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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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April
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MittV-ch, 2». April

L8«3

* Politische Umschau.

Die Berliner Nationalzeitung schließt einen
Artikel über die Verwickelungen der europäi-
schen Lage, deren Krisis nicht durch eine nor-
male Entwickelung von innen heraus, sondern
durch eincn Anstoß von außen ihre Lösnng
finden wird, mit svlgenden Worten: Das Ab-
geordnetenhaus ist setzt die Macht geworden,
in welcher daS Volksvertrauen der Möglich-
keit rines hereinbrechenden Chaos gegenüber
vor Allem noch einen festen Hort crbkickt.
Möge es die Linigkeit, auf welcher seine ganze
Stärke beruht, nicht opsern, indem es stch zu
weit in geseßgeberisches Detail verliert, wel-
cheS doch unter den gegenwärtigen Umständen
nicht über die Bedeutung des schätzbaren Ma-
terials hinauskommen kann."

Die „Europe" bringt die Jnhaltsangabe
der Cirkularnote, welche Hr. Drouin de Lhups
an die Vertreter Frankreichs bei den auswär-
tigen Regierungen, die Washingtoner einbe-
griffen, gerichtet hat. Nach dcr Darlegung
der Motive des Collectivschrittes der drei
Mächtc in St'. Petersburg fvlgt der AuSdruck
der Hoffnung des französischen Ministers des
AuSwärtigen, daß die Cabinette in Rücksicht
auf die Jnteressen der Menschlichkeit und die
Ruhe Europas besagtem Collectivschritte formell
beitreten werden.

Nach dem „Moniteur" svllen dic Schwicrig-
keiten, welche der Annahme der griechischen
Krone durch den dänischen Prinzen entgcgen-
gestanden, stch üuszugleichen scheinen und die
englische Regierung eine Conferenz der Schutz-
mächte in London vorschlagen.

Zur Characteristrung unserer politischen
Lage — schreibt das Vaterland aus Paris —
kann ich folgende Thatsachen mittheilen, deren
Richtigkeit ich aus daS Vollständigste verbür«
gen kann. Die sogenannteu ooinite8 eoosul-
tstiks des Kriegsministcriums sind seil Kurzem
in Ständigkcit. Nach Chcrbourg wird ohne
Aushören Kriegsmaterial geschickt und die Re-
serveflotte, welche daseibst gebaut wird, soll
im Mai fir und fertig seiu. Von Douai joll
ein Belagerungspark «ach St. Omer geschickt
werdcn, und in Amiens wird ein Feidspital
eingcrichtet. Wahrscheinlich ist es ferner, daß
in Vimereur, wo vor 7 Jahren bereits ein
Lager war, jetzt wiederum ein svlches errich-
tet wird. Gelangen die Pläne des Kaisers
zur Ausführung, so werden die kriegerischen
Ereigniffc mit einer Erpedition ins baltischc
Mecr beginnen, für wclche aus den Beistand
Schwedens gercchnet wird. Den Oberbefehl

Napoleo» III. und sein Hos.

(Fortsetzung statt Schluh.)

llcber die Kaiserin Eugcnte lesen wir FolgendeS:
Dte beiden Schwcstern Montijo hattcn ihr Auge
auf den Herzog von Alba gcworfen. Etnc jcde
bewahrte ihr HerzcnSgeheimniß mit solwcr Sorg-
salt, daß die andere kcinc Ahnung davon hatte.
Eugcnie machtc auf einem Maskenballc, der ihr
Gelcgrnheit bot, den Hcrzog unbcmerkt zu bcob-
achlcn, die Entdcckung, daß diescr scin Hcrz dcr
ältern Schweftcr zugewendet habe. Fortan b-zwang
fie ihrc'Liebe und legte fich einc heroische Entsa-
gung auf, um dcm Glücke ihrcr Schwcster nicht
hinderlich zu s-in. !

Eugenie hat cine frappante Aehnlichkcit mit
Maria Stuart. Dieselbe Nase, dieselben charak-
teristischen Augenbraunen, dassclbc goldcne Haar,
dersclbe weiße Teiut. Sie «ar schon als Mädchen
sehr retch und hatte eine Rcnte von ö0v,0»0 FrS.
Mit ihrem kostbarcn Perlenschmuckc soll sie Louis
Rapoleon schon währenb dcr Präfidentschaft aus-
geholsen haben.

wi'rd der Marschall Baraguap d'Hilli'ers füh-
ren, welcher durch Mac-Mahon in Chalons
abgelöst werden soll. Sie sehen, daß die
kriegcrischen Vorberei'tungen bereits zi'emlich
weit vorgeschrittcn stnd.

In Betreff der griechi'schen Candidatur gibt
eS noch eine Hauptschwierigkei't, deren Beseiti-
gung kaum möglich erscheint: DSnemark wi'll
bekanntlich, daß dic Ernennung des Prinzen
Wilhelm zum König dcr Griechen das dänische
Erbfolgegesetz nicht altcri're, während Gei'echen«
land stch doch nicht der Eventnalität aussetzen
kann, sei'nen König wieder davonziehen zu
sehen. Um dicsen Punkt drehen stch in diesem
Augenblick die Unterhandlungen.

Ueber den drohenden Conflict zwi'schen Eng-
land und Amerika, an den sich gewichtige Fvl-
gen knüpfen, bemerken wi'r Fvlgendes: Hcrr
AdamS, der amerikanische Gesandte i'n Eng-
land, hat einem engli'schcn Schiffe, welches,
wie er wußte, sür 80,000 L. Kriegsvorräthe
sür die Merikaner gegen di'e Franzosen gela-
ben hatte, einen Geleitschein auSgestellt, damit
es durch die amerikanischen Kreuzer nicht be-
lästigt und aus diesem Grunde bei Lloyds mi't
einer niebrigcren Kriegsprämie verstchert werdc.
Durch diesen beispiellos unbesonnenen Actus
— Unbcsonnenheil ist nvch der allermilveste
EntschuldigungSgrund für diesen Schritt — hat
er Eugland und Frankreich tödtlich beleidigt.
Der Engländer ist entrüstet über die Anmaßung
des Gesandten, ber es sür nothwendig und
erlaubt hält, einem britischen Fahrzeuge, das
nach einem befreundetcn Staatc ausläuft, einen
Gelcitschein auSzustellen. - Denn damil sei ge-
wiffer Maßcn die vfficiclle Erklärung abgege-
ben, daß ohnc solches Attestat kein englischcs
Fahrzeug künftig vor den amerikanischen Kreu-
zern stcher sei, gteichgültig, ob es mit seiner
Fracht nach einem regelrecht blokirten oder
neulralen Hafen auslaufe. Wenn England
-stch dieser Anmaßung fügt, dann allerdings
(das wurde schon beim „Trent"-Casus her-
vorgehoben) müßte es sich auch gefallcn laffen,
daß ein amerikanischer Capikän sich vor Dover
unb Calais hinlcgt, jedes Postschiff anhält,
jedcn Brief öffnet und alles, was ihm ver-
pächtig scheint, nach Amerika schleppt, um ein
Prisengeri'cht zu consultiren. Daß weder Eng-
land noch Frankrcich stch dergleichen gefallen
lassen kann, licgt aus der Hand. Wie Frank-
reich die Sache nehmen, wic Herr Adams seine
unbegreifliche Uebereilung entschuldigen wird,
darauf ist man bis zum Aeußersten gespannt."

Ein Manisest des Prästbenten der consöde-
rirten Staaten fordert die Bevölkerungen des

Eugenie war einmal als MLdchen mit ihrem
^ Oheim Velasco dc Gaston und ihrcr Tante Ema-
! nnela Thcba am reißenden Darro nach dem Klo-
! stcr Annunziata zu den frommcn Frauen hinauf-
' geritten, um dort der Einkleidung etner ihrer Ver-
wandten Veracca d'Azeonda beizuwohncn. Am
Kloster selbst befand sich etne fast hundcrt Aahre
alte Nonne, dte Schwcstcr Gabriela, welche nicht
nur tm Geruchc der Heiligkeit stand, sondern von
dcr cS auch hieß, dcr Himmel habe ihr die Gabe
vcrlichen, das Schicksal dcr Menschen vorherzusehcn
und sie vor Schaden zu wahrcn. Nachdem am Tage
dcr Einkleidung die große Vksper bcendet war, ver-
fügtc sich Sugente gcgcn Abcnd in den Klostergar-
ten, der auf ciner Hochplatte am Fußc etneS Zwei-
! gcs oer Sicrra Nevada licgt, um sich von dcr Hitze
des Tagcö zu erholen. Da ertönte mit einem Male '
die Avemariaglockc und fie sank aufihrc Knic, um
vor eincm in einer Nischc dcr Klostermauer ange-
brachten Btlde der Himmelsmuttcr ihr Gcbet zu
verrichten. AlS fie fich erhob, staunte sie nicht we- !
nig, hinter sich die ehrwürdigc Gcstalt der alrcn !
Nonne Gabriela zu erblicken, dte thr freundlich zu- f
«inkte und fie «egen ihrer Andacht lobte. Gra-

Südens auf, stch zur Fortsetzung des KampfeS
vorzubereiten.

D eu tsch land

Karlsruhe, 25. Aprtl. DaS heutige großh. Regbl.
Nr. 18 enthält: 1) Dtenstnachrichten (außer den berettS
mttgethetlten). Se. Königl. Hohett der Großherzog
hat sich gnädtgst bewogen gefunden: den Domänenverwalter
Dernfeld tn GcrlachShetm auf setn unterthäntgstes An-
suchen unter Anerkennung setner langjährtgen treuen Dlenst-
leistungen tn den Ruhestand zu versetzen; den Assistenzarzt
Wtlltbald tn Hüfingen zum AmtSgertchtsarzt tn Stühlingen
zu ernennen; dem Sptel- und Polizeicommtffär Dr. Jung-
hannS in Baden dte StaatSdieneretgenschaft zu verleihen.
2) Verfügungen und Bekanntmachungen der Mintsterten.
a. Die Genehmtgung von Sttftungen und b. dte Ver-
gebung ctnes Freiplatzes tn dem wetblichen Lehr- und Er-
ztehungStnstttut in Offenburg betreffend.

Karlsruhe, 23. Apiil. 75. öffentliche
Sißung der II. Kammer. (Schluß.) §. S0.
Wer ungebührlicherweise ruhestörenden Lärm
crregt oder groben Unfug an öffcnllichen Or-
tcn verübt, wird mit Gesängiiiß bis zu acht
Tagcn oder an Gcld bis zu 25 Gulden be-
strast. Werdcn solche Handlungen in Verbin-
dung mil Mehreren verübt oder wird dadurch
ein Zusammeniaus veranlaßt, so kann Gefäng-
niß bis zu 14 Tagen vder Geldstrafe bis zu
50 Gulden ei'ntreten. Lamep vo» Pforz-
heim regt die Begriffsbestimmung von „öffent-
lichen Orten" an. Es sprechen Prestinari,
Spohn, Schaaff, KirSner, Haager,
Staatsrath Lamep und Ministerialrath von
Frepdvrf; es werden öffentliche Wirthshäu-
ser daruntcr sich befinden, aber dem Ermeffen
des Richkers überlaffen bleibe» müffen, darüber
i'n ei'nzelnem Falle zu entschei'den. §. 51. Wer
ungebührlicherweise in frcmde Wohnuiigen oder
eingefriedigte liegende Gründc eindri'ngt oder
auf die Aufforderung des Besttzers dieselben
ni'cht verläßt, wird ans Anzeige deS Letztern
mi! Gefängniß bis zu 8 Tagen oder «II Geld
bis zu 25 Gulden bestrast. Wird eine solche
Haiiblung in Verbiiidung mit Mehreren ver-
übt, so kann Gefängniß bis zu 14 Tagen oder
Geldstrafe bis zubO Gulden cintreten. Schaaff
freul sich dieser gaiiz iieuen Bestimmung, dcren
Jnhalt recht bald im ganzen Lande bekamit
werden möge. §. 52. Wirthe, welche nach
Eintritt der durch Vervrdnung bestimmten
nächtlichen Polizeiflu^de nvch Gäste duiden,
sind mit Geld bis zu 10 Guiden zu bestrafen.
Gcgen Wirthe, welche ihre Gäste nach der
Polizeistniide verheimlichen, oder dem Polizei-
personai den Einlaß zur Nachschau verwei'gern
vber erschweren, oder welche der Aufforderung
des Polizeipersonals, das Wirthschaften ein-
zustellen, keine Folge ieisten, kann Gelbstrafe

nada ist an fich schon ein Paradies, eincr der schön-
sten Punkte in diesem Paradiese ist jcdoch dicser
Klostcrgarten, und an einem schönen Sommer-
abende nach dcm fcierlichen Eindrucke einer Ein-e
klcidung daselbst fich an der Seite eincr dcm Him-
mcl näher gerücktcn Gestalt zu ergehen, «ird ein
junges uncrfahreneö Wesen, wie es Eugenie da-
mals war, gcwiß in einc ganz elgenc Stimmung
versetzt haben. So kam es auch, daß fie schnell
von dem Gedankcn erfaßt wurdc, wic angcnchm
es sein müffe, hier in diesem Kloster ais Nonne
fich einkleidcn zu laffen, wo sie dann sür immer in
diescm Gartcn lustwandcln könnte. Sie vergaß
ganz ihre Verwandten, vcrgaß, daß dazumal der
Herzvg von Offuna, crner der reichsten Granden
SpanienS, um ihre Hand, dic Hand eincs halbcn
' Kindes, geworben hatte. Sie eröffnete der Nonne
Gabriela thren schncll gcfaßten Entschluß und bat
fii, sie möchte solchen svgleich im Kloster verkünden.

(Schluß folgt.)
 
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