Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 6,1): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Breisach, Emmendingen, Ettenheim, Freiburg (Land), Neustadt, Staufen und Waldkirch (Kreis Freiburg Land) — Tübingen u.a., 1904

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.1225#0425

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
408

KRI-IS FKEIliUkn.

steht, enthält in Aufbau und Ausstattung nichts von Interesse Sie ward i. J. 1730
aufgeführt; nur der zweistöckige, viereckige Thurm wird noch der gothischen Bauzeit an-
gehören. Ueber dem Eingangsportal ist das Wappen der Pfirt angebracht und im Chore
vor dem Hochaltar liegen sechs Grabsteine von Gliedern der Familie von Reischach,
deren Aufschriften und Wappen jedoch leider grösstentheils bis zur Unkenntlichkeit ab-
gelaufen sind.

Zu Seiten des Triumphbogens hängen im Chor zwei Flügel eines alten Altar-
werkes, hoch interessante, leider nicht besonders gut erhaltene Malereien, welche die
Geburt Christi, sowie die Anbetung der Könige darstellen. Die Geburt Christi wird
in einer zerstörten Säulenhalle geschildert, durch deren Thür und Fensteröffnung der Blick
ungehindert in eine hügelige Landschaft fällt, in welcher vom gemusterten Goldgrund-
Himmel herab der Engel den Hirten die Geburt verkündigt.

Im Vordergrunde knieen in Gebet versunken neben Ochse und Esel Maria und
Joseph vor dem nackten Jesuskinde, das auf einem, über Heu und dem Mantel der Mutter
Gottes ausgebreiteten, weissen Laken ruht. Im Hintergrunde drei Männer, wohl Hirten,
in lebhaft bewegter Haltung, welche die frohe Botschaft einander im Herbeieilen mitzu-
teilen scheinen. (Fig. 165.) Das Antlitz Mariae ist von ungemeiner Lieblichkeit, die
Zeichnung der männlichen Köpfe äusserst markant und charakteristisch, sowohl bei den
drei Hirten im Hintergrunde, als auch vor allem bei Joseph, der beinahe mürrisch und
grämlich auf das eben geborene Kind herabblickt. Die Bildung der Hände ist dünn
und langgezogen, die Behandlung von Bart und Haupthaar vorzüglich, die der Gewand-
partieen namentlich beim Mantel der Maria etwas gesucht und konventionell; die ganze
Darstellung der Scene aber muthef völlig originell an und gleicht in ihrer lebhaften Frische
nur wenig den sonst üblichen Kompositionen. Das andere Gemälde, die Anbetung
der Könige, ist weniger gut. Auch hier ist das Ereigniss in zerfallener Halle dargestellt
mit goldgemustertem Hintergrund in einer hügeligen Landschaft, in der das Gefolge der
Könige noch schwach erkannt werden kann. Die Komposition aber tritt nur wenig aus
dem Rahmen des Ueberlieferten, die Gestalt Josephs, der hinter der im Vordergründe
sitzenden Mutter Gottes steht, ist hölzern, die Figuren des knieenden Königs und Mohren
(Fig, 166) machen den Eindruck von Kopieen und auch Gesicht und Gestalt der Maria
sind zwar ähnlich den Formen auf dem Bilde der Geburt doch um vieles unbeholfener
und schülerhafter. Eine Ausnahme macht nur der bekrönte, neben Joseph stehende
König, der sowohl in der Behandlung der Gesichtszüge und Haare, als auch in der ganzen
Stellung mit der gen Himmel erhobenen, und auf den im Dache der Hütte sichtbaren
Stern hindeutenden Rechten, lebhaft an die so dramatische Behandlung der Geburt
erinnert. Die Unterschiede, die schon bei flüchtigem Betrachten auffallen, zeigen sich
beim Studium der Einzelheiten noch mehr, so /.. B. der Behandlung der Haare der
beiden Marien, und zwingen uns anzunehmen, dass die Bilder von verschiedenen Meistern
gemalt wurden, eine Annahme, welche in Folge der unleugbaren Verwandtschaft beider
Gemälde wohl dahin modifizirt werden kann, dass die Anbetung unter Aufsicht und
nach Angaben des Künstlers der Geburt Christi von einem seiner Schüler gefertigt
worden sein dürfte. Zeitlich mögen die Bilder gegen Ende der ersten Hälfte des 15. Jhs.
in der Werkstatt eines niederrheinisch beeinflussten Malers der Gegend entstanden
sein. fJS.J

Ortsadel erw. zw. X251 bis 1406.
 
Annotationen