AMT STAUFKN. ■
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Heben Frauen- oder Frühmesspfründe, bereits im 16. Jh. einging, während die andere,
die S. Katharinapfründe, bis 1812 weiter bestand.
Die jetzige S. Martinspfarrkirche war schon 1485 im Bau begriffen. Dabei wurden
auch einige Bestandtheile der älteren Kirche verwendet; ausser einem kleinen Relief mit
romanischem Lamm Gottes über dem Portale
sind es besonders die drei unteren früh-
gothischen Stockwerke des Kirchthurms,
die bestehen blieben. Dieser letztere besitzt
in seiner untern Halle Ansätze eines alten
Kreuzgewölbes und ist mit dem Langhause
durch eine breite Thüre verbunden, deren /
Gewände reich gegliedert sind. Es scheint \
somit, dass diese Halle einst zur Kirche
gehörte, und es ist vielleicht anzunehmen,
dass die Kirche einst eine andere Lage
hatte und dass der Thurm der Giebelseite
vorgelegt war. Die alte Kirche hätte dann
diese Lage gehabt (s. obenstehende Abbildung). Eine Bestätigung dieser Annahme scheint
eine Urkunde von ca. 1341 (Oberrh. Zeitschr. XIII 224) zu geben, laut welcher neben
der Kirche ein adliger Erblehenhof sich befand.
Als solcher kann aber nur ein herrschaftlicher
Maierhof in Frage kommen, der nordwestlich
von der Kirche liegt, aber jetzt durch vorge-
schobene Häuser des Kirchplatzes von derselben
getrennt ist.
Am 23. September 1676, als das fran-
zösische Heer des Herzogs von Luxemburg zu
Staufen lagerte, wurden drei Glocken geraubt,
und am 21. Oktober 1690, während die ganze
Bürgerschaft im Exil war und zu Staufen die
Armee des Dauphin sich befand, wurde die
Kirche durch einen Soldaten der in der Thurm-
halle lagernden Wache in Brand gesteckt. Die
S. Martinskirche, das Pfarrhaus und gegen 50
Bürgerhäuser wurden dadurch zerstört. Der
Schaden, den die Kirche durch den Verlust der
Gebäude und der 'wohlgemachten künstlichen
Altar, Bilder und Daflen' erlitt, wurde vom
«aq, Pfarrer und dem Stadtgericht auf 20,000 fl.
geschätzt; ein sehr hoher Betrag, da man die
anderen 50 Häuser nur auf 15,370 fl. bewerthete.
Glücklicherweise hatten die Gewölbe des Chors dem Brande Stand gehalten, und auch
die Glocken gingen nicht verloren, da man sie kurze Zeit vorher zu Basel verpfändet
hatte. In Folge der Kriegsnoth und der grossen Verarmung blieb die Kirche 8 Jahre in
ihren Trümmern liegen und erst von 1698 bis 1702 setzte man sie wieder nothdürftig
' J±t£r±
Fig- rg6. Staufen
Ktrcke. Gruviriss.
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Heben Frauen- oder Frühmesspfründe, bereits im 16. Jh. einging, während die andere,
die S. Katharinapfründe, bis 1812 weiter bestand.
Die jetzige S. Martinspfarrkirche war schon 1485 im Bau begriffen. Dabei wurden
auch einige Bestandtheile der älteren Kirche verwendet; ausser einem kleinen Relief mit
romanischem Lamm Gottes über dem Portale
sind es besonders die drei unteren früh-
gothischen Stockwerke des Kirchthurms,
die bestehen blieben. Dieser letztere besitzt
in seiner untern Halle Ansätze eines alten
Kreuzgewölbes und ist mit dem Langhause
durch eine breite Thüre verbunden, deren /
Gewände reich gegliedert sind. Es scheint \
somit, dass diese Halle einst zur Kirche
gehörte, und es ist vielleicht anzunehmen,
dass die Kirche einst eine andere Lage
hatte und dass der Thurm der Giebelseite
vorgelegt war. Die alte Kirche hätte dann
diese Lage gehabt (s. obenstehende Abbildung). Eine Bestätigung dieser Annahme scheint
eine Urkunde von ca. 1341 (Oberrh. Zeitschr. XIII 224) zu geben, laut welcher neben
der Kirche ein adliger Erblehenhof sich befand.
Als solcher kann aber nur ein herrschaftlicher
Maierhof in Frage kommen, der nordwestlich
von der Kirche liegt, aber jetzt durch vorge-
schobene Häuser des Kirchplatzes von derselben
getrennt ist.
Am 23. September 1676, als das fran-
zösische Heer des Herzogs von Luxemburg zu
Staufen lagerte, wurden drei Glocken geraubt,
und am 21. Oktober 1690, während die ganze
Bürgerschaft im Exil war und zu Staufen die
Armee des Dauphin sich befand, wurde die
Kirche durch einen Soldaten der in der Thurm-
halle lagernden Wache in Brand gesteckt. Die
S. Martinskirche, das Pfarrhaus und gegen 50
Bürgerhäuser wurden dadurch zerstört. Der
Schaden, den die Kirche durch den Verlust der
Gebäude und der 'wohlgemachten künstlichen
Altar, Bilder und Daflen' erlitt, wurde vom
«aq, Pfarrer und dem Stadtgericht auf 20,000 fl.
geschätzt; ein sehr hoher Betrag, da man die
anderen 50 Häuser nur auf 15,370 fl. bewerthete.
Glücklicherweise hatten die Gewölbe des Chors dem Brande Stand gehalten, und auch
die Glocken gingen nicht verloren, da man sie kurze Zeit vorher zu Basel verpfändet
hatte. In Folge der Kriegsnoth und der grossen Verarmung blieb die Kirche 8 Jahre in
ihren Trümmern liegen und erst von 1698 bis 1702 setzte man sie wieder nothdürftig
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Fig- rg6. Staufen
Ktrcke. Gruviriss.