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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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Mai
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https://doi.org/10.11588/diglit.2820#0415

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ZnsertionSgebührea sär die 3spaltigeWetit«
zeile werde« mit 3 kr. berechner.

Mittwoch, «. Mai


Auf di'e „Hetdelberger
Zeitung" kann man sich
noch für dte Monate
Mai und Iuni mi't 36 Kreuzern abonniren btr
allrn Postanstalten, den Boten und Trägern,
sbwic der Erpedition (Schiffgafsc Nr. 4).

* Politische ttmschau.

Die „Rhein. Ztg." schreibt: Das Schiboleth
für die ncupreußischen Conservativen ist fetzt
Badcn. Wer dc» Mini'ster Roggenbach noch
sür einen halbwegs anständigin Menschen er-
klärt, der zählt in Berlin nicht zür Kreuz-
zeitungspartei. Diese rangirt ihn jetzt mit
Mazzini und Alerander Hcrzen und sie freut
sich der Gewißheit, daß Hr. v. Bismarck in
Karlsruhe der Concession ein Ende zu machen
wissen werde.— Äus der Umgebung dks Hrn.
v. Bismarck hört man Andeutungcn von ganz
neuen Projecten, sowohl in der inneren alS
in der äüßcren Politik. Herr von Bismarck
soll endlich gestchen, daß er mit dem jetzigen
Abgeordnctenhause nicht ferkig werde, und des-
halb Auflösung und Neuwahlen wieder in
nähere Aussicht gcnommen habe; ehe aber die
Auflösung erfolgen solle, wolle er einige Evo-
lutionen inS Liberale vornehmen und gleich-
zeitig den Regicruiigsfvrderungen für Militär-
und Marineverwaltung einc neue lkberalistrende
Folie geben, um zu versuchen, vb die Majo-
rität des Hauses dann vicllcicht sich in dcr
öffcntlichen Meinung dizrch einige Fehlgriffe
discreditire. Leute, die Hrn. v. BiSmarck zu
kennen behaupten, halten ihn im Stande, dem
Abgeordnetenhause eincn Gesetzentwurs über
Einführung der Civilehe vorzulegen. Daß
Herr v. BiSmarck daS Abgcordnetenhaus bis
in den Svmmer hinein zu beschäftigen gedenke,
wird von verschiedenen Seiten behauptct.

Die „Bremischc Bürgcrschaft" hat sich mit
78 gegen 8 Stinimen für den einen vo» Klug-
kist eingebrachtcn Antrag ausgesprochen, der
Oeffentlichkcit und Mündlichkeil deS Strafver-
sahrens ohne wcitere Verzögerung eingeführt
haben will.

Dcr Pariser „Moniteur" berichtet in seinem
Bülletin, daß die Nachrichtcn bezüglich der
Differenz zwischen England und den Vereinig-
ten Staaten immer beruhigender lauten und
daß man allen Grund hat, zu glaubcn, daß
die Politik des Cabinets von Washington znr
Versöhnung ncigt.

Dic nächsten französischen Wahlen sind wich-
tiger sür ganz Europa, als Viele glauben
mögen. Nach der Entscheidung des Wahl-

körperS wird dke Regiernng mit der auswärti-
gen Politik vorgehen. Da Napoleon noch
nicht die geringste Lust zeigt, dem Landc selbst
größere Freiheiten einzuräumen, sv wird er
um so thcr der andern Leidenschaft des fran-
zöstschen VolkeS fröhnen, fremden Völkern zu
ihrcr Nationalfreiheit zu verhelfen. — DaS
Resultat der französischen Wahlen kann nicht
ohne Rllckwkrkung auf Deutschland bleiben.
Selbst die dicksten Hirnschalen an der Spree
würdkn am Endc doch einen Lichtstrahl der
Erfahrung einlaffen, denn nur die mächtige
Reactio» in Paris konnte bis jetzt noch dem
verstockten Widerstand zum Muster dienen.

^ Nicht nur in deutschen Städten, sondern
auch in der Schweiz findet eine „Uhlands-
feier" statt. Zu Zürich wird dieselbe am
Sonntag den 10. Mai in der Frauenmünster-
kirchc begangen, und zwar hält Prof. Vischer
die Frstrcdc; dic Gesänge werden von den
dortigen Männerchören ausgeführt.

Die feudale Correspondcn; nennt dic Geg-
ner der Laffalle'schen Agitation: „jcne Stan-
desmänner- und Literaten-Clique, welche von
den beschnittenen und unbeschnittcnen Juden
dafür bezahlt wird, die Arbeiter in der Dumm-
heit zu erhalten und ihnen die unbedingte Ab-
hängigkeit von den Geld machcnden BourgeoiS
als dic eigentliche Krone der Freiheit mund-
gerecht zn machen."

Berichte aus Benedig theilcn mit, die Vcr-
kündigung des Statuts für Venetien sei auf
unbestimmte Zeit vertagt.

Ja Siene antwortcte Victor Emanuel der
Municipalität: Meinc Sorgen und Wünsche
zielen ouf die Besreiung Jtaliens, auf die
Schöpfung eines einigen, mächtigen und freien
ZtalienS hin. Jm vorigen Zahrc stand ich
auf dem Punkte, mein Ziel zu erreichen, als
der Vorfall von Aspromonte wieder Alles
verdarb. Wir sind vou inneren und äußercn
Feinden umringt, aber ich darf trotz alledem
behauptcn, daß die Zukunft der italienischen
Nation zur Stunde gesichert ist. Jch hielte
mich des italienischen NamenS unwerth, wenn
ich das begonnenc Werk nicht vollbrächte.

Wie „Corresp. Havas" berichtet, hat Vic-
tor Emanuel die schönc Rosine schon unter
dem Ministerium Ratazzi geheirathet und ihr
den Titel Gräfin Miraflores verliehen.

Belgien hat, auf seine Neutralität hinwei-
send, seine Mitwirkung zu diplomatischen
Schritteu in Petersburg abgelehnt.

Die Mitglieder der japanesischen Gesandt-
schast, welche im vorigen Jahre Europa be-

reisten, sind bei ihrer Rückkchr Ehren und
Würden verlustig erklärt worden.

Deutschland.

KarlSruhe, 4. Mai. DaS heute erschtenene Regbl.
Nr. 2V enthält: 1) Dienstnachrichten: Se. Köntgl. Hoh.
der Großherzog haben dte auf Prof. Dr. König ge-
fallene Wahl zum Prorector der Universität Freiburg fur
daS Studtenjahr von Ostern 1863 bis dahin 1864 zu be»
stättgen geruht. 2) Bekanntmachungen der Mintsterten:
a. Dte Etappenconventton zwtschen Baden und Preußen
betreffend; b. die Charakterisirung der Lehrcr an den Ge-
lehrten- und höheren Bürgerschulen betreffend, wonach dte
mit StaatSdienereigenschaft angestellten Lehrer, welche dte
philologische oder fachwiffenschaftltche StaatSprüfuug abge-
legt haben, künftig dte Benennung „Profeffor" zu führen
haben. Darnach haben durch vorstehende Verordnung fol-
gende, än den unten benannten Schuleu angestellte Lehrer
dte'Benenoung „Profeffor" erhalten:

^.. Lyceen. L Karlsruhe: Eduard Eisen. Karl Roth,
Dr. Adolph Böhriuger; ll. Konstanz: Martin Schaber,
Constanttn Kern, Franz Xaver Frühe, Frtedrtch Etseletn;

III. Fretburg: Ernst Ztpp, Franz Bauer, Zakob Ammann,
Franz Laver Lehmaun, JultuS Mayer, Leopold Dammert;

IV. Hetdelberg: Karl v. LangSdorf, Robert Salzer, EraS,
mus Pfaff, Sebastian Löhle; V. Mannhetm: Dr. Karl
Zohann Schmttt, Franz Krempp, Dr. Karl Detmltng;
VI. Rastatt: Emanuel Forster, Hetnrich Seldner; VII.
Werthetm: Franz Platz, Hermann Schtller.

L. Gymnasten. I. Bruchsal: Fkanz Xaver Herrm ann,
Martmtltan Wolf, Dr. Karl Scidenadel, Dr. Zakob
Schlechter; ll. Donaueschtngen; August Räpp, Dr. Herwtn
Wtnncfeld; ll!. Lahr: Ludwig Durban; IV. Offenburg:
Dr. Zoscph Rhetnauer, Leopold Stephan, Zoseph Tmnk;

V. TauberbischofShetm: Karl Theodor Büchler, Rudolph
Kuhn.

6. Pädagogien: I. Durlach: Aug. Dtetz; ll. Lörrach:
Frtcdrtch Müller; lll. Pforzhetm: Georg Hetnr. Arnold,
Adolph Richter.

v. Höbere Bürgerschulen: I. Baden: Alerauder
Gehr; ll. Ettenhetm: Dr. tzajue Gartenhauser; III. Mann-
hetm: Dr. August Weiler; IV. Ettltngen: Ludw. Schtnd-
ler; V. Freiburg: Ttmotheüs Merkel; VI. Wetnhetm:
Karl Schmezer.

3) Bekanntmachungen deS großh. HandelSmtntstertumS:
s) Dte Organisatton der für dte Fortsctzung deS Etsm-
bahnbaues erforderltchen Stellc« betreffend. Darnach wur-
den die Etsenbahnbaukaffen zu Thiengen uuv Radolphzell
aufgehobcn, dagegen cine Eisenbahnbaukaffc mtt dem Sttze
in Donaueschtngen und eine solche mtt dem Sitze iu Engen
errichtet, welche mit dem 1. Mat d. Z. thre Functtonen
begtnnen werden. d. Die Eröffnung von Telegraphen-
stattoncn betreffend. Daruach werden vom 1. Mat d. A.
an dte neu crrichteten Telegraphenstattouen GerlachSheim
und Krautheim als VeretnSstationen mtt beschränktem
TageSdtenste dem allgemetnen Verkehr übergeben. «) Die
Ertheilung von ErfindungSpatenten betr. An deu Techntker
Albert Köberle in Augsburg (für eine von thm erfundeue
etgenthümltch construirte Maschtne zum Preffen von Ztegeln.
Röhren und Torf), Ulld an Hrn. Hetnrtch Krauße in
Matnz (für etnen von thm erfundenen GaSbreuner mit
selbstständigem Abschluß).

TodeSfälle. Gestorben sind: Am 17. März d. Z. drr
pensiontrte Post - und EisenbahnamtSkasfier Karl Ftscher
tn Jllenau. Am 3. Aprtl d. I. Baudirector Hübsch in
KarlSruhe.

Karlsruhe, 29. Apiil. 81. öffentliche
Sitzung der II. Kammer. (Fvrts.) Polizei-

m Dik Baalßpfaffen in Berlin.

Zn einer stvlzen Ritterburg,

Da geht cs zu nicht richtig; —

Drinn herrscht ägyptisch' Finstcrniß,
All TageSlicht geht flüchtig.

Vtel Unglücksvögcl haben
Sich drinnen angcdaut,

llnd Einer um dcn andern
Erhebt dte Stimme laut.

Da ist zuerst der Büscmarck,

Der kräht stets von Krawall;

Da ist der Herr vvn Eulenburg,

Der heult vvn SodvmS Faü.

Da tst der fromme Hengstenbrrg,

Der längst den Tod uns drvht:

Und Mühler gar, dcr heil'ge Man»,
Drr wünscht unS allc Roth.

Ste wohncn all in Einem Ncft,
Dem heil'gen Stuhl eL gleicht:

, AlS LukuSnest ganz allerliebst,

Der Welt cs fich erzeigt.

Darin dic russisch' Despotic
Auf feinstem Pelzwerk ruht:

Danrbß ihr herrlichsteS Symbol,

Dir edle rusfisch Knut'.

llud an dem Dinge hängt als Schtld
DaS Thun von GotteSgnaden,

Statt Prrußenthro» ctn römisch Bild,

DaS läßt unS Biel errathen.

Doch heißt'S dann gleich: „Das Volk ist dumm,
„Boll Mißvcrständntß tmmcr;

„Das Volk, Vas geht auf Wcgcn krumm,

„Dat Volk «trd immer schlimmer."

Und einr «iserne Monstranz
DaS fromme Nrst verztert,

Womit den König man zuerst,
llnd dann das Volk veriert. —

Lojola'S ganze Macht «nd List
Gestrengste Wacht stets hält,
j Die grausam zwtschen Fürst und Volk
! Vernichtend flch grstellt.

! Nebst der Monstranz den Weihrauch auch
Dte Pfaffcn g« ntcht sparen.

Am Sitz vom Prvtcstantenschutz,
Muß man jctzt viel erfahren. —

Wo jetzt daS alte Retch »on Baal
In vollstem Glanz erwacht;

Jn eitler Selbstvcrgötterung,

In BabelS alter Pracht.

Zwein Herrn zu dicnen geht nicht «vhl,
So hört gar oft man sagen:

Doch anders man !n Prcußen spricht
Zn allerncusten Tagen,

Wo nrben Rußland RomS System
Man fein und klug betreibet,

Und man noch sonst »iel LtebeSbrirf
ZnS fctndlich AuSland schreibrt.

DaS nennt man dann gut preußtsch set»,
Gut köntgltch regieren;

Den Köntg man bald mundtodt macht,
Zhn blindltngs dann zu führen.

! Rom, Rußland, Dänmark, Frankenreich
Durch BtSmarck stark find thättg,
 
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