Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen
— 8./9.1926/27
Cite this page
Please cite this page by using the following URL/DOI:
https://doi.org/10.11588/diglit.25876#0296
DOI issue:
1./2. Märzheft
DOI article:Donath, Adolph: Die Aufgaben des Generaldirektors der Berliner Museen: Zur bevorstehenden Ernennung Wilhelm Waetzoldts
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.25876#0296
/ahrgang 1927 Nlörzhcft
Die Aufgaben des Qenepatdii’ektoßs det? Bectinee jviufeen
But? beüOt?(fef)enden Qnnennung lÜÜbctm LÜaeboldts
oon
Adolpt)
in Abteilungsvorstände der Staatlichen
Museen in Berlin haben sich geeinigt, dem Minister
tür Wissenschaft, Kunst und Volksbildung, Professor Dr.
B e c k e r den Kunsthistoriker Geheimrat Professor
Br. Wilhelm W a e t z o 1 d t als künftigen Direktor der
Museeu vozuschlagen. Der jetzige Generaldirektor, Ge-
heimrat Dr. Otto v o n F a 1 k e , der wegen der Alters-
grenze zum 1. Oktober 1927 aus seiner Stellung scheidet,
sprach dem Minister den Wunsch der Direktoren aus.
Exzellenz v o n B o d e , der sich zwar auf dem Wege
der Besserung befindet, aber noch nicht im Museum
amtieren kann, unterstützte den Wunsch seiner Kolle-
gen durch cin Schreib-en an den Minister, und der
M i n i s t e r war klug genug, Bode umgehend und herz-
Bch zu antworten, daß er Waetzoldt dem Staatsministe-
rium in Vorschlag bringen werde. Die Ernennung
steht vor der Tür, denn es ist nicht daran zu zweifeln,
daß sich das Ministerium, bei der Nominierung eines
e i n z i g e n Kandidaten und bei den Meriten Waetzoldts
Ms Kunsthistoriker und seinen hohen menschlichen Wer-
leu, für Waetzoldt entscheiden wird. Allerdings kann
d*e Ernennung, gemäß dem Beamtengesetz, erst zum
E Juli für den 1. Oktober ausgesprochen werden.
So ist der Vorgang. Und die Herren von den Mu-
Seeu, in deren Kreisen man schon seit Jahr und Tag den
^amen Waetzoldts nannte, haben rechtgetan. Der an-
^ere Kandidat, vor dem man Angst hatte, der Ministerial-
rat I)r. Gall, konnte ja für sie überhaupt nicht in Frage
°mmen, weil er erstens nicht der richtige Mann für
Donatf)
dieseStellung ist und weil sonst der ungiückselige Muse-
umskrieg hätte kein Ende finden können. Waetzoldt
aber ist auch d i e Persönlichkeit, mit der die Abtei-
lungsvorstände werden arbeiten können. Er ist ein
Mann, der abgesehen von der Qualität seiner kunsthisto-
rischen Arbeiten, ein Herz für alle Kunst hat, für alles
Traditionelle in der Kunst und für das Bleibende in der
lebenden Kunst. Er weiß, was den Museen nottut, wie
die Kenner an den Abteilungen zu behandeln sind, von
der rein menschlichen Seite, welche Verantwortung ein
Mann trägt, der einen solchen Riesenkomplex zu über-
sehen hat, wie es die Staatlichen Museen darstellen, und
wie verantwortungsvoll die Einzelarbeit jedes einzelnen
Abteilungsvorstandes und seiner Mitarbeiter ist. Und
Waetzoldt ist auch der Mann, die Wege, die Wilhelm
v o n B o d e wies, in Ehren zu halten und den Namen
Bodes, dem die große Entw-icklung und der Weltruf der
Berliner Museen zu danken sind.
Nun aber gebietet uns die Stunde, zu sagen, welche
M ö g 1 i c h k e i t e n sich noch für das Aufgabengebiet
des künftigen Generaldirektors ergeben. Wie stellen
wir uns also die a 11 e r n ä c h s t e n A u f g a b e n des
neuen Generaldirektors vor? Zunächst, so glauben wir.
heißt es die B er u h i g u n g unter den Abteilungsvor-
ständen zu schaffen, die wichtig ist für ein gedeih-
liches Zusammenwirken. Im Kreise der For-
scher scheint uns ein bureaukratischer Ton (in Wort und
Schrift) nicht angebracht. Jeder einzelne von den Herren
hat schon seine Selbstdisziplin, und jeder einzelne ordnet
265
Die Aufgaben des Qenepatdii’ektoßs det? Bectinee jviufeen
But? beüOt?(fef)enden Qnnennung lÜÜbctm LÜaeboldts
oon
Adolpt)
in Abteilungsvorstände der Staatlichen
Museen in Berlin haben sich geeinigt, dem Minister
tür Wissenschaft, Kunst und Volksbildung, Professor Dr.
B e c k e r den Kunsthistoriker Geheimrat Professor
Br. Wilhelm W a e t z o 1 d t als künftigen Direktor der
Museeu vozuschlagen. Der jetzige Generaldirektor, Ge-
heimrat Dr. Otto v o n F a 1 k e , der wegen der Alters-
grenze zum 1. Oktober 1927 aus seiner Stellung scheidet,
sprach dem Minister den Wunsch der Direktoren aus.
Exzellenz v o n B o d e , der sich zwar auf dem Wege
der Besserung befindet, aber noch nicht im Museum
amtieren kann, unterstützte den Wunsch seiner Kolle-
gen durch cin Schreib-en an den Minister, und der
M i n i s t e r war klug genug, Bode umgehend und herz-
Bch zu antworten, daß er Waetzoldt dem Staatsministe-
rium in Vorschlag bringen werde. Die Ernennung
steht vor der Tür, denn es ist nicht daran zu zweifeln,
daß sich das Ministerium, bei der Nominierung eines
e i n z i g e n Kandidaten und bei den Meriten Waetzoldts
Ms Kunsthistoriker und seinen hohen menschlichen Wer-
leu, für Waetzoldt entscheiden wird. Allerdings kann
d*e Ernennung, gemäß dem Beamtengesetz, erst zum
E Juli für den 1. Oktober ausgesprochen werden.
So ist der Vorgang. Und die Herren von den Mu-
Seeu, in deren Kreisen man schon seit Jahr und Tag den
^amen Waetzoldts nannte, haben rechtgetan. Der an-
^ere Kandidat, vor dem man Angst hatte, der Ministerial-
rat I)r. Gall, konnte ja für sie überhaupt nicht in Frage
°mmen, weil er erstens nicht der richtige Mann für
Donatf)
dieseStellung ist und weil sonst der ungiückselige Muse-
umskrieg hätte kein Ende finden können. Waetzoldt
aber ist auch d i e Persönlichkeit, mit der die Abtei-
lungsvorstände werden arbeiten können. Er ist ein
Mann, der abgesehen von der Qualität seiner kunsthisto-
rischen Arbeiten, ein Herz für alle Kunst hat, für alles
Traditionelle in der Kunst und für das Bleibende in der
lebenden Kunst. Er weiß, was den Museen nottut, wie
die Kenner an den Abteilungen zu behandeln sind, von
der rein menschlichen Seite, welche Verantwortung ein
Mann trägt, der einen solchen Riesenkomplex zu über-
sehen hat, wie es die Staatlichen Museen darstellen, und
wie verantwortungsvoll die Einzelarbeit jedes einzelnen
Abteilungsvorstandes und seiner Mitarbeiter ist. Und
Waetzoldt ist auch der Mann, die Wege, die Wilhelm
v o n B o d e wies, in Ehren zu halten und den Namen
Bodes, dem die große Entw-icklung und der Weltruf der
Berliner Museen zu danken sind.
Nun aber gebietet uns die Stunde, zu sagen, welche
M ö g 1 i c h k e i t e n sich noch für das Aufgabengebiet
des künftigen Generaldirektors ergeben. Wie stellen
wir uns also die a 11 e r n ä c h s t e n A u f g a b e n des
neuen Generaldirektors vor? Zunächst, so glauben wir.
heißt es die B er u h i g u n g unter den Abteilungsvor-
ständen zu schaffen, die wichtig ist für ein gedeih-
liches Zusammenwirken. Im Kreise der For-
scher scheint uns ein bureaukratischer Ton (in Wort und
Schrift) nicht angebracht. Jeder einzelne von den Herren
hat schon seine Selbstdisziplin, und jeder einzelne ordnet
265