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Heidelberger Zeitung — 1886 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.52470#0270

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beizuwohnen. — Der ruſſiſche Miniſter v. Giers, der auf
Wunſch des Czaren ſeine Rückkehr beſchleunigt, trifft bereits
Freitag hier ein und wird vorausſichtlich noch an dem-
ſelben Tage eine erneute Zuſammenkunft mit dem
Fürſten Bismarck haben. — Börſengerüchte wollen
wiſſen, Prinz Wilhelm werde ſich am 11. September
nach Petersburg begeben, um eine Ausſöhnung zwiſchen
dem Czaren und Fürſt Alexander zu bewerkſtelligen.
Oeſterreichiſche Monarchie.
Wien, 1. Septbr. Wie die Politiſche Correſpondenz
meldet, hat ſich Prinz Ludwig von Battenberg nach Sinaia
begeben, wo er von König Karl empfangen werden
wird. Bezüglich der Ausſichten des Fürſten Ale-
xander ſind hier zwei entgegengeſetzte Strömungen be-
merkbar. Während die einen ſeine Stellung als unhaltbar
bezeichnen, betonen andere, daß es lediglich von der Hal-
tung und Manneszucht des bulgariſchen Volkes abhänge, ob
eine fremde Einmiſchung unvermeidlich ſein werde.
Peſt, 1. Sept. Feldzeugmeiſter Baron Philippo-
vich, Landescommandirender in Böhmen, ſoll demnächſt
zurückzutreten. — Die Mitglieder der deutſchen Mili-
tärabordnung, welchen von allen Seiten mit großer
Aufmerkſamkeit begegnet wurde, waren als Gäſte des
Kaiſers geſtern zur Hoftafel gezogen und haben ſich
heute Vormittag, dem Gefolge des Kaiſers zugetheilt, mittels
Hofzuges nach dem Manöberfeld begeben.
Ausland. ö
Paris, 31. Aug. Die meiſten Blätter friſchen nach
dem Vorgang des Figaro den Proteſt auf, den der Herr
Chevreul gegen die Beſchießung des naturhiſtoriſchen
Muſeums durch die Deutſchen im Jahre 1871 erhob, und
auch mehrere Redner haben bei den jetzigen Jubiläums-
feierlichkeiten mit ſittlicher Entrüſtung darauf angeſpielt.
Wir Deutſche wollen mit dem greiſen Jubilar wegen ſeines kind-
lichen Proteſtes weiter nicht rechten. Wenn man aber im
Uebrigen hier hervorheben will, daß die Deutſchen das Mu-
ſeum direct und abſichtlich beſchoſſen hätten, ſo iſt dies eine
einfältige und unverſchämte Behauptung, die
keine Antwort verdient. Paris iſt eine befeſtigte Stadt und

wenn bei der Beſchießung derſelben einige Bomben auf die

Gebäude des Muſeums gefallen ſind, ſo können dafür ſicher-
lich am allerwenigſten die Belagerer verantwortlich gemacht
werden. Das ganze Aufrühren dieſer Angelegenheit trägt
daher auch den Stempel einer abſichtlichen Gehäſſig-
keit und Aufreizung gegen Deutſchland an
ſich, und dies bei einer Feſtesgelegenheit, an welcher Theil
zu nehmen man auch deutſche Akademien und gelehrte Ge-
ſellſchaften aufgefordert hat. Wenn wir Deutſche nun bei
den jüngſten Heidelberger Feſtlichkeiten die ſo nahe
liegenden Erinnerungen an den General Melac und andere
franzöſiſche Generale und an deren Schandthaten wach-
gerufen hätten!
Paris, 1. Sept. Kriegsminiſter Boulanger hat an
die Befehlshaber der Armeecorps wegen der vorgekommenen
Hitzſchläge bei den Truppen neue Befehle ertheilt. Die
auf dem Marſche befindlichen Truppen müſſen darnach vor
8 Uhr Morgens in ihren Marſchquartieren eintreffen;
Nachmittags darf kein Manöver im Freien ſtatifinden. In

Lille ſind 6 Soldaten der activen Armee am Sonnenſtich

geſtorben, 22 in das Spital gebracht worden. General
Billot hat eine Unterſuchung eingeleitet; Boulanger
reiſt heute Abend nach der Südoſtgrenze, wo er acht Tage
lang Truppenſchau halten wird. — Freyeinet wird in
Anbetracht der kritiſchen europäiſchen Lage Paris
nicht verlaſſen. — Die engliſche Regierung hat von
der franzöſiſchen Aufſchluß bezüglich der Ausweiſung
des Pfarrers Draught gefordert.
Paris, 1. Sept. Die Agentur Havas läßt ſich aus
Rom melden, Pap ſt Leo XIII. habe die von Frank-
reich vorgeſchlagene Abmachung wegen der diplomati-
ſchen Vertretung der Curie in China angenommen.
Loudon, 1. Septbr. Dem Reuter'ſchen Bureau wird
aus Vokohama vom geſtrigen gemeldet: Nach hier ein-
gegangenen Nachrichten aus Korea hat der chineſiſche
Geſandte in Folge des Gerüchts, daß man verſuchen
werde, eine Schutzherrſchaft Rußlands über Korea
herzuſtellen, telegraphiſch TLruppen verlangt. In Folge
deſſen trafen neun chineſiſche Kriegsſchiffe mit einer großen
Truppenabtheilung ein. Zahlreiche als Kaufleute verklei-
dete chineſiſche Soldaten ſind in Seul eingerückt, wo große
Erregung herrſcht.
Petersburg, 1. Sept. Das Journal de St. Peters-
bourg ſchreibt: Wenn die Depeſchen aus Bulgarien feſt-
ſtellen, daß Fürſt Alexander ſeine Rückreiſe fortſetzt,
ſo laſſen ſie anderſeits keinen Zweifel über die Unord-
nung, in welcher ſich Land und Heer befinden. Auch
würde ein großer Grad von Optimismus, den wir nicht
heucheln können, erforderlich ſein, um anzunehmen, daß mit
der Rückkehr des Fürſten in die Hauptſtadt die bulgariſche
Frage irgend eine Löſung gefunden habe und daß alles
wie der zur Ordnung zurückgekehrt ſei. Eine Krankheit tritt
immer raſcher auf, als es der Heilkunde möglich iſt, die-
ſelbe verſchwinden zu machen; man begreift die Ungeduld
des Kranken wie derjenigen, die ſich für ſeinen Zuſtand in-
tereſſiren. Aber dieſe Ungeduld iſt es nicht, welche die
Heilung beſchleunigt; es iſt daher weiſe, ſich mit Geduld
zu waffnen. — Die Neue Zeit meldet, Fürſt Dolgoruki

werde nicht nach Bulgarien reiſen.

* Aus Stadt und nn
„ „ Leidelberg, 1. Sept. In der heutigen Sitzung des hieſigen
Stadtrathes wurden u. a. folgende Gegenſtände zur Kenntniß
bezw. Erledigung gebracht:
1) Das Ergebniß der am 30. v. M. vorgenommenen Verſtei-
gerung des Obſt. u. Ohmed⸗Ertrags von deu ſtädtiſchen Grund-
ſtücken, ſowie der Ackergeräthe auf dem Speyererhof, mit einem
Geſammterlös von 569 %¾ 50 ½ wurde genehmigt.
2) Nach einer Mittheilung der Gewähr⸗ und Pfandgerichts-
Commiſſion wurden in den Monaten Juni und Juli d. J. folgende

Einträge in den öffentlichen Büchern gefertigt und zwar im
Grundbuche: 41 Käufe und Täuſche, 14 Erbſchaften und 5
ſonſtige Einträge; im Pfandbuche: 34 bedungene, 7 richterliche
und 14 Mündelpfandrechte, 7 Vollſtreckungsverfügungen, 5 Vor-
zugsrechte für Gleichſtellungsgeld, ein Vorzugs⸗ und Unterpfauds-
recht des Staates und 4 Einträge über 90 Löſchungen.
3) Aus dem Berichte der ſtädtiſchen Sparkaſſe geht hervor, daß
bei dieſer im Auguſt 1352 Einlagen mit zuſammen 211 669 .
58 ½ gemacht und in 395 einzelnen Poſten zuſammen 98801
92 0 an die Einleger zurückbezahlt wurden; die Geſammtzahl
der letzteren hat ſich in demſelben Monat um 92 vermehrt.
4) Die Verwaltung des Standesamtes wird dem Herrn Bürger-
meiſter Dr. Walz übertragen.
— geidelberg, 1. Sept. Dem hieſigen Stadtrathe iſt folgendes
Schreiben zugegangen:
Verband dentſcher Architekten⸗ u. Ingenieurvereine.
Frankfurt a. M., den 25. Auguſt 1886.
An den verehrlichen Stadtrath der Kreishauptſtadt Heidelberg.
Als verehrlicher Stadtrath mit Schreiben vom 28. Juni cr.
auf dahingehende Anfrage uns mitzutheilen die Güte hatte, daß
wir bei dem aus Anlaß der VII. Wanderverſammlung des Ver-
bandes deutſcher Architekten⸗ und Jugenieur⸗Vereine von hier aus
beabſichtigten Ausfluge als willkommene Gäſte in Ihrer Stadt
angeſehen werden würden — da war es uns Bedürfniß, dem
Dank für die wohlwollende Aufnahme unſerer Abſichten ſogleich
Ausdruck zu geben.
Aber ungleich wärmer und tiefer gefühlt iſt hente unſer Dank,
nachdem wir nunmehr auf den Veriauf des Ausfluges vom ver-
gangenen Donnerstage mit Freude und hoher Befriedigung zurück-
blicken können.
Der ehrende Empfang auf dem Bahnhofe, die herzlichen Be-
grüßungsworte in der Feſthalle, ſowie beim gemeinſamen Mittags-
mahl in dem „Bandhauſe“, die Betheiligung verehrter Mitglieder
des Stadtrathes an den einzelnen Veranſtaltungen des Ausflugs-
tages, ſowie endlich das Geleit beim Abſchiede: dies Alles in Ver-
bindung mit vielen Einzelzügen gaſtlicher Aufmerkſamkeit gab
uns erfreulichen Beweis von der aufrichtigen Theilnahme, mit
welcher unſer zahlreiches Erſcheinen in Ihrer herrlichen Stadt
aufgenommen wurde.
Wir müſſen darauf verzichten. den Empfindungen Worte zu
verleihen, welche allen Feſttheilnehmern durch die Sprache der
Ratur und Kunſt in ununterbrochener Reihenfolge und Steigerung
ſich aufdrängten bis zu jenem hehren Augenblick, in dem die
Perle deutſcher Baukunſt wie durch ein Zauberwort im Purpur-
licht erglänzte — als wollte ſie gleichſam wiederſpiegeln die Zornes-
röthe eines ganzen Volkes über die vor zweihundert Jahren er-
littene Schmach.
Für ſolche Empfindungen und Eindrücke iſt das Wort zu arm.
Aber wächtig und unverkilgbar iſt das dankbare Gedenken in den
Herzen vieler Hunderten unſerer Fachgenoſſen, die eine frohe Er-
innerung ſtets bewahren werden an:
Alt Heidelberg, die feine,
Die Stadt an Ehren reich.
Mögen auch Sie, hochgeehrte Herren, freundlich gedenken unferes
Verbandes und unſeres Vereins.
Mit vorzüglicher Hochachtung!
Der Vorſtand des Frankfurter Architekten⸗ u. Ingenieur⸗Vereins.
(gez.) C. Kohn. Ritter. Meyer.
— geidelberg, 2. Sept. In den letzten 4 Wochen wurden einem
Dienſtmädchen in einer Wirthſchaft dahier aus ihrer Kammer ver-
ſchiedene Kleidungsüſtcke entwendet. Die Thäterin wurde ge-
ſtern Abend 9 Uhr in der Perſon einer dort häufig verkehrenden

Dienſtmagd ermittelt und verhaftet. — Ein Friſeurgehilfe dahier,

welcher im Verdacht ſteht, ſeinem Princival aus der Kaſſe ver-
ſchiedene Gelder entwendet zu haben, wurde geſtern Nachmittag
verhaftet. — Ein Hausknecht, welcher ſeinem Zimmergenoſſen,
einem Kutſcher dahier, etwa 160 . nach und nach entwendet hat,
wurde geſtern Abend wiederholt auf friſcher That betreten, der
Polizei ſofort zur Anzeige gebracht und von dieſer verhaftet.
* Hridelberg, 2. Sept. Zur Einleitung des heutigen Sedan-
tages fand geſtern Abend 8½ Uhr ein von Stadtorcheſter
und Feuerwehr unter Fackelbegleitung ausgeführter Zapfen-
ſtreich ſtatt. Eine große Schaar von Menſchen war auf den

Beinen und widmete dem ſich bei flotter Marſchmuſik fortbewegenden

Zug große Aufmerkſamkeit. — Heute früh 7 Uhr erinnerte feierliches
Glockengeläute von den Kirchthürmen an die Bedeutung des Tages.
Zahlreiche Häuſer, namentlich in der Hauptſtraße, haben Flaggen-
ſchmuck angelegt und geben der Stadt ein feſtliches Ausſehen.
Die für Ehre und Freiheit des Vaterlandes gefallenen Helden
ehrte man durch Ausſchmücken der Kriegergräber und des Denk-
mals anf dem Friedhofe. Eine Fülle duftender Blumen und
herrlicher Kränze wurden dort in dankbarer Erinnerung an die
Großthaten deutſcher Krieger niedergelegt. Die Schüler der
Volksſchule unternahmen zur Feier des Tages unter Führung
ihrer Lehrer einen Spaziergang in die Umgebung.
*Htidelberg, 2. Sept. Das jetzt ſchon längere Zeit anhaltende
heiße Wetter iſt in Hinſicht auf die bereits vorgeſchrittene
Jahreszeit als ein geradezu phänomenales zu bezeichnen.“
Die Hundstage erleben eine neue, verſtärkte Auflage. Jetzt zu
Anfang September im Schatten 22—25 R., Neckarwaſſerwärme
19•, Aufenthalt im Freien bis in die tiefe Nacht ohne Ueberzieher
und in leichter Bekleidung möglich — das können wir uns nicht
erinnern je erlebt zu haben. Indeß, wenn die Hitze Tags über
auch drückend — wir ertragen ſie gerne, kommt ſie doch, wie wir
verſchiedenen Miitheilungen und Anzeichen entnehmen, der Land-
wirthſchaft und dem Weinbau zu Gute und unſern braven Land-
leuten gönnen wir von Herzen einen möglichſt großen Erfolg ihrer
Arbeit und ihrer Anſtrengungen. Auch auf die Badezeit übt das
Wetter einen außerordentlich günſtigen Einfluß aus. Die Bade-
anſtalten am Neckar ſind außerordentlich belebt — wie man es
ſonſt nur im Hochſommer ſieht. Ein Bad in den kühlenden
Fluthen des Neckars gehört aber auch in dieſer Zeit zu den
größten Annehmlichkeiten — kein Wunder alſo, wenn es während
oder nach des Tages Hitze von Vielen aufgeſucht wird. Allem
Anſchein nach iſt ein Wechſel der Witterung vorerſt noch nicht zu
erwarten.
— Schwetzingen, 31. Aug. Die Hopfenernte iſt in vollem
Gange. In allen Scheunen und Thoreinfahrten iſt Jung und
Alt mit dem Pflücken beſchäftigt und haben ſich viele Leute aus
dem Odenwald zu dieſer Arbeit eingefunden. Das Trocknen
wird durch die Witterung außerordentlich begünſtigt. Die Dolden
laſſen nach Größe, Farbe und Wohlgeruch nichts zu wünſchen
übrig. Auch haben ſich bereits Kaufliebhaber eingefunden. Indeß
ſind die Produzenten mit den Preiſen nicht recht zufrieden, da
dieſelben von 100 wieder auf 70 und 80 u½ zurückgegangen ſind.
Man iſt deshalb entſchloſſen, vorerſt abzuwarten.
Tauberbiſchofsheim, 31. Aug. Geſtern Abend 6½ Uhr ertönten
Feuerfignale: es brannte in dem kaum dreiviertel Stunden ent-
fernten Impfingen. Das furchtbare Element griff mit ſolcher
Schnelligkeit um ſich, daß in kurzer Zeit eine große Anzahl Ge-
bäude in Flammen ſtand. Lange dauerte es, bis man Herr des
Feuers wurde. Kein Wunder alſo, daß im Ganzen 5 Wohn-
häuſer, darunter das Armenhaus, ferner 10 Scheunen ſammt
Nebengebänden vollſtändig niederbrannten und andere Gebäude
ſtark beſchädigt wurden. Die Betroffenen ſind, wie man hört,
alle verſichert, trotzdem werden gerade diejenigen, deren ganzer
Ernteertrag ein Raub der Flammen wurde, nicht ohne empfind-
liche Schädigung in ihren Vermögensverhältniſſen die Bedürfniſſe
des kommenden Jahres decken müſſen. Verluſte an Menſchenleben
ſind nicht zu beklagen, auch die Thiere, ſoweit ſie nicht
durch die Feldarbeit in Anſpruch genommen waren, konnten
in's Sichere gebracht werden.
+ Karlsruhr, 31. Aug. (Aus ſtellung für Handwerks-
technik und Hauswirthſchaft.) Von der Vergünſtigung,
daß am Mittwoch die auf den Badiſchen Staatsbahnen, den

Pfälzer Bahnen und der Main⸗Neckarbahn gelöſten einfacher
Billete, wenn in der Ausſtellung abgeſtenwelt, auch zur daher
fahrt berechtigen, wird vielfach Gebrauch gemacht. Es iſt a 1
von den Mittwochbeſuchern mehrfach der Wunſch ausgeſproche

worden, daß auch ihnen die Beſichtigung der Ausſtellung bei Be

leuchtung möglich wäre, was bisher deswegen nicht anging, weüt
Beleuchtung nur am Dienstag, Donnerstag und Samstag ſtatt
fand. Um nun den Wünſchen der zahlreichen Mittwochbeſucher
gerecht zu werden und ihnen gleichzeitig Gelegeuheit zu geben-
noch am gleichen Tage nach Befichtigung der Ausſtellung heim
zukehren, hat die Ausſtellungs⸗Commiſſion beſchloſſen, fortan bi,
auf Weiteres am Mittwoch die Ausſtellung jeweils bis um 8/
Uhr geöffnet zu halten und dieſelbe an dieſen Tagen mit Beginn
der Dunkelheit ſpäteſtens aber von 7 Uhr Abends an zu beleuch +
— In der Betrachtung der hauswirthſchaftlichen Gegenſtän
fortfahrend, machen wir aufmerkſam auf die vollſtändige Küt „
nebſt verſchiedenen Haushaltungsmaſchinen, ausgeſtellt von Hein“
rich Lange, Ausſtattungsmagazin für Haus⸗ und Kücheugeräthe,
Werkzeughandlung in Karlsruhe. Dieſe Küche bildet unſtreitig
den Hauptanziehungspunkt für die die Ausſtellung beſuchenden
Hausfrauen. Die Größe des eingebauten Küchenraumes iſt glüct
lich gewählt, ſie iſt für ein bürgerliches Haus nicht zu groß un

nicht zu klein. Der Boden iſt mit Plättchen belegt, der unter-

Theil der Wand mit hellen Marmorplatten aus der Fabrik von
Rupp u. Möller bekleidet. Der Wandanſtrich darüber iſt lich
und freundlich. In der Wand befindet ſich ein Wärmſchrank m
Glasthüre und 1 Ventilattonsklappe. Die künſtliche Beleuchtung
erfolgt durch eine in der Mitte des Ranmes von der Decke her.
abreichende elektriſche Lampe mit 3. Glühlichtern, durch 1 üb
dem Waſſerſtein befindliches Glühlicht und durch 1 freiſtebend.
Glühlichtlampe mit langem umſponnenem Zuleitungsdraht. .
Einrichtungsſtücken ſehen wir Herd, Marmorſpülſtein und Tropf
brett, letztere auf ſchmiedeeiſernen Geſtellen, ferner einfa
Tannenholzmöbel in gefälligen Formen und mit freundlichem l
ſtrich: Küchenſchrank mit Glasthüren, freiſtehender Tiſch, Stuhs
und Tabouret, Kaſten mit Teigbrett, Eimerſchränkchen, Mörſe
ſtänder, Fleiſchklopf⸗Block, Käſtchen für Anfeuerholz und in eine.
Ecke einen Schrank für Beſen u. dergl. An den Wänden ſind
Holzſchäfte angebracht mit Kupferformen, mit Kupfergefäſſen un
mit emaillirten Pfaunen. Neben und auf genannten Mobiliar,
ſtücken ſind die nöthigen Küchengeräthe in trefflicher Wahl vei-
theilt. Wiederholt hatten wir Gelegenheit Zeuge der lautet
Freude über dieſe Gegenſtände von Seiten der die Küche betrach,

tenden Damen zu ſein. Wir unterlaſſen daher nicht, unſere

gegenwärtigen und zukünftigen Hausfrauen auf dieſes Ausſtellungs
objekt ganz beſonders aufmerkſam zu machen.
Aus Haden. Das Verordnungsblatt des Großh. Oberſchul-
raths Nr. 9 enthält: 1) Landesherrliche Entſchließungen; 27
eine landesherrliche Verordnung vom 1. Inli ds. Irs. wegen de
Gewährung von Wohnungsgeldzuſchüſſen an die weltlichen Staats,

diener und Angeſtellten; 3) eine Bekanntmachung des Großherz. ů
Miniſteriums des Innern vom 2. v. Mts., bezüglich des einjährig

freiwilligen Dienſtes; 4) Bekanntmachungen des Oberſchulraths,

betreffend die Verleihung des Felder'ſchen Familienſtibendiums;
5) Dienſtnachrichten und die Mittheilung von Dienſterledigengen,

Der Geiſtliche Lehrer Peter Schenk am Gymuaſium zu Offen

burg iſt mit der Wahrnehmung der Geſchäfte eines Kreisſchul⸗ 4
raths für den Schulkreis Tauberbiſchofsheim betraut worden

— Im Monat Oktober d. J. findet Termin für die Erſte, ſow

für die Höhere Lehrerinnenprüfung ſtatt. Der letztren 4

können ſich nur ſolche Aſpirantinnen unterziehen, welche ſpäteſten
in der zweiten Hälfte des Jahres 1885 die Erſte Lehrerinnen“

Prüfung beſtanden haben. Anmeldungen ſind bis längſtens

September an den Oberſchulrath einzureichen. — Die Prüfun
der Gewerbeſchulkandidaten für das Jahr 1886 wird a,
Samstag, den 23. Oktober l. J. ihren Anfang nehmen. Dieje.

nigen, welche der Prüfung ſich unterziehen wollen, haben ſich bis ö
ſpäteſtens 1. Oktober l. J. beim Oberſchulrath zu melden.
Die Prüfung für das Amt eines Zeichenlehrers an höheren

Lehranſtalten wird für das laufende Jahr am Montag, den 15.
November 1886, ihren Aufang nehmen. Diejenigen, welche der
Prüfung ſich unterziehen wollen, haben ihre Geſuche um 319
laſſung ſpäteſteus bis zum 15. Oktober d. J. beim Oberſchulra
ſchriftlich einzureichen. —
Aus Baden. In Epfenbach fiel der Bruder des Bürgermeiſter“

Wick ſe unglüglich beim Scheuen der Pferde dom Wagn.

daß er ſchwer verletzt nach Hauſe verbracht werde mußte. — Fra
Amann, Wittwe des Hutmachers Amann in Freiburg, 5
ſuchte am 1. d. Vormittags das Grab ihres verſtorbenen Manne
wo ſie plötzlich vom Schlage gerührt, zuſammeubrach. Auf
Transport in die Wohnung verſchied ſie.

Profeſſor Eduard Zeller in Berlin iſt anläßlich ſune

fünfzigjährigen Doctorjubiläums von der mediciniſchen Facu t

der Univerſität Marburg zum Doctor honoris causa ernan 1·
worden. Zeller war von 1849—62 Profeſſor in Marburg. Al

fangs als Mitglied der theologiſchen, dann der philoſophiſchen

Facultät. ö hel
Mainz. 31. Aug. In Folge zahlreicher Erkrankungen H.e
den Soldaten des 88. Infanterie⸗Regiments wurden

ſtarkem Durchfall behaftet. tag
— Zwei Knaben verbrannt. Am Sonntag Nachmiteit

er eih nach dem Rh. K., auf Biebrich⸗Mosbacher Gemarkung in

ei einer Backſteinbrennerei gelegene Arbeiterhütte des Backſte 65
machers Förſter aus Nierſtein in Brand. Während des Aind
räumens der Wohnung rief Förſter plötzlich: „Meine Kinder ſe
noch in dem Hauſe, ſie ſind verloren.“ Aus dem Bodenranz.
des Häuschens drang dichter Qualm und bald auch Feuer herter

Es wurde eine Leiter zur Stelle geſchafft, einige Gefache an die

Ciebelſeite des Häuschens eingeſchlagen und nun fand man a⸗
beiden Knaben (der eine war 12, der andere 5 Jahre alt) vol

ſtändig verbrannt in dem äußerſten Winkel vor. ſich

Wien, 31. Aug. Ueber das Eiſen bahnunglück, das e⸗
geſtern Abend auf der Südbahnſtrecke nächſt Mödling ereiguci
werden zur weiteren Ergänzung bisheriger Meldungen noch
tere Einzelheiten berichtet:
laſſenen Perſonenzüge fuhr auf den 400 Meter von M ieſe
ſtehen gebliebenen erſten Perſonenzug auf, obwohl er, wie 140 —
Halt machen ſollte. Ob der Zugführer das Zeichen nicht geſe iſ
oder nicht beachtet, hat, iſt noch nicht feſtgeſtell. Thatſach tuht
daß er mit ungeſchwächter Dampfrraft gegen die Station aus
und den auf freiem Felde ſtehenden Vortrain erſt, als er ah-
einer Biegung kam, erblickte. Nunmehr bemühte ſich der Lpoch
motivführer, den Zug zum Stehen zu bringen. Es war Ie an
ſchon zu ſpät und trotz Gegendampf und Bremſens fuhr er in
die letzten Wagen des Vortrains mit voller Wucht an. Rei-
fürchterliches Krachen, ein markerſchütternder Aufſchrei der ats
ſenden beider Züge, ein wirres Durcheinander des Bahnpaſch ge-
folgten unmittelbar dieſer entſetzlichen Szene. Was eigentli Hie
ſchehen, konnte man im erſten Augenblick nicht wahrnehmetrüher-
Zugsbegleiter beider Züge, die jedenfalls das Unglück ſofort ftige
blickt hatten, waren abgeſprungen und hatten mit krã ſihen
Stimme den in den Wagen befindlichen Reiſenden zugerufen,
zu bleiben. Etwa 2—3 Minuten verblieben die Fahrgäſte ge erſt
dieſer Ordre unter Zagen und Bangen in den Coupes, une ge-

als die Rufe: „Ausſteigen, ausſteigen, es iſt ein Unglück den

chehen!“ vernehmbar wurden, eilte Alles ungeſtüm aus net
Wagen An der Stelle, an welcher ſich das Unglück aßel-
hatte, befinden ſich zu beiden Seiten des Bahnkörpers die Stteerniß
graben. In der Aufregung und in der herrſchenden Finſ ſonen
wurden dieſe nicht geſehen und eine große Anzahl von Per

dem

Vermiſchte Nachrichten.

ᷓS

dik
Mannſchaften von 2 Compagnien dieſes Regimentes in dat
Weiſenauer Lager einquartirt. Die erkrankten Soldaten ſind m *

i 5 abge-
Der zweite der von Wösla ing

S TTTTTTTPTPTTPTPTTPTPTPP



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