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Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 6,1): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Breisach, Emmendingen, Ettenheim, Freiburg (Land), Neustadt, Staufen und Waldkirch (Kreis Freiburg Land) — Tübingen u.a., 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.1225#0019

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AMT BREISACH. — BREISACH. g

benöthigten Wachen. Ueber einem der Thore soll Berthold IV die Inschrift angebracht

haben:

HANC ■ DVX ■ BERTHOLDVS • PORTAM . STRVXISSE - NOTATVR ■
A ■ QVO • PRO • FRAVDE • BVRGVNDIA • DEPOPVLATVR

Der Hauptbau des Schlosses aber war ein gewaltiger Wohn- und Wartthurm, der
in Mitten des weiten Hofes stand, 'gefertigt aus lauter gehauenen Steinen'. Derselbe war,
wie der Chronist berichtet, mit dem Hauptschlossgebäude, das südlich an die Ringmauer
sich anlehnte, durch einen Gang verbunden, 'also dass der darin wohnende Herr durch
diesen heimlichen Gang in gesagten Thurm gehen und die sowohl Breisgauer als Elsässer
Gegend vollkommen durchsehen konnte, in dem Eckzimmerle, so gegen Burg ganz
niedlich erbaut gewesen'.

Diesen Gang und dieses Hauptschlossgebäude halte ich jedoch für spätere Er-
weiterungen und Ausbauten und glaube bestimmt annehmen zu können, dass in den ersten
Zeiten der Hauptthurm als Donjon das einzige herrschaftliche Wohngebäude der Burg war.

Der nördlich Breisach gelegene Felsen Uesenberg (Eisenberg) auf dem sich ehemals
das nach 1150 von den Städtern zerstörte Schloss der Dynasten gleichen Namens erhob,
lag wohl in jenen Zeiten öde (vergl. Martini Z. d. hist. Ver. Freib. V4).

Bereits Ende des 12. Jhs. scheint die Bevölkerung der Stadt so zugenommen zu
haben, dass dieselbe auf dem Berge allein keinen Platz mehr fand. In Folge dessen
verfügte Kaiser Heinrich VI, dass in der Oberstadt-fortan nur Kaufleute bauen und wohnen
dürften, wodurch er einerseits den Berg zum Patrizierviertel stempelte, andererseits aber
auch zugleich die Entwickeiung des unteren Stadttheils mächtig beförderte.

In den darauffolgenden Jahrzehnten nach r.515, in welchem Jahre König Friedrich
nach einer im Stadtarchiv zu Breisach aufbewahrten Urkunde der Bürgerschaft gestattete,
die Stadt nach ihrem besten Vermögen zu befestigen und mit einer Mauer (publico muro)
zu umgeben, ist dann auch die doppelte Ummauerung mit Graben um die Stadt gezogen
worden, welche die Unterstadt mit umschloss und quer über den südlich der Stadt
gelegenen Eckardsberg führte, dessen nördlicher Theil zu den Befestigungen mitbenutzt
wurde.

Der ganze Mauerkranz war durch eine Reihe fester, runder oder rechteckiger
Thürme verstärkt und besass drei äussere Thore, das alte Rheinbrückenthor im Westen
als Verbindung mit dem Ueberrhein, das Grünthor im Süden als Eingang für den Verkehr
rheinaufwärts und das Kupferthor im Nordosten, das den Landverkehr nach Burckheim
und Freiburg zu vermittelte. Dazu kamen noch einige Fischerpförtchen und im Innern
der Stadt, wohl als Thor des ehemaligen innersten Mauerkranzes, das Kapfthor am
Eingang in die 'Goldengasse', die von hier aus zur oberen Stadt, den Wohnungen der
Breisacher Patrizier emporleitete.

Im Laufe der Jahrzehnte wurde dann weiter das Speckthor (Gutgesellenthor, auch
Gressenthor genannt), errichtet (1402), das im Süden den Aufgang von der unteren Stadt
nach dem Münsterplateau erschloss und noch bedeutend später, wohl erst im 16. Jh., das
Windbruchthor (heute Bürgerthurm), das diesen Aufstieg nochmals schützte!

Zwischen Kapfthor und Windbruchthor wurde zu derselben Zeit ausserdem eine
mächtige Mauer erstellt und 'durch diese Mauer war eine Stiege (der oben genannte
Aufstieg) angelegt, so man 'Wintersbruch' nannte, um mit der unteren Stadt Gemeinschaft
zu haben'.
 
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