Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen
— 8./9.1926/27
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https://doi.org/10.11588/diglit.25876#0012
DOI Heft:
1/2. Septemberheft
DOI Artikel:Schmitz, Hermann: Sicherung der Kunstsammlungen und Bibliotheken gegen Feuer und Einbruch
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Herausgeber: yXciOtpt) DonQfri
1./2 SeptemberDeft
Stebccung det? Kunfffammlungen und Btbliotbeken
gegen feuet? und 6tnbt?ucb
oon
fievmann ScbtnitE
jie vor Kurzem von den italienischen Zeitungen ge-
brachte Nachricht eines Brandes in der Privat-
bibliothek Landau in Florenz, dem einige Räume mit
wertvollen Büchern und Kunstschätzen zum Opfer fielen,
hat dem Leiter der Breslauer Universitätsbibliothek
Richard Oeliler Veranlassung gegeben, im Juliheft des
„Zentralblattes für Bibliothekwesen“ am Schluß einer
kritischen Darstellung dieses Vorfalls die Frage einer
größeren Sicherung wertvoller Büchersammlungen
durch nächtliche Ueberwachung aufzuwerfen. In der
Tat verdient diese Frage eine sorgfältige Erwägung,
wenn man sich vergegenwärtigt, welche unersetzlichen
Kunst- und Bücherschätze noch in neuerer Zeit durch
Feuersgewalt zerstört worden sind. Das verhängis-
vollste Ereignis dieser Art, das unsere lebende Genera-
tion betroffen hat, ist der noch in frischer Erinnerung
stehende Brand der staatlichen Bibliothek im königlichen
Schlosse zu Turin, durch den unter Anderem eine der
bedeutendsten Schöpfungen der Malerei aller Zeiten, die
für die Kunstgeschichte unschätzbare, von den Brüdern
Hubert und Jan van Eyck gemalte Handschrift der
„Heures de Turin“ zu Grunde gegangen ist. In aller Ge-
dächtnis sind als beklagenswerte Vorfälle, durch die der
Welt wertvolle Kunstwerke für immer verloren gegan-
gen sind, noch aus diesem Jahrhundert ferner der Brand
der alten Berliner Garnisonkirche im Jahre 1908 und der
Hamburger Michaeliskirche. Von Bränden in privaten
Kunstsammlungen ist den Lesern vielleicht noch der,
wenige Jahre vor dem Kriege stattgefundene in der Ber-
liner Sammlung von Kaufmann erinnerlich.
Wenn in früheren Jahrhunderten häufig bedeutende
Kunstsammlungen durch Feuersgewalt zerstört worden
sind — in erster Linie wurden davon die in den beson-
ders gefährdeten Kirchen und Sakristeien aufgestellten
Bibliotheken und Kunstwerke betroffen, beispielsweise
ist auch Dürers bedeutendstes Kirchenbild, der Hel-
lersche Altar in Frankfurt, dadurch verloren gegangen:
so kann man diese Vorgänge aus den primitiven Siche-
rungsvorrichtungen der älteren Epochen wohl begreifen.
Aber man kann schwer verstehen, daß auch noch in der
Gegenwart derartige für die Kultur tief beklagenswerte
Katastrophen möglich sind, da diese ein auf reichen Er-
fahrungen aufgebautes, mit modernen technischen Ein-
richtungen verschiedenster Art ausgestattetes Be-
wachungs- und Sicherungswesen entwickelt hat.
Das moderne Bewachungswesen sollte auch in
gleicher Weise zum Schutze der wertvollen Bücher-
schätze und Kunstsammlungen gegen Einbruch und
Diebstahl herangezogen werden, wie dies von Richard
Oehler in dem eingangs berührten Aufsatze des „Zen-
tralblattes für Bibliothekwesen“ zum Schutze gegen
Feuersgefahr verlangt worden ist. Welcher Gefähr-
dung gerade die hochwertigsten Kunstschätze durch Ein-
bruch und Diebstahl ausgesetzt sind, dafür brauchen nur
aus dem 19. Jahrhundert drei Vorfälle genannt zu wer-
den, durch die ganz unersetzliche Stiicke geraubt wor-
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Herausgeber: yXciOtpt) DonQfri
1./2 SeptemberDeft
Stebccung det? Kunfffammlungen und Btbliotbeken
gegen feuet? und 6tnbt?ucb
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fievmann ScbtnitE
jie vor Kurzem von den italienischen Zeitungen ge-
brachte Nachricht eines Brandes in der Privat-
bibliothek Landau in Florenz, dem einige Räume mit
wertvollen Büchern und Kunstschätzen zum Opfer fielen,
hat dem Leiter der Breslauer Universitätsbibliothek
Richard Oeliler Veranlassung gegeben, im Juliheft des
„Zentralblattes für Bibliothekwesen“ am Schluß einer
kritischen Darstellung dieses Vorfalls die Frage einer
größeren Sicherung wertvoller Büchersammlungen
durch nächtliche Ueberwachung aufzuwerfen. In der
Tat verdient diese Frage eine sorgfältige Erwägung,
wenn man sich vergegenwärtigt, welche unersetzlichen
Kunst- und Bücherschätze noch in neuerer Zeit durch
Feuersgewalt zerstört worden sind. Das verhängis-
vollste Ereignis dieser Art, das unsere lebende Genera-
tion betroffen hat, ist der noch in frischer Erinnerung
stehende Brand der staatlichen Bibliothek im königlichen
Schlosse zu Turin, durch den unter Anderem eine der
bedeutendsten Schöpfungen der Malerei aller Zeiten, die
für die Kunstgeschichte unschätzbare, von den Brüdern
Hubert und Jan van Eyck gemalte Handschrift der
„Heures de Turin“ zu Grunde gegangen ist. In aller Ge-
dächtnis sind als beklagenswerte Vorfälle, durch die der
Welt wertvolle Kunstwerke für immer verloren gegan-
gen sind, noch aus diesem Jahrhundert ferner der Brand
der alten Berliner Garnisonkirche im Jahre 1908 und der
Hamburger Michaeliskirche. Von Bränden in privaten
Kunstsammlungen ist den Lesern vielleicht noch der,
wenige Jahre vor dem Kriege stattgefundene in der Ber-
liner Sammlung von Kaufmann erinnerlich.
Wenn in früheren Jahrhunderten häufig bedeutende
Kunstsammlungen durch Feuersgewalt zerstört worden
sind — in erster Linie wurden davon die in den beson-
ders gefährdeten Kirchen und Sakristeien aufgestellten
Bibliotheken und Kunstwerke betroffen, beispielsweise
ist auch Dürers bedeutendstes Kirchenbild, der Hel-
lersche Altar in Frankfurt, dadurch verloren gegangen:
so kann man diese Vorgänge aus den primitiven Siche-
rungsvorrichtungen der älteren Epochen wohl begreifen.
Aber man kann schwer verstehen, daß auch noch in der
Gegenwart derartige für die Kultur tief beklagenswerte
Katastrophen möglich sind, da diese ein auf reichen Er-
fahrungen aufgebautes, mit modernen technischen Ein-
richtungen verschiedenster Art ausgestattetes Be-
wachungs- und Sicherungswesen entwickelt hat.
Das moderne Bewachungswesen sollte auch in
gleicher Weise zum Schutze der wertvollen Bücher-
schätze und Kunstsammlungen gegen Einbruch und
Diebstahl herangezogen werden, wie dies von Richard
Oehler in dem eingangs berührten Aufsatze des „Zen-
tralblattes für Bibliothekwesen“ zum Schutze gegen
Feuersgefahr verlangt worden ist. Welcher Gefähr-
dung gerade die hochwertigsten Kunstschätze durch Ein-
bruch und Diebstahl ausgesetzt sind, dafür brauchen nur
aus dem 19. Jahrhundert drei Vorfälle genannt zu wer-
den, durch die ganz unersetzliche Stiicke geraubt wor-
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