Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen
— 8./9.1926/27
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https://doi.org/10.11588/diglit.25876#0164
DOI issue:
1/2. Dezemberheft
DOI article:Schweinfurth, Philipp: Altrussische Malerei in Berlin
DOI article:Pazaurek, Gustav Edmund: Der Frankfurter Glasschnitt und die Familie Heß, [2]
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17. Jahrhundert, bis in die Zeit Simeon Uschakoffs, die-
ses russischen Murillo, künstlerisch ganz ungleich über-
legen, wie sie ja auch die gesamte Ikonenkunst des Bal-
kan künstlerisch weit hinter sich läßt.
Daß sich uns in der Welt der altruissischen Wand-
und Tafelmalerei eine neue kunstgeschichtliche Erkennt-
nis erschließt, wird nach den Eindrücken der Berliner
Ausstellung niclit mehr zu bestreiten sein.
Mart.'n Schongauer
Wappenschild mit dem
Scliwan. B. 98. L. 97
Det? prankfut’tet’ Qlas(cbnitt und die pamitie Heß
oon
Quftaü g. Pasaunek.
ii.*)
Schwieriger als die Feststellung der Lebensdaten
gestaltet sich die Frage nach den A r b e i t e n der Glas-
schneiderfamilie, von denen wohl H. S. Hüsgen auf
Grund offenbar recht genauer Familienaufzeichnungen
zahlreiche erwähnt, unter denen sich jedoch, soweit sie
noch vorhanden sein mögen, bisher nur noch eine ein-
zige Wappenscheibe erkennen läßt. Und doch verhelfen
uns nicht nur verschiedene Indizien, sondern auch
urkundliche Angaben sowie eine Meistersignatur dazu,
uns ein immerhin recht deutliches Bild von der Tätigkeit
der meisten Familienmitglieder zu machen.
Der Ahnherr Johann Hess kommt 1642, also
noch während des Dreißigjährigen Krieges, nach Frank-
furt, wo vor ihm kein eingesessener Glasschneider be-
kannt ist; er beginnt hier mit schlichteren, gering bezahl-
ten Arbeiten, nämlich mit Wappen. Seine erste, wenig-
stens urkundlich nachweisbare Arbeit ist ein großes
Zunftglas, offenbar mit dem Barbierer-Wappen nebst
Inschrift, das der diesem Handwerk beigeordnete Rats-
herr Johann Max zum Jungen der Innung stiftet und am
15. Mai 1644 mit 4,12 fl. bezahlt und wozu Meister Peter
noch ein „Fudral“ um 3,18 fl. inacht'5). Daß der nicht
") Siehe „Der Kunstwanderer“ 1/2. Novemberheft 1926.
1,1) K. Bräuer, Studien zur Geschichte der Lebenshaltung in
Frankfurt a. M. während des 17. u. 18. Jahrhunderts (Veröffentl.
weiter genannte „Glasschneider“ kein anderer gewesen
sein wird, erhellt aus einer anderen Eintragung desselben
Ratsherrn vom 3. Mai 1645: „dem Glasschneider auf der
Kalbächer Gassen vor ein Glas mit mein und meiner 'lie-
ben Hausfrauen Wapen sampt dem Deckel zu schneiden,
zahlt 3,18 fl.“16). Hess hatte, wie wir aus dem Todesfall-
Inventar wissen, ebenda seine „Behausung“. Vielleicht
ist dieses billigere, daher gewiß noch etwas einfachere
Deckelglas mit den Wappen der Familien zum Jungen
(drei Posthörner übereinander im roten Fe'ld) und
Stalburg (drei Pilgermuscheln im blauen Feld) noch
irgendwo vorhanden. Aber derselbe Besteller läßt bei
dem inzwischen verbürgerten und angeseheneren „Hans
Hessen Glasschneidern“, wie es zum 7. Juni 1647 heißt17),
nach dem Tode seiner Frau noch ein viel reicheres Glas
machen, das außer den beiden Familienwappen auch
noch den Tod zeigt und 11 Reichstaler, gleich 16,12 fl.
kostet, also schon ein besonderes Stück gewesen sein
rnuß. Während diese Wappengläser — zum Unterschied
von dem derb-kräftigen gerissenen Autogrammglas der-
selben Familie von 1537 im Historischen Museum in
der Histor. Komm. d. Stadt Frankfurt). Frankfurt a. M. 1915: Aus-
gabenbuch Joh. Max zum Jungen 1642—48, S. 104 u. 48.
in) Ebenda S. 87.
17) Ebenda S. 87.
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ses russischen Murillo, künstlerisch ganz ungleich über-
legen, wie sie ja auch die gesamte Ikonenkunst des Bal-
kan künstlerisch weit hinter sich läßt.
Daß sich uns in der Welt der altruissischen Wand-
und Tafelmalerei eine neue kunstgeschichtliche Erkennt-
nis erschließt, wird nach den Eindrücken der Berliner
Ausstellung niclit mehr zu bestreiten sein.
Mart.'n Schongauer
Wappenschild mit dem
Scliwan. B. 98. L. 97
Det? prankfut’tet’ Qlas(cbnitt und die pamitie Heß
oon
Quftaü g. Pasaunek.
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Schwieriger als die Feststellung der Lebensdaten
gestaltet sich die Frage nach den A r b e i t e n der Glas-
schneiderfamilie, von denen wohl H. S. Hüsgen auf
Grund offenbar recht genauer Familienaufzeichnungen
zahlreiche erwähnt, unter denen sich jedoch, soweit sie
noch vorhanden sein mögen, bisher nur noch eine ein-
zige Wappenscheibe erkennen läßt. Und doch verhelfen
uns nicht nur verschiedene Indizien, sondern auch
urkundliche Angaben sowie eine Meistersignatur dazu,
uns ein immerhin recht deutliches Bild von der Tätigkeit
der meisten Familienmitglieder zu machen.
Der Ahnherr Johann Hess kommt 1642, also
noch während des Dreißigjährigen Krieges, nach Frank-
furt, wo vor ihm kein eingesessener Glasschneider be-
kannt ist; er beginnt hier mit schlichteren, gering bezahl-
ten Arbeiten, nämlich mit Wappen. Seine erste, wenig-
stens urkundlich nachweisbare Arbeit ist ein großes
Zunftglas, offenbar mit dem Barbierer-Wappen nebst
Inschrift, das der diesem Handwerk beigeordnete Rats-
herr Johann Max zum Jungen der Innung stiftet und am
15. Mai 1644 mit 4,12 fl. bezahlt und wozu Meister Peter
noch ein „Fudral“ um 3,18 fl. inacht'5). Daß der nicht
") Siehe „Der Kunstwanderer“ 1/2. Novemberheft 1926.
1,1) K. Bräuer, Studien zur Geschichte der Lebenshaltung in
Frankfurt a. M. während des 17. u. 18. Jahrhunderts (Veröffentl.
weiter genannte „Glasschneider“ kein anderer gewesen
sein wird, erhellt aus einer anderen Eintragung desselben
Ratsherrn vom 3. Mai 1645: „dem Glasschneider auf der
Kalbächer Gassen vor ein Glas mit mein und meiner 'lie-
ben Hausfrauen Wapen sampt dem Deckel zu schneiden,
zahlt 3,18 fl.“16). Hess hatte, wie wir aus dem Todesfall-
Inventar wissen, ebenda seine „Behausung“. Vielleicht
ist dieses billigere, daher gewiß noch etwas einfachere
Deckelglas mit den Wappen der Familien zum Jungen
(drei Posthörner übereinander im roten Fe'ld) und
Stalburg (drei Pilgermuscheln im blauen Feld) noch
irgendwo vorhanden. Aber derselbe Besteller läßt bei
dem inzwischen verbürgerten und angeseheneren „Hans
Hessen Glasschneidern“, wie es zum 7. Juni 1647 heißt17),
nach dem Tode seiner Frau noch ein viel reicheres Glas
machen, das außer den beiden Familienwappen auch
noch den Tod zeigt und 11 Reichstaler, gleich 16,12 fl.
kostet, also schon ein besonderes Stück gewesen sein
rnuß. Während diese Wappengläser — zum Unterschied
von dem derb-kräftigen gerissenen Autogrammglas der-
selben Familie von 1537 im Historischen Museum in
der Histor. Komm. d. Stadt Frankfurt). Frankfurt a. M. 1915: Aus-
gabenbuch Joh. Max zum Jungen 1642—48, S. 104 u. 48.
in) Ebenda S. 87.
17) Ebenda S. 87.
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