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Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 6,1): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Breisach, Emmendingen, Ettenheim, Freiburg (Land), Neustadt, Staufen und Waldkirch (Kreis Freiburg Land) — Tübingen u.a., 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.1225#0133

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AMT EMMENDINGEN. — BLEICHHEIM 119

fiel sie dem 30jährigen Kriege zum Opfer und gegen 1638, in welchem Jahre die Stadt
Kenzingen in einen Schutthaufen verwandelt wurde, scheint auch die Kirnburg nieder-
gebrannt worden zu sein.

Die jetzt noch vorhandenen Trümmer der Burg sind unbedeutend und liegen in
zwei Staffeln, einer unteren und einer oberen, auf dem durch eine künstliche Schlucht
(jetzt 'Königssträssle') von dem Bergrücken losgetrennten Vorsprung. Die von Gestrüpp
und Schutt bedeckten Mauerzüge der unteren Staffel lassen die ehemalige Anlage nicht
mehr erkennen; was noch an Mauerresten über dem Erdboden sich erhebt, ist einfaches
Bruchsteinmauerwerk, zum Theil mit einfachen schmalen und nicht zu hohen Scharten
versehen {vergl. Fig. 41).

Die noch kenntlichen Reste der oberen Staffel scheinen dem direkt am Rande der
künstlichen Schlucht und hinter einer Schildmauer gestandenem, viereckigen Hauptthurm
angehört zu haben, von dem noch eine Ecke in wohlgefugtem Quadermauerwerk sich
erhalten hat. Die zum Theil mit kräftig vorspringenden Bossen und Randschlag ver-
sehenen Quader haben eine Schichtenhöhe von durchschnittlich 0,40 m und eine Stein-
länge von circa 0,60 m.

Vor diesem Thurm auf der äussersten Felskante war in einer Entfernung von 0,50 m
von ersterem eine nur wenig starke Quadermauer zur weiteren Stärkung vorgelegt, in
der gleichen Technik wie der Thurm aufgeführt, jetzt aber ebenfalls grösstentheils ein-
gestürzt.

Die ganze Anlage der Burg, ebenso wie das Mauerwerk des höchsten Theiles nach
der Bergseite zu, scheint die Erbauung in die Regierung Burkhards I von Uesenberg
(i i6t bis 1203), also in die Wende des 12. und 13. Jhs. zu verweisen.

Nach einer Zeichnung des verstorbenen Archivraths Leichtlin von 1830, die mir
jedoch unbekannt geblieben ist, soll die untere Staffel ein römisches Kastell in Form
eines länglichen Dreiecks gewesen sein mit einem Geviertthurm in der Mitte und einem
Eingang an der nördlichen Spitze, umgeben von einem Graben und einem Walle, 'welcher
sich in einen geräumigen Vorplatz verlor'. — Aus dieser Beschreibung ist jedoch nichts
klares ersichtlich und scheint die Vermuthung, dass hier ein römisches Kastell gelegen
habe, mehr auf die damalige Sucht zurückzuführen zu sein, als Ursprung jeder mittel-
alterlichen Burg müsse ein Römerkastell angenommen werden.

An der Stelle des gegenwärtigen Bades Kirnhalden stand ehedem ein Pauliner- Ehem. Kio«
kloster 'Kürnback' oder 'Heilig-Kreuz in Kirnbach', später die 'Kürnhalden bei dem
heiligen Kreuzbronnen' genannt (in Christo fratres Paulus et Nycolaus de s. Cruce in
Kürenbach ordinis fratnun heremitarum s. Pauli primi heremite Constantiensis dyocesis
1360; Z. XXI 343; vergl. Kürzel Schau ins Land VI 62—70; Z. NF. II 362; Krieger
S- 33^), dessen Mönche unter ihrem Prior eine eigene Korporation bildeten, als Filiale
des Klosters zu Ensisheim im Elsass. Ueber den Ursprung dieser Stiftung ist nichts
bekannt. Das Klösterlein scheint in der ersten Hälfte des 14. Jhs. vielleicht von den
Uesenbergern gegründet worden zu sein, wurde im Bauernkriege zerstört und verfiel
damals so sehr, dass es schon 1582 ein 'alt verfallen Klösterlin' genannt wird. 1585
kam das Kloster Wonnenthal in den Besitz der Kirnhalde, die darauf einem Meier in
Lehensbestand übergeben wurde. Im 30jährigen Krieg zerstört, wurde das Kirchlein
1669 wieder aufgebaut, ebenso abermals 1722, um dann 1808 profanirt und durch
einen modernen Neubau ersetzt zu werden.
 
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