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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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März
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https://doi.org/10.11588/diglit.2820#0251

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Konstantinopel, 7. Marz. ES sind
6000 Stülk russischer W-iffen,^welche durch
die Donau-Fürsienthümer in Serbien einqe«
schmuqqclt werdcn sollten, nach Polen gekoni-
men. Die Vertretcr der Mächte erließen einc
Collectiv Note an die Consuln in Bucharest,
welche sowohl dem Fürsten wie der National-
Versammlung die strenge Einhaltung der
Verfaffung anempstehlt.

Am e r ika

New-Aork, 28. Febr. Gen. H unter hat
den Gen. Stevenson verhaften laffen, weil
der letztcre öffentlich erklärt hatte, er möchte
lieber, daß die univnist. Sache eine Niederlage
erleidc, als mit Hülfe der Negcr einen Sieg
erfechte. — Die Stadt Hopefield in A r k a n s a s,
das Hauptlager einer Bande von Guerillas,
wurde am 19. auf Befehl des unionist. Gene-
rals Hurlburt niedergebrannt.

New-Nvrk, 28. Febr. Fast sämmtliche
Bewohner haben Charleston geräumt und das
gesammte Eigenthum mitgenommen. Der Sc-
nat von Iersep nahm eine Friedens-Resolu-
tion an.

Nachrichten über Polen

- Langiewicz hat nachstchende vom 10. d.
datirte, telegraphisch schon gemeldete, Pro-
clamation an die Polen crlaffen:

„LandSleute! Dl- glih-ndsten Söhne P-l-n« hab-n tm
N-men d-S Allmächtigen -in-n durch dle fuichtdarsten Mlst.
bräuche provoclrten Kamxs gegcn dte ewlgen F-lnde der
Freihelt und der Clvlllsatlon b-gonn-n. Trotz der änßerst
unginstlgen Umstände, unter welchea «er S-tnd dnrch -lu
U-bcrmaß »°n Unterdrückung zu -tnem b-waffnet-n Eon-
stlcte -lllg hlngedrängt. dauert der Kamps, ohne Waffen
b-gonnen, s-it zwct Monaten, b-sestigt -r fich, entwlckclt
er fich energlsch. Dicsem Krtege aus Lcbea nnd Tod g-gen-
üder. in welchem M-tz-l-t-n, Pliudirung und Brand den
Marsch de« Feinde« bej-lchn-n, empfindet Polen schmcrjllch
dle Abwesenhett elner ntcht vciborgcncn Centralgewalt, die
lm Stande wäre, den tm Kampsc begriffenen Streltkrästen
etne ieitung zu geben und neue Slrettkräfte znm Kampfe
zu rnsen. Obwohl dte Natton wirdtgere llnd sähtgerc
Birger bcfitzt, als tch eS bln; obwohl tch dtc Unermeßllch-
kelt ter Pflichten und dt- Aröße der zu ibern-hmend-n
Verantwoilllchle.lt fühl-, gebtelen mtr d-r Ernst und dtc
Nothwendlgkeilcn der Lagc, uach -tn-m Llnvernehmen mlt
der provisorlschen Reglrrung, dte oberste und dtctatorlale
Gewalt zu übernehmen, wclchc lch ln dte Hände der Rc-
präscntantcn der Nation wicdcr ntcdcrlegcn wcrde, nachdcm
daS moskowittsche Zoch wtrd abgcschüttcll wordrm s-tn. Dlc
unmiltelbare ieltung der mllltärlschen Opcrallonen mtr
vorbehaltcnd, crkennc tch dl- Nothwendigkcit -ln-r Elvtl-
reglcrnug an, dcren Befugnlssc durch -tn- sp-cicll- Oidon-
nanz werden geregclt werden. DaS W-rk der provtsortschen
Rcgterung fortsetzend, bestätigc tch daS Princlp dce Fret-
heit nnd Gleichhett der Bürgcr, kraft deffen dl-^Snd-r-lcn
«eu Baucrn gewährt w-rd-n soll-n mit Entschädignng sür
dle gcgenwSrltg-n Eig-nthümer. Polen aller untcr dem
moskowltischen Joche bcfindltchen Provinzen, ich ruse Euch
aus zum Kamvfe g-gen dtc Herrschaft und dl- B-rbar-t
dcr Ruffen. Dle Etntracht allcr Bürgcr ohne Unlerschied
der Ctasscn vnd der Rellgion. dlc Gem-insamkeit der Opfer,
dlc Einhelt der Gewalt wcrden unsercn Fcinden unscrc j-tzt
noch z-rstreutev Kräste furchlbar macheu und die Unab-
hängigkeit d-S BatcrlandeS fichein. Zu den Waffen snr
dte Frelhelt und dle Unabhnägigkeit deS VatcrlandeS!"

Dic größte ausständische Bewegung hcrrscht
im gegenwärtigen Augenbiicke, außer im Kra-
kauer Gebiete, im Gebiete von Kalisz. Die
Schlappen, welche dic Polen in den letzten
Tagen bei Krzpwozacz und Nowawies am
19. und 21. v. M. und bei Mieczownica am
2. d. erlitten hatten, haben ihren Geist nicht
nur nicht gebrochen, sondern eher noch ge-
hoben.

Aus Warschau schreibt man: Nach dem
vom Obercoinmando der russifchcn Truppen
angelegten Plane sollen die Operationen haupt-
sächlich dahin zielen, die Insurgentenschaar
nach der preußischen Gränze zu drängen,
wo die Ausständische» mit Hülfe dcs zahlreich
an der prenßischen Gränze ausgeftellten Mili»
tärs zwischen zwei Fcuer gerathen würden.
Die Regierung sucht daher mit allen Mittcln
die Jnsnrgenien vom Bug zu verdrängen
und vvn den altpolnischen Provinzen abzu-
schneiden.

Kattvtvitz, 10. März. Neisende aus Kra-
kau versichern, daß die Aufständischkn in neuc-
ster Zeit bedcutende Zuzüge aus Ztalien und
Ungarn erhalten, namentlich aber von letzteren,
an denen auch hinsichtlich ihrer Armirung nichts
auSzusctzen sein soll. Ein Theil von diesem
Zuwachs fiihrt aur den ungarischen Kämpsen
her bekanntc Namcn und ist dem Partisanen-
kriege nicht sremd,

Pvfen, 11. März, Aus Wreschen schreibt

man der »Posener Zeitung": Es hat auch in
dnrchaus deutschen, dem Aufstaode feindlichen
Kreisen gerechte Entrüstungchervorgerufen, daß
von dcn nach Posen transportirten Jnsurgen-
ten fe zwei und zwei an einander gebunden
waren, obgleich 30 Znfanteriste» mit gelade-
nen Gewehren und 4 Husaren die EScorte
bildeten. Graf Poninski auf Wreschen hatte
4 Wagen für die Gefangenen angebolen; man
lehnte das Aneibletcu ab.

Von der polnischen Grenze, 13. März.
Gestern wurde Langiewicz in Warschau
zum Diktator proklamirt. Die Ruffen wurdcn
bei Miszewo (im Gouvernkment Plock) ge-
schlagen und hatlen einen Vcrlust von 100
Todten. Fcrner waren die Znsurgenten sicg-
reich am 5. d. bei Brzeznica (südöstlich von
Kalisch) unter Lewanbowskt, wo sic 2 Kanvnen
erbeuteten, und am 7. d. bei Wlodawa am
Bug untcr Lelewcl und bei Ratafi, wo fle
eine bedeutende russischc Abtheiiung warfen.

Warfchau» 13. März. Der „Jndep."
zufolge haben von 40 Mitgliedern des Staals-
ratheS nur 5 ihre Demiffion angeboten. Das
Gerücht von dem Rücktritte des hiestgen Stadt-
raths ist ganz erdichlet.

Kraka«, 13. März. Ein von heute da-
tirter, von bem Archimandriten von Wilna an
den Papst gerichteter Bericht bezeichnet die
Stimmung der Bauern der Palatinate von
Wilna und Grodno als dem Aufstanbe günstig,
dessen Erfolg von denselben abgewartet werde,
um sich wicder zum römisch-katholischen Cul-
tus zu bekennen, zu deffe» Abschwörnng der
Kaiser Nikolaus sic gezwungen habe. — Zn
Dziernowice, i'n dem Districte von Biala, ha-
ben Metzeleien stattgefunden. Die Kirchen
wurdcn prosanirt unb geplündert.

Lemberg, 14. März. Privatnachrichten
zusolge ist nun auch in Podolien (einem Theil
des ehemals polnischen Westrußlanbs) der
Aufstand ausgcbrochen. Bei Bar (bekannt
durch die gegen Nußland gerichtete Consöbe-
ration von 1786) sollen einige Tausend Jn-
surgenten stehen.

Kraka«, 14. März. Langiewicz's Vor-
posten stehen 2/z Meilen von Miechow. B-i
Sosnowka in vcr Nähe von Miechvw hat
gestern cin kleincs Vorpostengefechl stattgefn»-
dcn. Die Ruffen in Olkusz, Wolbrom unv
Miechow haben Zuzüge erhalten, und es wirb
der Angriff auf die Jnsurgenien erwartet.

Stettin. Die „Ostd. Z." lheiit als be-
stimmt mit, daß MieroSlawski in PariS ein«
gctroffen sei.

Krakau, 15. März. Das Dccret, durch
welches ver Dictator Langiewicz eine auö 4
Directione» (für den Krieg, das Jnnere, das
Aeußere und die Finanzen) bestehende Civil-
regiernng eingesetzt hat, ist aus bem Haupt-
qaartiere von Sosnowice vom 12. d. datirt.
Alle übrigen gehcime» Behörden sind sür auf-
gelöst erklärt. Hr. Tomozpnski ist zum Pri-
vatsecretär dcs Dictators ernannt.

Ne,,este Nachrichteu

Paris, 14. März. Herr Larabit verliest
im Senaie den Bericht über die Petilionen
zu Gunsten Polens. Dieser Bericht läuft
auf folgenden Antrag hinaus: Angesichts der
schwebenden Unterhandlungen und der von der
Regierung kMpsangencn Mittheilüngen, sowie
in der Ueberzeugung, daß die Negierung für
die Sache Polens thul und thuen wird, waö
rccht, möglich und pvlltisch ist, erachtet die
Commiffivn die Ueberweisung der Pclitionen
an das Ministcrium für nicht gerechfertigt
und schlägt vor, dic Sache der Weisheit des
Kaisers zu überlaffen und zur Tagcsordnung
zn schreiten. — Die Verhandlung wird näch-
sten Dienstag staltfinden.

Bucharest, 14. März. I» der heuiigen
Kammersitzung verlas ver Ministcrpräsident
eine Botschaft, wclche die Arbeiten und das.
Betragen der Versammlung einer Kritik un-
terzieht und die Beschuldigung erhebl, die
Kammer habe nicht bloß das Budget nichfi
bewilligt, sondern auch durch die kürzlich be-
schloffene Untersagung dec Erhebung nichtbc-
willigter Steuern zum Ungehvrsam ausgeregt.
Die Bvlschast erklärt die Sessivn sürgkschloffen. i

Aermifchte Nachrichtrn.

Nach der .Zettschrist de» k. prenß. stallstischen Bnreani'
umfaßt Preußen tü,7lS.KZ7 DkNtsche llnt r,5V4,rü7 Nlcht-
d-utschc. Di- L-tztere» b-st-h-n au«: 2,214,903 Polen,
Masurcn und Caffuben, 8r,2Zr Wenden, 58,880 Böhnre»
unv Mahrern, 136,990 Lithcmeru und 11,202 Wallonea
(Franzosen). - Nach vrn Eonfessionen: 11, l 13.596 Prote.
stanten, 6.824,719 Kathottkeu, 1196 Griechen, 13.708
Mennoniten, 16,170 Deutschkathottkcn uod 253,457Zudcu.

Aus Baderr. Nach dem ^K. A." hat dte am s. d.
M. von dem Vor,lhenden des HandelSmintsterLumS, Frhrn.
v. Ztoggenbach, empfangene Abordnung, besteheud aus deu
Herren Bürgermetster Abel, Zakob Dreyfuß und Klumpp
aus GernSbach, einen äußerst günstigen Bescheid wegen
Erbauung etner Prtvateiseabahn durch daS Murgthal hetm-
gebracht. — Wte man verntmml, beantragt dte Eommtsfiou
der 2. Kammer tm Polizetstrafgesetzbuche bezügttch der
Poltzet. und Feterabendstunbe ketne Abänderung; eS wtrd
also etne Aufhebung der Pölizetstunde nicht zu erwarten
setn. — Etne neue dankenSwcAhe Einrtchtung unserer Re-
gterung verfügt, daß allen ytederen Bedtensteten , dte ohne
thr Veranlaffen oder Verschuldea versetzt werden, von deu
zustehenden Cassen, bts zum ohngefähren Betrag threr dasür
zu beztehenden ZugS- oder sonst daraus eutstehendeo Kosten,
Vorschüste geletstet werden sollen. — Etn Erlaß des Han-
delömintsteriums vom 7. März verfügt dte raschestc Znan-
grtffnahme der Vorarbeiten zur Tauberthal-E'senbahn, etne
Verfügung, welche dte Bewohner ver Taubergegend mtt
großer Freude erfüllt hat. — Am 12. März verstarb in
KarlSruhe der großh. Generalmajor vom ArmeecorpS,
Zoseph Louis, nach längerer Kankhett.

Karlsruhe, 14. März. Das heute er-
tchtenene „Evang.-protcst. Verordnungsblatt"
enthalt sotgendes provisorische kirchliche
Gesetz, die Wahl der weltlichen Mitglieber
sür die Diöcesansynoden betreffenv.

Frtevrtch , von Gottes Gnadcn Großherzog von Baden,
Hcrzog von Zähringen. Zur Besettlgung von Zwetfeln
über das Versahren bei der Wahl der weltlichen Mttglieder
für die Dtöcesansynoden verordnen Wtr auf den mtt Zu-
stimmung des GeneralsynodalausschusseS gestellten Antrag
Unseres evangelischen Oberkirchenraths nach Anficht deS
§ 114 der Kirchenverfaffung provisorisch, wte solgt:

§ 1. Auf dte Wahl der weltltchen Mttglteder für dte
Diöcesansynoden (§ 47 der Kirchenversaffung) finden dte
Besttmmungeu der 41 uud 42 der Wahlorduung An-
wendung.

§ 2. Etnsprachen und Beschwerden gegen dte Wahl
unb Anfechtung der Giltigkctt derselben sind tnnerhalb 14
Tagen vom Wahltage an bet dem DtöcesauauSschuß vor-
zubrtngen. Später etngekommene Beschwerden werden utcht
berücksichttgt.

§ 3. Der DtöcesanauSschuß ntmmt nach Ablcmf der tn
8 2 festgesetztcn Frtst eine Prüfuug sämmtltcher Wahlen
der weltltchen Abgeordneten vor, und entschetdet über dte
Gtlttgkett berselbcn, sowte über. dte dagegen erhobenen Etn-
sprachen und Bcschwerden. Wird etne Wahl für ungtlttg
erklärt, so ordner der Dtöcesanausschuß fürsorgltch dte Vor-
nahme etner neuen Wahl an.

Sobald sämmtliche Wahlen geprüft und verbeschieden
find, besttmmt der Diöcesanausschuß Ort und Zeit für dte
Versammlung der Dtöcesansynode und verfährt sodann der
Vorsitzende nach Vorschrtft deS § 50 der Ktrchenverfaffung.

Gegen die 'Entschetdung deS DtöcesanauSschuffeS (8 3^
findet eine Beschwerde bet der Dtöcesansynode statt, welche
endgiltig entschetdet.

-j- Heidelberg, 14. März. Wir richten hiemit dte
Aufmerksamkeit des Lesers aus die tn AuSführung begrtffeye
Hersteüung etnes öffentlichen Locales, daS etne Zierde der
Stadt zu werdcn verspricht. Bekanntlich hat Hr. Schmtdt,
welchcr dte Schildwtrthschast zum rothen Kreuz erwarb, tu
setnem am KarlSthor, gegenüber dem Zährtnger Hof, be-
legenen Hause, dessen Garten an den Neckar stößt, dte Ab-
sicht, dort ein geräumtges und schönes WirthschaftSlocal
herzurichten. Es wurde nun bci demsclbea etne Terraffe
crbaut uud ein GlaSsalon daraus angebracht, so daß daS
Ganze, wenn eS ferttg setn wird, auf daS Beste sich auS-
ntmmt. Es wird wohl eineS der schönsten, elegantesten
öffentltchen Locale HetdelbergS werden, wte schon auS dem
jetztgen Zustande deS BauweseNS hervorgeht.

Heidelberg, 13. März. Bei dem noch tmmer
drückenden Nothstande unter den vertrtcbenen ehemalS
Schlcswtg-Holsteinischen Beamten und Officieren habcn dte
hiesigcn Untvcrsitätslchrer, welche während deS verfloffenen
WtnterS dte öffentlichen Vorlesungen im Museum gehalten
haben, beschloffen, den Netnertrag dtescr Vorlesungen tm
Belaufe von gegen 700 fl. dem UnterstützungssondS für
dte Schleswtg - Holsteintschen Bcamten und Officiere zuzu-
wetseu.

8 Mannheim, 15. März. Gestern traf der königl.
baycrtsche Mtnistertalrath Frhr. v. WLber als RegterungS-
bevollmächtigter von Bayern tn LudwigShafen etn, um, so
vtel wan hört, der Entschetdung wcgen der definittven Fest-
stellung der sesten Rhetnüberbrückung beizuwohnen und dte
Rechte BayernS zu wahren und zugleich bet der dteser Tage
stattfindenden Geaeralversammlung der neuconcesfiontrlen
Feuerversicherung auf Gegcnseitigkcit betzuwohnen, wobet
zugletch die Beamten dteser Geseüschaft erwählt werdcn.

Personalnachrichten.

Ludw. Rammelmeter von Stetnbach tst alS ActnartatS«
inclpient aufgenommen wordcn. — Durch Srlassc großh.
ZustizministertumS wurde der NotariatSdistrtct HaSlach dem
Notar Adolph Pezold tn Neckarelz und der NotartatSdkstrtet
Offenburg dcm DistrtctSnotar Constanttu Srrger tn HaS-
lach übertragm.
 
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