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Heidelberger Zeitung — 1886 (Juli bis Dezember)

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eidelberger Zeitung.

Tagblatt und Verkündiger für die Stadt Heidelberg.

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bedeut. ermäßigt.

Gratis⸗Aufnahur
d. Inſerate in den
Placat⸗Anzeiger.

Dienstag, den 26. Oktober

1886



Auf die „Heidelberger Zeitung“, — Haupt-
lokal- und Kreisverkündigungsblatt
für den Kreis Heidelbera werden fur die
Monate November und Dezember
bei allen Poſlanſtalten. den Briefträgern. ver den Trägern
in der Stadt, ſowie bei der Expedirion, Untere Neckar-
ſtraße Nr. 21, Beſtellungen angenommen.
Neu eintretende Abonnenten erhalten das Blatt bis
Ende Oktober gratis zugeſtellt.

* Politiſche Umſchau.
Heidelberg, 26. Oktober.
Alle Parteien im Wahlkreiſe Mannheim⸗Weinheim-
chwetzingen, mit Ausnahme der demokratiſchen, ſehen ge-
fechtsbereit der kommenden Wahlſchlacht entgegen. Die
Demokratie hat ſich noch immer nicht über einen Kriegs-
vlan einigen können, und es iſt auch nirgends zu ent-
nehmen, daß der Tag der Erleuchtung von Fürth, der die
Neue Badiſche Landesztg. ſo hoch befriedigt hat, das er-
löſende Wort geſprochen hätte. Es iſt halt zu ſchwer, in
einer Partei, die ſich nur aus „den Beſten der Beſten“
zuſammenſetzt, aus lauter Autoritäten beſteht, den Aller-
eſten herauszuſuchen. Es iſt die Annahme nicht von der
and zu weiſen, daß die Firma Sonnemann, welche
auf dem Fürther Parteitage ſo überaus dominirte, von
letzt ab die Oberleitung des demokratiſchen Häufleins bei
er Mannheimer Wahl übernehmen dürfte. Die Ultra-
montanen haben in einer ihrer letzten Wahlverſammlungen den
Landgerichtsrath Herrn v. Buol als ihren Kandidaten auf-
geſtellt. Herr v. Buol iſt bekanntlich Reichstagsabgeord-
eter für den 14. badiſchen Wahlbezirk. Man ſtellt alſo
inen zeitigen Reichstagsabgeordneten in einem andern
Wahlkreiſe als Kandidaten auf. Das iſt jedenfalls ein
Unikum. Zwar handelt es ſich bei den Ultramontanen nur
um eine Zählkandidatur und um ein Parteimanöver, aber
dies in der Auswahl des Kandidaten ſchon ſo nackt zu ent-
hüllen, iſt, wie geſagt, in der Wahlgeſchichte etwas Neues.
Durch eine derartige Kandidatur wird der betreffenden Partei
leder Schein ſachlichen Strebens genommen.
Der erprobte nationalliberale Führer v. Benda, aus
deſſen Denkſchrift an ſeine Wähler wir geſtern bemerkens-
werthe Aeußerungen mitgetheilt, verbreitet ſich in derſelben
Schrift in klarer, verſtändiger Weiſe über die parlamenta-
riſchen Aufgaben der nächſten Zukunft. Herr v. Benda
ſagt da u. A. betreffs der kirchenpolitiſchen Verhältniſſe
Folgendes: Was die künftige Seſſion an kirchlichen
Vorlagen bringen wird, iſt noch vom Dunkel des Ge-
heimniſſes umſchloſſen. Die weitere und die endgiltige Ver-
einbarung mit der römiſch⸗katholiſchen Kirche iſt angekündigt.
Wird ſie den Culturkampf abſchließen, wird ſie den Frie-
den bringen, wird ſie das Staatsweſen von dem Alp einer
Parteibildung befreien, deren leitende Kräfte zum Theil in
remdem Boden wurzeln? Erſcheint die zuverſichtliche
Stimmung unter der Mehrheit, welche in gutem Vertrauen
mit dem Centrum die neueren Kirchengeſetze beſchloß, nicht
durch die neueren Vorgänge in Schleſien und im Gebiete
des Rheines getrübt? Wird der friedliebende Papſt oder
werden die unverſöhnlichen Gegner der evangeliſchen Kirche
das letzte Wort haben? Die nationalliberale Partei wird,
wie es komme, den Abſchluß des kirchlichen Friedens freudig
begrüßen, an Abſchlagszahlungen, welche nicht befriedigen,
endern nur retzen, ſich nicht betheiligen, ſie wird in Wah-

rung der Rechte des Staats der Regierung jederzeit zur
Seite ſtehen. Hierarchiſche Beſtrebungen, wie ſie auch in
der evangeliſchen Kirche hervorgetreten ſind, Beſtrebungen,
welche das evangeliſche Epiſkopat mit den Prärogativen
des landesherrlichen Regiments ausſtatten möchten, wird ſie
nach wie vor mit einem entſchiedenen Nein beantworten.
So groß die Stellung iſt, welche die neuere Geſchichte dem
deutſchen Volksſtamm angewieſen hat, ihre Erhaltung und
Feſtigung wird nicht allein von der Weisheit der Leiter
ſeiner Geſchicke, ſie wird auch von dem feſten Willen und
der Kraft unſeres Volkes abhängen, die feindlichen Mächte
und Gegenſätze im Innern unſerer Geſellſchaft zu überwin-
den und die Fundamente, auf welchen das heutige Deutſch-
land erwachſen iſt, unerſchüttert zu bewahren. Dieſe Auf-
gabe iſt nicht die Aufgabe einer einzelnen Partei, ihre Lö-
ſung bedingt das Zuſammenwirken aller Vaterlandsfreunde.
In dieſer Erkenntniß, daß ſie nicht Sonderintereſſen, ſon-
dern den Intereſſen des geſammten deutſchen Vaterlandes
in erſter Linie zu dienen hat, beruht die volle, die innerſte
und die unzerſtörbare Einigkeit, welche heute alle Mitglie-
der unſerer politiſchen Genoſſenſchaft im Süden und Norden,
im Weſten und Oſten der deutſchen Gauen umfaßt.
Es muß mit der egyptiſchen Frage für Frank-
reich ſchlecht ſtehen, d. h. England muß ſich ſehr hart-
näckig zeigen, da die geſammte Pariſer Preſſe, welche mit
der Regierung Fühlung hat, aufs neue dem perfiden Albion
den Krieg erklärt und die Engländer in einer Weiſe an-
greift, als wenn ſie ganz gewöhnliche „Preußen“ wären.
In dem ſchlimmſten Hetzblatte der „France“ kann man ſogar
Folgendes leſen: „... Wir wiſſen, daß wir von Deutſch-
land nichts zu befürchten haben, das ſeit 15 Jahren mit
uns nur bezüglich eines einzigen Punktes nicht in Ueberein-
ſtimmung geweſen iſt. Wenn es uns möglich wäre, nach
dieſer Seite hin unſere Hoffnungen zu opfern, würde die
Ausſöhnung leicht ſein, während wir uns mit Eugland in
einem fortwährenden Kampfe auf allen Punkten der Erde
befinden. Wir wiſſen, was wir von Deutſchland zu er-
warten haben, ein Feind, der in der Lorrecteſten Weiſe den
Waffenſtillſtand beobachtet, während die Freundſchaft Eng-
lands uns der Gefahr der ſchlimmſten Ueberraſchungen und
des Verraths ausſetzt.“ Dieſe der Loyalität der deutſchen
Politik gezollte Anerkennung nimmt ſich recht ſonderbar aus
in demſelben Journale, wo der halbverrückte Lucian Nicot
täglich die tollſten Gemeinheiten gegen die Deutſchen ver-
öffentlichen darf.

Deutſches Reich.
Karlsruhe, 25. Oct. (Amtlich.) Se. Königl. Hoh.
der Großherzog haben dem Baudirector Max Honſell
in Karlsruhe die nachgeſuchte Erlaubniß zur Annahme und
zum Tragen des ihm von Sr. Maj. dem Kaiſer von
Oeſterreich verliehenen Komthurkreuzes des Franz⸗Joſef-
Ordens ertheilt.
Durch Allerhöchſte Cabinetsordre wurde beſtimmt: Unter-
officier Abt vom 2. Bad. Grenadier⸗Regiment Nr. 110
wurde zum Portepeefähnrich befördert. — Vom 1. Bataillon
(Mosbach) 2. Bad. Landwehr⸗Regiment Nr. 110 wurde
dem Secondelieutenant der Infanterie, Maher, der Ab-
ſchied bewilligt. — Vom 2. Bataillon (Heidelberg) des-
ſelben Regiments wurde dem Secondelieutenant Fauler I.
ebenfalls der Abſchied bewilligt.
Karlsruhe, 25. Oct. 23. ds., Nach-

Samstag, den

mittags, traf Prinz Max zum Beſuch der Großh. Familie
in Baden⸗Baden ein und ſtieg im Großh. Schloſſe daſelbſt
ab. Abends fand eine größere Hoftafel zu Ehren des
Prinzen Heinrich von Preußen bei den Großh. Herrſchaften
ſtatt, zu welcher zahlreiche Einladungen ergangen waren.
Später begaben ſich dieſelben zu der Kaiſerin zum Thee.
In der Nacht reiſte Prinz Heinrich don Preußen wieder
von Baden⸗Baden ab. Der Prin; hatte ſich vorher ein-
gehend über den Zuſtand des auf der Hirſchjagd bei Kalten-
brunn durch einen Schuß verunglückten Oberförſters Müller
berichten laſſen. Prinz Max verließ die Großh. Familie
Nachmittags und begab ſich nach Heidelberg. Prinz Lud-
wig Wilhelm begab ſich um 4 Uhr ebenfalls nach Heidel-
berg, wo derſelbe dieſen Winter ſich juriſtiſchen und ſtaats-
wiſſenſchaftlichen Studien widmen wird. Der Prinz wird
zunächſt Vorträge bei Geheimerath Schulze, Geheimerath
Knies, Geheimerath J. Claſſe Kuno Fiſcher und Ge-
heimerath v. Bulmerincq hören. Derſelbe iſt im Gr.
Palais abgeſtiegen. — Heute früh 9 Uhr trafen der Groß-
herzog und die Großherzogin in Karlsruhe ein; gegen 11
Uhr iſt auch die Erbgroßherzogin hier eingetroffen und
wurde von der Großherzogin am Bahnhof begrüßt. Die
hohen Damen beſuchten dann gemeinſam folgende Anſtalten:
Frauenarbeitsſchule, Induſtrielehrerinnenſchule, Zeicheneurſus,
Friedrichsheim, Volksküche, Luiſen⸗Schule und Klinik am
Vormittag, Victoria⸗Penſionat, Krippe, Waiſenhaus und
Kleinkinder⸗Bewahranſtalt am Nachmittag. Um 4 Uhr 40
Minuten Nachmittags kehrten ſämmtliche Höchſten Herr-
ſchaften nach Baden⸗Baden zurück.
Freiherr Alfred v. Liebig iſt zum deutſchen Conſul
in Wien ernannt worden.
Berlin, 25. Okibr. Dem Vernehmen nach wird eine
Erweiterung des Betriebes der ſubventionirten
Dampferlinien angeſtrebt. Wenigſtens wird in be-
theiligten Kreiſen erwogen, ob die Herſtellung einer Linie
von Aden nach Sanſibar oder von Col ombo nach
einem der großen indiſchen Hafenplätze ſich empfehlen möchte,
mit der Maßgabe, ob nicht der urſprünglichen Vorlage ent-
ſprechend Neapel anzulaufen und von dort eine Verbindung
nach Genua einzurichten, dagegen die Mittelmeerlinie auf-
zugeben und an deren Stelle eine der vorgenannten wei-
teren Zweiglinien einzurichten ſein möchte, jedoch iſt man
von einem beſtimmten Entſchluſſe in dieſer Angelegenheit
noch weit entfernt. — Der Staatsſecretär Graf Herber
Bismarck hat ſich nach Varzin begeben. ö
Berlin, 25. Oct. Die Kreuzzeitung beſtätigt, daß der
Generalſtabsarzt der Armee, Profeſſor Dr. v. Lauer, den
bereits mitgetheilten Brief an einen Berichterſtatter des
Newyork Herald, und zwar in franzöſiſcher Sprache, ge-
ſchrieben, um durch zuverläſſige Auskunft die zahlreichen
deutſchen Einwohner von Newyork zu beruhigen, welche
durch Verbreitung der ungünſtigen Gerüchte über den Ge-
ſundheitszuſtand des Kaiſers in lebhafte Beſorgniß verſetzt
geweſen ſeien.
Blankenburg, 25. Oct. Kaiſer Wilhelm iſt nach
Beendigung der Jagd, bei welcher derſelbe 19 Stück Hoch-
wild und 9 Sauen erlegt hatte, wieder hier eingetroffen.
Kiel, 25. Oct. Der feierliche erſte Spatenſtich zum
Nordoſtſeekanal wird in dieſem Jahre nicht mehr vor-
genommen werden.
Stuttgart, 25. Oct. Fürſt Hohenlohe-Walden-
burg⸗Schillingfürſt iſt am Lungenſchlag geſtorben.
—————

. ———

Frauenloos.
Von S. v. d. Horſt.
(Fortſetzung.)
Der ſiebenjährige Paul gab dem allgemeinen Erſtaunen
ſogleich Worte. „Onkel Leo, iſt das Deine neue Mama?“
rief er. „Darf ich Euch einmal beſuchen? Rittmeiſter Klee-
berg ſagte neulich, Du hätteſt Tonnen Goldes geheirathet,
die wollte ich gern einmal ſehen.“
Sekundenlang ſchien bei dieſen Worten des kecken
Bürſch'chens die Geſellſchaft wie erſtarrt, dann lachte der
Oberſt, indem er den Knaben am Ohr zog und nach ihm
nahmen alle, auch der Freiherr, die Sache für einen guten
Spaß. Die Baronin erhielt einen geſchützten Platz, man
bot ihr trotz der Sommerhitze Tücher und Plaids, während
Leo die Pilzſammler begrüßte und Paul in eine Art Ge-
fangenſchaft gerieth. Da unten auf den Steinen am Ufer
lagen die Schwämme zum Trocknen ausgebreitet, und Cä-
ilie hatte das Vergnügen, ſie von Erde und Blättern zu
ſäubern. Auch das Frühſtück mußten ihre Hände zierlich
herrichten, die kleinen Mädchen waren ihrer Obhut anver-
traut, und die Erdbeeren hatte man ihr übergeben, um ſie
Ur die Tafel zuzubereiten.
Arme Cäcilie! —
Leo ſah alles, auch, daß Lieutenant Goverts mehr unten,
in der Nähe des blaſſen, jungen Mädchens, als oben unter
den Theilnehmern der Geſellſchaft zu finden war. Ein
Strom von Groll, doppelt heftig, durchfluthete ſeine Seele.
Goverts und er hatten ſich nie gut geſtanden, die Kamera-
den duldeten überhaupt den Sohn des reichen, jüdiſchen

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Emporkömmlings in ihrer Mitte nur ſehr ungern, vielleicht

nur, weil er die Gelder des väterlichen Millionenſchatzes

äußerſt freigebig verlieh und niemals zurückforderte, — ſie
haßten ihn, ſeit es einmal herauskam, daß er ſich rühmte,
die ſämmtlichen Herren Lieutenants in der Taſche zu haben.
So ſtand der junge Mann mit dem gelblichen Geſicht und
dem hämiſchen Zug um die Mundwinkel geiſtig allein, nur
von den Vorgeſetzten, ſeiner beſonderen Tüchtigkeit wegen,
beachtet und von der Damenwelt im Hinblick auf den
fabelhaften Reichthum, welcher ihm zufallen mußte, als
enfant chéri behandelt.
dankte er in eigenthümlicher Weiſe, indem ſeine Blicke nur
die Bonne des gräflichen Hauſes zu bemerken ſchienen, nicht
aber die Beſucherinnen desſelben.
Jetzt pflückte er Eichenblätter für die Krebsſchüſſel und
wuſch das friſche Grün, ehe er es zierlich ſchichtete, in den
Schaumfluthen des hüpfenden Baches, dann ſtellte er ſich
ſo, daß nur Cäcilie ſein Geſicht ſehen konnte; es galt ihm
gleichviel, wer dieſe Huldigung bemerkte, — mochten ſie ſich
verletzt fühlen, dieſe jungen Damen mit den klingenden
Titeln und dem ſüß verheißenden Lächeln, das ihm lockend
entgegenblickte, wo immer ſich die Gelegenheit bot, den
Millionenerben auszuzeichnen, — ſein Intereſſe galt einzig
und allein dem ſtillen Mädchen mit den gramvollen Augen
und dem dunklen, bläulich ſchimmernden Haar. Sie hatte
für ihn kein Wort, keinen Blick; das zog ihn an. Irgend
ein Glücklicher ſtand ihm im Wege, aber welcher von allen
war es? Das mußte er herausbringen.
Der Freiherr beobachtete ihn, er gab zerſtreute Ant-
worten und vernachläſſigte ſeine Gemahlin vollſtändig. Was

Für dieſe letztere Gunſtbezeugung

hatte der kecke Goverts da unten zu ſuchen? Was war es,
von dem er ſo eindringlich flüſterte?
„Leo!“ rief halblaut die Baronin.
Er wandte den Kopf, wie Jemand, der nicht verſtan-
den hat, was man zu ihm ſpricht; verwirrt ſah er in
das blaſſe, erzürnte Antlitz der Dame. „Du wünſcheſt,
Adele?“
„Ich will nach Hauſe. Kennſt Du übrigens die junge
Perſon da? Eine Kindsmagd, glaube ich, oder dergleichen.
Die Antwort auf dieſen herben Ausfall blieb ihm er-
ſpart. Ein Schrei vom Waſſer her durchdrang erſchreckend
die laute, fröhliche Unterhaltung der Geſellſchaft, —, als
Leo aufſah, gewahrte er in den Strudeln des Gebirgs-
baches zwei mit den Wellen ringende Geſtalten, die des
kleinen Paul und die Cäciliens. Der Knabe mochte im
Sturze das junge Mädchen mit ſich geriſſen haben, er
ſchrie gellend auf, und dann verſank er, während Cöcilie
umſonſt verſuchte, ihn feſtzuhalten; im nächſten Augenblick
verſchwand auch ſie. ö
Ein ſchrecklicher Aufruhr hatte ſich der ganzen Geſell-
ſchaft bemächtigt; die Oberſtin fiel in Ohnmacht, mehrere
der jüngeren Herren ſprangen in das Waſſer, unter ihnen
Lieutenant Goverts, dem indeſſen der Freiherr zuvorkam.
Mit jener Rückſichtsloſigkeit, die im Leben nur aus einem
einzigen Grunde hervorgeht, mit vollkommener Nichtachtung
der Gefahr und der fremden Blicke, ſtürzte er ſich in die
ſchäumenden Strudel, unbekümmert um alle, die es ſahen,
nur beſchäftigt mit der bangen Frage: Werde ich ſie

retten können?
(Fortſ. folgt.) ö
 
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