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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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März
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in das Auge faßt; wenn man ferncr erwägt,
daß dem Staate imiiurhin, wie in anderen
Ländern, durch das Mitiel der Skempelansätze
eine ergicbige Finanzquelle ervffnct werden
kann, und dem badischen Fiscus um so eher,
da nämlich bei unS die Geschäfistaren eincm
verhältnißmäßig niederern Ansatze unterlieqen:
so läßt sich kcin Hinderniß denken, warum
die richtt'ge Marime bei unS weniger durch-
führbar sein sollte, als in den uns auch hicr
vorauSgegangenen deutschen Staaten. Und so
wollen denn die Herren Abgeordneten mit aüen
Kräften im Sinne der hier gestellten fünf
Anträge wirken!

* Politische Umscha«.

KönigWilhelm äiißerteneulich gelegentlichder
Jnspection des Bekliner Cadettenhauses. „Jn
einigen Tagen werden Sic Zeugen einer Feier
sein, die wir zur Ehre Vvn Helden begehen, —
unseren siegreichen König Wilhelm IH. an
der Spitze! Sie werden daraus sehen, wie
der Staat und dic Könige die Treue der
Armee und ihrer Helden lohnen. Nehmen
Sie flch auch von jenen Männern Muster
und Vorbild, damit Sie bereit sein mögen,
wenn Sie dazu gerusen werden, — sür Thron
und Vaterland Jhr Leben einzusetzen!

Die preußische Regierung, schreibt man
aus Paris, hat bei Herrn von Rothschild
anfragen laffen, ob er, im Falle die Ercig«
nisse eine Anleihe solltcn nothwendig machen,
dazu bereit wäre; allein der Bankier soll zu
verstehen gegeben huben, daß die preußische
Regierung bei ihrem Zerwürfniß mit den
Veriretcrn deS Landes kcine hiureichenden
Garantien biete.

Eine preußische Gemeindc beschloß, ihrem
verdienten Lehrer nach 26jähriger Dienstzeit
sein Einkommen von 70 auf 100 Thaler zu
erhöhcn; die Regierung hat es verbvten, weil
er zur Fortschrittspartei gehört. Dabei ist
jedes Wvrt überflüssig — aber nicht der Na-
tionalfond.

Der preuß. „Staatsanzeiger" schrcibt in
seincm nichtamtlichcn Thei'I: Eine Pariser
Correspondenz der „Jndependance belge" vom
2. März Nr. 61 enthält eine Reihe von No-
tizen über dic Entstehung und die angebliche
späterc Modification der Convention vom 3.
Februar d. I., welche die Absicht verrathen,
aus die freundschaftlichen Beziehungen Preu-
ßens und RußlandS ein falsches Licht zu wer-
fen. Wir sind ermächtigt, diese Notizen als
eine böswillige Erfindung zu bezeichnen. Jn
dieselbe Kategorie gehört auch der Zuhalt eincr
Berliner Correspondenz des östcrreichischen
„Botschafters" vom 2. März d. I., Nr. 60,
welche der Convention vom 8. Februar den
Plan einer Vergrößerung Preuße'ns bis zur
Weichsel Narep-Linik zu Gruude legt.

Schvn seit läligerer Zeit gchen dem Mini-
sterpräsidenten v. Bismarck und dem Kriegs-
minister v. Roon täglich Droh- und Schmäh-
briefe zu. Seit einigen Tagen haben diese
anonpwen Zusendungen eine noch weitere Aus-
dchnuiig genvmmen. Die Börs. Z. will nicht l

Stoff nicht übcrreich und der Lehrer wohl im i
Stande, in einem zwcijährigen Lursus dcnselben
zu bcwältigen. So vicl übcr die Auswahl des
Stoffes. Was nun die Form betrifft, tn welchcr
dersclbe vvrgeführt wird, so habcn wir bcsonders
die Klarheit und Einfachheit der Sprache hcr-
»orzuhebcn. llngekünstelt wcrden dic Erscheinun-
gcn zum Verständniß gcbracht und wird auf die
Gcsetzc hingcwicsen, nach welchcn Ae erfolgtcn. Für
die Änschauung ist auch durch gute Abbildungen ge-
sorgt und klare Nebcrsichten machen cS möglich, den
Stoff in scincm Zusammenhange aufzusaffen. Wir
wünschen dahcr dcm Werke die größtc Verbrci-
tung und cmpfehlcn daSsclbe allcn Lchrern, die
stch bemühen, bicsen Nnterricht klar geordnet ihren
Schülcrinnen vorzuführcn." I-.

Gewiß einc schöne Aufmunterung für den Ver-
faffer zu ferncrem thätigcn Wirken in cinem so
wichtigen Gcbicte, deffen Lcistungcn vor etnem Jahre
der verehrliche Gemeindcrath auch durch etne nam-
hafte Gehaltszulage in so dankenswerther Weise an-
erkannt hat.

unterlassen, vor solchen Albernheiten, mit dcnen
man der Volkssache nur schaden kann, ent-
schiedcn zu warnen.

Hcrr Z. Venedey hat i'n der „B. V. Z."
ei'nen Aufruf „an das deutsche Volk" ver»
öffentlicht, in welchem es als Pflicht des
dcutschen Volkes erklärt wird: 1) die Bis-
marck'sche Rcgierüng in Preußen stürzen zu
helfen, 2) sich durch den GclegenhcitSruf des
Napoleonismus für Polen nicht in seiner
Pfiicht und seinem Mitgefühl für ganz Polen
und jeden einzelnen unglücklichen Pole irre
machcn zu laffen; 3) dem sranzösischen Rufe:
„Auf nach Polen!", der in der That keine
andere Bedeutung hat als: „Auf nach dem
Rhcine!" cinfach mit dem Mufe: „Hoch
Deutschland!" zu antworten. Den Wortlaut
deS Venedep'schen Aufruss mitzutheilrn, ver-
bicten der Volks-Ztg. die preuß. Preßzustände.

Zm Kreuzzeitüngslager herrscht große Be-
wegung, Die Chefs der Partci haben eine
Massendemonstration sämmtlicher Seädte des
Königreichs sür die ruffische Politik des Mi-
nisteriums Bismarck in der polm'schen Frage
beschloffen. Sämmtliche Volks- und patrio-
tischc Vereine, alle conservativen Wahlvcreinc
und sonstige Corporati'onen, welche der Partei
angehören, werdeu zur Unterzeichnung einer
„Riesen-Lopalitäts-Adreffe" ünd Ernennung
von Deputirten aufgefordert, welche dis Adrcffe
im feierlichen Aufzuge überreichen werden.

Vor einiger Zeit ging die Notiz durch die
Zeitungen, daß der Hauptmann von Bcffer,
welcher seine Fcstungshaft in Pillau verbüßt,
in Zrrsinn verfallen sei. Die Volksztg. hört
jeßt: es sei in militärischcn Kreisen kein Ge-
heimniß, daß an dem Urheber dcs unglückse-
ligen Ereigniffes in Grauvenz sich schon scit
einem Jahre, also noch während sei'ner Activi-
tät, Spuren dcs Wahnsinns gezeigt hätten.
Man gibt sich deshalb der Hoffnung hin, daß
dieser Umstand zur Erleichterung tzcs Schick-
sals der in Graudenz verurtheilten Solvaten
beitragen werde.

Es freut uns, constatiren zu köunen, daß
die ministcriellc „Donau-Ztg." in Wien sich
mit großer Entschiedenheit über den bcrüch-
tigten „Glaubenskinhei'tsbeschluß" in Tprol
ausspricht. Sic sagt: „Wir bedauern dcn
neulich gefaßtc» Beschluß des Landtages, als
daS Zeichen einer Ausschließlichkeit und Un-
duldsamkeet, die i'm verjüngten Oesterreich nicht
mehr anzutreffen sein svllte. Wenn in dem
bezüglichen Berichte die „eigenthümlichen Ver-
hältnisse" dcs Landes angerufen werdcn, so
mvchtcn wrr diese Eigenthümlichkeit lieber
Krankhafti'gkeit nennen."

Dic österreichische Regierung hat den eng-
lischen Ausstellungsrommiffären und Beamte»
Orden und Geschcnke als Anerkennung zustcllen
laffen; von Preüßeu wird gerügt, daß cs nicht
allein nichts Aehnlichcs gcihan, seine Commis-
säre vi'elmehr nicht einmal Abschiedsbesuche
bei Denen, welche ihnen Hülfe geleistet, ge-
macht haben.

Der „Moniteur" meldet aus Mcrico, Ge-
neral Forep habe wegen der bevorstehenden
Operationen gegen Puebla die Jalapalinic

Der Zwerg Perkeo

aur großen Faße zu Heidelberg.

Beim großen Faß zu Hetdelberg
Da gibt Perkeo acht,

Denn dcr vcrbanntc aite Zwcrg
Hält Tag und Nacht hicr Wacht.

Die Sag' erzählt, «ie wcltbekannt,
Daß cr dem Trunk ergcben,

Nnd. hicv nun steht in Holz gebannt
Bts thn einst ruft in's Lcbcn

„Ein Mädchen, hold und liebcreich
Wic eine duft'ge Ros'

Nnd sittsam einem Veilchen glcich,

An Tugend reich und groß,

Nnd wie dic llnschuld sclbst so rein,
Schön «ie der Hcil'gen Bilde
Und feurig wtc der beste Wein
Und ltebltch doch und milde,"

aufgeben mäffen; mehrere klei'ne Gefechte seien
zum Nachtheil der Mericaner ausgefallen.
Die Artillerieparks und daS Geniematerial
sind in Orizaba angekommen und gingcn nach
der Hochebene ab. Nachrichtcn über England
lauten aber anders. Nach dcnselben wäre
Forep ohne bedeutende Verstärkungen außer
Stande, gegen das nun stark befestigte Puebla
etwas zu unternehmen; die Stimmung der
Bevölkerung sei sehr feindlich und die Regie-
rung des Präsidenten Zuarez beliebt; auch
sei sie jcdenfalls die beste, die Merico seit
langer Zeit gehabt habe. Jn Paris glaubt
man, es werde zu Unterhaudlungen mit Jua-
rez kommen und die französische Regierung
ihn als Prästdentcn anerkennen, und nach
allen vcrgeblichen Anstrengungen fich wie
Spanien und England mit ihm abfinden.

„Times" glauben, der allgemeine Ausbruch
des Unwillens aller Nationcn habe den König
von Preußen aus einer Sackgaffe gerettet;
wäre das moralische Gefühl Europa's weni-
ger stark gewesen, so hättc er vielleicht seine
Truppen in das Gebiet des Czarcn gesandt,
um an eiuer der scandalösesten Untcrnehmun-
gcn, welche dic Geschichte kcnnt, sich zu be-
theiligen, und cinem kriegerischen Staat einen
Vorwand gegeben, ihm den schönsten Theil«
seines Landes zu cutreißen. Das Gefühl für
Ehre, welchcs die Maffen bewegt, würde die
Westmächie zur Einmischung gezwungen haben,
und Preußen hätte die Zeche bezahlt. Glück-
licherweise für den König hat stch die öffent-
liche Meinung in Englanb und Frankreich
einmüthig gegen ihn ausgesprochen.

„Eraminer" vcrspricht sich auch von einer
Constitutt'on nichts für Polen, da das Bei-
spiel Preußens und Frankreichs zeige, daß
dieS oft ein Wort ohne Sinn sei; Kammern
als Theaterconp, ohne Freiheit der Preffe und
der Pcrson, hätte» keine Bedeutung. Nur
eine Nationalarmee und pvlnische Beamte
hätten für das gedrückte Land einen Werth.

Das neue spanische Ministerium findct be,
reits starke Opposition unter den Beamte»;
die meisten Gcneralcapitäne der Provinzen
wollen zurücktreten und man fstrchtet cin Wie-
dcraufleben der Parteicn, dic so lange Spa-
nicn zerriffcn haben. Die französtschen Blät-
ter sind natürlich sehr crfreut darüber, daß.
die Partei, welche in der merikanischen Frage
Frankreich-freundlich gesinnt ist, ans Ruder
gekommen.

Deutschland

Kaffel» 6. März. Zn der Nachmitlags-
sitzung der Ständcversammlung wurde in der
Leihharisangelcgenhcit bcschloffcn, daß diejeni-
gen verzinslcchen Lkihbankobligatt'onen, welchc
sich zur Zeit der Jnsolvenz-Anzeige in den
Händen ausländischer oder im Znlande woh-
nendcr Gläubiger befunben habcn obcr noch
befinden, gegen den Cessionspreis vvn 80 pEt.
mit allen Nechten erworben werden. Bank-
notenentschädigung wurde abgelehnt.

Kaffel, 5. März. (Fr. I.) Die feierliche
Bestaltung des Oberbürgermeistcrs Hartwig

Wenn solchc Maid den Zwcrg anblickt
Dann ist sein Bann gelähmt,

Und Fleisch und Blut ihn neu erquickt
Und Leben ihn durchströmt.

Dann ist das Faß gcfüllt mit Wein
Wohl von den besten Reben,

Der Jungfrau wird das Schloß dann scin,
Zum Brautschatz ihr gegcben.

Döch leider mchr als hundcrt Aahr
Gibt nun der Zwerg schon acht,

Und Tausende kann er fürwahr
Noch paffcn Tag und Nacht.

Eh' blüht ctn solches Wunderkind
Ist Faß und Zwerg vcrgeffen,

Hat eurcn Staub zerstreut der Wind
Die Würmer euch gefreffen.
 
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