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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 8./​9.1926/​27

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1./2. Juliheft
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Singer, Hans Wolfgang: Die graphische Ausstellung des deutschen Künstlerbundes Dresden 1927
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Riess, Margot: Käthe Kollwitz: Zum 60. Geburtstage der Künstlerin am 8. Juli
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https://doi.org/10.11588/diglit.25876#0501

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ziemlich abgerundetes Bild von jedem, kann sehen was
er will und gegebenenfalls, wenn er den Künstler kennt,
dessen Entwicklung feststellen. Von den übrigen Ein-
sendern findet man aber in der Regel nur ein oder zwei
Blätter aufgenommen, die kaum genügen um uns den
Kiinstler zu offenbaren. So, um nur ein Beispiel anzu-
fiihren, sendet Hugo Stadelmeier aus Stuttgart ein sehr
fesselndes Bildnis der Schaüspielerin Drews, in dem
die bildhauerisch weit getriebene Modellierungsweise
Stauffers neuen Tonproblemen angepaßt wird; dane-
ben aber ein zweites Bildnis, das nichts von dieser
Aufgabestellung zeigt und völlig anders aussieht. Mehr
gibt es von ihm nicht. Man vermag an dem einen Bei-
spiel nicht zu erkennen, war es ein glücklicher Zufall,
oder steckt ein wirklich künstlerischer Wille dahinter.
Freilich, wenn die Einsendungen derart waren, daß

die Jury nicht anders konnte als die Nummern 9 und 10
des Katalogs noch unter die besten zählen und aufneh-
men zu müssen, — dann mag es vielleicht ein Segen
sein, daß sie sich auf die niedrige Gesamtzahl von 558
Blatt beschränkte.

Zusammengefaßt: Die Ausstellung bietet eine, —
die einen werden sagen sehr eindringliche, die anderen
peinlich einseitige — Uebersicht der Bestrebungen von
Gesterti. Ob das nun freier Entschluß der Jury war,
ob es vielleicht wieder einmal gar keine Kunst von
Heute und auch nichts von altersher Gute nebenbei
gibt, weiß ich niclit, da ich. die Einsendungen und die
Zurüekgewiesenen natürlich nicht kenne. Auf alie
Fälle läßt das Bild der heutigen deutschen graphischen
Kunst, wie es sich an diesen Wänden offenbart, recht
viele Wünsche offen und Hoffnungen unerfüllt.

Lesser Ury, Londoner Brücke. Aus der Serie der Londoner Impressionen des Meisters 1926.
GroBe Kunstausstelking Berlin 1927. Phot. Hermann Boll

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I-h s war das Schicksal schon mancher großen Kunst,
daß der richtige Zugang zu ihr durch ein unzu-
längliches Schlagwort versperrt wurde. So wird
Spitzweg, der in Farben lebte und dachte wie nur je
ein l’art pour l’art-Künstler von vielen unentwegt in

das Schubfach der Anekdotenmalerei eingereiht. Bleibt
nicht selbst ein Mozart, dessen Werk doch auch reich
an gewaltiger Dramatik und schwermutvoller Dämonie
ist, als der „ewigheitere Götterliebling“ einer immerdar
verkleinernden Perspektive ausgesetzt? So wird auch

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