,
Marine; Papazaphyropulus, Zustiz.

Vermischte Nachrichten.

Paris. Währcnd bet dem dteSjährigen Carneval dte
Stttenlofigkeit fich bet den Bällen der höheren Kretse ganz
unverhüllt zetgte, wurden tn den Provtnzen von den MatreS
dte lächerlichsten Verfügungen erlaffen; so wurde tn Noyon
den Mufikbanden verboten, Walzer oder Galoppaden ohne
Polizetermächtigung zu spielen, und den Damen, mit Herren
zu tanzen, so lange noch Personen gletchen GeschlechtS tn
gehörtger Zahl, um mitetnander zu tanzen, anwesend find.
Zn etnem anderen Departement durfte nur dte Mufikbande
der Pompierö sptelen und der philharmonischen Gesellschaft
wurde eS ntcht gestattet, „wetl dteS Rivalttät und Unetnig-
leit erzeugen würde, dte man tn civiltsirten Ländern ver-
metden müsse." Zn PartS wurde dte Frau eineS SchmtedeS I

vcryasrer, weit pe, als man ryr ore iLriauvmp, rn Llranns-
tleidern auf etnem MaSkenball zu erschetnen, verweigerte,
sagte, dtes set etne Verleugnung deS Prtncips der Glctch-
hett, es set ungerecht, dte „bs88e caasiHs" zur Sitt-
ltchkett anzuhalten, während man der „dsute esosillv"
AlleS gestatte und dte höchste Dame deS LaadeS detsälltg
dazu lächle.

Aus Baden. Zn Karlsruhe wurde am 26. Febr.
Herr Gemeinderath Apotheker Ziegler mtt 59 von 70
Stimmen zum Abgeordnetea in dte 2. Kammer an die
Stelle deS Hrn. Gemetnderath Schwetg — welcher verzichtete
— gewählt. Ersterer hat bte Wahl angenommen.

X Heidelberg, 27. Februar. Zn ueuerer Zett, wo
man öfter traurtge Betsptele von Unduldsamkeit bet
Letchenbegängntffen ltest, crregt eS etn wohlthuendes Ge>
fühl, auch wieder etn solches vom Gegeuthetl bertchten zu
können. Gestern fanl^nämltch tn Neuenheim, wo sich
vtele Deutschkatholtken befinden, dte Beerdtgung eineS
deutschkatholischen MädchenS statt, wobei auch mehrere Vor-
standSmttglteder der Gemetnde Heidelberg anwesend waren.
Der dortige protestantische Lehrer K. hatte nun dte
Güte, mtt setnen Schülern etnen schönen Grabgesang auf-
zuführen, waS thm uod setnen Zöglingen zur Ehre ge-
retcht. Möchten überall solche edle Gesinnungen sich kund-
gebeu !

8 Heidelberg, 26. Febr. Der LecttonS-Catalog für
daS Sommerhalbjahr 1863 tst dteser Tage ebenso reich
auSgestattet wie immer herausgegcben worden. Wir ersehen
daraus, Laß in der theologtschen Facultät 4 ordculltche
Profefforen, 1 außerordentlicher Profeffor und 2 Docenten
25 Vorlesungen, tn der jurtstischen 6 Ordtnarti, 4 Crtra-
Ordinarit und 2 Privatdocenten 30 Vorlesungen, in der
medictnischen 6 Ordtnarii, 5 Erira-Ordinarii, 10 Docenten
38 Vorlesungen, tn der phtlosophtschen Facultät 14 Or-
dinarit, 8 Ertra-Ordinarii, 20 Privatdoceuten 97 Vor-
lesungen angekündigt haben. Neu eingetretene Docenten
sind tn dcr medtcinischen Facultät Herr Or. Arnold, tn
der phtlosophischen Hr. vr. Lemüe und Hr. ür. FuchS.
Hr Hosrath Helmholtz hat leider ketne allgemetn natur-
wiffenschaftltcheu Vorträge sür daS nächste Sommersemester
angekündtgt.

X Dom bad. Unterlande, 22. Febr. Dec Ent-
wurf des VolksschulgesctzeS sür das Herzogthum Coburg-
Gotha tst nunmehr unter manchsachen Erwetterungen auS
dem Schooße der UnterrichtScommisfion, dte thn berathen,
hcrvorgegangen. Der Regterungsentwurf enthielt noch
manchfache Bestimmungen, dte etner zeitgemäßen Entwtck-
lung des SchulwesenS nachthetltg hätteo entgegenstehen
müffen, welche aber nunmehr beseittgt find und dem Schul-
wesen, tnsofern der veränderte Entwurf tn der Kammer
angenommen und von der Regierung sanctiontrt wtrd, etne
schöne Zukunft verheißt. Dte Stellung deS LehrerstandeS
wtrd der Geistlichkeit gegenüber etne ganz frete und un-
abhängtge. Die Aufsicht über Schulen sollen praktische
Schulmänner führen und die Getstlichkett ledtglich auf den
ReltgionSunterrtcht beschränkt setn.

Gottesdienst in Heidelberg.

Sonntag, den 1. März, Vormittags 9 Uhr, predtgen:
tn der Heiliggetstkirche: Hr. Stadtpfarrer Schellenberg;
tn der Providenzktrche: Hr. Decan Sabel.

NachmtttagS 2 Uhr,

tn der Provtdenzktrche (MissipnSgotteSdienst): Hr. Vicar
Röck.

Seminargottesdienst tn der Provtdenzktrche um
11 Uhr: Hr. Candtdat Schmitt.

WochengotteSdtenste: in der St. PeterSkirche:

Mtttwoch, 9 Uhr: Hr. Vtcar Röck.

Freitag, 8 Uhr: Hr. Eandtdat Ztmmermann.

Deutschkatl-olische Gemeinde.
Soniitag, den 1. März, früh 9 Uhr,
im Saale der Casino-Gesellschaft Gottesdlcnst
durch Herrn Dr. Brugger.

Telegramm.

Warschau, 26. Febr. Jm Kreise Wio-
clawec wurden 1000 Zusurgenten, dic Mpros-
lawski zu Hilsc zogen, gänzlich zersprengt,
100 sind gefallen,. 32 gesangen genommcn.

Anzeigeblatt der HeidelbergerZeitung.

Großb. Obcramt Heidclberg.

Wilhelm Mai, Sohn dcs KaminfcgkrmcisterS
Frikdrich Mai von hicr, beabsichtigt nach Amerika
zu rkiscn.

Etwaige Fordcrungen an dcnselhkn ffnd am
Dienstag, den 3. März l. I.,
ftüh 9 Uhr,

dahier anzumeldcn.

Hcidelberg, 24. Fcbruar 1863.

Großh. Lberamt Hcidelbcrg.

Anton Braun, GLrtner von Neuenheim, «ill
nach Amcrika reisen. Etwaige Forderungcn an
bcnselben ffnd am

Dienstag, dcn 3. März l. I.«

. srüh 9 Uhr,

drhicr anzumeldcn
Hcidclberg, den 23. Fcbruar 1883.

Großh. Amtsrevisorat Heidclbcrg.

Haus-Vcrsteige» «ng.

AuS der Verlaffcnschnftsmaffe der H Schlffcr
Jakob Hormuih Eheleute von hicr wird aus
Antrag dcr Bethelllgten der Erbvertheilung wegen
am Freitag, dcn 20. März d. I.,
MittagS 2 Uhr,

auf dem Geschäftszimmer des Nolariats-Assiftenten

Adolf Stcinbrenner, Cafe Dcuchler am Kornmarktc
hicr, zu Eigenthum öffentlich versteiaert:

DaS untrre Neckarstraße Nr. 40 dahier ge-
lcgenc Istöckige von Stcin erbaute Wohnhaus,
1 R. 12 Sch. 2 Z. 4 L. alt H. W. M. ent-
haltend, cinerseits W. Wagner, andcrseits Va-
lemin Gamber, hinten die Anatomie, vornen
dic untcre Neckarstraße, tarirt 900 fl.

und vorbehaltlich obervormundschaftlicher Gench-
migung zugeschlagcn, wenn der Schätzungspreis
odcr mchr geboten wird.

Hetdelberg, am 25. Frbruar 1863.

Wolf. (1)

Holz - Bersteigerung.

AuS DomaiNenwaldungen dieffeitigen ForstbezirkS
versteigern wtr Mittwoch den 4. März aus dcn
Abtheilungen HebdcSbacher Weg und Brunncn-
berg: 2 Klaftcr buchen Schcitholz; 75'/, Klaster
buchencö und 7 Klaftcr foricnes Prugelhvlz, 12600

Stück buchene und forlcne Wellea und 1950 Stück
forlcne Bohnenstcckcn.

Aus der Abthcilung Hcisebell. 12 Stück forlcne
Deichel, 6 Stück dergl. Stangen, 64 Klafter for-
lcnes Prügclholz unv 1650 Stück forlcne Wcllen.

Man versammelt stch hicrzu im Gasthausc zum
Löwen in Hciligkreuzstcinach, Vormittagö 9 Uhr.

Ziegelhaufen, ben 25. Februar 1863.

Großhcrzogliche Bezirkssorstet.
_Köhlisch.__

Auf I. April I8S3.

Gesucht. Eine vollstänvige, schön möblirte
Wohnung, bestchend aus 5 Schlafzimmern, 2 Wohn-
zimmcrn, guter Küche und Kammern. Gasbelcuch-
tung und Gartengenuß sehr erwünscht. Nähcres
tn^der Ervedition dieser Zeitung._s2j

Gesuchi. Ein solideS Mädchcn, das gut kochen
kann unv fich willig allen HLuSltchen Arbciten unter-
zicht. NLHerrS >3j

lkntcrestraße Nr. 22.

Borlesungeu im Museum.

Samstag, den 28. Februar, 6 Uhr. Herr Kirchcnrath vr. Lestenllsl: Ueber Joh.
Heinnch Pestalozzi und seine Bedeutung sür nnsere Zeit. (2)
 
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