Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1886 (Juli bis Dezember)

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.52470#0319

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
V*

Erßeint Irſertionsgebühr

8 aglic Sonntags V 10.0fürvie iſpal-
E/ ausgenommen. lige Petitzeile oder
4 deren Raum. Für
„. uit hieſ. Geſchäfts-

6 lätt Familien⸗ u. Privatanzeigen
3,4 ztern viertel⸗ bedeut. ermäßigt.
%ührlich 24 60.4 4*

00 ausſchl. Poſtauf⸗ Gralis⸗Aufnahme

ſhlag u. Träger⸗ d. Inſerate in den
1 Lohn. Placat⸗Anzeiger.
4 Tagblalt und Verkündiger für die Stadt Heidelberg.

4—

ů N

P. 2ʃ6. Mittwoch, den 15. Seytember 1886
+ ———

•4 * Politiſche Umſchau. von weit her. Die Bekehrten find oft ſehr eifrig an der Ver⸗Bismarck ſind heute früh nach Varzin abgereiſt. —
V•4 Heidelberg, 15. September. dieſer Richtung Iu Herbette A Aagerſ ſchneter Baromet Nach Heute Vormittag fand in der großen Synagoge die
Morgen wird die außerordentliche Reichstagsſeſſion zeigt den ganzen von Freheipet durchgemachten Weg an, der ſich Trauerfeier für Ludwig Löwe ſtatt. Außer den
. eiffnet. Die größte Frage, welche angeſichts derſelbenſehr lebhaft mit der Frage des Mittelmeers beſchäftigt und feſt Familienmitgliedern waren noch anweſend die Vertreter der
6. auftauchte, hat bereits ihre Antwort gefunden — Fürſt entſchloſſen iſt, die britiſche Domäne in unſern Gegenden nicht Körperſchaften, denen Löwe angehörte, der Oberbürgermei-
18 Buch duch die Erwerdung der Inſel, Kxete rergrößem zu laſſen. ſter von Forckenbeck, der Bürgermeiſter Dunker, zahlreiche

E

erbündeten Regierungen zu richten.

nns nar wird im Reichstage nicht erſcheinen, er iſt be-

eits geſtern nach Varzin abgereist. Damit fällt die An-

uhme, daß der Reichstag auch in eine Diskuſſion der aus-

ärtigen Politik treten werde. Denn die Oppoſition dürfte

um Luſt verſpüren, Hamlet ohne den Prinzen aufzuführen

eine Anfrage wegen Bulgariens an die Vertreter der
Somit dürfte der
baniſche Handelsvertrag der einzige Gegenſtand der Ver-
dlung ſein. Hoffentlich wird ſich trotzdem eine hin-
eichende Zahl von Reichsboten einfinden. Es wäre ein

benig erbauliches Schauſpiel, wenn die Beſchlußunfähigkeit

des

Reichstages konſtatirt werden müßte. Der Vorſtand
er nationalliberalen Partei hat an die Fractionsgenoſſen
dringende Aufforderung ergehen laſſen, ſich vollzählig

udder bevorſtehenden Reichstagsſeſſion einzu-

en.
Die Ernennung des Herrn Herbette, Director des

zuswärtigen Amtes in Paris, zum Botſchafter in Berlin


+ harnet ſehr verſchiedener Auffaſſung. Während die Einen
ſchrin die Abſicht Freycinets erblicken, einen engern An-
Oluß an Deutſchland zu ſuchen, erzählen die Andern, Her-

Wer
en Vierteljahrhundert beliebte Utopie, welche man das eng-
ine Bündniß naunte;

— eine Macht feindlich
0
bält

Wurrn

dennt.

e ſei ein Deutſchenhaſſer und am allerwenigſten der

be
Rann, von dem für die deutſch⸗franzöſiſchen Beziehungen
gute Dienſte zu erwarten ſind.

Jedenfalls darf man gegen-
ber dieſen Meinungsſchwankungen die Thatſache nicht aus
en Augen laſſen, daß Herr Herbette nach ſeiner Prä-
ntation in Berlin dort ſofort als eine genehme Perſönlichkeit
zeichnet wurde. Das ſagt eigentlich genug und widerlegt

4 ne, welche ſich beeilen, Herbette's Botſchafterthätigkeit ein
Angünſtiges Prognoſtikon zu ſtellen. Von Pariſer Blättern
zat der Figaro Herbette's Ernennung mit ſehr verſtändigen
Ien bemerkenswerthen Betrachtungen begleitet.
ie.

Das Blatt
b:

Entweder iſt die Ernennung des Herrn Herbette zum
Souſchufter Frankreichs in Berlin das Anzeichen einer

wenkung in der auswärtigen Politik des Herrn Freycinet
ſie bedeutet nichts ... Freycinet verzichtete auf die ſeit
er verzichtet um ſo leichter und ohne
intergedanke darauf, als er ſich deſſen vollkommen bewußt iſt,
die öffentliche Meinung ganz unzweideutig jeder Annäherung
geſtimmt iſt, welche gegen unſere Rechte
im Widerſpruch zu ihren eigenen Erklärungen Aegypten be-
und die bei allen Gelegenheiten unſerer Politik hemmend in
t Weg tritt. Man muß Freycinet überdies die Gerechtigkeit

zderfahren laſſen, daß er — trotz all dem, was man Gegen-
Daliges hierüber
Reruttſch an ds

eſagt — nie geſucht hat, die Empfindlichkeiten
Rubland gegenüber zu erwecken. Die Ab-
ufung des Generals Appert aus Petersburg, die Abreiſe des
v. Mohrenheim ſprechen zu deutlich, als daß es noch nöthig
re, das beſonders zu betonen, was Frankreich von Rußland
Dieſe zwei Nationen haben viel Verwandtes, ſind aber

Bis jetzt hat Freycinet eine Politik der Befeſtigung getrieben;
er wird aber deſſen gewahr, daß die Politik der Entſchädigung
die ausſchlietzliche Regel der anderen Mächte iſt. Frankreich will,
gleich Deutſchland, entſchloſſen den Frieden. Dieſer Wille, der
mit jedem Tag wächſt, ſcheint nicht in Betracht gezogen zu wer-
den, wenn man von einem Kriegsbrande ſpricht. Mögen nur
einmal ernſte Befürchtungen eines Krieges auftreten und man
wird ſehen, wie dieſer Wille ſich bekräftigen wird. Herbette wird
dieſe Verſicherung nach Berlin bringen. Sie wird daſelbſt um
ſo beſſer aufgenommen werden, als man dort die nämlichen Ge-
fühle hegt. Die Frage des Mittelmeeres beherrſcht alles in
Frankreich; Freyeinet fühlte dies ſehr wohl bei den griechiſchen
Händeln. Er erinnerte ſich deſſen, wie ſein Einſchreiten in Lon-
don aufgenommen wurde.
So ſchreibt der Figaro. Was ſagen aber die andern
Pariſer Blätter dazu? Sie ſchweigen. Kein einziges Jour-
nal hat es der Mühe werth gehalten, von dieſem Artikel
auch nur Notiz zu nehmen, eine Thatſache, die handgreif-
licher als alles laute Schreien darthut, daß den Franzoſen
die fixe Idee der Revanche zu tief in den Knochen ſteckt.
Ueber die Abſichten Rußlands Bul garien gegenüber
fühlte ſich namentlich Oeſterreich beunruhigt, nachdem von
Petersburg aus die Verſicherungen der ruſſiſchen Agenten
in Sofia, daß die Unabhängigkeit Bulgariens gewahrt wer-
den ſoll, dahin „erläutert“ wurden, daß es mit dieſen ſog.
Verſicherungen durchaus nicht ſo weit her ſei. Man konſta-
tirte bereits ein wachſendes Mißtrauen Oeſterreichs gegen-
über Rußland. Jetzt wird jedoch aus Wien ge-
meldet, daß die Verhandlungen, welche zwiſchen den drei
Kaiſermächten wegen Bulgarien ſchwebten, zu einem gün-
ſtigen Reſultate geführt haben. Rußland ſoll ſich danach
bereit erklärt haben, die bulgariſche Frage auf Grund des
Berliner Vertrages zu behandeln und dieſelbe der Berathung
der europäiſchen Mächte zu unterbreiten. Sollte Rußland
wirklich einmal auf ehrlichem und geradem Wege Politik
machen wollen? Daß übrigens die europäiſche Lage gegen-
wärtig nichts Beunruhigendes in ſich birgt, dürfte auch die
Abreiſe unſeres Kanzlers nach ſeinem pommerſchen Tus-
culum Varzin beweiſen.
Ueber die Vermögens verhältniſſe des Fürſten
Alexander wird der Deutſchen Zeitung aus Softa ge-
ſchriebes: Die Finanzen des Fürſten ſind herzlich ſchlecht;
er hat wie ein echter Cavalier auch das ins Land hinein
geſteckt, was er von ſeiner geringen Civilliſte erübrigte.
Für den Bau ſeiner Privatſchlöſſer in Ruſtſchuk und Varna
ſowie zur Verbeſſerung ſeines Gutes in Baili⸗Efendi nahm
er mit Bewilligung der Sobranje vor einigen Jahren von
der bulgariſchen Nationalbank ein Anlehen von anderthalb
Millionen Francs auf.
werden. Da dies aber nicht möglich, weil die Privatbe-
ſitzungen nicht gut zu veräußern ſind, bot ihm die Regie-
rung 3 Millionen Francs bei der Abreiſe an. Der Fürſt
wies dieſe Summe zurück, er nahm nur die Bezahlung der
Schuld an die Bank gegen Ueberlaſſung ſämmtlicher Privat-
beſitzungen, ſelbſt der Privateinrichtung im Palais in Sofia
an.
er ſich nach Jugenheim zurückziehen will.
Deurſches Neich.
Berlin, 14. Septbr. Der Fürſt und die Fürſtin

Dieſes Geld muß nun zurückgezahlt

Für ſich beanſprucht er nur 500 000 Fr., mit denen

Stadträthe, Stadtverordnete, Reichstags⸗Abgeordnete und
Landtags⸗Abgeordnete verſchiedener Parteien. Nach dem
Geſang und der Rede des Rabbiners Maibaum bewegte
ſich der Leichenzug, woran das Fabrikperſonal Löwe's, die
fortſchrittlichen Vereine ꝛ. theilnahmen, durch die von einer
großen Menſchenmenge beſetzten Straßen nach dem jüdiſchen
Friedhof, wo Virchow, Träger und O. Hermes
Reden hielten. Nach dem Segen des Rabbiners Unger-
leider wurde der Sarg unter den Klängen des Chopin-
ſchen Trauermarſches nach der reich bekränzten Gruft ge-

bracht.
Darmſtadt, 14. Sept. Herr Oberbürgermeiſter Ohly

hat vom Prinzen Alexander von Battenberg das folgende

Schreiben erhalten:
Hochverehrter Herr Oberbürgermeiſter! ‚
Euer Hochwohlgeboren haben mich bei meiner Rückkunft in
die theure Heimath in ſo überaus freundlicher Weiſe im Namen
der Haupt⸗ und Reſidenzſtadt Darmſtadt empfangen, daß es mir
ein wahres Herzensbedürfniß iſt, Ihnen noch einmal von ganzem
Herzen für den ſo freundlichen Empfang zu danken.
Ich bin tief gerührt über das ſo rege Intereſſe, das Sie alle
an meiner ſo ereignißvollen und ſchickſalsſchweren Regierung in
Bulgarien genommen und das ſich ſo erhebend gezeigt, als ich im
elde ſtand und mir damals aus allen Theilen unſeres theueren
Feſſentandes, ganz beſonders aber aus ſeiner Hauptſtadt, ſo groß-
artige Hilfe für die Verwundeten zu Theil wurde.
Schwer war mein Ringen in der Fremde, ich
habe aber das Fürſtenthum Bulgarien mit dem
Bewußtſein verlaſſen, das Gute gewollt und ange-
ſtrebt zu haben. Meinem ſo ſchwer verwundeten
Herzen hat die mir in ſo hohem Grade erwieſene
Sympathie überaus wohlgethan, denn ſie hat mir ge-
zeigt, wie warm und herzlich das von mir ſo heißgeliebte Heſſen-
land mich als Heſſe wieder bei ſich aufgenommen.
Indem ich Sie, hochverehrter Herr Oberbürgermeiſter, ergebenſt

bitte, den Einwohnern der theneren Stadt Darmſtadt meinen

tiefgefühlten Dank übermitteln zu wollen, bleibe ich mit vorzüg-

licher Hochachtung
Euer Hochwohlgeboren
ganz ergebenſter
Alexander.

Schloß Heiligenberg, den 12. September 1886.

München, 13. Sept. Ueber die Abſchaffung des
Raupenhelms in dem bahyeriſchen Heere ſchreibt Dr.
Sigl in ſeinem Vaterland mit wahrem Galgenhumor:
„Wir haben uns ſeiner Zeit ſtark für den Raupenhelm
ereifert — bis in den Schwurgerichtsſaal hinein, wo wir
von den biedern „Patrioten“ wie gewöhnlich wieder verur-
theilt, durch die entſcheidende Stimme eines liberalen
Müncheners aber doch freigeſprochen wurden; wir werden
uns alſo nicht mehr für den Raupenhelm überflüſſig er-
hitzen. Die Raupe war ſo zu ſagen ein bayeriſches Wahr-
zeichen; die Pickelhaube aber entſpricht, abgeſehen von
militäriſchen Gründen, den thatſächlichen Verhältniſſen.
Schön iſt ſie nicht, aber die thatſächlichen Verhältniſſe ſind
auch nicht ſchön, und — hat man in Bayern dieſe Ver-
hältniſſe gewollt und hat ſich Jungfer Bavaria leichtſinnig
oder thöricht ſo tief mit dem Preußen eingelaſſen, ſo muß
man auch die Pickelhaube hinunterwürgen, das — andere
Wahrzeichen. Im Uebrigen iſt's ziemlich „Wurſcht“, wie
unſere Armee bedeckelt iſt, nachdem ſie preußiſch gedrillt,

9. den beiden Polen und alles trennt ſie, die Tendenzen und die
arichtungen. Die Vereinzelung iſt alſo eine vollſtän-
0*0* Dhe, nach welcher Richtung Freycinet ſich auch wenden mag.
usjelbe trifft, wie für Frankreich, ebenſo auch für England zu.
54 a da Freycinet heute davon überzeugt iſt, daß er von der
4 öteren Macht nichts zu erwarten hat und daß er die unauf-
Ahren Schwierigkeiten ſchwer empfindet, welche ihm dieſe
ſiereinzelung bereitet, ſo wird Freycinet verſuchen,
den zu beſeitigen, und ſchickt zu dieſem Zweck Her-
9• 4 dunt nach Berlin. Herbette kommt vom Geſichts-
* — te eines franzöſiſch⸗deutſchen Einvernehmens
5* —— — ——
Die Jungferſchlucht
7
4* Geſchichtliche Novelle von H. 6..
18 (Fortſetzung.)
11 So wanderte er rüſtigen Schrittes am Rande vor-
5* ünte. Aber bald blieb er ſtehen und rieb ſich kopf-
00* hüttelnd die Augen.
0% Sonderbar!
0 Ueber das Moor, das in grauen, halb durchſichtigen
Wül gehüllt vor ſeinen Blicken lag, jagten nach allen
50 9 Otungen, bald nach rechts und links, bald vorwärts,
ld zurück, bald in ihren Umriſſen ſich verwiſchend und
Nonn wieder auftauchend, unbeſtimmte Geſtalten, die im
ebel ſich verſchoben, das eine Mal zu rieſiger Höhe an-
0 pundſen, dann kleiner und immer kleiner wurden, endlich
auulos verſchwanden und dann plötlich wieder an einem
0. a fernten Orte dem Boden neu entwuchſen. Dabei war
ſte hill und ſtiller geworden, der graue Nebel begann
** 0 zu ſenken und auf dem Bruche ſich zu lagern, der
ö der d flüſterte nur noch ſanft und traulich in den Kronen
äume. „
0 er Kopfſchüttelnd ging der Pfarrer weiter, aber bald blieb
undieder ſtehen. Er hatte etwas gehört, das wie ein
ötritt im düren Laube unweit ſeines Weges erklang.
45dert, dies ein Menſch oder war es ein Hirſch, der nen-
95 rig ihm folgte?
90 bar Aber ſobald der Pfarrer ſtand, hörte auch das ſonder-
+ 8 absräuſch auf, ſobald er den Fuß weiter ſetzte, erklang
ö ermals.
—. ö
aherder Wald täuſcht mich wiederum, den Ton meines
felbſtr Schrittes gibt er als Echo zurück,“ ſagte er zu ſich

und ging ſtarken Schrittes weiter.

ſtalten auf dem Sumpfe neben ihm her, — blinkte in der
Ferne durch die Nebelmaſſen ein lichter Schein. Bald
folgte dieſem ein zweiter, der ſcheinbar um den erſten herum-
ſpielte, bald mit ihm ſich vereinigte, bald auf kurze Strecke
ſich entfernte.
ſammen und tiefe Nacht lag dann über dem Moore.
„Kein Zweifel,“ ſagte der Pfarrer, „das ſind Irr-
lichter, die der Sumpf erzeugt!“
Vorwärts! ö ö
Ja, aber je mehr er vorwärts kam, deſto ſchneller zogen
ſich die beiden Scheine, in welchen man jetzt ſchon helle
Lichter erkennen konnte, nach der Mitte des Moores. Da
ſtand der Pfarrer plötzlich ſtill. Er erkannte, daß er an
den Fußweg gekommen war, der Wartenberg mit Seehof
firtr. und über den Grenzgraben und die Sumpfbrücke
ührte.
In der ſchnurgeraden Richtung dieſes Weges ſtrahlten
die beiden Irrlichter, der Pfarrer ging ſchnellen und kräfti-
gen Schrittes auf ſie zu und kam ſehr bald zu der Ueber-
zeugung, daß die Lichter ſich mehr und mehr entfernten,
dann plötlich ſtillſtanden und erloſchen.
»In der That, die wahren Irrlichter,“ ſagte der
Pfarrer leiſe, „ſie können die Geſellſchaft eines Menſchen
nicht ertragen!“
Bald aber bemerkte er, daß er ſich doch wohl geirrt
habe. Im Nebel vor ihm tauchten plötzlich zwei große
Geſtalten auf, die ruhig nebeneinander ſtanden und die
Herankunft des Geiſtlichen zu erwarten ſchienen. Noch we-

nige Schritte, da prallte ſowohl der Pfarrer Fromm, als
die ihm gegenüberſtehende Perſon, die Niemand anders als

Plötzlich — immer noch jagten die ſchwankenden Ge-

Mitunter verſchwanden beide Scheine zu-

aus Ihrem Dorfe!

der Paſtor Curtius war, von der unvermutheten Begeg-
nung augenſcheinlich überraſcht, um einen Schritt zurück.
„Sie ſind es, Herr Amtsbruder,“ tönte es überein-
ſtimmend von beiden Lippen.
„Warum,“ ſo begann der Paſtor Curtius feſt ent-

ſchloſſen, der beiderſeitigen, augenblicklichen Verlegenheit ein

ſchleuniges Ende zu machen, „ſollte ich vor Ihnen ein Ge-
heimniß haben, trotz des einſamen Weges, auf welchem Sie
uns wider Erwarten betreffen? Sehen Sie hier — ſeit
Jahresfriſt vor Gottes Auge meine Braut Anna Reiche
Noch ſtellen ſich unſerm Bunde Hin-
derniſſe entgegen, deren Ueberwindung im Schooße der
Zeiten liegt, darum treffen wir uns ſeit Jahresfriſt an
jedem Sonntag Abend hier an der Brücke auf dem Moor!
Seien Sie ohne Sorge, Herr Amtsbruder, nicht gegen des
Vaters Willen, der darüber nicht im Zweifel iſt, daß wir
verſprochen haben, uns für das irdiſche Leben anzugehören,
freilich aber auch nicht mit ſeinem Willen — wenigſtens
zur Zeit noch nicht — da Anna Erbin ſeines Gutes iſt,
und er einen erfahrenen Mann ſucht, der nach ſeinem Tode
das durch den Krieg zerrüttete Gut als ſein Schwiegerſohn
und Nachfolger zur vergangenen ehemaligen Höhe wieder
erheben kann. Ein ſolcher bin ich nun freilich nicht, aber
eine innere Stimme ſagt uns, meiner Braut und mir, daß
des guten Vaters Herz ſich zum Schluſſe doch erweichen
wird. Da haben Sie, Herr Amtsbruder, in Kurzem unſere
bisher leider hoffnungsloſe Geſchichte, der erſte Tag Ihres
Hierſeins weiht Sie in mein Geheimniß ein, das Sie treu-
lich bewahren werden, bis die Zeit zum Sprechen kommt!“
(Fortf. folgt.)
 
Annotationen