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Kraus, Franz Xaver [Editor]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 6,1): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Breisach, Emmendingen, Ettenheim, Freiburg (Land), Neustadt, Staufen und Waldkirch (Kreis Freiburg Land) — Tübingen u.a., 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.1225#0089

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AMT BREISACH

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Stadt mit Wasser versieht. Baulich erscheint er in ganz modernem Gewände und nur
die sehr starken Umfassungsmauern mit von Randschlag umgebenen Bossenquadern
mögen älteren Ursprungs sein. Auch war er früher bedeutend höher und sein steiler
Dachstuhl mit einem schlanken Uhrthürmchen in Holzkonstruktion bekrönt, wurde aber
nach der Beschiessung von 1793 um zwei Drittel abgetragen.

An seiner Südseite finden sich mehrere
gothische Arcbitekturtheile eingemauert, schlanke
Fialen, hübsche Masswerkplatten und ein völlig
verwitterter Wappenstein. In der Mitte aber
steht frei das sogen. Hagenbachthiirmchen,
das bei der Restauration des Münsters von
dessen AVestfagade hierher versetzt worden ist.
Die Verbindung dieser Säule mit Hagenbach
erscheint als Sage, welche bekräftigt zu werden
schien durch das ungefähr stimmende, auf ihr
angebrachte Jahr 147 6 (Hagenbachs Tod 1474)
und durch den Relief köpf der Vorderseite, in
dem man das Porträt des burgundischen
Vogtes erkennen wollte. Doch verdient hier
die Nachricht des Chronisten grössere Glaub-
würdigkeit, der berichtet: 'Die am Oelberg
stehende steinerne Saul worin ein Marienbild
war vor Zeiten auf dem Kirchhof wo jetzt
der Exerzierplatz von den Bäckerknechten zu
Ehren Mariae errichtet, welche Bäckerknechte
an den Quatembertagen unten in die Oeffnung
dieser Säule eine brennende Lampe bei Nacht
unterhielten. Diese Saul wurde damals die
Backersaul genannt.' (Fig. 23.)

Die von Stabwerk umrahmte breite und
tiefe Nische, deren Seitenflächen aussen durch
Masswerk in Relief geziert sind, ruht auf
einem kräftigen achteckigen Fuss in dessen
Vorderseite eine zweite Nische angeordnet ist"
in der auf einer von einem Haupte als Konsole
getragenen Platte die Leuchte eingestellt wurde.
Bekrönt wird die Nische von einer etwas
plumpen mit Masswerk und Eckkrabben ge- FiS- 23- Br&saek. Sogen, Hagenbachthürmcken.
zierten Pyramide die am Fusse von Zinnen

umgeben ist. Unter diesen auf der Schräge des abschliessenden Gesimses steht in
Minuskeln folgende ringsum laufende Inschrift:

Ano Domini 1476. got dem heiigen geist wart dies werk volleist.......durch

got und......not.

Die Säule, in deren Nische die jetzt in der Sakristei des Münsters aufbewahrte
Pietä stand, halte ich nicht für eine Totenleuchte sondern für ein einfaches Bildstöckchen.
 
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