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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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März
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https://doi.org/10.11588/diglit.2820#0259

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Ital t - n

Rom, 16. März. Heute fand das Consi'.
storiumzur Ernenuung mehrerer Blschofe statt.
Der Pavst hiclt eine Allokution, worin
er die beklagenswerthe Lage Polens berührte.

Amert k a

Rew-Nork, 5. März. (Per Canada.)
Das Rep'asentanten-HauS wurde vertagt, die
Seffivn des Senates dagegen verlängert. Der
Ausschuß für die auswärtigen Angelcgenheiten
beschloß, der Krieg müffe bis zur Besiegung
ver Rebellion fortdauern und es seien diese
Resolutionen den fremden Mächten mitzuthei-
len. Die New-Iorker HandelSkammcr hielt
gereizte Reden gegen Englands angebliche
Neutralltätsbrüche. Ueber die Kriegs-Ereig-
niffe ist nur UnwesentlicheS zu melden. Die
Nicderlage der Unions-Truppen vor Vicksburg
bestätigt sich nicht. Ein Dampfer der Unions-
Staaten wurde bei Jndianola sammt seiner
ganzen Bemannung ervbert. Sigel hat wegen
Zwistigkciten mit Hooker seinen Abschied ge-
nommen. Die Unions - Truppen crlitten in
einem Reitergcfcchte vor Straßburg in Vir-
ginien eine Schlappe. Die Eroberung von
Guazas durch die Franzosen bestätigt sich
nicht.

Nachrichten über Polen

Krakau, 13. Febr. Gestern ist aus der
Felboruckerei im Hauptquartier Sosnowka sol-
gender Erlaß des DictaiorS Langiewicz
hcrvorgegangen:

Hauxtqoartitt Soenowka.

Zm Namcu deS Bolt-S M-rxau r-ugtewicz,
Dictator.

Ju Auosühruug dcr Besitmmuugeu te« Mauisestc« »°m
>ü. Wärz aus dcm Hauptquarlt« Goszcza setze tch hier-
mtt dlc tätvil-Nattouatregtcrung ctu, dere» Or-
gaulsatto» uud BcsuguUe tch wic sotgt bcstlmme:

Arl. 1. Dte Etoilualtoualiegteruug wtrd aus »lcr Mit-
gltedcrn bcstchen, dtc zügletch Departemeutsches deS KrtegeS,
drr Ftnauzcn, dcS Zllucpu und der auSwärttgen Angelcgcn-
hcltcn stud.

Art. !i. Dtesc Regterung bletbt bis aus Weltere« ge<
hctm.

Akt. 3. All- Besttmmuugeu und Verorduungea des
DtclatorS, dtc Eivllverwaltuug bctresfend, werdcn dtrect an
dte Etvllregteruiig erlaffen, welchc lhre wellcre Besördcrung
an dte uutcigebencn Bchördeu durch dlc bctiesfcutc» Ehef«
anorduen wtrd.

Art. 4. Alle Vcrorduungcn d-r Civllrcgicrung wcrdcu
tm Nameu des DictatvrS auf Grund gegcbcncr Vollmacht
crlaffen.

Art. 5. Dte Verordnungen de« DictatorS an dic Etvtl-
Natloualregicrung müffcu turch cincn dcr Gcucralsecretäre
dcs Dtctator« conliasrgntrt scin. Dt- Ern-llnnng-n zu
dtcseu Aemteru sind glrtchzcitig mtt dicscm Dccrct erlaffcu

Art. 6. Jch ernenuc für jetzt unmtttclbar dret Regtc-
rungscommtffäie zu bcsoudcrir Austräg n im Znncrn. Dtcse
sind »o» dcr Aalioualrcgtcruug abhängig uud crhaltcu vou
thr Wcisuugcn.

Arl. 7. Uuscrc Vertrcter bet srcmdcn Mächtcu werde
tch aus Vorschlag d-i Ehes« der auSwärttgen Angelcgcn-
hctten erncnnen.

Alt. s. Astc dts zu dlesem Allgenbltrk fungtrcnden Clvil-
uud Wiltiärbehvrdcu, welchcn UrsprungS fic auch sctca,
wcrdcn durch dtesc« Dccret hicmtt aufgclöst.

Art. s. Sic solliu jedoch' so laugc ihrc Functioucu
fortsctzcn, bi« thnen intsprcchende Befchlc durch die natto-
nale Eivtlrcgtcrung odcr thrc Eommiffäre zugegangcu scin
wcrdcu.

Art. ll>. Jch crncnnc htemit d-u ValertuS Tomc-
zpuskt zum Slellvcrtrcicr dcs Gincralsccrctär« dcS Dtc-
latoi« dts zum Augcnblickc, w° ctner d« heute vou mtr
cruanutc» Gcueralsccrclärc scinc Fuuctioncn angetrcte»
habcn wird.

Gegcbcn tm Hauptquarttcr SoSnowka, lll. März
tSLS. M. r-ugt-wtcz.

Dcr G-ncralsecrctär tu Vcrtr-tuug:

Valcr, Tomczpuskt.

Warschau» 1s. März. Der Großfürst
Coilstanti» ist nach Skierniewice, wahrschein-
Nch um sich aus den Kriegsschauplatz zu bc-
geben, abgereist. Der revolutionäre Stadt-
hauptmann verbietet bie Unterzclchnung der
von Sigismund Wielopolski in Umlauf gesctz-
ttll Adreffe. Nachdem nunmehr auch Rozycki
seinen Anstritt aus dem StaatSrathe genvm-
men, haben nun bereitS acht der zwölf unbe-
soldeten Mitglicder, alle der conservativen
Richtung angehvrend, ihren Austritt erklärt.

Petersburg, 14. MSrz. Das Journal
de St. Pctersbourg vom gestrigen Tage mel-
det die Abrcise des Prinzen Wilhelm von
Baden und deffen Gemahlin Maria Marimi-
lianowna nach Warschau.

Die »B.-u. H.-Z." bringt ein Schreiben
guS Warschau, in welchem es heißt: «Die

> Convrntkdn mtt Preußen tst tn War
schau von den Gouvernementalen vom Anfang

j an scheel angesehcn worden, man versprach sich
! davon ntchts Gutes. Die russischen Offiziere

> in der Statthaltcrschaft sagten sogleich: «Was
soll daS heißen? Woüen wir Europa sagen,
daß unscre Armee mit dcn waffeulosen Em-
pörern nicht fertig werden kann?" Za, dem
Großfürsten selbst werden sehr unwillige Aeu-
ßerungen in den Muns gelegt; untec Anderem
erzählen Beamte, daß er bei der Benachrich-
tigung von der Ankunft der preußischen Offi-
zicre gesagt habe: „Was wollen sie? Wir haben
Schnnrrbärte genug."

Kraka«, 16. März. Bedeutende Corps
des russischen Hceres sind auf demMarsche
nach Polen und Litthauen.

Neueste Skachrtchteu

Athen, 15. März. Die Nationalver-
sammlung hat mit 105 gegen 71 Stimmen
die Zurückberufung des Hrn. Christides, wel-
cher bekanntlich von der provisorischen Regie-
rung verbannt worden war, beschloffen. Herr
Christides ist einer der ChefS der zu Frankreich
neigenden Partei.

Vermischte Vachrichten.

Würzburg, 15. März. Hcote NachtS vcrschlcd da-
hier nach kurj-ur äkraukenlagcr dcr k. Universitätsprofcffor
Dr. Debe«.

AuS Bade». Auf di- !n ocrschied-nen Blättern bc-
haudelte Veretuiguug des Heidelbergn StadttheatcrS mit
dcm Manuhcimer Hostheatcr, glaubt der »Maunh. Anz.-
znr Stcner ocr WahrhcU mitthrilen zn müffcn, daß die
gauzc Augclcgeuhett von den bctreffcndcn Slcllcn dcn gründ-
lichstcu Erwägnugcu nntcrzogiu wtrd.— ZuKorlSruhc
wnrde dcr btshertgc jweite Bürgcrmcistcr, Hcrr Kanfmanu
H-rzcr, abermats zum zwcitc» Vorstcher der Stadt cr-
wählt. — Bci drm durch di- jüugcrn Osficicre dcs r.
Dragoner-Rcgimeut« lu Larlsruhe »eraulaßtcn Wett-
rcnuc» lrug Hr. itcutcnant Kammerrr den Sieg davou.
Dcu Prci« »on 50 si. sollte Dcrjcnigc crhaltcu, wclchcr
»us bclicbtgcm Wege da« ca. 1^/2 Sturrde von KarlSruhe
entscrute Ettltngen zucrsi crrcichcu würde.

^ Mannheiw, 1.8. März. Das seltcne
Gluck, welches unscrer Stabt zn Theil wnrde,
bie zwei höchsten Persvnlichkeiten des Landes
längcre Zeit in ihrem Schooße zu beherbergcn,
beschäftigl unsere Einwohnerschaft in so hohem
Grade, daß alle anderen Ereignisse vor dicsem
eiiien bescheiden in den Hintergrund treten,
weßhalb auch Jhr Correspondent nicht umhin
kann, seine Feder in diese rosafarbene Tinte
zu tauchen. Es circuliren über unsere hohen
Gäste, die ihre Zeit sorgfältig verwenden, um
alle intereffanten Oertlichkciten innerhalb und
außerhalb der Stadt in Augenschcin zu neh-
men, bereitS drei Anecdoten, die ich den Lesern
Zhres Blatts nicht vorenthalten will, ohne
jedoch verbürgen zu können, ob dieselben einen
geschichtlichen Bvden habeu, oder nur das Pro-
duct der dichtenden Sage sind.

Nach ber einen Erzähiung habc dcr Groß-
herzog in der Wirthschaft zur Mühlau, bie
er besuchte, sich eine Taffe Kaffee mit etwas
Kuchen geben laffen. DaS aufwqrtende Mäd-
chen, welches dcn fremden Herrn in Civil-
kleidung nichl kannte, blieb geradc darum, weil
er ihr unbekannt war, in seiner Nähe stehen,
um das Geld dafür in Empfang zu nchmen.
Der Großherzog, welcher bie Absicht gleich
errieth, fragte nach dem Betrag der Zeche,
und es wurben ihm 18 Kreuzcr bezeichnet.
Er legte der Aufwärterin diese 18 Kreuzer
Hin, drückte ihr aber zugleich ctliche Gulden
Trinkgcld in die Hanb. DaS Mädchen wußte
in seinem freudigcn Erstaunen nicht, was es
denken oder sagen sollte, und erfuhr erst später,
wer ber freundliche und freigebige Gast war.

Noch possierlicher lautet cine zweite Erzäh.
lung, die zwar an ähnliche bekannte Anecdoten
übcr anbcre hohe Personen erinnert, aber
deßhalb doch auch hier vorgckommen sein kanu.
Von der Mühlau auS soll der Großherzog
seiuen Weg nach der seit Kurzem bestehenden
Trajectanstalt genommen, zu diesem Zweck
aber einen verbvtenen Pfad betretcn haben.
Der Feldschütze, ber in der Nähe stand, habe
den unbekannten Fremdling in barscher Weise
gefragt: ob er denn nicht wiffe, daß dieser
Weg verboten sei? wollte sich aber mit der
Entschuldigung deS NichtwiffenS nicht begnü-

gen, sondern Vemerkte, eS seten solcher Fälle
schon viele vorgekommen; er set frvh, daß er
einmal Einen erwischt habe, und kurzum, es
kostc so und so viel Strafe. Damlt dte Ver-
handlungen die Grenze der Ergößlichkett nicht
überschritlen, war der Fremde gcnöthigt, sich
zu erkennen zu geben und damit die Frage zu
verbinden, ob er dann als Großherzog auch
Strafe bezahlen müffe? Daß der Feldhüter
zum Tode erschrack, läßt sich denken, allein eS
wurde ihm der freunbliche Trost zu Theil, daß
er scine Schuldigkeit gethan habe.

Eine drilte Erzählung läßt einea Herrn vom
Orchester, der zur Feier ver Ankunft des Herr-
scherpaareS ein Gcsangquartett veranstakthatte,
in Gesellschafl eines städtischen Beamten einen
Spaziergang nach der Gegend der Mühlau
machen. Seincr Liebhaberei folgend sprang
jeuer einen an den Weg grenzenben Abhang
hinab, um sich ein Sträußchen Veilchen zu
pflücken. Noch in diesem Geschäfte bcgriffen,
wird cr von seinem Begleiter plößlich mit dca
Worten zurückgerufen: „Kommen Sie schnell
herauf, der Großherzog kvmmt mit seiner Ge-
mahiin daher." Kaum war er zurück, so be«
fanbcn sich auch die zwei fürstlichen Personea
in ihrer Nähe. Das Quartett gab Veran-
laffung zu einer improvisirlen Vorstellung und
kurzen Unterredung, die jener Herr dazu be«
nützle, die so eben gepflückten Veilchen der
Frau Großherzogin zu überreichen, die sie auch
huldvoll annahm.

DieS sind nun zwar keinc große und wich«
tige, aber doch liedliche uud ansprechende Er-
eigniffc, die den Mannheimern in sreundlichem
Aadenken bleiben wcrven.

H Mannheim, 17. März. Die am letzte» S°»»-
tagc aus Anlasi dcS allcchöchsicu Bcsuchs gcgcbrnc Fcst-
»ocstcllung im hicsigcn Hoslhcatcr war, wtc sich cnvaitcu
licsi, so zahlrcich bcsucht, daß »iile Lcutc, wclche mit dcu
Etscndahuzügc» aulame», uaviiiichteter Sachc »or dcr
Lhealcikaffc wtcdcr umkchicu musitcn, wctl dcr Ra»m dcs
SchauspiclhauscS dicsmai uicht auSrctchlc, alle Zustrimcu-
dcn zu jaffcu. Auch die gcstiige Voistillullg irsrcütc sich
-iucS üb-iaus zahlrctchcn Bcsuchs. — Als Sc. Kouigl.
Hohcit dci Grosihcizog am Sonntag ktucn Spazicrgang
duich dic Stiaßcn machtc, warcn dicsclbcu Gcgcustand all-
g-mciucr Vrichiuug dcr aus d-n bctrcff-udc» Slraßcu sich
sammcindcn VoikSgruppcn. Ullsere Stiaßcn sind auch heute
uoch scsiltch bcsiaggt und vom Thurm dc« RathhauscS hciab
wchcn stoiz dlc «cutschcu Faibcu. Wte ma» viiutmmt,
wtid der Großheizog tm Lausc dci Wochc cine Fahrt aus
dci Obcnwaldbah» dis zum voiiäusigc» Endpuukt MoSbach-
machcn. Jn daS sonst so eiusame Mannhctmci Schloß tst
nun rcgeS Leben cingczogcn uub aur deu Fcnstcru dcffcibc»
stiahit allabendlich hcll« Sch-in, wclchcr dcr bretlcu Sliaßc
eincn schöncn leuchtenden Hintergrund abgibt.

>s SinSheim, 1S. März. H-Ute uud gcstcr» bcstu-
dcn sich bie Herrcu Oderschulrälhe vk. Frtck und Arm-
brustcr iu unscrci Mittc. Dcr Zweck thrc» Hterscin» tst
dic Bcsichtiguug de» chcmaltgc», istlich »o» Ullscrcr Stadt
gelcgcnca, tm 17. Zahrhuudcrt crbaulc» Klostcrgcbäude«,
das in der jüngste» Zcit ais Wirlhschast cingertchlet tst,
nuu aber zur Allsnahme d-s cvangeitschcn Schultchrcr-
scmtnars tn KarlSruhc bcsttmmt wcrde» söll. Damtt
taucht also dt-se ost bcsprochcue Vcileguug dtijer Austalr
von Ncurm aus »nd wtrd voraussichtltch wtedcr Bcrthrt»
dtger, abcr auch -n-rgtsch- G-gncr fiudeu.

Bct dtcscr Gclrgcnhcit untcizogen dic ge»an»te» Herrc»
auch dte htcsigc VolkS- uud höhcre Bürgerschulc ctuer ztcm-
ltch gcnauen Prüsuug. Dt- Lchrcr rihmen dte fieundiiche
uud humane Zuvorkommcnhiit dcidcr. Aus dc» «rstc»
Punkt criauben wtr u»S spät» rurch zurückzukommcn.

Heidclberg, 15. März. Z» dcr gcstrigcn Mouais«
vcisammlllng dcs NationalvcrctuS cutwickcitc zucrst Pick-
sord dtc Rothweudigkcit dcr Anuahmc dc« prcaßisch-sran»
zöflschca HandclSvciirag«. Spätci svlgtc ciuc Disputatto»
zwtschcn Pickford und Blum übcr dtc Frage, ob Zoll»
partamcnt, ob RiichStag da» nächstc Zici d-S SlrcbeuS
sctn solle. v. Rochau crliärtc, dic Auschauuug dcs Na-
tioualv-ieiusausschujs-s sci -inmüthig sür dic Mcinnng
Picksords; ein Zollparlamcnt orrmögc nicht, dtcsc natiouake
B-gctstciung zu wcckcn, dte im güusttgcu Momente dte
R-tchovcrfaffung tus L-bc» ruscu werdc.

Verein der deutscheu Reinsprache.

Nächstcn Samstag, dkn 21. d. M., Abends 7 Uhr,
wtrd im untern Saale der Harmonie zm Feier deS
hundertjährigen GeburtStageS vonZohann Paul Richte r
eine Lersammlung stattfinden, wozu wtr alle Mttglieder
und Freunde deö Vereins, auch Fraueu und Fräuletn
höfltchst etnlaben.

Der Vorstand:

Vr. Brvgger.

Deutschkatholische Gemeinde.

Küuftigcu Souutag, dku 2L. d. M., ftüh z llhr,
f-icru wtr dcu huu«tttjähr!g-o G-bmtStag vsn Jvhaun
Palll Richtcr tm Saale dcr Eastoogesellschast.
 
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