Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
März
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2820#0286

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
grwaltsam beraubt. Zum zwekten Male wurde
die Heiltgkeit der Wahlfreiheit vor drei Jv',-
ren, unter der Regierung von Leopolds gl> r-
reichem Sohne Friedrkch, proclamirt, d«r,
einig mit seivem Volke, keine andere als eine
Verfaffnngsmäßige Herrschast begehrte. Wir
aüe wl'ffe», welche Verunglimpfung unsere
freisinnige und bürgerfreundliche Regicrung fast
von allen deutschen Cabincten erfuhr; aüein
sie können der Macht dicses Vorbi'ldes m die
Länge nicht widerstchen; und geradc derjeni'ge
Staat, von welchem die größten Schmähungen
der badischen Zustände ausgingen, nämlich
Baperu, wurde am ersten von dem rn Baden
herrschcnden Geiste erfaßt nnd muß seinem
Eiiifluffe sich erschließen. So bringt uns z. B.
die Aüg. Ztg. aus München die Nachricht:
»Sicherem Vernehmen nach ist die Staats-
regierung entschloffen, bei den bcvorstehcnden
Wahlen von Abgeordneten für die zweite Kam-
mer des Landtags sich jedcr Beeinflnssung der-
selben in ,'rgend wclcher Art strengstenS zu
enthalten, nnd Weisungen in diesem Sinnc
auch an i'bre äußeren Organe zn crlaff?n,
damit der Wille nnd die Meinung Les Landes
so durch die Wahlen zum frei'esten und zugleich
wahrsten Ausdruck kommen." — Wir gratu-
Ii'ren unsern Nachbarn zu diesep Acquisiil'on
und wnnschen ohne Eifersucht und Ncid, daß
nvch recht Viele, ja daß Alle uns nachfolgen
möckien.

Mainz, 18. März. Die Verwandlung
von Mainz, ,,dem Boüwcrk Deuischlands",
in einen grvßen Waffen- und Sammclplatz der
deutschen Heerc im Krieg gegen den westlichen
Feind, geht sci'ner Verwirklichung entgegcn.
Die Bksestigung der deherrschendcn Hvhen von
Laubcnheim und Hechlsheim ist in gebührend
großartiger Weisc beschloffen. (Allg. Z.)

Weimar, 22. März. Dem Profcffor
Kuno Fischer in Jena ist von dem Groß-
hcrzoge der Titel eines geheimen Hofraihs
beigelegt worden. Neben einer erncuerten An-
erkennung für die so bcdeutenden Leistungen
des Profeffors Fischer als akademischer Leh-
rer liegt hicrin eine besonderc höchste Aus-
zeichnuiig für diejenigen Verdienstc, welch*
derselbe bei dem während ei'ner Neihe von
Jahren dem Erbgroßherzoge ertheiltenUnterricht
sich erworben hat. (W. Z.) ^

Berlin, 24. März. Gestern Abend hat
bei der Fort sch rittsp artei der Abg.
Waldeck eine aussührliche Resolution einge-
bracht, in welcher unter Recapitulation des
seilherigen Verlaufs der Militärfrage und un-
ter kl'ngehender Kriti'k der Militär-Rovellc die
letztere abgelehnt und folgende positive Haupt-
gesichtspuncte in Erklärungsform ausgestellt
wrrden: Berkürzte Dienstzeik; Bewilli'guiig
der HeereSstärke nach den Staatsverhältniffen
durch den Laudtag; Betonung der Landwehr
als selbstständiger Heereskörper; Landwehr-
Recruten; Beseitigung von Kastengeist und
Adelsbevorzugung, vvn Cadettenhäusern nnd
Militärgerichtsbarkeit, außer für Disciplinar-
vergehen; vorgängige Ancrkennung des Rechtes
der Budgetbewilligung durch die Regierung
auch bezüglich der Zusammensetzung des Hee-
res nach Cadres, Regimentern, Balaillonen.
— Gestern hat in der Commission für das
MinisterverantworilichkeitSgesetzder
Vertreter des JustizministerS crklärt, dic Re-
gierung glaube nicht an das Zustandekommcn,
fie könne dem vorgelegten Entwurfc nicht zu-
stiwmen, namcntlich wegen der Stellung des
Ober-Tribunals als pvliiischer Gerichtshof.
Derselbe entfernte sich bei der Special-De-
batte, weil er dafür nicht instruirt sei. Der
Referevt Abg. Gneifl empsahl Jnltlative deS
Hauses. (Köln. Z.)

Berli«, 24. MSrz. Fürst von Hohen-
zollern balte vor seiner Abreise nach Alten-
burg im auswärtigen Amte eine stundcnlange
Unterredung mit Hrn. v. Bismarck. — Der
„Staats-Anzeiger" enthält folgendes Dementi:
Die „Opinion nat." und verschiedcne andere
franzöfische Zcitungen ähnlichcr pvlitischer Rich-
tung, welche sich die Verbreitung falschcr Nach-
richten über Polen angelcgen sein laffen, brin-
gcn, angeblich a'us Posen, die Meldung, daß
eine starke ruffische Cvlonne diese Provinz in
der AuSdehnung von etwa 10 deutschcn Mei-
leo, pon Plescheii bis Wreschen, durchzvgen

habe und vvn der letztere» Stadt nach dem
Königreich Polen zurückmarschirt sei. Wenn
diese Rachricht, welche u. A. in die »Zndep.
bclge" übcrgcgangen ist, auch in Preußen und
Dentschland kaum einer Berichtiguilg bedarf,
so halten wir es doch nicht für unnöthl'g,
solchßn Agi'tationen der franzvsischen Preffe
gegenüber ausdrücklich zu crklären, daß jene
Nachricht ganz äus der Luft gegriffen ist. —
Der Ministerpräsident a. D. v. Manteuffel
hatte am Sonnabend eine Zusammenkunft mit
Hrn. v. Bismarck. — Der Prinz Wilhelm v.
Baden hat in Folge einer Fußverletzung seiner
Gemahlin die Abreise verschoben. — Die Er-
wartung, daß am 17. eine Bcgnadigung der
Graudenzer Verurthcilten eintreten werde, hat
sich »icht crfüllt. Jn ver Militär - Strafan-
stalt zu Thorn befinden sich 20 der Unglück-
lichen, welche Anfangs zu leichteren, seit Kur-
zem jedoch zu harten Arbeiten gebraucht
werden.

Krankretch.

Paris, 24. März. Fürst Metternich
wurde heute um 1 Uhr vom Kaiser in Privat-
audienz empfängen. So wenig es einem
Zweifel unterliegt, daß die Reise des öster-
reichischen Bvtschafters nach Wien mit ge-
wisseil Allianzanträgen der französtschen Rc-
gicrung znsammenhing, ebensvwenig untcrliegt
es einem Zweifel, daß die österreichische Re-
gierung in dieser Beziehung Verpflichtungen
nicht ejngl'ng. Jn Wicn ist man entschloffen,
nur im Einklang mit England und mit den
befreundeten Regierungen des Dcutschen Bun«
des voranzugehen. Weder hicr n»ch in Wien
verhehlt man sich die Schwierigkeiten, alle
diese Regiernngeii zu einem Bündniffe mit
Frankreich zu bewcgen. — Langiewicz wird,
wie man vernimmt, mii Erlaubniß der öster-
rcichischen Regierung eine Darlegung ber mili-
täri'schen Ereigniffe in Pvlen und ei»e Recht-
feriigiing seines Verhaltens veröffentlichen.

Parts, 24. März. Ein Cvmmunique in der
„Patrie" wiedcrspricht officiell der Nachricht,
daß Preußen die Ruffen zum Durchmarsch
durch prenßisches Gebiet crmächtigt haben.

Marseille, 24. März. Briefe aus Rom
vom 2l. melden, daß der Papst über die Ver-
solgniigen des Katholicismus in Südamerika
eine ncue Ansprache gehalten hat. Jn dem
nämlichen Consistorium wurden die Verhand-
lungen über die Seligsprechung der Königin
Marie Christine, Mutter Frauz ll., ge-
führt.

Aus Neapel, 21. erfährt man, daß die
Behörden am 19. d. M. eine großc Kund-
gebung zu Ehren des Ramensfestes Gari-
bald i's geduldet haben. Ein großer bürgcr-
licher Umzug, bci dem die Büsten V. Emanuel's
und Garibaldi's vorausgetragen wurden, fand
stätt. Man bcschränkte sich darauf, dic Men-
schcnmenge vom Hotel des russischen Consuls
fern zu halten. Abends versuchte man eine
tiimultuarische Demonstration, doch wurde sie
zersprengt. Cs wurden einige Verhaftuugen
vorgenommeii; die Ordnung blieb erhalten.

, Hinderniß mehr für die Hersttlluug jenek Bahn
l sein werde.

i Z t a i i e n.

Turin, 24. März. Farini. hat desinitiv
! seine Entlaffung gegeben und zieht auf bas
Land. Mingheiti übernimmt, mit Beibe-
haltung dcs Finanzministeriums, die Ministcr-
präsidentschafk. Es g'eht das'Gerücht, der
Marineminister werde durch den srüheren Fi-
nanzminister Sella ersetzt werden. Man ver-
sicherk, Graf Pasolini hätte neuerdings wie-
der scine Entlaffung als Minister des AuS-
wärtigen angeboten.

S p a n i e tt.

Madrid, 23. März. Die „Correspon-
dencia" erklärt, die Behauptungen der aus-
wärtigen Blätier übcr eine nahe bevorstehende
, »ministerielle Modification in Spanicn seien
unbegründet. General Concha befindet flch
wohl und geht jcden Tag aus.

A m e r i ka

New-Nork, 11. März, Morgens. (per
„Afrika") Gcneral Grant's Armce vorVicks-
burg hat durch auSgebrochene Krankheilen große
Verluste erlikten. Eiu Mikglied der Sanitäts-
commiffion berichtet, daß beinahe jedes Zelt
zu einem Hospital geworden und daß am26.
v. M. die Zahl der Kranken 12,000 betiug,
von denen täglich eine Mengc starb; Alles iu
Aüem seicn nicht mehr als 20,000 Mann voü-
ständig dienstfähig. — Jn bem jüngst vorge-
fallenen Gefechte bei Springviüe soll General
van Dorn 10,000 Mann cingebüßt haben,
während der Verlust der Unionstruppen nur
3000 Maim betrug. Ncuercn Mittheilungen
zufolge hat sich van Dorn südwärts zurück-
gezogen; eine bcdeutende uniouistische Truppen-
macht marschirt gegen die Südlichen in Spring-
hill, Tkiineffee, u»d eine Schlacht wird als
bevorsteheiid angesehen. — Am 7. d. griff tzie
unionistifche Reiterei bie Südlichen bei Union-
ville, zehn Meilen Von Murfreesborough in
Tenneffee, an, und erbeutete ihr Gepäck nebst
einer Anzahl Gefangciier. — Der unionistische
Commanveur. Porter hak verküiidigt, daß
Branbschatzung, Vcrnichtung von BaumwoUe,
Beschießung unbewaffneter Aahrzeugc uiir dem
Galgen bestraft werden solleu. Zn Utah
brohen Streitigkeiten zwischen Milikär nnd
Bürgern anszubrechcn. Der L>tatthaltcr von
Utah halte crstcres beaufträgt, Brigham Aoung
und bie Räthe Kimball und Wells zu verhaf-
ten, wogegen die Bürger fich bewaffnet haben,
entschloffcn, sich dcr Gesangeiinehmung ihrcr
Häupter zu wibersetzen. Uebcr ben in Dc-
troit kürzlich gegen die Neger ausgebrochenen
Lumult-lauten bie Berichte schr ernst. Viele
schuldlose Farbige wurden gemordet, 32 Ne-
gerhäuser verbranni over sonstwie zerstört,
und 200 Menschen ihres Obdaches beraubt.
Dl'e Anwesenhcit einer starkcn Truppenabthei-
lung hat die Erneuerung der Feiiidseligkeitcn
verhindert.

England

London» 24. März. Unterhans. Auf
eine Jntcrpcllativn Shaftesburp's erwiederte
Graf Russcl, Ler sranzösische Gesandtc zu
St. Petersburg habe die Herausgabe der bei-
den von Preußen ausgelicserten Studenten
verlangt. Der englische Gesandte zu St.
Petersburg hofft, Nußland werde dies gewäh-
ren. Graf Ruffell hat keine Kennlniß in Be-
tress sonstiger in Preußen vcrhafteter Polen.

Bright überreicht eine Petition, dahin
gehend, die Regierung möge das Auslaufen
von 40, angeblich für die Südstaatlichen be-
stimmten Fahrzeugen verhindern.

S ch M e t z.

Ber«, 18. März. Dcm Bundesrath ist
aus Wien die wichtige Mittheilung zugcgan-
gen, daß der Ausführung der Bobenseegürtel-
bahu bald kcin Hinderniß mehr im Wegc stehen
dürfte, da die vsterreichische Regierung den
Plan der Herstellung einer Eisenbahn nach
Feldkirch nicht mchr so fest halte wie früher,
und endlich auch Hoffnung vorhanden sei, daß
der Bau einer Brücke über dev Rhei» keln

Nachrichten über Polen

Warfchau, 20. März. Di« tvllsten, sich
widersprechenden Gerüchte werden verbreiket
und geglaubt. Gestcrn mußte sogar der Ober-
polizeimeistcr dem von Neuem zur Aufreizung
vcrbreiteten Gerüchtc wiversprechcn, daß die
Regierung eine neue AuShebung der ge-
sammten mänlllichen Bevölkcrung von 18 bis
40 Jahren Peabsichtige. Die Regicrung hat
nie baran gedacht, es bedarf einer solchen
AuShebung auch gar nicht; dcnn die Maffe
Gefangener wird mehr als den Bedarf er-
geben, obgleich allc nicht im militärpflichtigen
Alter bcfindlichcn jungen Menschen, auch wenn
sie mit den Waffen in ber Hand gcfangen
werden, »ach Abiel'stung des Homaglaleides
(des Eives ver Unterihancntreue) den Eltern
wieder übkrgebeii werden.

Warfchau, 21. März. Der „Nat.-Z,"
schreibi man: Dcr „Dziennik" hat gestern sein
Schwcigen wieder gebrvchen und uns ein Bul-
letin über die Ereigniffe der letztefi Woche,
wie solgt, gebracht:

.. llafotge etkiiö vificielleii Telegiammö aus Galizien be-
fiutel fich otk Buiii!« oe» pungteiotcz in gänzllchcr Anf-
 
Annotationen