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Kraus, Franz Xaver [Editor]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 6,1): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Breisach, Emmendingen, Ettenheim, Freiburg (Land), Neustadt, Staufen und Waldkirch (Kreis Freiburg Land) — Tübingen u.a., 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.1225#0269

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254

KREIS FREIBURG.

fratrum de Monasterio quod Etinheim nominatur aufgeführt werden, unter denen Domnus
Eddo eps. erscheint, dessen Strassburger Episkopat 739 bis 765 gesetzt wird). Seit
1420 erscheint die Abtei als der Bursfelder Kongregation eingeordnet. Ihre Gebäulich-
keiten haben durch Brand 1290, 1440, 1651, 1525 durch die Bauern Verwüstungen
erlitten; 1719 wurden sie durch einen Neubau ersetzt. In den französischen Revolutions-
kriegen, wo der Kardinal Rohan das Kloster bewohnte, schwer geschädigt, wurde es
1803 definitiv aufgehoben. fJC.J

Klosterkirche erw.: Ecclesia s. Petri sita infra septa Monasterii in Ettenheim 1225
Würdtwein a. a. O.

Die Pfarrkirche (tit s. Landolini) ist ein stattlicher Bau, wohl aus der
ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts mit wenig vortretendem Querschiff und weiter
Choranlage. Der daran sich anschliessende Thurm stammt aus den Jahren 1853
bis 1855.

Sämmtliche Architekturtheile, sowie die ganzen Querhausfronten sind in rothem
Sandstein ausgeführt, die drei Giebelfacaden durch Lisenen gegliedert und mit je zwei
sehr überladen dekorirten Portalen versehen. Die Giebel selbst, zweigeschossige Voluten-
giebel, werden von kleinen Obelisken überragt und durch Wandpilaster, sowie Fenster
und Nischen belebt. Vor die Hauptfront ist eine etwas tiefer liegende, nach drei Seiten
in Bogen sich öffnende, eingeschossige Kapelle vorgebaut, worin unter einem Steindeckel
die Quellen des heiligen Landolin fiiessen.

Das Innere, in dem das Querschiff noch weniger hervortritt, wirkt durch den
breiten Chor und die Höhenverhältnisse ungemein weiträumig. Die Decke, ein
Spiegelgewölbe mit Stichkappen, das auf wenig vortretenden Wandpilastern mit
hübschen Stuckkapitälen aufruht, ist mit handwerksmässigen Gemälden geziert, die
in Stuckumrahmungen Scenen aus dem Leben des heiligen Landolin darstellen. Die
Altäre sind unbedeutend, doch ist der Hochaltar von nicht geringer Wirkung.
Von den zehn Beichtstühlen zeigen sechs im Langhaus strengere Formen, während
je zwei in Querschiff tind Chor barock in reicherer Komposition geschnitzt sind.
Chorgestühl Zu beiden Seiten des Hochaltars steht ein einfaches Chorgestühl mit niederer
Rücklehne.
Kommunioobank Die Kommunionbank, ein schmiedeisernes Barockgitter von ganz ungemein flotter

Zeichnung und Ausführung, ist weitaus die beste Arbeit, die sich in der Kirche erhalten
hat (Abb. Schau ins Land VII 36).

Die Orgel, sowie das Gitter der Orgelempore sind reiche, etwas überladene
Schnitzereien, ebenso wie die Kanzel mit einer etwas schwerfälligen Komposition auf
dem Schalldeckel.

In der Sakristei befindet sich die vortrefflich und charakteristisch ausgearbeitete
des hBL^doiin Büste des heiligen Landolin (vergl. Tafel XIX), ein Reliquiar vom Jahre 1506, in
Silber getrieben, theilweise vergoldet, und die Mantelborde mit rothen, grünen und
blauen Steinen reich besetzt. Das Gewand wird von einer Schliesse in Gestalt eines
Vierpasses zusammengehalten, worauf die liegende Figur des enthaupteten Heiligen
eingravirt ist. Den achtseitigen Untersatz zieren getriebene Darstellungen aus der
Leidensgeschichte des Heiligen und an* den Ecken vier kleine getriebene Heiligen-
figürchen unter Baldachinen (Höhe 0,63 m, Gewicht io1/^ kg). Am oberen Rand des

Beichtstühlen

Orgel

Kanzel
 
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