Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 8./​9.1926/​27

DOI Heft:
1./2. Aprilheft
DOI Artikel:
Grill, Erich: Die Kunstsammlungen in Villingen und Rottweil
DOI Artikel:
Pazaurek, Gustav Edmund: Der Frankfurter Glasschnitt und die Familie Heß, [5]
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.25876#0352

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Tafel 28, 30 u. 37). Die neuerdings hierher versetzten
Portalstatuen vom „Kapellenkirchturm“ wurden in an-
derem Zusammenhang von P. Hartmann bearbeitet.
Aber schleßlich ist dies alles nur ein kleiner Bruchteil
des vorhandenen Bestandes.

Unverständlich erscheint es, warum man den schö-
nen Marktbrunnen von 1550 abbrach, um ihn gleichfalls
hier aufzustellen, anstatt ihn auszubessern und an sei-
nem Standort zu belassen, oder dort wenigstens durch
eine gute Nachbildung zu ersetzen. Durch seine sinn-
lose Entfernung wurde der Stadtmittelpunkt eines feinen
Schmuckes beraubt und gewaltsam ernüchtert, während
der Brunnen die drangvoll fürchterliche Enge in dem
kleinen Kirchlein nur noch mehr steigert und dadurch
selbst Schaden leidet.

Angenehm berührt dagegen die Rottweiler Alter-
tumshalle im Erdgeschoß eines Hauses gegeniiber dem
Rathause durch ihre wohlgeordnete Sammlung, die als
Glanzstück das beriihmte Orpheusmosaik enthält und
trotz ihres geringen Umfanges hohe Beachtung ver-
dient.

Mit dem in Rottweil und Villingen bereits vorhan-
denen und durch geschickte Fortsetzung der begonne-
nen Sammeltätigkeit noch erheblich zu vermehrenden
Material an Kunstwerken und Altertiimern ließen sicli
ohne Zweifel zwei glänzende Museen einrichten, die
beiden Städten zu Ruhm und Ehre gereichen würden.

Dazu ist freilich eine etwas großziigige Einstellung der
maßgebenden Behörden unter reger Mithilfe der Biir-
gerschaft nötig. Man miißte sich zur Berufung zweier
tiichtiger und erfahrener Fachmänner entschließen, die
hauptamtlich mit dieser ebenso verlockenden wie dank-
baren Aufgabe zu betrauen wären. Eine ersprießliche
Tätigkeit könnten sie jedoch nur entfalten, wenn man
ihnen zur Ausbreitung der Sammlungen auch die erfor-
derlichen Räumlichkeiten schaffte. Sollten indessen
beide Städte die Besoldung von zwei eigenen Museums-
direktoren für einen unerschwinglichen „Luxus“ halten,
so bliebe immer noch der Ausweg, daß sie sich zusam-
mentun und einen gemeinsamen Leiter wählen. Da es
sich um eine Frage von einschneidender Bedeutung han-
delt, deren baldige und befriedigende Lösung ohne
Zweifel den verschiedensten Interessen dient, brauchte
die trennende Landesgrenze — Villingen gehört nämlich
zu Baden und das 27 Kilometer entfernte, durch eine
Zweigbahn mit ihm verbundene Rottweil zu Württem-
berg — kein unüberwindliches Hindernis zu bilden.

Vielleicht bedarf es nur dieser Anregung, um die
Geschichte ins Rollen zu bringen? Denn die Vorteile,
die allen Beteiligten, der Kunstwissenschaft, den durch-
reisenden Fremden oder Besuchern der Schwarzwälder
Kurorte und nicht zuletzt der örtlichen Geschäftswelt,
wie den städtischen Finanzen, daraus erwachsen wür-
den, liegen zu klar auf der Hand und sind zu einleuch-
tend, um darüber nocli viel Worte zu verlieren.

Oscar Haberer
Holzintarsien-Bild

Galerie J. Casper
in

Berlin

Dec pcankfuctet? Qtasfcbnitt und dte famtlte fieß

oon

^chon 1712 hat Johann Benedikt II. — nach Hüsgen
und Gwinner — ein Brustbild Alexanders d. Gr. mit
^ninionshörnern aus Sardonyx auf einem Adler von

*) Siehe „Der Kunstwanderer“ 1/2. Novemberheft 1926,
1/2- Dezemberheft 1926, 1/2. Februarheft 1927, 1/2. Märzheft 1927.

ejttffao 6. Pazaucek

V.*)

schwarzem Achat geschnitten. Der vollrunde Adler, auf
dessen ausgebreiteten Flügeln das Brustbild sitzt, hält in
seinem rechten, erhobenen Fuß einen Donnerkeil, dessen
Pfeile aus Gold und dessen Flammen aus Granaten ge-
bildet sind; für dieses 9 Zoll hohe Stück, das er noch ein-
mal wiederholt, bekam er vom Nürnberger Händler Paul

317
 
Annotationen