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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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März
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https://doi.org/10.11588/diglit.2820#0206

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zelchnen und die Hand zur Wlederherstellunq
dieses Sraakes zn Der Redner em-

Pfiehlt die Annahme der Resolntion nach dem
Commiffionsantrajze. — Der Minlsterdes
Znnern wlll nur constatiren, daß dle preu-
ßlschen Maßnahmen ledlgllch zum Schutz dcr
Grenzen unkernoinincn worden und fich ln
glelchem Maße bewahrt hälten, wle dle vor-
trefflichen neuen Heeres-Organlsatlonen (Ge-
lächter). Eine Besetzung einer ruff. Stadt
durch preußlsche Truppen habe nlcht stattge-
funden, wle der Revner aus elnem Telegramm
beipklit. — Der Mlnlsterpräsldent glbt
einen Rückbllck auf dle blsherlqen Znterpella-
tlonen in dleser Frage. Der Rebner erkennt
dari» clne offene Partelnahme für dle Sache
Polens. Dcr Abg. Waldeck habe dle preuß.
Vandesklnder mlt den verkauften Hessen lm
vorlgen Jahrhundcrt vergllchen; v. Unruh
Habe gesagt, das Haus werde der Reglerung
keineil Thaler zur Kriegssührung bewilllgen;
hclße das nicht den <siaat wehrlos machen,
dem auswärtlgen Felnde zurufen: komm her-
bel, vu findest das Land unverthcidigt? (Leb-
hafter Wibersprnch.) Es frrut mich, bel Zhnen
noch so viel sympathlen für die Sachc des
Landes zu finden. (Große Unruhe, Ilnks Ruf:
»Zur Orvnung!") Der Prä si d e n t bedauert
hier den Ordnungsruf nicht erlaffen zu kön-
nen; dazu liege kein Grund vor. — Der
Mlnlsterpräsident: Der Name deS Abge-
ordneten v. Unruh ist verknüpft mlt der Steuer-
verweigerung aus dem Zahre 1848. (Erneu-
ter Lärm.) — Der Prä sident: Jetzt möchte
lch aber ben Ministkrpräfidenien bitten, Aeuße-
rungen zu unterlasseii, welche mil der fragli-
chen Rcde in keiner Beziehung stehen. — Der
Minlstcrpräsident; Der Name des Hrn.
v. Unruh, sage lch, steht mlt der Steuerver-
weigerung (Großer Lärm, Ruf: vertagen!)
— Der Präsldent: Wenn von Sciten des
Minlstertisches dlese Aeußerung noch elnmal
fällt, so werde lch dle Sitzung vertagen. —
Der Mlnisterpräsldent: Jch stehe nlcht
unter der Disciplin Jhrer Geschäftsordnung,
ich bin nicht Mitglied des Hauses u. spreche
daher, da ich Namens der Regierung fpreche,
wann es mir und was mir beliebt. — Der
Präsident: Jch muß den Herrn Minister-
präfidenten unterbrechen. Meine Disciplinar-
gewalt reicht soweit wie die vier Wänve die-
ses HauseS und ich werbe das beweisen durch
Vertagung, wenn die Aeußerung noch cinmal
fällt (Beifall). — Der Ministerpräsibent:
Es ist überflüffig, die zwei Mal geihane
Aeußerung zuin dritten Male zu wiederholen.
Die Anhänger der Nevolution in Europa hal-
ten überall zusammen unb es gewinnt dcn
Anscheiil, als ob das Haus durch seine Re-
solutioncn für die polnische Jnsurrcction Par-
tci nimmt; die Convention, diese Secschlange
der europäischen Preffe, hat kcine so über-
triebene Bestimmung noch Ausdehnung, wie
dies in der Preffe dargestellt wird. Zhrc An-
träge werben vhne Wirkung auf die Negierung
blciben, sie werden nichl einmal erreichen, dcr
Regicrung Verlegenheit zu bereiten, sic wird
unberührt bleiben von diesen Verhandlungen, >

Unsere Damenwclt wtrd hier Beidc »crmiffcn,
insbesondcrc abcr dcn Grafcn, der in den Augcn
unscrer Fraucn„Einer dcr schönstcn MLnncr"Wiens
und überall Hahn im Korbe war. Am mcisten fühit
fich natürlich Frau L. vereinsamt: verfchicdcn lau-
tcn die Stimmen darüber, ob ihr Herr Gcmahl
mehr consternirt über das durch ihn angerichtete
Unhcil, oder mehr zufriedcn damittst, daß cr cinst-
«eilen reine Luft zu Hause hat! Sonst aber ist
wohl die Moral der Geschichtc — da man fich cin-
fach lächcrlich machen würdc, in unscrm Capua cine
ernstcre daraus zu ziehen —, daß cin vorsichtiger
Galan auch hit dem scheinbar gefügigsten Ehemann
iminer gegen einen Handstreich auf seiner Hut sein
muß, und daß Tölpelhaftigkeit gerade so vicl Un'-
glück stiften kann, wie dic raffinirtcste Boshcit."

Aus Kopcnhagen wird geschricben: Das Publi-
kum der Hauptstadt bezeigt ein lebhaftes Intercffe
an alle dcm, was dic Prinzcsfin Alerandra betrifft.
Als vor ciniger Zeit in verschiedenen Magazinen
zur Ausstcucr dcr Prinzesfin gehörigc Gegenständc
zur Besichtigung vorlagen, erstürmte gleichsam die
Menge dicsc Localitäten. Bei dcr hcutigen Aus-

bek dcnen sie höchsiens ihre Zeit hker verbraucht,
^ ^ ^^uhig mit ansehen können, daß
Sre jrch zu Parteigänqern der polnischen Jn-
surrkctlvn machen. (Schluß f.)

Deutschland

Vom badifchen Neckar» 26. Februar.
L)le neuesten Schritte ln Darmstavt zur Her-
stellung einer heffischen Ovenivalbbahn bis an
den Neckar, beziehungsweise biS an einen
Eiiimünbepunkt in die Hkibclberg-Würzburger
Eisenbahn, haben den Plan eines Schienen-
weges von Eberbach biS Neckarelz ganz in
den Hintergrund gedrängt, wahrscheinlich weil
die Zustimmung der babischen Regierung hie-
zu niemals erfolgen dürfle. Nun macht sich
aber in Darmstadt die Ansicht geltend, daß
die vorerwähnle hessischc Oocnwaldbahii nicht
bei Eberbach, sondcrn bei Hirschhorn am Nc-
ckar münden und von dort bis nach Neckar-
gemünb sortgesetzt werden soll, um dort an
die badische Siaatsbahn anzuschließen. Ob
dip babische Regierung für diese verändcrte
Richtung cine willfährigere Gcsinnung zeigen
wirb, unterlicgt Leßhalb »och einigem Zweifel,
weil die badische Amlsstadt Ederbach mit
vielem Handel und Gewerbthäligkeit alsdann
ganz vereinsamt bleiben würde. (S. M.)

Freiburg, 25. Febr. Wir haben hier
zwei Mädchenschulen, Adelhauscn u. St. Ur-
sula. Mil der ersten Schulanstalt ist man
völlig zufriedcn, mit der andern nicht, weil
fie ultramontancn Zwecken dient und sich von
der relrograben Geiftlichkeit ganz behcrrschen
läßt. Zhr Haus gehört der Stadt, und dicse
ist Willcns, das Haus an sich zu ziehen, mit-
hin bie Schulanstalt auszuheben; auch hat
der Oberschulraih nicht genehmigt, daß St.
Ursula neue Mitglieder ausnehme, indem man
erst zu entscheiden habe, vb die Lehranstalt
in bisheriger Weise fortbestehen könne. Wie
nun verlautet, werden dic ultramontanen
Häupter ein streng katholisches Lehrinstitut
und Pensionat errichten, in wclchem die Lehr-
frauen von dort ausgenommen unb in ihrer
Weise fortwirken werben. Wenn dieseS Lehr-
institut so gut ausfällt wie bie streng katho-
lische Universität, zu der erst einige tausend
Gulden eingezeichnet sind, da fie doch Miüio-
nen forbert, so kann man gelrosten MutheS
sein. Der Oberschulrath, der hiesige Gemeiude-
rath, svwie die Bürgerschaft benehmen sich
anerkenneswerth in dieser Sache. (S. M.)

Darmstadt, 24. Fkbr. Gestern ist in
Frankfurr em Slaalsvertrag wegen Erbauung
einer Eisenbahn von Siegen über Biebenkopf
bis zur Main-Weser-Bahn von den Commis-
sarien der großh. heffischcn, ber königl. preu-
ßischen und der kurs. heffijchen Regierung un-
terzeichnet worden.

Vom Main» 27. Febr. Wic daS Mi-
lilar-Wochcnblall für bas beulsche Bundes-
hcer millheill, wcrden iai Herbst d. Z.'sämmt-
Iiche Bunbesconliiigente einer Znspection un-
tersteüt werden. Die letzte derartige Znspection
fand 1858 statt.

stellung des DagmarkreuzeS auf der Amalienburg
fand dersclbe Andrang der Volksmaffen statt. Der
Gcgcnstand ber allgemcinen Neugierbc vcrdient abcr
auch Lic ihm gcschcnktc Aufmerksamkcit. Dcr Schmuck
enthält nämlich 2000 Brillanten und IlL Pcrlen;
die zwci größten Pcrlcn sind im verfloffcncn Zahre
vom König auf dcr Londoner Weltausstcllung gc-
kauft, wo fie von eincm LondoncrJuwelierzu Sci-
tcn Lcs berühmten Diamantcn Kohi noor placirt
waren. Der Halsschmuck ist »vn dcm Hofjuwclicr
Didcrichscn, der hicr ansäjsig, angescrtigt wordcn.
Die Motive zu den mannigfaltig angcbrachten V>r-
zicrungcn find aus dcn crsten Zciten des Mittcl-
alters genommcn. DaS emailltrte Krcuz ist, bis
auf dic Oberseite, die gcöffnct werden kann und
dann in dem inncrn hohlcn Raumc werthvolle Rc-
liquien aufwciSt, einc gcnaue Copie des bekanntcn
Dagmarschcn. Die Prinzesfin hat auf Veranlaffung
ihrer bevorftehenden Vermählung dcm Kopenhagner
Magiftrat dle Summe von 3000 Rthlr. zugcstcUt,
die zur AuSsteucr von sechs jungcn unbemittelten
MLdchen, die sich tn dcn nächstcu drei Monaten
verheirathen, bestimmt find.

Frankfutt, 28. Febr. Wie daS Fr. I.
yori, sou bie in Pelersburg aufgcstellle Fas-
sung der Convention in Berlin zn allge-
mein befunden worden scin und das Bcdurf-
niß einer näheren Präcisirung und Auslegung
-u wcitercn Verhandlungen geführt haben,
welche wahrscheinlich nvch nicht abgeschloffen

Kaffel, 27. Febr. Der gewesene kurheff.
Gcfandle in Berlin, Hr. v. Baumbach, ist an
Stelle bes als bcvollmächtigler Minister nach
Berlin gehenden Hrn. v. Schachlen zum kur-
heffischen Gesanbten am kaiserl. Hose in Wien
ernannt.

Köln, 26. Februar. Dic Kölner Zeitung
bringl an der Spitze ihreS heutigen Blattes
solgenden Artikel: „Die Küln. Zeilung wurde
gestern mit Beschlag belcgt, zunächst wegen
eines Artikels ^ Berlin, in welchem wir, auf
die nach allen Nachrichten, auch ber Krcuzztg.,
sehr aujgeregte Stimmung in Berlin hmwei-
senb, die Regierung dringcnd und aus königs-
treuem Herzen baten, ba es, zumal nach den
neuestcn Nachrichten uber die schrcckiiche Wcise,
wie die Nuffen in Polen Krieg fuhren, zur
Unmöglichkeil geworben sei, dic Convention
mil Nußland auszuführen, bvch die »ölhigen
Zugeständniffe so balb wie möglich zu machen,
ehe die WarikUngen deö Auslaudes sich in
Drohungen verwandellen. Der zweilc Ariikel,
beffenlwegen die Bcschlagnahme erfolgie, war
eine Abwehr gegen emen hefligen Angriff auf
die Köln. Zlg., bie in emer Zuschrift an bie
TimeS beschulbigt wird, energielos u. schwach
sich zu zeigen.«

Köln, 26. Februar. Nachdem gestcrn bie
Köln. Zig. saisirl wordcn, wurde» heule Abenb
auch die Köln. Bläller, wegen eineö Arlikels
der österreichischen General-Corrcspoiidenz über
die Polilik des Ministers v. Bismarck mil
Beschlag belegt. Die Polizeibehörde saistrte
circa 100 Eremplare ber erften Auflage.

Leipzig, 24. Febr. Am schwarzen Brett
unserer Universität befinbct sich seit geftern
svlgenber Anschlag:

Commtlitoncn! Dcr § 62 der akademischen Gesetze ent-
hält Besttmmungen in Beztehung auf Verctns- und
VersammlungSrecht, die unS wett hinter unsere Al-
terSgenoffen tn andern Berussstänben zurückstellen und ins-
besondere jetzt drückender als je empsunben werden dürsten,
als burch sie etne Betheiltgung an den bevorstehendcn Na-
ttonalfesten, wenn nicht ganz unmögltch gemacht, jeboch tn
etner Art beetnträchtigt werdcn dürfte, daß sie taum auf
eine der Stellung der Sludentenschäft angemeffene Wetse
erfolgen könnte. Jn Erwägung deffen hal sich auf An-
regung des VorstandcS der Ntchtverbtndungöstudenten ein
Comtte gebtldet, bestehend aus den Vorstehern des genannten
VorstandeS und den Vertretern aller Corporattonen, mtt
AuSnahme der CorpS und der Verbtndung Grtmmeuta (!!),
um dtc Mtttel und Wege zu berathen, etne günsttgere
Steüung sür dte Studentenschaft tn dteser Htnsicht hcrdet-
zuführen. Nachdem daS Comtte sich etnsttmmtg für eine
Petttlon au das hohe CulluSmintstertum entfchteben, auch
etnen Entwurf dazu auögearbettet und berathen hat, hat
eS dte Unterzetchncten beauftragt, etne allgemetne Studenten-
versammlung bchuss Leschlußfaffung hterüber, beztehentlich
Unterschrerbeu der erwähnten Pelition zu berufcn. Wtr
erlauben unS daher, dte Commilitonen aller Facultäten
und Corporatiouen hterdurch aufzufordern, Donnerstag, den
26. d., AbendS b Uhr, tm „Holel be Sare" zu einer all-
gemetnen Versammlung zusammenzutreten. Letpztg, den
17. Februar 1863. (Folgen dte Unterschrtften von vter
Studtrenden.)

j An Berlin trug sich tn vorlgcr Woche folgendc
j wahrhafte Anekdote zu. ES tritt ein Herr auf dem
! Markt zu eincm Heufuhrmann, gibt thm eincn
Thaler und weist ihn an, mit seinem Wagen nach
dcr Lcipziger Straße Nr. 3 zu fahren und daselbst
dem Porticr zu bemerken, „daS Hcu sci für Wil-
helm's seine Ochsen"; dcr Portier werdc tbm dann
das Heu abnchmen. Der Baucr crfrcut über das
schönc Trinkgcld, fährt mit scincm Hcu »or das
bezclchncte Haus, ohne zu wiffen, vaß bieses — das -
Hcrrenhaus ist, crhebt, als ihm dcr Portier be-
merkt: „Es müsse etn Mißvcrständniß obwaltcn,
man brauchc hicr kcin Heu" — einen Mordspcktakel
und schrett: „Doch, doch, Leipziger Straße Nr. 3,
ich hab's aufgeschriebcn, hier soll' ich'S abladen für
Wtlhclm's seine Ochlcn." Die Leute auf der Straße
bleiben stehcn, dcr Baucr läßt sich nicht beruhigen,
er bleibt dabei: „Hier müffen Wilhclm's scine Ochscn
sind, für dic soll det Futter sind", — bis man den
armen unschuldigen Bengel arrctirt.
 
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