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Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 6,1): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Breisach, Emmendingen, Ettenheim, Freiburg (Land), Neustadt, Staufen und Waldkirch (Kreis Freiburg Land) — Tübingen u.a., 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.1225#0520

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AMT WALDKIRCH.

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Fialen mit Kreuzblumen und Streben begleitet, zwischen denen auf Säulchen mit Blatt-
kapitalen unter Schilden, welche mit dem Wappen der Hohen-Rechberg und dem Bogen
belegt sind, jetzt moderne Figuren stehen. Abermals über Wimbergen und zwischen
Krabben und Kreuzblumen steigt die schlanke, abschliessende Pyramide, deren Kreuz-
blume im hohen Gewölbe sich verliert, zur Decke. Dies schmucke Werk, das, wahr-
scheinlich aus rothem Sandstein gefertigt, jetzt grau angestrichen ist, mag direkt nach
Fertigstellung des Chorbaues, also gegen 1523, errichtet worden sein. — Alter Eisen -
verschluss. (B.)

Im Schiff Tauf stein, Barockarbeit mit plumpen Reliefs: eine Beschneidung, ein
Franziskanermönch (h. Franz ?), der einen Mohren tauft, ein Jesuit (Franz Xaver ?)
taufend, das Reinigungsbecken des alten Tempels mit dem Hohenpriester, zwei Männer
und zwei Kinder in einem Wasserbecken stehend (Immersionstaufe) mit einigen, über
eine Mauer herunterblickenden Zuschauern. Diese Zusammenstellung der Scenen dürfte
wohl auf deren Citirung in Predigten des 17. Jhs. zurückgehen. Ein älterer Taufstein dient
jetzt als Weihwasserstein: eine achteckige Kufe aus rothem Sandstein mit dem Datum:

/Yj y^ I y\. /\ X (a*so won* J4^°) un(* dem Steinmetzzeichen: -f- C~ An der

entgegengesetzten Seite zwei verwitterte Wappenreliefs. (K.)

Der Emporeneinbau ist neu und die sonstige Innenausstattung meist
werthlos.

An den Fenstern des Chors und theilweise des Langhauses befindet sich eine Reihe
vorzüglicher Glasgemälde.

Zunächst an den östlichsten Fenstern des Langhauses hängen zwei Scheiben,
die in letzter Zeit mit grossen Ergänzungen aus alten Resten zusammengesetzt-scheinen.
Auf dem nördlichen Fenster, das eine schmerzhafte Mutter Gottes, oben von
Engeln mit Leidenswerkzeugen umgeben, darstellt, knieet unten, zweifellos alt, die Figur
vielleicht der Stifterin mit nicht mehr zu erkennendem Wappen (als Helmzier ein bogen-
spannender Mann) über einer Schrifttafel, welche, soweit lesbar, die Worte enthält: (daffit.)

midjatjel j&urfj ri^Iie(?) 511 taaltfiirtg 15^(1524?}-

Auf der Südseite findet sich ein ähnlich ergänztes Glasgemälde, einen Ecce homo
darstellend, an dem jedoch nur die oberen abschliessenden Putten und die untere Schrift-
tafel mit den Worten:

C0115 öaffit bon grautfjan
berä. ftajrtan 31t tatnöen I5Z+

sicher als alt gelten können.

Die acht Scheiben des Chors (1,40 auf 0,60 m), besser erhaltene, gut restaurirte
Gemälde, zeigen, am nordöstlichsten Fenster beginnend, folgende Darstellungen: die
erste Scheibe unter einem Bogen, an dem zwei Engel das Schweisstuch der Veronika
ausbreiten, eine Kreuzabnahme, wie der Leib des Herrn mit Tüchern vom Kreuze
herabgelassen wird, an dessen Fusse Maria, von Johannes gestützt, zusammengebrochen
ist. Rechts kniet neben dem mit einer Scheere belegten Schilde in weitem, weissem
Mantel, mit gefalteten Händen, anbetend ein älterer Mann, offenbar der Stifter der
Glastafel.

Dieser Scheibe (Tafel XXXVI) entspricht auf der anderen Hälfte des Fensters ein
Bild des Todes der Maria. Gleichfalls unter einem Bogenschluss, der hier seitlich eines

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